Spaziergang

This entry is part 16 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 16

Am Morgen hängen die Wolken tief im Tal. Nur Hundert Meter über dem Hotel kann ich die Berge schon nicht mehr sehen. Aber der Wetterbericht verspricht, dass sich das schnell ändern soll.

Ich mache heute einen vermeintlichen Spaziergang zum Dorfer See. Den Weg habe ich als einfach und bequem in Erinnerung. Ich bin ihn schon mal im Rahmen einer vom Hotel geführten Wanderung gegangen. Damals sind wir aber wegen Regens kurz bevor wir den See erreichten, wieder umgekehrt. Heute gibt es keinen Regen und ich erreiche den See, aber der Weg stellt sich als anstrengender und vor allem Länger heraus, als ich ihn in Erinnerung hatte.

Es geht mit einem interessanten Gang durch die Daba Klamm los, nur etwa 300 m vom Hotel entfernt. Die ist nicht gar so eng wie die Breitach Klamm, sie hat aber dennoch ihren Reiz. Nach ein paar hundert Metern komme ich zum Eingang eines Tunnels. Dieser ist für Autos gebaut worden, als noch geplant wurde, hier einen großen Damm zu bauen. Aus dem Damm ist nichts geworden, den Tunnel gibt es trotzdem. Der Tunnel ist aber nicht beleuchtet. Ich habe aber sowieso keine Lust hindurch zu gehen, denn er ist recht eng und ich möchte da drin keinem Auto begegnen. Die dürfen übrigens nur zu bestimmten Zeiten in einer der beiden Richtungen fahren, denn die gesamte Strecke in der Klamm ist einspurig. In der ersten Hälfte jeder Stunde taleinwärts, in der zweiten dann talauswärts.

Zum Glück führt außen am Tunnel noch ein Weg für Fußgänger vorbei. Direkt in den Fels gehauen. Auf der einen Seite geht es senkrecht nach unten, auf der anderen Seite eine steile Felswand von der Stellenweise Wasser tropft.

Hinter der Klamm öffnet sich das Tal. Es gibt einen lichten, wie ich auf einem Hinweisschild erfahre, Lärchen- und Zirbenwald. Die erste Hälfte der Wanderung gehe ich über eine Feldstraße. Ab dem Kalser Tauernhaus, dass aus irgendwelchen Gründen vom deutschen Alpenverein Mönchengladbach betrieben wird, verläuft meine Tour aber über einen gut gepflegten Wanderweg. Zuerst durch den Wald, später über große Steinblöcke, die aber eine sehr griffige Oberfläche haben, so dass ich gut vorankomme. 

Schließlich erreiche ich den See am Ende des Tals. Hübsch, mit tiefgrünem Wasser. Auf der anderen Seite kann ich noch einzelne Schneefelder auf dem Berghang sehen. Mehr Schnee, vermutlich ein kleiner Gletscher gibt es zu meiner rechten. Dort liegt der Großglockner, dessen Spitze aber von hier leider nicht sichtbar ist.

Eigentlich ist der Dorfer See so ein Schlechtwetter Ziel. Ein einfacher Weg ohne großen Höhenunterschied. Daher bin ich überrascht, als ich auf die Zusammenfassung des GPS Trackers schaue und erfahre, dass ich immerhin 500 Höhenmeter überwunden habe und mehr als 18 km weit gelaufen bin. Das erklärt, warum mir der Weg zurück doch etwas länglich erschien:

 

Am Abend merke ich, wie schnell man sich an gutes Essen gewöhnen kann. Das Abendessen hier im Taurerwirt ist ja nicht schlecht, aber kann nicht im Ansatzt mit dem des Alpenblicks in Sexten/Moos mithalten. Auch hier gibt es nett angerichtete Vor- und Nachspeisen. Es gibt ungewöhnliches Eis, heute z.B. Mozarella, in Verbindung mit Tomaten. Aber wo das letzte Woche alles wunderbar zusammen gepasst hat, wirkt es hier wie Bausteine, die nicht recht zusammen passen wollen. Auch die Qualität und Zubereitung von Fleisch oder Gemüse ist nicht auf dem Niveau des Alpenblicks. Das heißt aber wie gesagt nicht, dass ich hier schlecht leben müsste. Die Salatbar ist z.B. deutlich besser als letzte Woche.

Erscheinen in Uniform erwünscht

This entry is part 15 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 15

Ich ziehe nochmal um, muss aber nicht weit fahren. Um nicht allzu früh im neuen Hotel anzukommen, mache ich einen Stop in Lienz und besuche Schloss Bruck. Dort gibt es zwei Ausstellungen. Eine ist über das Fresko in der Schlosskapelle und über Freskomalerei im Allgemeinen. Das ist durchaus interessant, ist aber allein noch keine Reise wert. Außerdem finden in der Kapelle heute zwei Hochzeiten statt und das obere Stockwerk ist abgesperrt.

Die zweite Ausstellung gefällt mir sehr viel besser. Hier sind Bilder des lokalen Künstlers Albin Egger-Lienz ausgestellt. Auf der Wikipedia Seite kann man ein paar der Bilder sehen: https://de.wikipedia.org/wiki/Albin_Egger-Lienz

Manche sind so bombastisch, dass sie angeblich sogar Trotzki entzückt haben. Viele haben aber lokale Themen aber in einem Stil, der nicht der gewohnte Alpenkitsch ist. Ich habe mir sogar ein Poster von einem der Bilder gekauft. Es zeigt ein untypisches Motiv für Egger-Lienz, das Meer. Das hat er bei einem Familienurlaub in Holland zum ersten mal gesehen und ins Herz geschlossen, meinte dann aber, dass er das Meer nicht voll erfassen könnte. Er sei ja nicht am Meer geboren worden. Diese Ausstellung ist mindestens einen Abstecher nach Lienz wert.

In einem Raum wird an die Vergangenheit von Schloss Bruck erinnert. Einschließlich des zweiten Weltkriegs, wo es zu einer Art Kulturzentrum gemacht wurde. Es gibt Photos von der Einweihungsfeier, wo fast nur Soldaten in Uniformen zu sehen sind. Die Einladung dazu ist auch ausgestellt. Neben dem Programm ist unten auch zu lesen: „Erscheinen in Uniform erwünscht“.

Dann geht es zu meinem dritten Standort dieser Reise, wenn man Innsbruck nicht mitzählt. Nach Kals am Großglockner, welches am Großglockner liegt. Mein Hotel liegt noch ein bischen Weiter das Tal hinauf und ist fast das letzte Haus im Tal. Ich mache noch einen Spaziergang nach Kals um noch etwas Proviant zu kaufen. Zu Hause wäre das aber auch schon eine kleine Wanderung. 

Auf dem Rückweg komme ich an einem Mühlenerlebnispark vorbei. Nun ja, jedenfalls fällt mir keine bessere Beschreibung ein. Es gibt drei oder vier echte Mühlen, die vom Kalser Bach gespeist werden (können). Es gibt aber noch unzählige kleine Mühlchen, die von Zuleitungen betrieben werden, die aus Baumstämmen herausgeschnitzt wurden. Leider gibt es kein Wasser, weil im letzten Jahr eine starke Flut im August die Zuleitung fortgespült hat. Die Schäden an beiden Ufern sind enorm. Selbst ich hatte schon auf dem Hinweg gesehen, dass die Schäden enorm sind. Auf einem Schild steht, dass das nächstes Jahr wieder funktionieren soll. Schade, das hätte ich mir gern angesehen.

Das Abendessen ist sehr gut. Ich werde vom Hausherrn mit Handschlag begrüsst. Insgesamt gibt es hier eine erstaunlich familiäre Atmosphäre. Und sie sind in der Lage, ausreichen Besteck für alle Gänge neben den Teller zu legen. Das hat im letzten Hotel erstaunlicher Weise nie funktioniert. Spätestens nach der ersten Vorspeise ging mir das Besteck aus. Und dann hat irgendjemand erst wieder einen weißen Handschuh angezogen und neues Besteck gebracht. Jeden Abend.

Hier ist auch die Salatbar wieder super. Damit allein, könnte ich mein Abendessen bestreiten und wäre glücklich. Zum Abschluss des Abends trinke ich noch einen Espresso an der Bar.

Morgen möchte ich irgend etwas leichtes machen. Meine Beine haben sich bei dem Spaziergang immer noch ein wenig wie Gummi angefühlt.

Ich kämpfte wo Du Urlaub machst

This entry is part 14 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 14

Heute ist mein letzter Tag in den Dolomiten. Den nutze ich für eine Zeitreise in den ersten Weltkrieg.Nach dem Frühstück fahre ich mit dem Auto ins Nachbartal um eine Wanderung auf die Monti Pioano und Piana zu machen. Das Höhlensteintal beginnt im Norden bei Toblach und führt nach Süden zu meinen beiden Wanderbergen. Das ist eigentlich nur ein Tafelberg mit zwei kleineren Gipfeln. Auf dem Parkplatz erkenne ich, dass die Saison (fast) vorbei ist daran, dass der Parkscheinautomat nicht in Betrieb ist. Neben dem Parkplatz gibt es einen kleinen, modernen Pavillon von dem man einen netten Blick auf die drei Zinnen hat. Dies ist vermtlich der einzige Platz in einem Tal, von dem man die Nordwände der Zinnen sehen kann. Die stehen jetzt im hübschen Morgenlicht, sind aber noch weit weg.

Ich hatte diesen Berg auf meiner vorgestrigen Wanderung gesehen. Nicht sehr eindrucksvoll und mit 2324 m (Monte Piana) im Vergleich zu den Nachbarbergen, nicht sehr hoch. Aber wie sich herausstellen wird und wie ich gehofft hatte, ein toller Aussichtsberg. 

Vom Parkplatz gehe ich etwa 50 Minuten das Tal nach Süden entlang, bis ich zum dem Aufstieg komme, den auch ich schaffen kann. Im Süden gibt es wohl einen Zugang, der auch für Autos befahrbar ist, aber alle anderen Wege sind Klettersteige. Mein Weg, 6a, der Touristensteig, hat auch ein paar Klettersteigeinlagen. Beim Aufstieg sehen die noch recht dramatisch aus, beim Abstieg bin ích aber kaum mehr beeindruckt. Der Weg geht recht steil nach oben führt aber durch hübsche Kiefern- und Fichtenwäldchen. Es gibt auch ein paar Stufen, die teilweise recht hoch sind. Beim Aufstieg kein Problem, dass habe ich ja trainiert. Beim Abstieg macht das aber weit weniger Spass. Insgesamt trotzdem einer der schönsten Wege, die ich in diesem Urlaub gegangen bin.

Der Klettersteig liegt auf vielleicht zwei Dritteln der Höhe. Hier geht es durch einen Bereich, der so Steil und porös ist, dass hier keine Pflanzen wachsen und man die fast weißen Steine des Berges sehen kann. Mit den Leitern und Holzabstüzungen sieht das ein wenig wie die Kulisse bei den Karl-May Festspielen aus. Die Wege sind eng aber auf der Bergseite mit einem Stahlseil gesichert. Nachdem ich alle losen Sachen in den Rucksack gepackt habe, Kamera und Stöcke, bin ich aber schnell vorbei. Danach komme ich auch recht fix endlich auf die Hochebene. Bis hierher hat der Berg wie ein normaler Berg ausgesehen. Von einer Ebene ist von unten nichts sichtbar. Hier oben werde ich aber eher an Dünenlandschaften an der Nordsee erinnert. Nur dass der weiße Boden kein Sand ist, und daß man am Horizont nicht das Meer sondern dreieinhalb Tausender sieht.

Und insbesondere kann ich von hier auch die Drei Zinnen sehen. Hauptsächlich von der Seite, von Westen. Aber wenn ich an das Nordende der Hochebene gehe, kann ich gut auch die Steilen Nordwände sehen. Auch die Drei Zinnenhütte ist gut sichtbar. Überhaupt ist die Fernsicht heute sehr gut.

Hier oben komme ich mit einem anderen Wanderer ins Gespräch, den ich beim Aufstieg überholt hatte und der mir bei dem Klettersteig ein wenig Mut gemacht hat. Ich hatte mich schon gewundert, dass er langsamer war als ich. Es stellt sich heraus, dass er mit 20 Kilo Gepäck unterwegs ist, um heute Nacht hier oben kampieren zu können um Aufnahmen der Milchstraße zu machen. Seine Instagrammseite zeigt, daß er weiss was er da tut: https://www.instagram.com/rainer.horneber/

Aber ich hier herauf nicht nur wegen der tollen Aussicht gekommen, sondern auch um einen Eindruck von einem Schlachtfeld des ersten Weltkriegs zu sehen. Hier oben haben sich einst Österreicher und Italiener gegenüber gestanden und einen hässlichen Krieg gegeneinander geführt. Die Ebene ist regelrecht zerfurcht von Schützengräben und Maschinengewehr und Artilleriestellungen.  Hier oben haben sie wohl auch Stollen zur jeweils anderen Stellung gegraben um diese dann in die Luft zu sprengen. Es gibt leider keine ausführlichen Beschreibungen oder etwas, dass den Kontext erklärt. Vielleicht bin ich auch nur an der falschen Seite herauf gekommen. Die Kämpfe müssen besonders im Winter sehr schlimm gewesen sein, hauptsächlich wegen der schlechten Nachschubsituation. Und ich könnte jetzt nicht mal sagen, welche Seite damals gewonnen hat. Was für eine Verschwendung von Menschenleben.

Und all das in der schönsten Natur, mit den tollsten Ausblicken in diesem Teil der Alpen. Was hätten die Soldaten wohl gedacht, wenn sie gewusst hätten, dass 100 Jahre später Menschen aus ganz Europa und aus der ganzen Welt hier friedlich Urlaub machen würden und im Zweifelsfall nicht mal genau sagen könnten, ob sie sich in Italien oder Österreich befinden (es ist natürlich Italien, aber die Grenze liegt ein Tal Weiter im Osten. Bei der Fahrt hierher habe ich heute morgen ein Straßenschild gesehen, dass einen Pfeil nach links und einen nach rechts hatte. Links ging es nach Toblach, rechts nach Österreich. Beide in der gleichen Größe geschrieben, als ob Toblach ein Land oder Österreich ein Dorf sei).

Hier nochmal der Komoot Link für die Wanderung von heute:

Algorithmen

This entry is part 13 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 13

Ich ruhe mich aus von den gestrigen Anstrengungen.  Ein Spaziergang nach Sexten zeigt, dass ich mich insgesamt ganz gut fühle. Nur die Knie wirken ein bischen müde und Beinen und Armen fehlt etwas die Kraft.

In der Tourist-Information in Sexten erkundige ich mich nach einem Freiluftmuseum zum Ersten Weltkrieg hier in der Region. Ich erfahre, dass es gleich zwei Stück gibt. Ich werde mich also entscheiden müssen, denn ich habe nur noch morgen für eine Wanderung und kann mir nicht beide Museen anschauen.

Hier noch der Komoot Link dazu: 

Das lässt mir genug Zeit mich auch mal mit anderen interessanten Dinge zu beschäftigen. Ich lese mich gerade in schnelle Triangularisierung von Polygonen ein, mit dem Ziel Fonts mit Hilfe von GPUs zu rendern. Und durch Zufall habe ich heute einen Artikel gefunden, mit dem Rasterisierung von Polygonen (etwa Umrisse von Buchstaben) in Pixel mit Hilfe von Wavelets gemacht wird. Damit kann dann auch gleich das Problem des Antialiasing behandelt werden. Ausserdem können damit Bezierkurven direkt und nicht nur nach Konvertierung in Linienzüge gerendert werden. Jetzt bräucht ich nur einen richtigen Computer und eine Woche Zeit, in der ich nicht auf Berge steigen muss. Zum Glück habe ich noch etwa zwei Wochen Überstunden und drei Wochen regulären Urlaub, die ich alle in diesem Jahr nehmen muss.

 

Mountain Camo

This entry is part 12 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 12

Heute mache ich meine erste große Tour in den Sextener Dolomiten und die längste in diesem Urlaub bisher. Einmal rund um die Drei Zinnen. Mit Aufstieg von der Fischleinbodenhütte. Ich verwende zum ersten Mal eine App um per GPS meine Wanderung aufzuzeichnen. Allerdings denke ich erst nach zwanzig Minuten daran, die Aufzeichnung zu starten. Trotzdem kommen etwa 24 km zusammen, mit fas 1500m Höhenunterschied. Hier ist ein Link: https://www.komoot.de/tour/47548146?ref=wnf

Ich stehe relativ früh auf und frühstücke um kurz nach sieben. Es ist schon hell, aber noch nicht lange. Ausserdem ist es kalt. Nicht nur kühl sonder richtig kalt. Im Dorf, bei der Busstation sehe ich ein Termometer, dass -1 Grad anzeigt. Das erklärt den Rauhreif auf den Pflanzen. Irgendwie trödele ich doch etwas herum, obwohl ich mir gestern Abend meine Ausrüstung schon bereit gelegt habe. Aber ein gutes Frühstück will Weile haben. Und wenn mir dann noch jemand ein Rührei macht, darf man nicht hetzen. Ich erwische also den Bus zur Fischleinhütte um etwa halb neun.

Dort angekommen, sieht die Welt aus wie im Dornröschenschlaf. Dicker Reif auf dem Gras und allen anderen Pflanzen. Oben an der Talschlusshütte zeigt das Thermometer -5 Grad. Liegt auch schon fast 200 Meter höher als das Dorf. Der weg von der ersten zur zweiten Hütte ist schon sehr interessant. Aus dem Bus sind mit mir etwa 15 Leute ausgestiegen. Darunter eine kleine Wandergruppe. Alle fangen an nochmal weitere warme Kleidung anzulegen. Ich fische meine Handschuhe aus dem Rucksack. Dann setzen sich die Leute zwar nicht zur selben Zeit, aber mit demselben Ziel in Bewegung. Alle wollen zur Talschlusshütte. Von dort gehen die großen Wanderwege los. Alle scheinen noch etwas müde und in dem noch im Schatten liegenden Tal wirkt das so, als ob ein Bus die erste Gruppe von Fabrikarbeitern abgesetzt hat, die einen kurzen Spaziergang in der kalten Luft nutzen wollen um wach zu werden.

Mein Weg zu den Drei Zinnen hat die Nummer 102 und geht rechts den Berg hinauf. Nach und nach hole ich Leute ein, die vor mir losgegangen sind. Nach und nach wird mir auch warm genug um nach zwanzig Minuten meine Jacke auszuziehen. Ich nutze die Gelegenheit um die GPS Aufzeichnung zu starten. Es ist immer noch kalt und ein paar Pfützen haben eine Eisdecke. Die Wege sind zu Beginn noch sehr breit und nicht sehr steil. Der Boden ist mit hellen Steinen bedeckt was zusammen mit dem Rauhreif zu einer winterlichen Stimmung führt.

Um etwa 10 Uhr erreichen mich zum ersten Mal Sonnenstrahlen. Eine Stunde später habe ich das obere Ende des Tales erreicht und die Welt wird farbig. Grüne Wiesen, blauer Himmel mit nur wenigen weißen Wölkchen, graue Felsen im Hintergrund. Um 11:20 Uhr erreiche ich die Drei Zinnen Hütte und kann zum ersten mal die Drei Zinnen sehen. Bei dem mittlerweile wunderbaren Licht sieht das großartig aus. Und ich bin schneller als die unten angegebenen drei und irgendwas Stunden. Ich fühle mich gut, keine Schmerzen. Meine Ausdauer und Kraft sind auch gut. Das Training in der vergangenen Woche und die Ruhe an den vergangenen Tagen haben sich ausgezahlt. Heute wird der erste Tag meiner Reise sein, an dem ich mich nicht quälen muss, sonder die ganze Wanderung genießen kann. Vielleicht mit Ausnahme der letzen Kilometer, doch dazu später mehr.

In der Drei Zinnen Hütte mache ich Rast. Es ist noch früh aber ich habe noch den größten Teil meiner Wanderung vor mir.  Bis eben war ich mir nicht sicher, ob ich wirklich die ganze Runde gehen sollte. In einem Reiseführer wird das als Zweitages Tour beschrieben mit Übernachtung in dieser Hütte. Aber aufgrund meiner guten Verfassung, Geschwindigkeit, des guten Wetters und der einfachen Wege, entschließe ich mich es zu versuchen.  Der Aufstieg wurde zwar immer steiler und anspruchsvoller, war aber trotzdem einer der leichtesten der vergangenen Tage. Ich setze mich drinnen an einen Tisch und esse eine Portion Makaroni. Fast alle anderen setzen sich nach draußen, aber dort werde ich den ganzen Tag rumlaufen. Also genieße ich noch ein wenig den Schutz der mittlerweile recht intensiven Sonne.

Vor dem Fenster sehe ich einen Wanderer in Tarnfarben. Kommt mir komisch vor, falls doch mal was passiert und man Hilfe braucht, sind bunte, auffällige Farben doch ganz Hilfreich. Dann sehe ich einen zweiten und dann einen dritten. Als ich wieder nach draußen gehe, hat dort auf einem Plateau vor der Hütte eine Abteilung (oder wie das auch immer heißen mag) von italienischen Gebirgsjägern Stellung bezogen. Naja, Pause gemacht. Und es sind wohl auch keine Gebirgsjäger. Dafür wirken die mit den Bergen nicht erfahren genug. Die haben in den nächsten Stunden genau die gleiche Marschrichtung wie ich. Da sie immer wieder Pausen machen um zu tun was trainierende Soldaten in den Bergen so machen, überholen wir uns gegenseitig mehrmals.

Der Blick auf die Drei Zinnen ist schon enorm. Es sind nicht die höchsten oder die schwierigsten Berge, aber irgendwie sind sie sehr photogen. Jedenfalls ihre Nordseite, die man von der Drei Zinnen Hütte sehen kann. Als ich auf der Rundtour die andere Seite erreiche sehe ich mehrere Dinge. Zum einen ist das nicht die gute Seite der Drei Zinnen. Von hier „hinten“ sehen sie wie normale „langweilige“ Berge aus. Zum zweiten gibt es hier einen großen Parkplatz. Und zum dritten kann man von hier in ein paar hübsche Täler mit kleineren oder größeren Dörfern schauen.

Kurz bevor ich den Parkplatz erreiche, ich bin etwa auf der Westseite der Zinnen, kommt mir ein chinesischer Tourist entgegen, der einen Rolllkoffer hinter sich herzieht. Habe ich im Hochgebirge (wir sind hier etwa auf einer Höhe von 2500 Metern) noch nicht gesehen. Aber wenn man hier in der Gegend vielleicht nur ein paar Stunden Zeit, den Koffer nicht im Bus lassen möchte, und die Wege recht einfach sind, ist das doch recht naheliegend.

Die Rundtour ist nicht schwer, jedenfalls nicht auf den jetzt existierenden Wegen. Vermutlich sind die teilweise noch nicht sehr alt. Sie ist aber recht lang und es geht eben doch ab und zu mal rauf mal wieder runter. Ich weiß, dass ich hier nicht trödeln darf, wenn ich nicht im Dunkeln ins Hotel zurück kommen möchte.  Es fällt mir zum Glück auf diesen Wegen nicht schwer eine gute Geschwindigkeit zu machen.

Wieder zurück bei der Drei Zinnen Hütte kehre ich nicht nochmal ein, sondern mache mich an den Abstieg. Geht eigentlich recht fix, ist dafür aber auch sehr anstrengend und vermutlich in dieser Geschwindigkeit nicht gut für meine Knie. Werde ich morgen sehen. Zurück im Tal bin ich erstaunt, dass noch Busse fahren. Ich gehe trotzdem zu Fuß ins Hotel. Ich bin heute so viel gelaufen, da habe ich noch keine Lust jetzt stehen zu bleiben um auf den Bus zu warten. Aber gerade diese letzten vier Kilometer haben es in sich. Jetzt auf dem harten Boden fangen meine Füße an zu schmerzen. Außerdem macht sich meine Schulter bemerkbar, die keine Lust mehr hat, den Rucksack zu tragen.

Laut GPS Aufzeichnung kommen etwa 24 km zusammen, die ich in entweder 8 oder 6 Stunden zurück gelegt habe. Vielleicht mit und ohne Pausen? Aber ich glaube nicht, dass ich insgesamt zwei Stunden Rast gemacht habe. Dem muss ich morgen mal auf den Grund gehen. Da werde ich mich nochmal ausruhen. So gut es heute auch ging, jeden Tag kann ich eine solche Tour nicht gehen.

 

Halbzeit

This entry is part 11 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 11

Heute ist der elfte Tag meiner Reise und damit beginnt ungefähr die zweite Hälfte meines Urlaubs. Ich ruhe mich heute nochmal aus um Knien und Füßen mal Zeit zu geben, sich zu erholen.

Am Morgen mache ich auch nur einen kurzen Spaziergang durchs Dorf. Es fühlt sich fast wie in einem Wintersporturlaub an. Es ist kalt, und die Luft ist klar und riecht angenehm nach verbranntem Feuerholz. Der Himmel ist wolkenlos blau. Gerade jetzt am Morgen ist das Licht besonders schön und leuchtet sowohl in der Ferne auf den hellen Felswänden der Dolomiten als auch auf den nahen, bunten Blumen, die die Häuser schmücken.

Ich will mich heute mit eher technischen Dinge befassen. Unter anderem mit anderer Blogging Software. WordPress ist doch etwas umständlich und kommt nicht gut mit den manchmal etwas unzuverlässigen Internetverbindungen in ländlichen Hotels zurecht. Deswegen sind wohl auch manchmal die Vorschaubilder der Photos nicht sichtbar. Es gibt in der Branche wohl einen „neuen“ (mittlerweile schon wieder ein paar Jahre alt) Trend bei dem aus Textdateien und Photos statische Seiten erzeugt werden, die dann auf den Server hochgeladen werden. Dadurch ist der Abruf für den Leser schneller und der Schreiber hat mehr Kontrolle über Aussehen und Verhalten des Inhalts. Hat aber ein paar Nachteile wie zum Beispiel kein Support für Kommentare out of the box. Auch Unterstützung für Bildergalerien ist nicht sehr gut. Das erstaunt mich schon sehr. Schließlich sind das alles keine großen technischen Probleme und es gibt ja offensichtlich eine Menge Kunden. 

Übrigens, ich habe ich meinen alten Urlaubsblog wiedergefunden: <http://a-w-f.de/Wordpress/>

Gleich geht es wieder zum Essen. Das ist hier, wie ich wohl schon erwähnt habe sehr gut aber eben auch etwas ausufernd. Vielleicht kommt letzeres davon, dass wir hier in Italien sind mit seinem Primo Piatto, Secundo Piatto usw. Oder davon, dass dieses Restaurant ohne Probleme auch in Hamburg erfolgreich sein könnte ohne auch nur den Hauch von Ländlichkeit zu haben. Gestern gab es z.B. zu einer der Vorspeisen Senfeis zu einer Wurst. Zum, aussergewöhnlich guten Fleisch (Rinderrücken, wenn mein Gedächtnis micht nicht trügt) gab es einen Schaum, den ich aber Geschmacklich nicht zuordnen konnte. In der Suppe tummelt sich schon mal ein gekochtes Wachtelei. Mit anderen Worten, jedes andere Mitglied meiner Familie wäre hier wohl besser aufgehoben als ich. Müsste aber vermutlich das doppelte bezahlen, denn die Weinpreise, die ich nur mal im Vorbeigehen sehe, sind enorm.  Apropos Preise, hier im Zimmer hängt eine Preisinformation deren Minimum 50 Euro fürs Zimmer angibt und nochmal 50 Euro für die Halbpension.  Maximum liegt bei 100 und 140 Euro. Das was ich bezahle liegt glücklicherweise nahe beim Minimum.

Morgenspaziergang

This entry is part 10 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 10

Heute will ich mich ausruhen. Und beginne den Tag mit einem Spaziergang, der aber doch wieder zu einer Wanderung wird. Ich will mir den Zugang zu den drei Zinnen anschauen und herausfinden, ob ich da mit dem Bus hinkomme, oder ein Auto brauche, usw.

 Moos, der Ort in dem mein Hotel ist, ist sehr günstig gelegen wenn es um Wanderungen zu den drei Zinnen geht. Hier beginnt eines der Hauptzugangstäler, das Fischleintal. Es gibt zwei Hütten bevor es richtig nach oben geht. Die erste ist die Fischleinhütte, die zweite die treffend aber phantasielos benannte Talschlusshütte. Bei der ersten gibt es einen großen Parkplatz und eine Busstation. Hier würde also meine eigentliche Wanderung beginnen. Ein breiter Forstweg läuft zuerst durch einen hübschen Lärchenwald zur oberen Talschlusshütte. Die Gipfel um mich herum sind heute morgen perfekt zu sehen. Die Luft ist klar und kühl. Der Wind macht es schon fast kalt.

Die Talschlusshütte liegt in einem Kiefernwald auf etwa 1500 Metern. Von hier gehen zwei Wege nach oben. Der rechte geht zur bekannten Drei Zinnen Hütte, die auf 2438 Metern liegt und von der aus die eigentlichen Wanderwege und Klettersteige um und zu den drei Zinnen beginnen. Da will ich in den nächsten Tag hin.

Heute kehre ich aber wieder um denn ich will meine Füße schonen. Ich spüre auch andere Teile meines Körpers und wünsche mir, ich könnte mit weniger Gewicht wandern. Aber ich brauche Wasser, Verpflegung, Kleidung gegen Kälte (der Wetterbericht sagt für morgen sonniges Wetter voraus, erwähnt aber Temperaturen mit Minuszeichen davor) und gegen Nässe. Dann noch etwas Verbandszeug, ein Taschenmesser und eine Taschenlampe. Da kommt schon was zusammen.

Auf dem Rückweg staune ich über die vielen Menschen, die mir entgegen kommen. Es ist schon 11:30 Uhr, aber viele sehen so ausgerüstet aus, als ob sie nicht bei der Talschlusshütte halt machen wollen. Und zu den nächsten Hütten, etwa 1000 Meter höher und mehrere Kilometer entfernt, läuft man etwa weitere 3 Stunden. Eine Richtung. Wissen die, was auf sie zukommt? Oder haben die einfach nur eine bessere Kondition als ich?  Oder sind die Wege so einfach? Ich vermute, dass ich in den nächsten Tagen die Antwort finden werde.

Zurück im Haupttal, mache ich noch eine Tour nach Sexten um etwas Proviant für morgen zu besorgen. Obwohl ich schon daran denke, morgen mal einen richtigen Ruhetag, ohne kleine oder große Wanderung zu machen. Mal sehen.

On the Sunny Side of the Street

This entry is part 9 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 9

Morgens vor dem Frühstück dräuen noch Wolken über allen Bergen. Doch der neben dem Empfang ausgehängte Wetterbericht ist eigentlich ganz gut für heute. So ganz traue ich dem Braten nicht, weil dieser Wetterbericht schon einen Tage alt ist und schon seit gestern morgen hier hängt, zusammen mit dem für Samstag. Das Internet wird die positiven Aussichten später aber bestätigen.

Zuerst aber zum Frühstück. Das ist hier schon toll. Es gibt einen Koch, der nichts anderes macht als Eier zu braten, in jeder Form, die man sich wünschen kann.Ich wähle Rührei mit Speck und Schnittlauch, ich bin ja im Urlaub. Am meisten beeindruckt mich aber die Honigwabe, die neben drei anderen, leider flüssigen, Honigsorten vorhanden ist. Noch habe ich aber nicht herausgefunden, was ich damit machen soll. Ich muss morgen mal fragen.

Nach dem Frühstück mach ich meine erste Wanderung in den Dolomiten. Jedenfalls fast. Da mir mein Sonnenschutz irgendwie abhanden gekommen ist, und hier am Sonntag natürlich alle Läden geschlossen haben, will ich auf den am dichtesten mit Wolken eingehüllten Berg steigen, den es hier gibt. Und wenn das mit den Wolken nicht klappt, was es nicht tun wird, dann soll es von oben einen tollen Ausblick nicht nur auf die Dolomiten sondern auf der anderen Seite auch auf Großglockner und Großvenediger geben. Also auf die Gegend, wo ich nächste Woche hin will.

Ich fange meine Wanderung an, wie im Wanderführer beschrieben. Es geht nur eine Straße weiter, die ich aber wegen ungenauer Karte im Ortsbereich aber erst finden muss. Nach einigen Umwegen in Moos geht es los. Und zwar sehr Steil bergauf. Der Wanderführer will zwar, dass ich über dem Ort eine lange Schleife gehe, aber den Abzweig finde ich nicht. Leider sind die nummerierten Wanderwege hier im Tal nicht auf meiner Karte eingezeichnet. So wird der Abgleich von Karte und ausgeschilderten Wanderwegen sehr schwer. Insbesondere im Ortsbereich, wo zuviel Information auf der Karte vorhanden ist. Ich gehe also weiter steil bergauf, weil es dafür Schilder gibt. Helm bzw Monte Elmo ist mein Ziel. Fast direkt über Moos gelegen.

Der Weg fordert mich aufs äußerste. Er fühlt sich mit seiner Steilheit und Direktheit an wie eine Diretissima. Ist er natürlich nicht, das macht ihn aber kaum leichter. Ist dafür aber auch ein schöner Weg. Mal führt er durch Lärchenwälder, mal über Kuhwiesen mit Kühen, mal durch eine Heidelandschaft mit kleiwüchsigen Kiefern und eben auch Heidekraut. Mit 2433 Metern ist das kein kleiner Berg, aber Moos liegt ja auch schon auf etwa 1350 Metern Höhe. Auf der Gegenseite, liegen die Dolomiten. In der zweiten Reihe ragen die schroffen und weißen Spitzen in den Himmel. Und je später am Morgen, desto mehr kann ich von ihnen auch sehen. 

Oben auf dem Gipfel des Helms steht ein altes und verlassenes Haus. Vermutlich ein ehemaliger Versuch hier eine Unterkunft für Wanderer aufzubauen. Ich bin mir aber nicht sicher, da es unweit auch Gebäude aus dem ersten Weltkrieg gibt, die hier eine Blockade des gesamten Tals fertig stellte, mit der die Österreicher sich gegen die Italiener wehren wollten. Und die Grenze zwischen den beiden Ländern führt immer noch über den Gipfel, wie ein Grenzstein beweist.

Den Großglocker kann ich zwar von hier oben nicht sehen, trotzdem ist die Aussicht enorm. Dies ist wirklich ein toller Aussichtsberg. Es gibt keine Wolke mehr über dem Gipfel des Helms. Die Dolomiten sind zwar mittlerweile gut sichtbar, aber noch nicht wolkenfrei. Es war also eine gute Wahl hier herauf zu steigen und nicht heute schon zu den drei Zinnen zu gehen.

 Ich spiele noch kurz mit dem Gedanken, die im Wanderführer vorgeschlagene Schleife zurück zu gehen. Aber die würde mich erst an der Sillianer Hütte vorbeiführen und dann über einen anderen, noch höheren Gipfel, dem Hochgruben, 2538 Meter. Ich bin aber recht spät losgegangen, etwa 10 Uhr, habe keinen Sonnenschutz bei mir. 

Also gehe ich weiter in Richtung Seilbahn nach Sexten. Nach kurzer Einkehr in der Hahnspielhütte (ich trinke eine Himbeerschorle; kann ich nicht empfehlen) entscheide ich mich aber doch ins Tal abzusteigen. Der Weg ist manchmal auch recht steil, führt manchmal, insbesondere weiter unten, über Forststraßen und später Straßen. Recht weit unten komme ich noch an einer alten Festung vorbei, die Teil der Talblockade war und gerade restauriert wurde. Ich sehe aber keinen Eingang, suche aber auch nicht lange danach. Als ich um 16:20 Uhr wieder im Hotel bin, bin ich froh endlich nicht mehr gehen zu müssen. Ich glaube, dass ich morgen nochmal einen Ruhetag mache. Schließlich habe ich Urlaub. Habe ich das schon erwähnt?

Jetzt gehe ich zum Abendessen. Ich habe alle drei Hotels mit Halbpension gebucht. Ich wollte nicht jeden Abend erst ein Restaurant suchen müssen. Insbesondere nicht in kleinen Gebirgsorten. Und die meisten Restaurants sind gehören hier ja auch zu Hotels.

Das Essen war im letzten Hotel schon gut. Hier ist es aber fast schon ein bischen zu fein. Es gibt drei Vorspeisengänge. Bei den meisten Gängen kann ich mich morgens zwischen zwei oder drei Alternativen entscheiden. Und vorher gibt es noch ein Salatbuffet. Das ist mittlerweile mein liebster Teil des Essens. Nach anstrengenden Wanderungen mit extra viel Essig. Es gibt 7 verschiedene Sorten von Essig und ebensoviele Öle.

Dreiländerfahrt

This entry is part 8 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 8

Nachdem es vermutlich die ganze Nacht hindurch geregnet hat, ist es heute morgen angenehm kühl. Der erste Tag wo das Kleinwalsertal so aussieht, wie ich es in Erinnerung habe: in Nebel verhangen. Es gibt so viele Wanderungen, die ich gerne nochmal machen wollte.  Auf den Hohen Ifen hinauf, auf das Nebelhorn, von Baad aus hinauf und im Schwarzwassertal wieder hinunter. Ich merke, dass mir die zwei Innsbrucker Tage fehlen. Aber ich habe dafür eine Menge neuer (für mich jedenfalls) Strecken kennengelernt.

Heute ist Quartierwechsel. Der erste Teil meiner Fahrt führt mich wieder zurück durch Deutschland nach Innsbruck. Von dort über den Brenner in die Dolomiten nach Sexten. Oder, um genauer zu sein, nach Moos, eine Fahrtminute jenseits von Sexten. Morgen kann ich das bestimmt nach Studium von Wanderführern und Karten genauer beschreiben. Das Hotel, Alpenblick, ist angenehm und mir fast schon zu luxuriös. Das komplette Untergeschoss ist ein einziger Wellnesbereich. Ich werde mir vielleicht noch eine Badehose kaufen müssen. Und es gibt nachmittags sogar ein Kuchenbuffet. Nicht dass ich das in den kommenden Tagen zu besuchen plane, aber heute gönne ich mir nach der anstrengenden Fahrt (ahem) ein Stück Strudel mit Vanillesoße. 

Irgendwie ist die Fahrt in Südtirol komisch. Ich bin zwar in Italien aber alle Straßenschilder sind zweisprachig auf Deutsch und Italienisch. Damit kann ich vielleicht doch noch Italienisch lernen. Die Gegen und Häuser sehen ähnlich wie in Österreich aus, und doch irgendwie anders. Nicht verkommen, aber vielleicht nicht so über-perfekt gepflegt wie im Nachbarland.

In Sexten gibt es heute den Almabtrieb. Vermutlich auch den Viehscheid, aber davon steht nirgendwo etwas. Ich verpasse zwar den Umzug, aber das Volksfest ist noch im Gange. Und es gibt eine große Wiese voller Kühe.

Das Wetter ist ähnlich wie heute morgen in Hirschegg. Nebel verhüllt die Bergspitzen, aber trocken. Mal schauen, wie sich das entwickelt.

Brückentag

This entry is part 7 of 22 in the series Alpen 2018
Alpen 2018, Tag 7 An meinem letzten Tag im Kleinwalsertal besuche ich die Breitachklamm. Die liegt am Ausgang des Tals und ist eine der spektakulärsten Schluchten (was ist der Plural von Klamm?) die ich kenne. Ich wollte von Riezlern aus gehen, habe aber den Einstieg in das schon hier tief eingeschnittene Flusstal gefunden. Drei Brücken über die Breitach habe ich da schon überschritten. Die führ Autos, die Rietzlern mit Hirschegg und Mittelberg verbinden, eine „Naturbrücke“ (so ausgeschildert) aus Beton und eine Hängebrücke aus Stahl, die aussieht als ob sie die übrig gebliebenen Seile der zuletzt gebauten Seilbahn wieder verwendet hätten. Alle führen auf die andere Seite, von keiner geht ein Weg noch Osten. Also fahre ich mit dem Bus bis zur letzten Station, die ich mit der Gästekarte noch erreiche: Walserschanze. Hier befindet sich der obere Eingang. Nach steilem Weg von der Straße nach unten bis fast zum Fluss, führt hier ein Weg entlang der Breitach zum Eingang der Klamm. Schon hier ist das Flusstal eng und dunkel, vielleicht noch dreißig Meter breit. Der Weg ist mal in die Bergwände gehauen, mal mit Brettern auf Stahlträgern dran geschraubt. Oft hängt die Felsendecke so tief herab, dass ich mich bücken muss. Etwa zehn Meter unter mir fließt die Breitach, immer enger und schneller. Immer wieder liegen große Felsblöcke im Wasser und zeugen von heftigen Sturzfluten in den vergangenen Jahren. An einer Stelle sehe ich ein Stück des grünen Geländers, dass mich vor dem Fall nach unten bewahrt. Hier möchte ich nicht sein, wenn Hochwasser ist. Dann kommt ein kleines Kassenhäuschen, ein Drehkreuz und die eigentliche Klamm. Hier berühren sich die beiden gegenüberliegenden Wände fast. Hier ist die Klamm vielleicht nur noch zehn Meter breit, an den weiten Stellen. Es ist dunkel und feucht und kühl. Unter mir rauscht der Fluss jetzt schnell dahin. Wenn jemand auf dem schmalen Pfad entgegen kommt, muss einer von uns beiden stehen bleiben. Das hier ist nichts für Leute mit Klaustrophobie oder Höhenangst. Es ist schwierig hier Photos zu machen. Die Helligkeitskontraste von der dunklen Klamm und dem hellen Himmel sind enorm. Und es gibt wenig Stellen, wo ich stehen bleiben könnte ohne jemandem im Weg zu stehen.  Den Weg zurück nach Riezlern gehe ich. Anfänglich ist auch dieser Weg ein Metallgerüst, dass an den Berg geschraubt wurde. Der Boden ist ein Metallgitter, durch das ich nach unten sehen kann. Der Stahl sieht neuer aus als die Eisengeländer in der Klamm. Ich frage mich, wie häufig, die Stege und Geländer erneuert werden müssen. An einer Stelle kommen mir sogar zwei Radfahrer entgegen, die hier ihre Räder aber schieben oder tragen müssen. Gar nicht einfach daran vorbei zu kommen. Insgesamt ist der Weg aber recht einfach und angenehm. Nur die Sonne scheint jetzt immer von vorn und ich kann die Gegend wegen der hohen Hell/Dunkelkontraste nicht gut sehen. Noch mehrmals führt der Weg über brückenartige Wege an der Felswand über der Breitach entlang. Bei Riezlern geht er dann nochmal über den Fluss, dort wo der Schwarzwasserbach einmündet. Jetzt noch ein kurzes aber sehr steiles Stück und ich bin zurück in Riezlern und kann den Bus nach Hirschegg nehmen. PS: Ich weiss, das es Probleme mit den Previews gibt. Es gibt auch Probleme beim Upload der Bilder. Hängt vielleicht zusammen.