Italien 2017, Tag 1, Es gibt kein Entrinnen

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IHeute hat offiziell mein Urlaub begonnen. Ich habe es bis nach Bergisch Gladbach geschafft. Bevor ich mich wirklich auf den Weg nach Italien mache, will ich erst den 80sten Geburtstag meines Vaters feiern.

Es ist ein perfekter Herbsttag. Sonnig und warm, sowohl in Hamburg als auch Bergisch Gladbach. Bevor Peter und ich damit beginnen die Familie zusammen zu sammeln indem wir Paul vom Flughafen abholen, mach ich erst noch einen kurzen Spaziergang ins Paffrather Dorf. Ich will das wunderbare Licht ausnutzen und die ersten Fotos dieser Reise machen.

Direkt neben dem Friedhof ist ein Festzelt aufgebaut wo die Einheimischen Oktoberfest feiern. Komplett mit Lederhosen. Anders als in München wird das hier wirklich im Oktober gefeiert. Diese Laien.

Egal wo ich bisher im Oktober hingefahren bin, Oktoberfest gibt es überall. Ob in Bergen in Norwegen noch in Waikiki in Hawaii, es gibt kein entrinnen.

Italien 2017, Tag 2, #krassesterOpa♥

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Peters 80ster Geburtstag beginnt ruhig und beschaulich mit einem gemeinsamen Frühstück mit Peter, Paul und Gisela. Wir nutzen die Zeit bis zur Feier am Nachmittag um über Gott und die Welt zu sprechen. Im Grunde das gleiche, das wir später bei der Feier machen. Nur mit weniger Bier. Bier ist übrigens das einzige, dass wir später frisch kaufen. Alles andere ist vorbereitet.

Am Nachmittag mache ich mit Paul einen Spaziergang durch einen fast perfekten Herbstwald. Es regnet nicht mehr. die Sonne scheint durch die bunten Blätter — warum bleibe ich nicht einfach hier?

Etwas später kommen die ersten Gäste und die Feier geht los. Es gibt ein paar Reden, dann machen Tim und Band tolle Musik mit Banjo und Nicht-Ukulele (sie hat acht statt vier Saiten). Emilia singt, Peter spielt Mundharmonika. 

Ich kann leider nicht bis zum Ende bleiben, da mein nächster Tag um 5 Uhr früh beginnen wird und ich wenigstens ein paar Stunden Schlaf haben möchte.

Italien 2017, Tag 3, Die Reise beginnt

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Meine Italienreise beginnt erst heute so richtig. Nach wenig Schlaf stehe ich um 5 Uhr auf und breche um kurz vor sechs mit dem Taxi nach Bergisch Gladbach auf. Mit der S-Bahn nach Köln und dann in den ICE nach Basel.

Jetzt ist es 7:28 Uhr, wir haben eben die (mir) neue Station Bonn/Siegburg hinter uns gelassen und düsen jetzt mit etwa 300 km/h nach Süden. Der Zug ist bequem und hat sogar WLan. Ich bin überzeugt, dass dies die angenehmste und zivilisierteste Art des Reisens ist. Die Sonne geht langsam auf und ich kann endlich etwas von der Landschaft sehen, die draußen vorbei rauscht. Es gibt sogar Monitore, die auf einer Landkarte unsere derzeitige Position anzeigen. Ich bin beeindruckt und hätte nicht gedacht, soviel „neuer“ Technik in einem deutschen Zug zu sehen.

Etwa zwei Stunden später kommt eine Durchsage, die uns Passagieren mitteilt, daß es auf der Strecke zwischen Offenburg und Freiburg einen Personenschaden gab und die Strecke für etwa neunzig Minuten gesperrt sein wird. Plötzlich sieht mein 100 Minütiger Aufenthalt in Basel gar nicht mehr so komfortabel aus. Irgendwann wird die Weiterfahrt des ICE ganz abgesagt und wir müssen in einen Ersatzzug umsteigen. Mit dem schaffe ich es gerade so, meinen Anschluss nach Mailand zu bekommen. Drei Minuten nachdem ich sitze geht es auch schon los.

Wie erhofft, ist die Strecke von Basel nach Mailand sehr schön. Vorbei an den Dreitausendern bei Interlaken, die Viertausender kann man in den Wolken nicht sehen. Nach vielen Tunnels (schweizer Plural) ist es auf der südlichen Seite nicht mehr so feucht. Ich kann sogar ein paar kleiner Marmorsteinbrüche mit ihren weißen, kubistischen Formen. Die Häuser sehen hier auch gleich ganz anders aus. Nicht mehr so perfekt gepflegt. Ein paar Güterwagons stehen auf einem von Pflanzen überwachsenen Gleis. In Deutschland, Österreich und der Schweiz währe das unmöglich. Hier scheint es ganz normal.

Die Pflanzen und Bäume verändern sich auch ganz allmählich. Das ist genau das was ich nochmal beobachten wollte. Der langsame Übergang zwischen den Pflanzen und Kulturen von Nord nach Süd. Er ist in Mailand noch nicht abgeschlossen, aber es fühlt sich hier schon ganz anders an.

Der Mailänder Bahnhof sieht aus wie ein Palast. Die Bahnhofshallen, die die Gleise überspannen sind schon enorm. Aber die „Wandelhallen“ sind wirklich gigantisch. So etwas gibt es in Deutschland nicht. Nicht in dieser Größe und nicht in dieser Pracht. Muß ich morgen ein paar Fotos von machen. Heute war ich zu müde.

Ich lasse mich von einem Taxi zum Hotel bringen und bin, wie geplant, um etwa 17 Uhr auf meinem Zimmer. Auf Grund meines Schlafmangels fühle ich mich als ob ich einen Jetlag hätte. Das hatte ich nicht geplant. Ich fahre zwar noch mit der sehr preiswerten Metro in die Innenstadt und laufe einmal um den Mailänder Dom. Aber das Licht ist nicht mehr gut und ich bin einfach zu müde. Also suche ich mir ein Restaurant und schließe den Tag ab.

Italien 2017, Tag 4, Milan in a Day

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Da ich morgen schon wieder weiter Reise ist heute mein einziger ganzer Tag in Mailand. Die Nacht war wegen eines singenden und Gitarre spielenden Nachbarn etwas kürzer als ich es mir gewünscht hätte. Trotzdem bin ich im Vergleich zu gestern ausgeschlafen. Ich fahre zuerst zum Hauptbahnhof um ein paar Bilder zu machen.

Dann geht es zum Duomo, dem Mailänder Dom. Als ich ankomme, ist eine Feier der Polizei im Gange. Es scheint hier mehr Sorten Polizei als in anderen Ländern Sorten Käse zu geben. Es gibt Reden von Männern in Unformen, die direkt aus einer Oper zu stammen scheinen (die Uniformen). Man kann den Dom dennoch besichtigen. Doch dazu komme ich nicht. Wenn man eine Eintrittskarte kaufen möchte, kann man sich entweder in eine Schlange für vier Automaten stellen. Oder kann eine Marke ziehen und warten bis es aufgerufen wird. Beides dauert angeblich etwa gleich lang. Also nehme ich eine Marke und nutze die, angebliche halbe Stunde, um den Dom von außen zu fotografieren. Als ich wieder da bin, ist meine Nummer schon vorbei. Also stelle ich mich für die Automaten an. Das geht viel schneller. Nach wenigen Minuten bin ich dran. Allerdings wird meine Kreditkarte ohne Angabe eines Grundes abgewiesen. Da niemand da ist, der Helfen könnte und der Automat kein Bargeld nimmt, entscheide ich mich, den Besuch des Doms zu überspringen.

Man darf drinnen sowieso keine Fotos machen. Und wie sich noch herausstellen wird, ist das eine gute Entscheidung. Denn andernfalls währe für meine anderen Ziele nicht genug Zeit geblieben.

Ich gehe zuerst zum benachbarten Museo del Novocento, dem Museum 900. Ein tolles Museum für moderne Kunst. Es gibt einen Raum mit internationalen Künstlern, der Rest ist Italienern vorbehalten. In diesem ersten Raum gibt es zwei Bilderpaare von Picasso und Braque. Das erste bilden zwei typische, kubistische Bilder. Das zweite aber besteht aus Bildern, die ich nie im Leben Picasso oder Braque zugeordnet hätte (siehe Bildergalerie). Auch von den italienischen Künstlern gibt es viele tolle Bilder und ich wundere mich warum ich deren Namen noch nie gehört habe.

Im obersten Stockwerk gibt es tolle Ausblicke auf die Stadt, inklusive Dom und die „Shopping-Mall“ gegenüber am Domplatz. Die Galleria Vittorio Emanuele aus dem 19. Jahrhundert, ist größer und prächtiger als jedes Einkaufszentrum das ich kenne. Schöne Mosaiken auf dem Boden, tolle Kuppeln bilden das Dach. Auf der anderen Seite finde ich die Mailänder Scala, die berühmte Oper der Stadt. Ein kurzer Rundgang zeigt, daß sie kleiner ist als erwartet und richtig alt wirkt. Vielleicht weil sie alt ist und immer noch als Oper genutzt wird und nicht nur eine Museum ist.

Danach gehe ich „querfeldein“ zur Festung der Stadt. Ich habe mittlerweile etwas Schwierigkeiten, die kleine Schrift der Karte zu lesen. Trotzdem finde ich das Castello Sfozesco. Auf den ersten Blick, und auch auf den zweiten wirkt es größer und wuchtiger als es möglich sein könnte. Vielleicht sind es die Proportionen, oder der Stil oder das es so plötzlich auftaucht, nachdem ich eine Viertelstunde durch kleine Gassen gegangen bin. Vielleicht ist es aber auch einfach sehr groß. Im inneren, sowohl der Innenhof als auch das innere der Gebäude, wirkt es dagegen überhaupt nicht wuchtig sonder ganz im Gegenteil, sehr luftig und leicht (wie eine Schokoriegel). Ich kaufe ein Ticket für all Museen. Zu diesem Zeitpunkt glaube ich noch, das es ein kleines Museum gibt, das ein paar ausgegrabene Steine zeigt und dann vielleicht hier und dort noch ein paar kleine Räume mit Bettpfannen oder Kanonen.

Nach dem fünften Raum lese ich nicht mehr jede Beschreibung, nach dem zehnten schaue ich mir nicht mehr jedes Objekt an, nach dem zwanzigsten bleibe ich kaum noch stehen und bevor ich Raum dreißig erreiche, gehe ich nur durch die Räume ohne langsamer zu werden. Das alles liegt aber nicht daran, daß die Räume langweilig währen. Oder die Steine, Gobelins, Rüstungen, Statuen, Bilder, Vasen, Musikinstrument oder das Geschirr. Es gibt nur einfach viel zu viel von allem. Das ist wie im Vatikanischen Museum, vielleicht ein Hektar weniger, dafür aber besser ausgesucht. Es vielen Räumen sind schon allein die prachtvollen Decken beeindruckend.

In dieser Festung, die auch ein Schloß ist, wird mir klar, wie viel Reichtum es damals in Mailand gegeben haben muß, der es erlaubt hat, eine solche  Festung zubauen, in der es so viele große und großzügige und prächtige Räume gibt. Die Festungen, und selbst die Schlösser, die ich bisher gesehen habe, haben vielleicht einen großen Raum. Sonst nur Kammern oder Gänge. Hier gibt es unzählige repräsentative Räume. Und dabei habe ich die Küchen und Mannschaftsquartiere und Munitionsdepots, die es in einer Festung ja auch noch geben muß, noch gar nicht gesehen.

Abschließend kann ich sagen, daß Mailand eine Reise wert ist. Und eine, die mehrere Tage lang sein sollte. Allein schon für den Bahnhof, das Museum 900 und die Festung.

Italien 2017, Tag 5, Es ist noch Sommer

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Es geht weiter zu meinem nächsten Stop in Italien, nach Florenz.  Der Zug fährt pünktlich ab und saust mit manchmal 300 km/h in Richtung Süden. Er ist dann ein wenig lauter als sein deutsches Gegenstück, aber die Federung ist etwas härter, und damit angenehmer. Nicht dieses weiche Schaukeln, wie auf einem Schiff, bei dem ich fast Seekrank werde. Nach weniger als zwei Stunden erreiche ich mein Ziel und bin um 12 Uhr im Bahnhof von Florenz.

Der Geruch im Zug erinnert mich an Peking. Dort war es wohl der sich verziehende Smog. Keine Ahnung, was es hier ist. Zusammen mit der diesigen Landschaft, die flach und ländlich vorbei rauscht, fühle ich mich in meine letzte Chinareise zurückversetzt. Die Fahrt zur chinesischen Mauer hat sich erstaunlich ähnlich angefühlt. Sind vielleicht deshalb so viele Asiaten unterwegs? Oder sind es doch eher die vielen Sehenswürdigkeiten und Kunstwerke?

Florenz und Mailand könnten unterschiedlicher nicht sein. Florenz wirkt mit seinen engen und dunklen Sträßchen ein wenig mittelalterlich. Mailand mit seinen breiten und großzügigen Alleen sieht dagegen eher wie eine Großstadt aus. Es ist in Florenz auch ein paar Grad wärmer. In der Sonnen kann man fühlen, daß der Sommer noch nicht ganz vorbei ist.

Ich schätze die Stadt größer ein als sie wirklich ist. Darum laufe ich auf meinem Weg vom Bahnhof zum Hotel an der richtigen Abbiegung vorbei und mache eine kleine, umgeplante Sightseeing Tour. Ich finde es aber schließlich doch. Nachdem ich meine Rucksäcke abgestellt habe, mache ich einen ersten Stadtrundgang. Ich komme am Dom in der Stadtmitte vorbei, sehe aber nicht, wo die Eintrittskarten verkauft werden. Nach einer Runde um den Dom, finde ich wenigstens eine Touristinformation und frage wie vermutlich hundert Leute vor mir wo ich die Tickets kaufen kann. Ich erfahre, daß ich für den Dom keines brauche, für den daneben stehenden Turm aber doch. Die Wegbeschreibung zum Ticketschalter ist vage. Seltsam.

Der Dom ist außen wild und bunt, innen dagegen eher schlicht. Aber groß, fast so groß wie der Kölner Dom.

Bei den Uffizien sehe ich wieder das mehrstufige System des Schlangestehens. Es gibt eine Schlange um hinein zu kommen. Es gibt eine zweite Schlange um Eintrittskarten zu kaufen. Und eine dritte, kürzere Schlange um eine Reservierung zum Kartenkauf zu machen. Vielleicht morgen, vielleicht sind die Schlangen morgen früh kürzer.

Ich gehe über die Ponte Vecchio auf die andere Seite des Arno. Über ein steiles Sträßchen geht es zum Piazzale Michelangelo, einem Platz von dem ich einen wunderbaren Blick über die Stadt habe. Ich warte ein wenig bis die Sonne hinter den Wolken hervorkommt und den Dom beleuchtet.

Das ist genug für den ersten, halben Tag.

Italien 2017, Tag 6, Exit through the gift shops

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Eigentlich will ich den Tag mit einem Besuch der Academia Belle Arti beginnen. Die Schlangen sind mir aber zu lang. Ich schaue mir statt dessen die nahe gelegene Basilica della Santissima Annunziata an. Von außen sieht man kaum, daß es eine Kirche ist. Dafür ist der Innenraum prächtig. Nicht so nüchtern wie der Dom. Ich gehe weiter zur Kirche Santa Croce, neben dem Dom die zweite große Kathedrale in der Stadt. Auf dem Weg komme ich noch bei einem Tourist-Info vorbei, wo ich mich noch mal den Ticketkauf für die Uffizien erklären lasse, und immer noch nicht ganz verstehe. Es gibt eine Art Vorverkauf auf halbem Wege zu Santa Croce, der nicht wirklich nahe der Uffizien liegt. Ich finde ihn halb durch Zufall und halb durch die Wegbeschreibung von früher. Ich kaufe eine Karte für 12 Euro plus 4 Euro dafür daß ich nicht in einer Schlange stehen muß (und/oder dafür, daß mein Eintrit jetzt an eine feste Zeit gebunden ist).

Ich habe aber noch zwei Stunden Zeit um Santa Croce zu besichtigen. Im Gegensatz zum Dom, muß ich hier für den Eintritt bezahlen. Ich habe mittlerweile die Hypothese, daß das Eintrittsgeld davon abhängt, wieviele Kunstschätze aus der betreffenden Kirche in eines der Museen der Stadt geschaffen wurden und wieviele noch in der Kirche zu sehen sind. In Santa Croce gibt es die Gräber mehrerer Berühmtheiten. Darunter Galileo, Michelangelo, Machiavelli und Rossini. 

Danach schlender ich zu den Uffizien. Die Dame am Eingang sagt, daß ich mich in Schlange 1 stellen soll. Die ist nicht lang und ich habe noch mehr als eine Viertelstunde bis zu meinem Termin. Ich vermute aber, daß ich mit meiner Karte auch einen anderen Eingang ohne Schlange hätte nehmen können. Bis zu meinem Zeitfenster (12:00 bis 12:15) hätte ich aber etwa fünf Minuten länger warten müssen als in Schlange für den regulären Eintritt. Wer denkt sich solch ein System aus und stellt dann nicht alle fünf Meter ein Schild auf, die es erklären. So müssen die Kontrolleure wieder und wieder die gleichen Fragen beantworten.

Als ich endlich drin bin bleibt es unorganisiert. Ich kann meine Tasche nicht bei der Garderobe abgeben. Ein Rucksack würde aber gehen. Schließfächer gibt es keine. Also muß ich sie mit in die Austellung nehmen. Einen Audioguide kann ich mieten. Ich bekomme ihn aber ohne Erklärung. Muß also erst durch Ausprobieren rausfinden, welches Symbol und welche Zahl auf den Schildern unter den Bildern und Statuen auf einen Audiokommentar hindeuten. Die italienische Gemütlichkeit in allen Ehren, aber in solch einem Touristenmagneten würde ich einfachere und logischer Systeme und Erklärungen in zehn Sprachen erwarten. Das hat in Mailand besser funktioniert.

Die Ausstellung ist dann aber sehr gut. Sie konzentriert sich auf Klassik und Renaissance und hat wirklich viel zu bieten. Zu viel eigentlich. Weniger, dafür mit einem roten Faden, wäre besser konsumierbar. So schlürfe ich durch Saal hinter Saal und wünsche mir bald, daß es doch hier und da eine Sitzgelegenheit gäbe. Die berühmten Highlights der Ausstellung, wie Botticellis Geburt der Venus sind so berühmt und allgegenwärtig, daß sie gar nicht so atemberaubend wirken, wie wenn sie eher unbekannt währen. Ist aber trotzdem noch ein tolles Bild. Ebenso wie Leonardo da Vincis Mariä Verkündung.

Und doch haben mich die wenigen Bilder von Caravaggio mehr beeindruckt. Dessen Einsatz von Licht und Schatten ist schon deutlich moderner.

Bevor ich zum Ausgang komme werde ich erst durch fünf (5) Andenkenläden geleitet.  

Italien 2017, Tag 7, Touristen unerwünscht

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Bevor ich meine Exkursion nach Siena starte, besuche ich die Kirche Santa Maria Novella, die auch dem nahen Bahnhof den Namen gibt (Florenz SMN). Eine der hübscheren Kirchen der Stadt. Heute morgen mit tollen Projektionen der Glasfenster. Die anliegenden Kreuzgänge (es gibt zwei oder drei große Innenhöfe) sind alle aufwendig mit Fresken geschmückt. Auch die kleineren Kapellen sind lückenlos mit Fresken ausgekleidet. Es war mir ja klar, daß hier im Epizentrum der Renaissance, besonders viele und wegweisende Kunstwerke zu finden sind. Und trotzdem bin ich immer noch erstaunt, daß man hier im Grunde jeder Wand in jeder Kapelle in jeder Kirche ein kleines Museum widmen könnte.

Weiter geht es mit dem Regionalzug nach Siena. Die Fahrt dauert etwa anderthalb Stunden. Das Wetter ist toll. Blauer Himmel, kühl aber in der Sonne doch warm. What could possibly go wrong?

Es beginnt in Bahnhof von Siena. Der liegt zur Abwechslung mal etwas außerhalb des alten Stadtkerns. Es gibt eine Busverbindung, aber die muß man erstmal finden. Die Wegweiser sind spärlich angebracht, klein und weisen mal den Weg zum Bus zur Altstadt, mal zum Bahnhof und mal zum Einkaufszentrum, das man nach zwei Rolltreppen sowieso automatisch erreicht. Ich finde die Busstation schließlich im Keller beim Eingang zur Parkgarage. Ich habe selten eine so herunter gekommene Haltestelle gesehen wie diese hier. Stellt euch den Busbahnhof in Bergisch Gladbach vor. Den Keller eines der Treppenhäuser. Vor zwanzig Jahren.

Die Instruktionen auf dem Fahrkartenautomaten sind heute die einzigen, die einfach zu verstehen sind. A1 drücken (zwei Tasten) und Geld einwerfen. Ich steige in den nächsten Bus und hoffe aufs beste. Bis hierher habe ich noch keine einzige Karte gefunden, auf der ich sehen könnte, wie weit ich fahren muß oder wo ich aussteigen soll. Also warte ich bis alle anderen aussteigen, und frage den Busfahrer ob hier das Zentrum ist. Er kann kein Englisch, ich kein Italienisch und das eine Wort, dass vermutlich jeder Tourist, der hier durchkommt, fragt, „Center“ ist wohl dem italienischen „Centro“ zu unähnlich um trotzdem erkannt zu werden.

Es ist immer noch keine Karte in Sicht und Wegweiser gibt es zwar, allerdings nur selten und man muß wissen, wo man hinschauen muß. Die Tourist Information finde ich erst später als ich sie nicht mehr brauche. Ich finde meinen Weg zum mittelalterlichen Stadtkern indem ich die Richtung all der Menschen analysiere, die auch nur entfernt wie Touristen aussehen. Ist hier nicht so einfach, da es viel weniger Besucher aus  Asien gibt als etwa in Florenz. Ich bin mittlerweile von dieser abweisenden Art des Tourismus sehr genervt.

Auf dem berühmten zentralen Platz gibt es immer noch kein Zeichen der Tourist Information oder einer Stadtkarte. Also gehe ich erstmal weiter zum Dom. Den Weg kann ich wider nur erahnen. Ab und zu kann ich ja mal einen Teil der Kuppel über den Dächern aufragen sehen. Als ich den Dom erreiche finde ich auch endlich die Tourist Information. Eine Karte gibt es aber immer noch nicht. Vermutlich um die billigen Faltblätter mit Werbung, und einer Landkarte, zu verkaufen. Das alles habe ich noch in keiner anderen Stadt erlebt. Als ich dann auch noch sehe, daß ich auch hier erst herausfinden muß, welche Schlange zum Kartenverkauf, welche zur Reservierung und welche zum Einlass führt (zu was auch immer), habe ich die Nase voll und nehme den ersten Zug zurück nach Florenz. Ich bin nicht mal mehr bereit die 1,20 Euro für den Bus zu bezahlen und gehe die zwanzig Minuten lieber zu Fuß. Auf dem Weg finde ich noch ein Schild vor einem kleinen Laden auf dem steht „Made in China in Italy“. Wiederlich.

Zurück in Florenz gehe ich endlich was essen und schlendere danach etwas durch die Stadt. Die Schlange vor der Academia bella Arti ist mir immer noch zu lang. Vielleicht morgen früh.

Italien 2017, Tag 8, Moderne Kunst

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An meinem letzten Tag in Florenz besuche ich ein paar Kunstmuseen. Ich fange im Palazzo Strozzi an wo es die temporäre Ausstellung The Cinquecento in Florence. From Michelangelo and Pontormo to Giambologna gibt. Mit cinquecento (wörtlich fünfhundert) wird im italienischen das 16. Jahrhundert bezeichnet. Es werden Bilder, Altäre und Statuen gezeigt, die in diesem Jahrhundert in Florenz geschaffen wurden. Dies ist eine der besten Ausstellungen, die ich bisher gesehen habe. Toll restaurierte Altarbilder, interessante Zusammenstellungen in den einzelnen Räumen der Ausstellung, gut Beleuchtung die bei Bildern nicht blendet (leider nicht selbstverständlich) und bei Statuen Akzente setzt und nicht zuletzt ein informativer und interessanter Audio-Guide. Diese Ausstellung alleine ist schon einen Besuch in Florenz wert. Das hier ist viel besser als selbst die Uffizien. Leider habe ich meine Kamera im Hotel vergessen und kann keine Bilder zeigen.

Auch das nächste Museum ist sehr interessant, wenn auch nicht annähernd  auf der gleichen Stufe wie das Cinquecento. Das Museo Novecento zeigt (klassische) Moderne Kunst von etwa 1920 bis 1969 von lokalen Künstlern. Immer wieder wird die Flut von 1966 erwähnt, die viele klassische Bilder zerstört hat und von den lokalen zeitgenössischen Künstlern als Chance auf einen Neubeginn der Ausstellungen in Florenz mit Fokus auf, dann, moderner Kunst. Mittlerweile ist die damalige Moderne die heutige Klassik geworden. Es gibt eine Menge interessanter Bilder und Plastiken zu sehen.

Danach begebe ich mich auf die andere Seite des Arne, in den Palazzo Pitti. Ab dem 16. Jahrhundert die Residenz der Herzöge von Florenz sieht dieser Palast von außen recht langweilig aus. Wie sich herausstellt, wird diese Langeweile im Inneren noch übertroffen. Es gibt mehrere Museen. Die Galleria d’Arte Moderna zeigt Moderne Kunst, jedenfalls nach dem Verständnis von vor ein paar hundert Jahren. Es gibt eine große und lieblose Sammlung von alten Schinken die insbesondere nach der Ausstellung von heute morgen sehr enttäuschend ist. Die Bilder sind nicht restauriert und teilweise sehr dunkel. Das Licht, das durch die Fenster kommt blendet und hindert mehr als es hilft. Es gibt keine erkennbare Auswahl. Es scheint als ob man einfach alle Bilder, die man hatte, an irgendwelche Wände gehängt hat. Je mehr, desto besser. Ich flüchte nach einer dreiviertel Stunde.

Auf dem Weg zurück zum Hotel gehe ich nochmal über die Ponte Vecchio. Ich kann den „Geheim“gang sehen, der über die Brücke verläuft und Medicipaläste auf beiden Seiten des Arne miteinander verbindet. Ich sehe mindestens drei Sorten von Polizisten. Die lokale Polizei, die Metropolpolizei und welche, die aussehen wie Soldaten. Diese stehen vor allen großen Sehenswürdigkeiten und sind ausgestattet mit Tarnanzügen und Sturmgewehren. Finger immer (fast) am Abzug. Wenn die z.B. um den Dom patrouillieren, kann man die fliegenden Händler sehen, die ihre lieblos gemalten oder anderweitig hergestellten Bilder zusammen klauben und wieder auf dem Boden ausbreiten, sobald die Patrouille vorbei gegangen ist. Merkwürdiges System.

Morgen geht es weiter nach Rom. Ich habe jetzt schon soviel gesehen, daß ich kaum glauben kann, daß ich erst seit einer Woche unterwegs bin.

Italien 2017, Tag 9, Rome in 300 Minutes

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Nach einer schnellen, teilweise 250 km/h, und kurzen, nur etwa 80 Minuten, Bahnfahrt bin ich um etwa 12 Uhr mittags in Rom angekommen. Ich hatte Roma Termini, den Hauptbahnhof, größer und älter in Erinnerung. Eher so gigantisch wie den in Mailand. Aber mein letzter Besuch war vor etwa 35 Jahren. Seitdem habe ich ein paar große Städte besucht und wohne auch nicht gerade auf dem Dorf. Das verändert die Perspektive.

Das Hotel, Hotel Genova, liegt günstig und ist etwas luxuriöser als das in Florenz. Ein paar Minuten zum Bahnhof, etwa 10 zum Kolosseum und Forum Romanum. Ich mache mich mit der Stadt durch einen Spaziergang vertraut. Der wird aber irgendwann zu einer Wanderung, die fast fünf Stunden dauert. Vom Hotel zwischen Kolosseum und dem Forum hindurch. Den Circus Maximus lasse ich links liegen (wörtlich) und überquere den Tiber über die Ponte Palatino, südlich der Tiberinsel. Hier gibt es die Reste einer älteren Brücke. Die Ansicht erinnert mich an die deutsche Romantik. Weiter geht es am Tiber entlang nach Norden zum Vatikan. Den Petersdom erinnere ich auch größer. Allerdings komme ich auch nicht sehr nah ran. Dazu müsste ich mich in eine lange Schlange stellen. An einem der nächsten Tage. An der Engelsburg geht es zurück über den Tiber über die Ponte Sant’Angelo. Dann zum Piazza Navona und zum Pantheon. Dort esse ich eine Kleinigkeit und mache mich auf den Rückweg zum Hotel. Der führt mich am Kapitol und der Trajanssäule vorbei.

Eigentlich habe ja schon alles gesehen. Aber in den nächsten Tagen will ich mir ein paar von diesen Sehenswürdigkeiten auch von innen ansehen.

Italien 2017, Tag 10, Picasso in Rom

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Vor 100 Jahren hat Picasso Rom besucht, zusammen mit Schriftsteller Jean Cocteau. Aus diesem Anlass gibt es in der Scuderie del Quirinale eine Austellung mit dem Titel „Zwischen Kubismus und Klassizismus“. Ich bin nicht der größte Fan Picassos, insbesondere da ich Zeichnungen nicht besonders mag. Und da ich von Picasso sonst meistens Zeichnungen und eher selten mal ein Bild sehe, habe ich da noch keine große Zuneigung bilden können. In dieser Ausstellung ist das anders. Es gibt eine Menge Bilder zu sehen. Interessanterweise haben die enorm unterschiedliche Stile. Kubismus ist dabei, aber es gibt auch Bilder, die ich niemals Picasso zugeordnet hätte. Viele sind gegenständlich, eines ist sogar pointillistisch. Auch der Audioguide, der zur Abwechslung im Eintritspreis enthalten ist, ist gut. Und zum Abschluß gibt es aus einem Treppenhaus einen tollen Blick auf die Stadt.

Danach gehe ich zum „Capitol-Hill“, der in Rom wirklich ein Hügel ist. Das erste, daß ich davon sehe, ist das Monumento Vittorio Emanuelle II, ein Denkmal für den ersten Königs von Italien, eingeweiht 1911. Sieht in der Sonne prächtig aus, aber eher in dem Sinne wie Schloß Neuschwanstein prächtig aussieht. Etwas weniger währe immer noch genug gewesen. Irgendwie gerate ich in das innere, wo das Militär alte Flaggen ausstellt. In mehreren Räumen gibt es nur alte italienische Flaggen. Im unteren Geschoß, daß der Marine gewidmet ist, sind diese Flaggen einzelnen Schiffen zugeordnet und in offenen Kisten aufbewahrt. Der zweite Weltkrieg wird nicht irgendwie gesondert behandelt. Nur an den Jahreszahlen kann man erkennen, das manche Schiffe in den dreißigern und vierzigern gebaut oder untergegangen sind. Die Museumswächter sind Soldaten in Tarnuniformen. Ist schon etwas merkwürdig.

Etwas weiter den Berg hinauf ist das Museo Centrale Del Risorgimento zu finden, das zur Zeit Fotografien aus Rom ausstellt. Von einem einzelnen Fotografen dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe. Die Webseite behauptet, dass es hier eine ganz andere Ausstellung gibt. Merkwürdig.

Oben auf dem Hügel überlege ich, ob ich mir das eigentliche Kapitolsmuseum anschauen soll, aber ich habe in den letzten Tage schon soviele Statuen und alte Schlachtbilder gesehen, daß ich mir das heute erspare. Vielleicht in den nächsten Tagen.

Ich habe aber einen tollen Ausblick auf das Forum Romanum. Besser vermultich als von seinem Inneren, für dessen Betreten man bezahlen und, schlimmer, anstehen muß.