Alpen 2018, Tag 16
Am Morgen hängen die Wolken tief im Tal. Nur Hundert Meter über dem Hotel kann ich die Berge schon nicht mehr sehen. Aber der Wetterbericht verspricht, dass sich das schnell ändern soll.
Ich mache heute einen vermeintlichen Spaziergang zum Dorfer See. Den Weg habe ich als einfach und bequem in Erinnerung. Ich bin ihn schon mal im Rahmen einer vom Hotel geführten Wanderung gegangen. Damals sind wir aber wegen Regens kurz bevor wir den See erreichten, wieder umgekehrt. Heute gibt es keinen Regen und ich erreiche den See, aber der Weg stellt sich als anstrengender und vor allem Länger heraus, als ich ihn in Erinnerung hatte.
Es geht mit einem interessanten Gang durch die Daba Klamm los, nur etwa 300 m vom Hotel entfernt. Die ist nicht gar so eng wie die Breitach Klamm, sie hat aber dennoch ihren Reiz. Nach ein paar hundert Metern komme ich zum Eingang eines Tunnels. Dieser ist für Autos gebaut worden, als noch geplant wurde, hier einen großen Damm zu bauen. Aus dem Damm ist nichts geworden, den Tunnel gibt es trotzdem. Der Tunnel ist aber nicht beleuchtet. Ich habe aber sowieso keine Lust hindurch zu gehen, denn er ist recht eng und ich möchte da drin keinem Auto begegnen. Die dürfen übrigens nur zu bestimmten Zeiten in einer der beiden Richtungen fahren, denn die gesamte Strecke in der Klamm ist einspurig. In der ersten Hälfte jeder Stunde taleinwärts, in der zweiten dann talauswärts.
Zum Glück führt außen am Tunnel noch ein Weg für Fußgänger vorbei. Direkt in den Fels gehauen. Auf der einen Seite geht es senkrecht nach unten, auf der anderen Seite eine steile Felswand von der Stellenweise Wasser tropft.
Hinter der Klamm öffnet sich das Tal. Es gibt einen lichten, wie ich auf einem Hinweisschild erfahre, Lärchen- und Zirbenwald. Die erste Hälfte der Wanderung gehe ich über eine Feldstraße. Ab dem Kalser Tauernhaus, dass aus irgendwelchen Gründen vom deutschen Alpenverein Mönchengladbach betrieben wird, verläuft meine Tour aber über einen gut gepflegten Wanderweg. Zuerst durch den Wald, später über große Steinblöcke, die aber eine sehr griffige Oberfläche haben, so dass ich gut vorankomme.
Schließlich erreiche ich den See am Ende des Tals. Hübsch, mit tiefgrünem Wasser. Auf der anderen Seite kann ich noch einzelne Schneefelder auf dem Berghang sehen. Mehr Schnee, vermutlich ein kleiner Gletscher gibt es zu meiner rechten. Dort liegt der Großglockner, dessen Spitze aber von hier leider nicht sichtbar ist.
Eigentlich ist der Dorfer See so ein Schlechtwetter Ziel. Ein einfacher Weg ohne großen Höhenunterschied. Daher bin ich überrascht, als ich auf die Zusammenfassung des GPS Trackers schaue und erfahre, dass ich immerhin 500 Höhenmeter überwunden habe und mehr als 18 km weit gelaufen bin. Das erklärt, warum mir der Weg zurück doch etwas länglich erschien:
Am Abend merke ich, wie schnell man sich an gutes Essen gewöhnen kann. Das Abendessen hier im Taurerwirt ist ja nicht schlecht, aber kann nicht im Ansatzt mit dem des Alpenblicks in Sexten/Moos mithalten. Auch hier gibt es nett angerichtete Vor- und Nachspeisen. Es gibt ungewöhnliches Eis, heute z.B. Mozarella, in Verbindung mit Tomaten. Aber wo das letzte Woche alles wunderbar zusammen gepasst hat, wirkt es hier wie Bausteine, die nicht recht zusammen passen wollen. Auch die Qualität und Zubereitung von Fleisch oder Gemüse ist nicht auf dem Niveau des Alpenblicks. Das heißt aber wie gesagt nicht, dass ich hier schlecht leben müsste. Die Salatbar ist z.B. deutlich besser als letzte Woche.