Familientag

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England 2019, Tag -2

Es sind noch zwei Tage bis mein Vater, Peter, und ich zu einem zweiwöchigen Urlaub nach England aufbrechen. Um beim Pfingstessen dabei zu sein, bin ich aber schon ein paar Tage früher nach Paffrath gekommen. Heute, an Pfingstmontag, machen Peter, Tim und ich einen Spaziergang um das Freibad herum um das schöne Sommerwetter zu genießen. Es fühlt such aufgrund der Luftfeuchtigkeit wärmer als die etwa 25 Grad an. Als es später einen kleinen Schauer gibt, bringt das eine willkommene Abkühlung.
Ein Grund für den Ausflag ist das ausprobieren der Fotoausrüstung. Ich habe meine Canon EOS 60D und das neue Samsung S10 dabei. Das Mobiltelefon macht ganz gute Bilder und kann sogar automatisch und in Echtzeit Panoramen erstellen. Aber wenn man ein wenig in die Bilder hereinzoomt, kann man deutliche Artefakte von wenig subtilen Verbesserungsalgorithmen sehen. Die Bilder der 60D sind da deutlich neutraler.

 

Ein paar Bilder von der D60

und dem S10

There and Back Again

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England 2019, Tag 0

Unsere Reise verläuft in der ersten Hälfte reibungslos. Das Taxi zum Bergisch Gladbacher S-Bahnhof ist pünktlich, die S-Bahn ist pünktlich, der ICE nach Brüssel ist pünktlich. Und da auch wir jeweils pünktlich sind, erreichen wir um kurz nach halb Zwölf Brüssel Midi.

Das Wetter ist grau. Mehr kann ich dazu eigentlich nicht sagen. Diese Farbe ist der belgischen Gegend und den Häusern leider nicht zuträglich. Einen Schönheitspreis wird dieses Land wohl so schnell nicht gewinnen.

In Brüssel ist das Gleis für den Anschlusszug nach London ist auch schnell gefunden. Das Verwendung des Worts „Checkin“ werte ich erstmal nur als Wichtigtuerei. Bald stellt sich aber heraus, dass es hier durchaus zutrifft. Nicht nur werden an unseren Fahrschein zwei Bordingpässe angeheftet (die danach niemand mehr sehen möchte) sondern es wird auch das Gepäck durchleuchtet und wir müssen durch eine Sicherheitsschleuse. Der Sicherheitsstandard wirkt aber nicht so hoch wie bei einem Flughafen. Das Kleingeld, das ich in der Hosentasche vergessen habe, interessiert niemanden. Auch mein Taschenmesser wird heute noch nicht gefunden.

Dann aber passiert ein Ungeschick, dass unsere Reisepläne um einen vollen Tag nach hinten wirft. Da England nicht beim Schengenabkommen mitspielt, gibt es eine Passkontrolle. Und Peter hat dummerweise seinen Personalausweis zu Hause vergessen. Das eine Dokument, bei dem Kopien oder elektronische Varianten nicht ausreichen, und das man auch nicht durch Geld ersetzen kann. Ärgerlich, aber kann ja passieren. Und besser jetzt als etwa in London. Von hier aus kommt man ja verhältnismäßig einfach wieder nach Gladbach. Ich spiele kurz mit dem Gedanken, nach Paffrath und wieder zurück zu fahren bevor der letzte Zug nach London abfährt. Dann könnten wir das Ticket für etwa 50 Euro umtragen lassen. Das würde aber in argen Stress ausarten und würde nur funktionieren wenn alles reibungslos funktioniert. Um auf Nummer sicher zu gehen, fahre ich heute nach Gladbach, übernachte dort und fahre morgen früh wieder zurück.

Ich miete also schnell ein Hotelzimmer für Peter und das Gepäck und mach mich auf den Weg zurück nach Paffrath. Gisela hat in der Zwischenzeit den Ausweis gefunden und ich muss ihn nur noch abholen. Ein Ticket für den ICE kaufe ich im Zug, das für den Weg zurück nach Brüssel und zwei Neue Tickets von Brüssel nach London kaufe ich in Köln im Hauptbahnhof. Ist hier sogar deutlich preiswerter als sie in Brüssel gewesen wären.

Taxi, Taxi, Taxi

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England 2019, Tag 1

Ich stehe um 4:50 Uhr auf und fahre um 5:30 Uhr mit dem ersten Taxi des Tages nach Bergisch Gladbach. Dort angekommen, informiert mich der Fahrer, dass heute morgen bisher noch keine S-Bahn angekommen oder abgefahren sei. Die Laufbandanzeige am Bahnsteig beruhigt mich aber mit den Worten dass sich der Bahnverkehr nach Sturmtief Karl wieder normalisiert. Und tatsächlich, heute werden alle meine und unsere Züge pünktlich sein.

Das Wetter ist heute deutlich besser (jedenfalls noch) und im Sonnenschein wirkt Belgien fast hübsch. Ich fahre im Talys, dem ersten Zug des Tages nach Brüssel. Bequem und schnell, teilweise jenseits von 270 km/h. Allerdings innen recht plüschig. Und sehr rot.

Ich habe das Gepäck bei Peter in Brüssel im Hotel gelassen und reise nur mit dem Fahrschein in der Hand. Bei meiner Pan-Europa Reise komme ich mir damit schon fast wie Jason Bourne vor.

Um kurz nach halb neun in Brüssel Midi, um neun beim Hotel um Peter und das Gepäck abzuholen. Mit dem zweiten Taxi des Tages geht es zum Bahnhof. Wir haben noch Zeit für ein Frühstück am Bahnhof. Der Checkin verläuft heute reibungslos. Heute werde ich von den Beamten auf mein Schweizer Offiziersmesser angesprochen. Den vorwurfsvollen Blick der Dame sitze ich aus und irgendwann wird ihr wohl klar, das ich und die stumpfen Klingen kein Sicherheitsrisiko darstellen. Ich darf durch und wir warten noch eine halbe Stunde im Wartebereich des Eurostar. Sie versuchen so gut es geht den Eindruck eines Flughafens zu wecken.

Es gibt einen kurzen Halt in Lille, dann geht es durch den Tunnel. Nach etwa einer halben Stunde kommen wird in England wieder ans Tageslicht in eine Landschaft, die nicht fundamental anders wirkt als Nordfrankreich. Nach einer Reihe weiterer Tunnel, insbesondere im Stadtgebiet von London, kommen wir um kurz vor zwölf in St. Pankras an. Dieser Bahnhof wurde vor dem Verfall gerettet nur für den Eurostar nach/von Brüssel und Paris.

Mit dem dritten Taxi geht es zu unserem Hotel. Es wird mir sofort klar, dass die Londoner Taxis die am besten designten Taxis der Welt sind. Der Fahrgastraum ist geräumig. Das Einladen der Koffer geht einfach und schnell. Es gibt kostenloses Wifi und einen fest installierten Kreditkartenleser. Dem Taxifahrer reicht der Name des Hotels. Keine Selbstverständlichkeit in europäischen Großstädten. Mir wird sehr schnell danach aber auch klar, dass Londoner Taxis vielleicht auch die überflüssigsten Taxis der Welt sind, denn wir stehen fast nur im Stau. In der Zeit, die wir zum Hotel brauchen, hätten wir auch zweimal mit der U-Bahn fahren könne.

Das Hotel ist ein typisches Großstadthotel. Kleine Zimmer und die beste Zeit des Hotels liegt deutlich in der Vergangenheit. Aber wir sind ja auch nur wenige Tage hier. Dafür sollte es reichen.

Nach einer kurzen Pause, die ich für einen Rundgang durch die nähere Nachbarschaft nutze, machen wir uns auf den Weg in Richtung Parlament. Die Karten, die überall hängen sind hilfreich sind aber, da nicht genordet, ein wenig gewöhnungsbedürftig. Genauso wie die Texte auf dem Boden von vielen Kreuzungen. „Look left“ erinnert uns ausländische Touristen daran, dass in der UK die Autos aus der falschen Richtung kommen. Außer es sind Einbahnstraßen, was recht häufig der Fall ist. Also muss man doch immer in beide Richtungen schauen um sicher zu gehen.

Das Wetter ist herbstlich kalt und windig. Ich bedaure, dass ich meine warme Jacke im Hotel gelassen habe. Auf dem Weg zum Parlament gibt es viel zu sehen. Wir gehen durch Soho, das nur aus kleinen Restaurants und Theatern zu bestehen scheint. Auf dem Picadilli Circus kann ich die grösste und technisch wohl beste Leuchtreklame sehen, die ich je erlebt habe. Und nach Peking will das schon was heißen.

Vorbei an imposanten aber uns unbekannten Monumenten mit russisch aussehenden Soldaten (Napoleon?) und einem auf einer hohen Säule stehenden Königssohn erreichen wir St. James’s Park, der Buckingham Palace und den Admiralty Arch verbindet. Überhaupt gibt es viele Standbilder brühmter und nicht so berühmter Briten in London. Ein paar davon stehen auf dem Paradeplatz der Horse Guards auf dem erst kürzlich das Trooping the Colours statt gefunden hat. Durch das Tor der Horse Guards erreichen wir Whitehall. Links und rechts stehen jetweils ein Pferd samt Reiter halb in einem Wachhäuschen und versuchen so still zu stehen wie sie können. Etwa zwei hundert Meter rechts befindet sich der Eingang zu 10 Downing Street. Diese ist aber durch ein Tor, vielleicht 10 bewaffnete Polizisten und etwa 50 Touristen von uns abgeschirmt.

Weiter geht es entlang der Parliament Street. Vorbei am Cenotaph, einem von vielen Kriegsdenkmälern in dieser Stadt. Dieses steht allerdings mitten auf der Straße. Wir biegen links ein und sehen rechts Westminster, Big Ben und die Houses of Parliament. Ich sollte besser sagen, „sähen“, denn Big Ben und Teile des Parlaments sind von Gerüsten eingerahmt und fast gar nicht zu erkennen. Nur eines der Zifferblätter von Big Ben ist noch zu sehen.

Vielleicht deswegen, werden hier auf der Westminsterbridge die meisten Selfies mit dem imposanten Riesenrad des London Eyes gemacht. Und es werden eine Menge Selfies gemacht.

Hier wird es aber doch langsam zu kalt und wir beginnen langsam den Heimweg. Der letzte Punkt auf unsere heutigen Entdeckungstour ist Trafalgar Square, diesmal mit Nelson auf einer hohen Säule. Deren Höhe ist laut Reiseführer identisch mit der Masthöhe des Hauptmastes von Nelsons Victory. Muss ich mal vergleichen wenn wir die Victory in ein paar Tagen besichtigen.

Mit dem Bus geht es durch den Stau zum Hotel wo wir nach kurzer Pause zum ersten mal seit dem Frühstück wieder etwas essen.

Bilder gibt es morgen.

Mc River Mansions

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England 2019, Tag 3

Das Frühstück gestalte ich weniger einheimisch als gestern. Keine Bohnen, keine Wurst. Dafür die lokale Variante eines Brötchens. Kleiner und weicher. Das Messer stellt sich trotzdem als zu stumpf heraus. Erste Welt Probleme.

Am Vormittag besichtigen wir die Tower Bridge, die direkt am Tower liegt. Leider ist eine der beiden U-Bahnlinien, die uns zum Ziel bringen würden, gesperrt ist, müssen wir ab Liverpool Street laufen. Am Ziele bezahlen wir etwa 10 Pfund für eine Besichtigung der Brücke. Inklusive Glasboden auf dem hochgelegenden Fußgängerüberweg. Wir können außderdem den Maschienenraum der alten Dampfmaschine sehe, die früher verwendet wurde um die beiden beweglichen Teile der Klappbrücke hoch und runter zu fahren. Das wurde mal bis zu 60 mal am Tage gemacht. Heute deutlich seltener. Eigentlich besteht die Brücke aus einem Stahlgerüst mit zwei Türmen links und rechts der Flußmitte. Um aber für etwas architektonische Harmonie mit dem nahe gelegenen Tower zu sorgen, wurden diese mit einer Steinfassade versehen. Insgesamt eine der hübscheren Brücken der Stadt.

Danach gehen wir an der naheliegenden HMS Belfast vorbei, einem Zerstörer aus dem zweiten Weltkrieg. In hübschen grünlichen Tarnfarben fügt er sich in das Stadtbild ein, das massgeblich durch grünliches Glas und helle Steinfassaden geprägt wird. Mit der U-Bahn geht es nach Osten. Unter Canary Warf hindurch nach Greenwich. Leider kommen wir im Norden an, direkt neben dem Milleniumdome. Wir wollen aber in die Gegend der alten Navigatorenschule im Süden. Also fahren wir mit Buslinie 188 ein paar Stationen. Das Observatorium, in dem sich Peter die alten Uhren anschauen wollte, würde aber noch einen zu weiten Fußmarsch auf einen kleinen Berg erfordern. Daher begügen wir uns mit dem Maritimen Museum, das nahe der Haltestelle liegt. Ist sehr nett und liebevoll eingerichtet und wir im Reiseführer als das beste seiner Art auf der Welt gerühmt. Der ist aber etwas älter und hat wohl nicht die Museen in Oslo oder Hamburg berücksichtigt, die mir persönlich deutlich besser gefallen. Dieses Museum ist auch sehr auf Großbritanien fokussiert und zeigt nur wenig von anderen seefahrenden Nationen.

Direkt an aber nicht in der Themse ist die Cutty Sark ausgestellt, einstmals das schnellste Segelschiff der Welt. Der Einrittspreis von 15 Pfund und die vielen Stufen schrecken uns aber ab. Statt dessen fahren wir kurz mit dem Aufzug zum Eingang eines alten Themesetunnels. Dort kann man zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf die andere Seite glangen. Wir bleiben auf der Südseite und fahren wieder rauf. Für den Weg zurück wählen wir den Thames Clipper, eine schnelle Personenfähre. Die hält an allen wichtigen Landmarken, die an der Themse liegen und bietet einen großartigen Ausblick auf die Stadt. Allerdings sehen viele der Wohnhäuser aus als ob sie am Zufallsgenerator entworfen worden wären. Nicht direkt hässlich. Aber irgendwie mergwürdig. Ich werde an die amerikanischen Mac Mansions erinnert, wo sich die Besitzer die besten Teile von belieben Baustilen zu einem Frankensteinhaus zusammen setzen lassen.

Bei Westminster steigen wir aus, buchen noch 5 Pfund auf unsere Oyster-Cards (die Flussfahrt ist etwas teurer als die U-Bahn) und fahren über die Bond Street zurück zum Hotel.

Dream Lover

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England 2019, Tag 4

Wir verlassen die Stadt und fahren aufs Land. Mit Umweg über Terminal 5 um das Auto zu holen. Im Hotel ordern wir einen Wagen der uns für 60 Euro ans westliche Ende der Stadt (jenseits des Westends) bringt. Nach einem anfänglichen Gespräch über Fußball stellt der Fahrer bald Musik an. Aus den 50ern und 60ern, unter anderem Dream Lover. So vergeht die Zeit bei grauem Himmel und gelegentlichem leichten Regen sehr schnell.

Im Flughafen angekommen, müssen wir noch eine kurze Wanderung durch die Gänge von Heathrow Terminal 5 machen um zur Sixt Autovermietung zu kommen. Das Abholen geht relativ einfach und unkompliziert aber wie bei jeder anderen Autovermietung auch, ist Lisa recht lange mit ihrem Computer beschäftigt. Dann geht es los und ich muss/darf zum ersten Mal auf der linken Seite der Straße fahren. Wobei das links fahren das kleinste Problem darstellt. Zum Überholen rechts aus dem Fenster zu schauen und beim Zurückfahren über die linke Schulter zu gucken, dass fällt mir viel schwerer.

Wir machen einen Stop am Steinkreis von Avebury und schauen uns die mehrere tausend Jahre alten Steine an, die von den ursprünglich 72 (?) noch übrig geblieben sind. Was dden Durchmesser angeht, ist dies das größte „Henge“ der Welt. Was wir sehen können ist ein großer Kreisrunder Graben und außen anschließendem Erdwall. Mit einem Durchmesser von vielleicht 200 Metern. Darin in verschachtelten Kreisen ein paar sehr unregelmäßig geformte Steine. Ein paar davon sind vielleicht doppelt so hoch wie ich. Es gibt auch ein paar Shops in alten Häusern und das Wirtshaus „The Red Lion“. Auf den Bänken davor sitzt unter anderen ein wie ein Druide gekleideter Mann der durch eine ähnlich phantasievolle Gefolgschaft komplettiert wird. Ob hier jemand einen Film dreht? Oder üben die schon mal für Mittsommernacht in fünf Tagen?

Danach geht es in Richtung Süden nach Bath, das wir gegen 16 Uhr erreichen. Beim Ortseingang treffe ich mit dem linken Vorderrad einen Bordstein und verschramme die Felge. Es fällt mir noch schwer, die Breite des Autos vom Fahrersitz auf der rechten Seite abzuschätzen. Scheint aber aus einem Kratzer und einem Schrecken keinen weiteren Schaden zu geben. Unser Hotel liegt in einer schönen und prachtvollen Straße, dern Verlängerung von Osten über eine mit kleinen Läden bebaute Brücke in das alte Stadtzentrum führt. Die Staße ist hier noch breit mit breiten Bürgersteigen. Das Hotel ist nicht sehr groß und hat wahrscheinlich nicht mehr als 10 Zimmer auf drei Etagen. Die Zimmer sind nett eingerichtet. Das einzige was stört, ist der leichte Schimmelgeruch.

Während Peter sich ausruht mache ich einen Erkundungsrundgang durch das Stadtzentrum. Vorbei an den Namensgebenden Bädern und der Kirche (Abbey) und dem Circus, einem kreisrunden Platz der von Reihenhäusern gesäumt ist wie unser Hotel eines ist. Der gleiche Sandstein und die großen Platanen in dem Park in der Mitte vermitteln eine angenehme Atmosphäre. Wenig später gehen wir Essen in einem Restaurant an einem anderen Platz. Dieser ist quadratisch und beherbergt gerade eine Boulefest/-wettbewerb/-volksfest. Essen ist gut, wenn auch nicht weltbewegend.

Die Gelbe Stadt

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England 2019, Tag 5

Wir übernachten zweimal in Bath und haben daher einen vollen Tag um die Stadt kennen zu lernen. Das Wetter gefällt mir gut, bedeckt und nicht zu warm. Aber auch nicht zu kalt. Ein Hemd mit langen Ärmeln reicht so gerade eben.

Wir gehen über die Brücke zur Abbey in der Stadtmitte. Dort ist auch das römische Bad, dass der Stadt ihren Namen gab. Die Schlangen davor sind uns aber zu lang und so fangen wir unsere touristischen Tätigkeiten in der Kirche an. Deren Boden wird gerade „renoviert“. Es heißt, dass die Toten hier übereinander bestattet wurden. Abgeschlossen mit den vielen Grabsteinbodenplatten, die fast den ganzen Boden ausfüllen. Diese Art der Bestattung ist aber wohl statisch nicht so günstig und daher ist der Boden an manchen Stellen eingestürzt und mass erneuert werden. Das Hauptschiff ist also der länge nach unterteilt. Die Kirche hat nette Fenster und eine hübsche Decke, die wie Palmblätter geformt ist.

Weiter geht es nach Norden zum Circus. Heute wir hier der Staßenbelag erneuert. Dazu muss der alte erst abgefräst werden. Das hat wohl einer der Anwohner nicht mit bekommen und dessen Auto muss entfernt werden. Die Fräsmaschiene steht fünf Meter dahinter und wartet.

Wir gehen weiter nach Westen zum Royal Crescent einer Wohnhauszeile, die halbkreisförmig angelegt wurde. Wir besichtigen das Haus Nummer 1 auf mehreren Etagen. Nett ist, dass auf jeder Etage jemand die Räume und Gegenstände erklärt.

Wir gehen zurück nach Südwesten zum Herschel-Haus. Herschel hat von hier aus den Planeten Uranus entdeckt und begonnen, Glasspiegel für selbstgebaute Teleskope zu schleifen. Ein Video im Keller, neben der Werkstatt, nennt ihn den bedeutendsten Sternengucker (Stargazer) überhaupt.

Zum Abschluss unserer Stadtbesichtigung geht es zurück ins Zentrum der Altstadt ins römische Bad. Das ist über und um natürliche heiße Quellen gebaut worden und ist für das Land erstaunlich groß. Nichts was einen nach einem Besuch in Rom in Ehrfurcht versetzt aber trotzdem ganz interessant. Ein guter Audioguide ist im Eintrittspreis von 20 Pfund enthalten.

Bag Of Halfpence

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England 2019, Tag 7

Zum Frühstück gibt es ein „Full English Breakfast“. Es gibt schlimmere Arten den Tag zu beginnen. Aber auch bessere. Danach fahren wir 2 Minuten auf die andere Seite der kleinen Bucht bei Lymington (das, wie wir später aufgeklärt werden, Limmington ausgesprochen wird, nicht Leimington) und auf die Fähre nach Yarmouth auf der Isle of Wight. Das Ticket habe ich gestern Abend online gekauft und war mit etwas mehr als 70 Euro unerwartet teuer. Insbesondere wenn man schon mal in Skandinavien war, wo Autofähren Teil des Straßennetzes sind. Ich habe mir extra die App des Fährenbetreibers installiert und will beim Check In Häuschen mein E-Ticket vorweisen, da werde ich auch schon durch gewunken. Da steht also irgendwo ein Kennzeichenleser und hat automatisch den Leihwagen erkannt und mit dem Ticket abgeglichen. Und tatsächlich, als ich später auf der Insel in die App schaue, wird die Hinfahrt schon als „getätigt“ markiert. Da haben wir in Deutschland noch eine Menge aufzuholen.

Das Wetter ist grau mit einem sporadischen, warmen Nieselregen. Eigentlich ganz angenehm. Nur nicht so gut um Fotos zu machen. Unsere erste Station sind die Needles im Westen der Insel. Eine Reihe von Kreidekegeln, die wirklich nicht wie Nadeln aussehen, und von einem Leuchtfeuer in ähnlicher Größe abgeschlossen werden. Es gibt einen Aussichtspunkt, der Teil von einem Kindervergnügungspark ist, der ein Dinosaurier-Theme hat. Wegen des Wetters ist aber nicht viel los. Hier steht auch ein Stein, der den Standplatz einer Radiostation markiert, von der aus Marconi die ersten Funkverbindungen zu Schiffen auf See getestet hat.

An der Südküste geht es weiter nach Osten. Die Straßen sind eng und in Verbindung mit dem Linksverkehr sehr unangenehm zu fahren. Gräser, Sträucher und Bäume bilden oft eine grüne Mauer die unmittelbar neben der äußeren Fahrbahnmarkierungen senkrecht in die Höhe ragt und ebenso oft die Straße auch oben einschließt. In Linkskurven habe ich fast keine Sicht um die Ecke und kann nur hoffen, dass kein Fußgänger verrückt genug ist auf der Straße zu gehen. Ab und zu gibt es aber mal einen Fahrradfahrer. Ich frage mich, wie die auf der Insel überleben können. In Deutschland wären die Straßen von Kreuzen gesäumt.

Auch an der Südküste gibt es eine braune Variante der „White Cliffs of Dover“, nur nicht so hoch. Die Erde bricht hier in das Wasser des Ärmelkanals und wird vermutlich irgendwann die Wanderwege und später vielleicht auch die Küstenstraße mitreißen. Noch ist die Gegend hier aber sehr hübsch und grün und nur spärlich besiedelt. Die Besiedlung nimmt aber zu je weiter wir nach Osten kommen. Da ich hier den mal nicht den Navigationscomputer verwende, geraten wir in eine kleine Dorfstraße, die so schmal ist, dass ich mit den linken Reifen über den Bürgersteig fahren muss um an den parkenden Autos vorbei zu kommen. Eine eigenwillige Form der Straßenberuhigung.

Im Osten bei Bembridge gibt es ein kleines Marinemuseum. Es gibt aber keine Parkplätze. Und da ich nach der Fahrt auf den schmaeln Sträßchen keine Lust habe, hier noch dreimal um den Ort zu kurven um einen Parkplatz zu ergattern, lassen wir das Museum links liegen und fahren weiter zum Zentrum der Insel, zu Carisbrook Castle. Kurz davor gibt es noch ein Kloster mit dem gleichen Namen, das auf den ersten Blick wie eine kleine Burg aussieht (nicht unbedingt eine Qualitätsmerkmal für die Architektur des Klosters). Wir halten und trinken einen Nachmittagstee. Der Tea-Room ist wunderbar altmodisch und wird vermutlich selten von ausländischen Touristen frequentiert. Der Kuchen ist lecker und ich kann mich nach der anstengenden Fahrt wieder ein wenig entspannen.

Die Burg liegt drei Autominuten entfernt auf einem benachbarten Hügel. Ist vielleicht nicht die ganz große touristische Attraktion, aber die Burg hat durchaus Geschichte, die im Wachhaus in einem Video erklärt wird. König Charles I wurde während des Bürgerkriegs hier Gefangen gehalten um später nach London überstellt zu werden um dort hingerichtet zu werden. Eine Kopie der Todesurkunde, inklusive Unterschrift von Thomas Cromwell, wird ausgestellt. Während Peter eine Pause macht, klettere ich die ungleichmäßigen Treppenstufen zum „Keep“ hinauf, der Burg in der Burg. Oben angekommen bin ich mal wieder über die Höflichkeit der Südengländer erstaunt. Ich tretet zur Seite um eine Schulklasse von jungen Teenagern herunter zu lassen. Fast jeder von ihnen bedankt sich höflich, dass ich Platz gemacht habe. Unfassbar. Hier kann es einem auch passieren, dass sich der Gegenüber dafür bedankt, dass ich mich für irgendwas bedankt habe. Ich bin üblicherweise der, der diesen Zyklus aufbricht.

Irgenwie ist die Zeit schneller vorbei gegangen als wir gedacht haben und wir machen uns auf den Weg zur Fähre. Wir sind früher da als für die für 18:05 Uhr gebuchte Rückfahrt nötig. Beim Check In werde ich gefragt, ob ich mitfahren möchte, wieder ohne ein Ticket zu verlangen. Ich bin nicht sicher ob ich das richtig verstanden habe, warum sonst sollte ich wohl hier sein? Um Missverständnisse auszuschließen, sage ich das ich mit der Fähre um 18:05 Uhr fahren möchte. Schließlich werde ich durch gewunken. Erst als ich statt als erster in die Warteschlange für die gebuchte Verbindung, als letzer auf die noch wartende 17:05 Uhr Fähre gewunken werde, wird mir die Frage beim Check In klar. Die wollten wissen, ob ich wirklich noch eine Stunde hier herum stehen wollte oder soft fahren wollte.

Als wir schon fast wieder in Lymington sind, fallen mir die Beschriftungen der Barken auf, die die Fahrrinne markieren. Auf einer Seite steht sowas wie „Max 6 Feet Deep“ aber auf der anderen Seite ist in der gleichen Schrift eine wenig maritime Phrase abgebildet wie z.B. „Bag of Halfpence“. Was hat es wohl damit auf sich?

Danke der „gewonnen“ Stunde kann ich die Zeit vor dem Abendessen noch nutzen um endlich ein paar Adapter von den britischen Steckdosen auf die auf dem Festland üblichen Eurostecker zu kaufen. In diesem Hotel gibt es nämlich keine Steckdose, die beide Steckervarianten akzeptiert. Hier auf der Insel (der großen britischen, nicht der kleinen „Weißen“) ist eben alles anders. Auf dem Weg sehe ich noch einen Hinweis auf ein St Barb Museum, das ich mir auf dem Rückweg anschaue. Sieht interessant aus, schauen wir und vielleicht morgen früh an. Der Name erinnert mich aber sofort wieder an das Barbie Museum aus dem Film Rat Race: https://www.youtube.com/watch?v=uJMPom6-xmA (Pointe nach etwa 40 Sekunden).

German Doner Kebab

This entry is part 9 of 13 in the series England 2019

England 2019, Tag 8

Ich lasse das Frühstück heute etwas kontinentaler angehen. Statt des „Full English Breakfasts“ „nur“ Rührei und Speck. Müsli gibt es vorportioniert. Einfach aber völlig ausreichend. Die Fahrt zum nächsten Hotel ist mit etwa 30 Minuten nicht sehr weit. Bevor wir die aber beginnen, schauen wir uns erst das kleine St. Barb Museum in Lymington an. Es gibt eine kleine aber feine Ausstellung über den hiesigen Schiffbau zu Nelsons Zeiten und über den New Forrest, der als Holzlieferant für die Schiffe diente. Ich lerne, das für ein Schiff wie Nelsons Victory, etwa 6000 Eichen gefällt werden mussten. Soviel, dass der New Forrest abgeholzt zu werden drohte. Nach einer „Baumzählung“ wurde das schlagen der Bäume stärker reglementiert. Eine Aufforstung, die etwa 1900 begann, hat bis heute nicht alle Lücken schließen können.

Als wir nach Southampton aufbrechen, scheint noch die Sonne. Die Straße verläuft durch eine sehr hübsche Landschaft, eben den New Forrest, und erinnert hier ein bischen an Heide. Also einer der Teile, die nicht wieder aufgeforstet wurden. Büsche und bestenfalls kleine Bäume erlauben mir zur Abwechslung einen weiten Blick. Mittlerweile ist der Himmel auch mit Wolken bedeckt, die aber noch nur für eine interessante Stimmung der Landschaft sorgen. Als wir aber im Süden Southamptons ankommen, fällt leichter Nieselregen. Unsere Zimmer sind noch nicht fertig, also laden wir nur unsere Koffer ab und machen uns auf den Weg ins Zentrum der Stadt. Dort gibt es das SeaCity Museum, in dem es unter anderem eine Ausstellung über die Titanic und deren Untergang gibt.

Da Southampton der Heimathafen der Titanic war, stammten viele der fast 900 Besatzungsmitglieder aus dieser Stadt. In einem Raum ist auf den Boden eine Karte der Stadt gemalt, auf der die Häuser und Wohnungen der einheimischen Besatzungsmitglieder eingezeichnet sind. Nur 212 haben den Untergang überlebt.

Wir essen etwas und können auf den Bildschirmen die (eine?) Weltmeisterschaft in Cricket verfolgen. Auch nach etwa dreissig Minuten habe ich keine Ahnung, was das Ziel des Spiels sein könnte. Leider hat es mitlerweile richtig zu regnen begonnen. Wir warten etwas, aber der Regen lässt noch nicht nach. Also werden wir auf dem Weg zum Auto ein wenig naß. Aber es ist ja Sommer. Das heisst in England, dass der Regen nicht so kalt ist. Kurz vor dem Parkhaus kommen wir noch an einem Imbiss vorbei, an dem es „German Doner Kebab“ gibt. Wird hoffentlich nicht aus deutschen Spendern gemacht.

Wieder beim Hotel, können wir endlich auf die Zimmer. Die sind sehr groß und haben tolle Bäder. Peters Zimmer hat ein Himmelbett, dafür habe ich im Badezimmer eine alte, frei stehende Badewanne.

Victory Ikea

This entry is part 10 of 13 in the series England 2019

England 2019, Tag 9

Im Pilgrim Inn gibt es zum Frühstück echte Croissants aus Blätterteig. Hätte ich nördlich des Kanals gar nicht mehr erwartet. Das Toastbrot ist so groß, dass man es nach einer Minute umdrehen muss. Der Frühstücksraum befindet sich in dem gleichen antiken Pub, in dem wir abends essen gehen. Alte schwarze Balken lassen mich den Kopf einziehen. Ein Motiv, dass sich durch den Tag ziehen wird.

Nach dem Frühstück geht es nach Süden, nach Portsmouth. Was Southampton für die zivile Schifffahrt ist, ist Portsmouth für die britische Kriegsmarine. In diesem Hafen befindet sich der Hauptstützpunkt der englischen Navy. Hier befindet sich auch ein großer Museumskomplex, in dem mehrere alte Segelschiffe und U-Boote ausgestellt werden. Der Eintritt ist mit etwa 40 Pfund recht teuer, dafür wird aber auch viel geboten. Und oft stehen hilfreiche, teils sogar verkleidete Museumsangestellte und beantworten sachkundig alle Fragen die wir haben.

Wir beginnen unseren Rundgang auf der HMS Warrior, dem ersten britischen Kriegsschiff mit Eisenrumpf und Dampfmaschine. Es hat trotzdem drei Masten und sieht von außen wie ein reines, wenn auch recht großes Segelschiff aus. Es ist auch das einzige der Segelschiffe, dass noch im Wasser ist. Das Schiff hat zwar nur ein einzelnes Deck mit Kanonen, dafür hat es bei einer Länge von 128m trotzdem Platz für 40 davon. Gebaut wurde sie mitte des 19. Jahrhunderts als Antwort auf ein ähnliches Schiff Frankreichs.

Das Wetter ist warm und trocken. Die Ureinwohner dieser Insel würden es vermutlich schon als heiß bezeichnen. Uns reicht es um unsere Jacken im Auto zu lassen. Es gibt mal mehr, mal weniger Wolken am Himmel, die helfen, die Fotos nicht zu langweilig aussehen zu lassen.

Unsere zweite Station ist für mich eines der Highlights unserer Englandreise. Nelson Flagschiff in der Schlacht von Trafalgar gegen Napoleons Flotte, die Victory. Auch wenn sie von vielen Stützen gehalten in einem speziellen Trockendock liegt und zur Zeit sogar die oberen Teile der Masten fehlen, ist sie offiziell immer noch ein aktives Schiff (commissioned). Vermutlich um den Titel „oldest commissioned ship of the world“ tragen zu dürfen. Mit einer Länge von „nur“ 57 Metern hat sie trotzdem Platz für 104 Kanonen. Die verteilen sich über drei Decks.

Jetzt wo ich davor stehe, wirkt sie größer als ich es erwartet habe. Es gibt einen Audioguide, der uns an vielen Stationen, die einzelnen Teile des Schiffs erklärt und auch den Verlauf der Schlacht von Trafalgar am 21 Oktober 1805 erläutert. Der Rundgang geht über alle Decks (mindestens fünf) verläuft und der durch geschickte Absperrungen so durch das Schiff mäandert, als würde man durch Ikea laufen. Die Victory ist 1765 vom Stapel gelaufen und hatte, als Nelson sie 1803 als Admiral übernahm hatte die Victory schon in fast 40 Jahren an vier größeren Schlachten teilgenommen.

Die unteren Decks sind dunkel, eng und haben eine sehr niedrige Decke. Nirgendwo auf diesem Schiff unter Deck mehr als 10 Meter gehen ohne den Kopf einzuziehen, aber auf den unteren Decks kann ich eigentlich nur noch gebückt gehen. Und stoße mir trotzdem hier und da mal den Kopf. Peter spart sich vernünftigerweise diese Decks und entspannt sich ein wenig an Land.

Ich hatte mir eigentlich gar nicht so viel von dem Besuch bei der Victory versprochen und bin positiv überrascht. Zum Abschluss machen wir noch eine Hafenrundfahrt. Hier können wir mehrere moderne britische Zerstörer sehen, darunter die HMS Dragon, ein spanisches Passagierschiff wird betankt um die Rückreise antreten zu können und wir sehen eine Fähre, die gerade von der Isle of Wight zurückkehrt. Dazu gibt es einen interessanten Kommentar vom Kapitän, der auch gleichzeitig das Rundfahrtboot steuert.

Es gibt noch eine Menge mehr zu sehen, aber wir haben für einen Tag schon genug gesehen. Also geht es wieder etwa 45 Minuten zurück zu unserem reetgeckten Hotel im Südwesten von Southampton.