Italien 2017, Tag 18, The Grand Tour

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Palermo und ich werden wohl keine Freunde werden. Nachdem die Fähre mich im Hafen von Palermo um etwa 7 Uhr an Land gelassen hat (um 6 Uhr soll man die Kabine räumen, um 6:30 Uhr legt die Fähre an, um 6:50 Uhr dürfen die Reisenden ohne Autos aussteigen) bin ich etwa 10 Minuten später im Hotel. Als ich sage, daß ich für heute ein Zimmer reserviert habe, kann ich schon einen Hauch von Empörung spüren. Ich füge schnell hinzu, daß mir klar ist, daß das Zimmer noch nicht frei ist und ich nur das Gepäck abgeben will. Das scheint die Dame vom Empfang zu etwas zu beruhigen. Allerdings hätte sie das auch freundlicher und professioneller lösen können. Aber Freundlichkeit ist nicht das Ding der Italiener. Um so weniger, je weiter ich nach Süden komme. Auf meine Frage, wann denn das Zimmer frei sein wird, ist die Antwort 14:00 Uhr. Steht ja auch so in der Hotelbeschreibung. In anderen Hotels, kann man trotzdem schon früher rein. Hier nicht.

Ich muß also noch ein paar Stunden herum bekommen. Ich gehe ins historische Zentrum um ein Frühstück zu finden. So früh hat noch nicht viel aus, also probiere ich nochmal McDonalds. Deren Frühstück ist eigentlich nicht schlecht. Hier ist aber offensichtlich ein Student oder Schüler am Werk, der ohne Aufsicht, ohne Englischkenntnisse und offensichtlich auch ohne Einführung, meine Bestellung durcheinander bringt. Ich hätte gerne einen McMuffin, und zeige sogar auf das große Bild hinter ihm. Er fragt dagegen ob ich einen mit Nutella wolle und zeigt auf die Muffins auf der Theke. Ich sage nein und zeige nochmal auf das Bild. Er nimmt mir Geld ab, die Rechnung zeigt sogar den richtigen Eintrag, aber der McMuffin kommt nie. Die Pfannkuchen kommen, aber ohne Ahornsirup. Ich trinke meinen Kaffee und gehe genervt. Ich verzichte lieber auf die paar Euro, als ihm ohne gemeinsame Sprache zu erklären, was falsch gelaufen ist. Ich hätte nicht gedacht, daß es heute in Europa noch Schüler gibt, die nicht genug Englisch sprechen um bei McDonald zu arbeiten.

Dann suche ich die Tourist Information. In allen Ländern, die ich bisher besucht habe, heißt die „Tourist Information“. Hier ist das wahlweise „Tourist Information Centre“, die italienische Variante oder „Visitor Center“. Es gibt zwar Schilder, ober keine die was taugen. Ich habe Beweisbilder gemacht. Glaubt einem ja sonst kein Mensch.

Ich finde eines und frage nach ein paar Ideen für einen Stadtrundgang. Unter anderem wird der Königliche Palast genannt. Als ich dahin komme, muß ich erst den Eingang suchen. Ich gehe dahin, wo die Dame von der „Tourist Information“, oder so, einen Kringel auf der Karte gemacht hat. Dort ist aber nichts. Also gehe ich zum Haupteingang auf der anderen Seite. Fünf Minuten später, ebenda, sehe ich ein Schild daß sagt, daß hier nicht der Eingang für Touristen ist. Die müssen auf die andere Seite. Eine andere andere Seite. Diese Schild würde sich auch gut an der Hauptstraße machen und eine Umweg ersparen. Nach weiteren fünf Minuten bin ich endlich am richten Eingang. Dort erfahre ich, in einem eher genervten Ton, daß der Palast heute nicht geöffnet ist. Ob ich die Kapelle sehen wolle. Will ich nicht. Kapellen kommen mir an den Ohren heraus. Der geschlossene Palast ist eine weitere Information, die an der Hauptstraße ganz interessant währe, oder in der „Tourist Information“.

Auf dem Weg zum Palast, bin ich an einem Museum für lokale, moderne Kunst vorbei gekommen. Wollte ich mir ansehen. Aber alle Stockwerke bis auf eines sind gesperrt. Das eine kostet 3 Euro Eintritt. Was ein 10 Euro Schein? Entrüstet werde ich abgewiesen. Ich bin sprachlos.

Zurück bei der „Tourist Information“ teile ich der Dame mit, daß der Palast heute geschlossen ist. Oh ja, na klar ist er das, sagt sie. Hätte ich sie fragen sollen, ob der Palast, den sie mir empfohlen hat auch geöffnet hat? Diese Maß an Chaos, Inkompetenz und Unfreundichkeit auf allen Ebenen finde ich erschütternd. Ich frage noch, ohne viel Hoffnung, ob denn irgendwas heute offen hätte. Ich habe von gestern einen Sonnenbrand und würde gerne ein paar Stunden in geschlossenen Räumen verbringen. Und eine Toilette währe auch nicht verkehrt. Ich frage, ob es ein Museum für Stadtgeschichte gibt. Auf einer Insel in der sich die verschieden Kulturen und Völker die Klinke in die Hand gegeben haben und wo der Dom berühmt für die verschiedenen Baustile, darunter arabisch, ist, halte ich das nicht für eine vermessende Frage. Ich sehe verständnisloses Kopfschütteln. Mir wir ein archäologisches Museum genannt. Fein, dann eben dorthin. Ich muß wieder suchen. Die Schilder sind, natürlich nutzlos, die Karte von der „Tourist Information“ zu ungenau. Google Maps weist mir schließlich den Weg.

Diese Museum erweist sich als einer von wenigen Lichtblicken am heutigen Tage. Er zeigt zwar nicht die Geschichte von Palermo auf, hat aber eine nette Ausstellung über Selinunt. Dort soll es ein paar der besterhaltenen griechischen Tempel überhaupt geben. Die Karten und Modelle und Fundstücke sind lehrreich und interessant ausgesucht und aufbereitet. Im Innenhof gibt es einen Garten und auf einer Bank kann ich mich setzten und meine schmerzenden Füße schonen.

In dieser Ausstellung höre ich heute schon zum zweiten Mal  den Begriff „Grand Tour“. Das erste mal auf einem Plakat für eine gleichnamige Ausstellung, die aber erst in paar Tagen anfängt. Mit „Grand Tour“ wir nicht nur eine durchaus sehenswerte Fernsehshow benannt, oder bezeichnet abgekürzt als GT, manche Automodelle sondern ist auch ein Konzept einer Reise für „Söhne des europäischen Adels … nach Mitteleuropa, Italen und Spanien …“Es waren wohl zwei Engländer auf der Grand Tour, die maßgeblich für die Wiederentdeckung und Ausgrabung von Selinunt verantwortlich waren.

Der andere Lichtblick ist das Wetter. Zwar scheint auch hier die Sonne vom Wolkenlosen Himmel, so sie denn mal aufgegangen ist. Doch entweder ist es heute ein kalter Tag, oder es ist weniger feucht als in Rom und besonders Neapel. Die Wärme ist auf jeden Fall besser aus zu halten als an den vergangenen Tagen.

Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe gehe ich noch zur Autovermietung um sicher zu stellen, daß deren Mittagspause (ja, sowas gibt es hier noch), erst um 13 Uhr und nicht schon um 12 Uhr, wenn ich das Auto abholen möchte, anfängt.

Italien 2017, Tag 17, Eine Seefahrt

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Heute Abend werde ich die Fähre in Richtung Palermo besteigen. Aber bis dahin habe ich noch fast einen ganzen Tag um Neapel weiter zu erkunden. Das Wetter ist leider sehr diesig und die Sichtweite ist gering. Dabei wollte ich doch zur Festung fahren, die über der Stadt auf einem Berg thront. Ich werde einfach meinen Rundgang unten beginnen und setze darauf, daß das Wetter später aufklaren wird. Das Gepäck lasse ich im Hotel.

Ich gehe in Richtung Hafen und finde dort eine große Festung. Da dort eine große Baustelle ist, vermutlich die neue U-Bahn, und es natürlich keine Schilder gibt, muß ich Raten auf welcher Seite der Eingang liegt. Sonst muß ich 15 Minuten zur anderen Seite laufen. Ich vermute, daß man bei einer Festung, die direkt am Hafen liegt, den Eingang vermutlich auf die geschützte, Landesinnere Seite bauen würde. Ich behalte Recht und kann mir einen großen Umweg ersparen. In der Festung gibt es einen großen und fast Würfelförmigen Raum, der eine Seitenlänge von etwa 25 Metern hat. Heutzutage wird er vom Stadtrat (?) für Sitzungen verwendet wird. Es gibt ein Museum mit Bildern, die aus Kirchen zusammen getragen wurden, die geschlossen worden sind. Ich bin gestern und heute alleine schone an mindestens dreien vorbeigekommen, die schon recht verwahrlost aussehen. Die Bilder sind aber nicht sehr interessant. Die besten werden wahrscheinlich von den großen Museen in Neapel und Rom abgeschöpft. Im Erdgeschoß gibt es einen Raum, der einen Boden aus Glas hat unter dem man die Fundamente einer kleineren und älteren Festung sehen kann. Es geht zwar nur zwei Meter nach unten, aber es ist trotzdem ein sehr seltsames Gefühl durch diesen Raum zu gehen. Bei jedem Schritt muß ich mich überzeugen, daß ich nicht fallen werde. Davon wird man ja fast seekrank.

Vor der Festung steht ein hübscher Baum, der mit voller Kraft mit roten Blüten blüht. Hier ist es eben immer noch Sommer. Nur an den kürzer werdenden Tagen kann ich merken, daß anderswo der Herbst anfängt. Ich gehe weiter nordwärts über die Via Toledo. Um mir eine der U-Bahn Stationen anzuschauen, die schon fertig sind. Interessant aber nicht weltbwegend. Da gefällt mir die neue Station in Hamburg Havenviertel besser. Davon sehe ich auch ab und zu ein Bild auf dem Windows Login Bildschirm. Der zeigt sonst nur Bilder von den international schönsten Plätzen der Erde.

Aus Zufall finde ich eine große und alte Einkaufspassage, ähnlich zu der in Mailand. Vermutlich aus dem 19. Jahrundert mit schöner Glaskuppel über einem X-förmigen Grundriß. Danach komme ich zu einem großen Platz. So groß hätte ich den in dem sonst sehr engen Neapel gar nicht erwartet. Hier würden schon der eine oder andere Fußballplatz Platz finden. Auf der einen Seite steht ein eher langweiliger Palast. Aber auf der anderen steht eine Kuppel die aussieht wie eine Mischung von Hitlers Germania Kuppel und Gebäuden die in einem der mittelalten Star Wars Filme. Drinnen befindet sich eine Kirche mit kreisrundem Haut“schiff“. Ähnlich zum Pantheon in Rom. Ist aber kein Vergleich zu anderen Kirchen in Neapel oder sonstwo.

Ich nehme die nahegelegende Furniculare um zur Festung auf dem Berg hinauf zu fahren. Das ist eine Mischung aus Schrägaufzug und U-Bahn mit sehr großer Steigung. Die Furniculare ist schnell und preiswert. Interessant ist, daß sie, wenn sie an einer der beiden mittleren Stationen hält, ein wenig entlang der Schienen auf und ab pendelt. Oben muß ich noch ein paar Straßen nach oben laufen um zur Festung zu kommen. Es gibt andere Furniculare, von denen ich einen kürzeren Weg gehabt hätte, aber zu deren Talstationen wäre es länger gewesen. Ich habe es aber ja sowieso nicht eilig. Als ich dann die Festung sehe, verschlägt es mir fast den Atem. Von unten hatte ich bisher nur ein paar Gebäude vor der Festung gesehen, die die eigentlichen Mauer verdeckt hatten. Ich wusste also nicht, was mir hier erwarten würde. Diese Festung ist erstaunlich groß. Ihre hohen Außenmauern sind halb aus dem Berg herausgeschlagen worden und halb gemauert. Der Weg in die Festung hinein ist breit und hoch. Wären da nicht die engen Kehren, könnte hier ein Pferdewagen durchfahren. Von oben habe ich einen herrlichen Blick auf Neapel. Denn der Dunst hat sich mitlerweile verzogen, genau wie ich es gehofft hatte. Die Luft ist zwar nicht vollkommen klar und den Vesuv kann ich nicht gut sehen. Dich die Stadt kann ich klar sehen. Und ich bekomme das Gefühl, daß es hier noch eine Menge zu sehen gibt. Es ragen soviele Kuppeln von Kirchen in die Höhe und es gibt soviele große Häuser oder Paläste. Für Neapel braucht man mehr als nur zwei Tage Zeit. Aber man muß sich auch besser vorbereiten, als auf andere Städte. Die Sehenswürdigkeiten werden nicht so stark angepriesen oder präsentieren sich selbst wie etwa in Florenz oder Rom.

Als ich wieder unten in der Stadt bin, schaue ich mir noch ein nahe gelegenes Museum an, in dem es eine Ausstellung über die New Yorker Avantgarde von etwa 1980 gibt. Wahrhol, Basquiat, Haring. Leider darf ich hier keine Fotos machen, vermutlich weil die meisten der Bilder aus Privatbesitz stammen. Ich hätte gerne wenigstens ein Bild von den Warhol Drucken des Vesuvs gemacht. Die Bilder von Caravagio, die hier normalerweise hängen sind zur Zeit verliehen. Nach Mailand. Ich erinnere mich dort Werbung für eine Caravagio Ausstellung gesehen zu haben. Nur gesehen habe ich sie leider nicht.

Auf dem Weg zum Hotel schaue ich noch kurz in den Dom von Neapel hinein. Eine tolle gothische Kirche. Wie eine etwas kleinere und weiße Variante des Kölner Doms. Allerdings gibt es hier nicht so viele Fenster. Dafür gibt es prächtige Kapellen an den Seiten. Zwar nicht ganz mein Geschmack aber eindrucksvoll sind sie schon.

Dann gehe ich zum Hotel, hole mein Gepäch ab und gehe zur Fähre. Dort kann ich zwar schon meinen Boardingpass bekommen, muß aber noch fast zwei Stunden warten, bevor ich an Bord gehen kann. Dabei liegt die Fähre schon mindestens seit heute morgen im Hafen. Also gebe ich mein Gepäck in der Gepäckaufbewahrung ab. Hier muß ich aber 6 Euro bezahlen. Das hätte ich besser planen können. Ich nutze die Zeit um nochmal durch die Stadt zu gehen. Ich mache ein paar Fotos, die ich ähnlich heute morgen schon gemacht habe. Jetzt gibt es aber ein besseres Licht. Ein warmes Gelb der bald untergehenden Sonne. Solange man in die richtige Richtung geht. Wenn ich in Richtung der Sonne gehe sieht die ganze Welt schwarz und weiß aus.

Um etwa 18 Uhr kann ich endlich an Bord und meine Kabine beziehen. Die ist verhältnismäßig groß, nennenswerten Luxus gibt es aber nicht. Kann man aber für 55 Euro auch nicht verlangen. Dafür gibt es eine Übernachtung und eine Reise. Die Abfahrt ist erst im 20 Uhr. Bis dahin müssen alle Autos und LKWs an Bord gebracht werden. Ich bezweifele, daß die Fähre voll ist. Trotzdem dauert es lange bis der letzte LKW an Bord ist. Denn die müssen rückwärts aufs Schiff fahren. Sowas habe ich vorher noch nirgenwo gesehen. Die Einweiser sehen auch teilweise nicht sehr hilfreich aus. Manche stehen auf der falschen Seite des LKW und wundern sich dann, daß sie ignoriert werden. All das sieht nicht sehr proffessionell aus.

Leider ist es schon dunkel als es los geht. Ich bin mal gespannt, ob ich mit den Fotos was anfangen kann. Das Schiff ist verhältnismäßig laut. Ich bezweifele, daß ich in dieser Nacht viel Schlaf bekommen werde. Die Fähre kommt ja auch schon kurz nach sechs in Palermo an und ich muß entsprechend früh aufstehen.