Italien 2017, Tag 20, Not to exceed

This entry is part 21 of 25 in the series Italien 2017

Das Frühstück im Hotel ist gut, für italienische Verhältnisse sehr gut. Ich sitze auf einer Terrasse mit Blick auf eine kleine Schlucht und dahinter das Meer. Danach gehe ich ins Dorf und kaufe ein Ticket in einer Kneipe. Ich bekomme es ohne großen Enthusiasmus für 4 Euro. Direkt gegenüber steht ein Wegweiser und ich beginne die kurze Wanderung. Nach zwei hundert Metern komme ich an eine kleine Hütte, wo der eigentliche Weg losgeht. Hier hätte ich auch eine Eintrittskarte kaufen können. Der Kontrolleur nimmt aber nur Münzen, wie er eine andere Gruppe von Wanderern unfreundlich wissen lässt. Sie machen es einem wirklich schwer, dieses Land zu lieben.

Der Weg führt anfangs über eine unregelmäßige Treppe, die den kurzen Aufstieg eher anstrengender als einfacher macht. Wer kommt auf die Idee und gibt wahrscheinlich viel Geld aus eine Treppe auf den ersten 20 Prozent eines Wanderweges zu bauen, die dann einfach aufhört?

Es gibt eine erste Mauer, die um den kompletten Berg auf etwa 90 Metern Höhe herumführt. Von hier gibt es schon einen tollen Ausblick auf die Altstadt, die direkt unter der nördlichen Steilwand liegt. Hier stehen Schilder, die davor warnen, sich über die Mauer nach außen zu lehnen: „Not to exceed“ ist die englische Variante. Ich gehe an der Mauer entlang einmal um den kleinen Berg herum. Der Ausblick ist überall sagenhaft. Auch ist es an vielen Stellen erstaunlich grün. Insbesondere wo der Sommer sehr heiß gewesen sein soll, mit Temperaturen bis zu 45 Grad.

Nach dem Rundgang steige ich noch zur oberen Mauer mit den Resten der alten Festungsanlage auf. Die Bergspitze liegt bei etwa 270 Metern über dem Meer. So richtig klar wird mir nicht, warum man hier solch eine Befestigung braucht. Was sollte hier geschützt werden?

Obwohl ich mir Zeit nehme, bin ich um 12 Uhr schon wieder unten in der Stadt. Ich beschließe mal einen ruhigen Tag zu machen und den Rest des Tages faul im Hotel zu verbringen.

Italien 2017, Tag 21, Das Ende der Welt

This entry is part 22 of 25 in the series Italien 2017

Um kurz vor zehn mache ich mich auf den Weg nach Selinunte. Ein paar der Fundstücke hatte ich ja schon im archäologischen Museum in Palermo gesehen. Und nach Palermo muß ich auch wieder zurück, denn das liegt auf dem Weg. Es gibt eine direktere Strecke, aber die würde fast vier Stunden dauern, währen der scheinbare Umweg über Palermo etwa nur 2 Stunden sind. Das Autofahren ist eigentlich ganz OK auf Sizilien. Nur die Abzweigung in Palermo zu finden ist nicht ganz einfach. Die Fahrbahnmarkierungen sind kaum noch zu sehen und der Navigationscomputer drückt sich hier auch nicht sehr klar aus. Die Straßen sind hier ja nicht so geordnet wie in Deutschland sondern eher breite Asphaltbänder, wo jeder macht was er will.

Von Palermo geht es Richtung Süden durch das Innere der Insel. Anfangs sehr bergig wird es zur südlichen Küste hin flacher. Eine schöne Gegend, wo man bestimmt auch gut Wandern gehen kann.

Selinunt (das abschließende „e“ wird im Deutschen weg gelassen) ist zum Glück auf den letzten 5 km gut ausgeschildert. Davor aber überhaupt nicht. Da ich dem Navi keine Adresse geben konnte, habe ich nur auf der Karte auf einen Punkt in der Nähe geklickt. Ohne Schilder hätte ich es nicht so schnell gefunden.

Gegründet von den Griechen im 7. Jahrhundert vor Christus, hatte Selinunt eine bewegte Geschichte. Die Ausgrabungen haben eine mittelgroße Stadt zum Vorschein gebracht. Nicht so groß wie Pompeji, aber auch nicht gerade klein. Und eben eine Menge Tempel. Die wurden entweder von den Karthagern oder von einem großen Erdbeben zerstört, so daß heute von dem meisten Tempeln nur ein Haufen von Felsblöcken ist. Das sieht aus wie ein Lego Bausatz, der noch nicht zusammen gesetzt wurde. Nur einer wurde teilweise wieder aufgebaut, Tempel E, der auf einem Hügel östlich von der Stadt, direkt beim heutigen Eingang, steht. Man kann den äußeren Ring von Säulen sehen. 

Das ganze Areal ist riesig und besteht neben der eigentlichen Stadt, die fast direkt am Meer liegt, noch aus ein paar Satelliten. Von der Akropolis aus (der alten Stadt) kann ich das Meer sehen, wie es an den Strand brandet. Fühlt sich ein wenig wie das Ende der Welt an. Hinter dem Meer ist Afrika. Mit nur wenigen Besuchern, treffe ich hier selten einen Menschen. Ich bin froh die weite Fahrt gemacht zu haben. Doch nach drei Stunden geht es wieder zurück. Ich habe das Wasser im Auto gelassen und bin jetzt doch ein wenig durstig.

Italien 2017, Tag 22, Impossible! Make a U-Turn!

This entry is part 23 of 25 in the series Italien 2017

Ich fahre heute nach Syrakus. Etwa 240 km und 2,5 Stunden entfernt. Die Straße ist über große Strecken anstrengend und unangenehm. Was sich großspurig Autostrada (etwa Autobahn) nennt, stellt sich eher als zweispurige aber schlecht gepflegte Bundesstraße heraus. In weiten Teilen verläuft sie wie eine niedrige Brücke auf Pfeilern getragen entlang von Tälern zwischen den Bergen. Ich weiß nicht ob eine solche Bauweise ein Vor- oder eine Nachteil in einem Erdbebengebiet ist. Ist auf jeden Fall anfällig Erdrutsche. Nach einem solchen ist ein Streckenabschnitt nicht mehr befahrbar. Seit 2016 gibt es eine Umgehungsstraße, so daß meine Fahrtzeit nur ungefähr 10 Minuten länger als geplant ist. All das weiß ich auf der Hinfahrt noch nicht, das erfahre ich erst abends von Wikipedia (ja die A19 hat eine eigene Wikipage). Die Umleitung bringt meinen Navigationscomputer völlig aus dem Tritt. Für eine Viertelstunde, scheine ich durch ein Niemandsland zu fahren. Die Computerstimme fordert mich immer wieder auf rechts abzubiegen oder sagt „If possible, make a U-Turn“ was bei der weiblichen (aber nicht bei der männlichen) Stimme klingt wie „Impossible! Make a U-Turn“.

In Syrakus mache ich halt bei den Archäologischen Parks (Ausgrabungen) des griechischen Theaters und Amphitheaters. Beide sind zum größten Teil aus einem niedrigen Berg herausgeschlagen. Unmittelbar daneben liegt ein Steinbruch in dem, nach einem fehlgeschlagenen Angriff der Athenischen Flotte, athenische Soldaten Steine brechen mussten. Heute ist das ein schöner Park, der fast wie ein botanischer Garten anmutet. An einem Ende gibt es eine große, künstliche Höhle, die auch Ohr von Dionnysus gennant wird. Ihr Eingang, etwa 25 Meter hoch, sieht entfernt aus wie ein Ohr (von einem Vulkanier) und an ihrem dunklen Ende nach 70 Metern werden die Schallwellen so gebündelt, daß ich sogar das Vogelgezwitscher aus dem Park hören kann.

In Syrakus kann man Überreste eines griechischen Tempels sehen, aber bei weitem nicht so gut erhalten wie in Selinunt. Es gibt auch einen hübschen Platz an dem die Kathedrale Santa Maria delle Colonne steht. Sie integriert einen antiken Tempel und bietet einen großen Mischmasch an Stilen. Neben den griechischen Säulen gibt es Romanik und Barrock. Wikipedia behauptet, daß es mehr gibt, aber das kann ich nicht erkennen. Ich muß auch gestehen, daß ich mittlerweile, nach drei Wochen in Italien, einen gewissen Überdruß verspüre.

Insgesamt scheint aber wenig übrig zu sein von der bewegten Geschichte. Gegründet von den Griechen 734 vor Christus und Wohnort von Platon und Archimedes, gab es einige fehlgeschlagenen Eroberungsversuche. Die erfolgreichen kamen von den Römern, den Arabern, von Byzanz und von den Normannen.

Auf dem Weg in die Altstadt komme ich an einem futuristischen Bau vorbei, der sich als Kirche herausstellt. Mit dem runden Grundriss, der Größe und den fehlenden klassischen Elementen, erinnert es mich mehr an amerikanische Sekten als an eine christliche Kirche. Es handelt sich um die Wallfahrtskirche Santuario Madonna delle Lacrime di Siracusa.

 

Auf der Fahrt zurück geht die Sonne unter. Um fast genau 18:00 Uhr verschwindet sie hinter den Bergen. Endlich, denn vorher stand sie genau in Fahrtrichtung. Jetzt kann ich meine Augen wieder entspannen. Es ist jetzt etwas mehr Verkehr und ich kann beobachten wie rücksichtslos die Italiener hier fahren. Mehrmals macht sich ein Auto auf der linken Spur mit Lichthupe platz. Dabei fahre die anderen schon mindest 30 km/h schneller als erlaubt. An einer Einfahrt weiche ich nach links aus um Platz für zwei Autos zu machen. Im Rückspiegel sehe ich wie das hintere zuerst auf die A19 kommt, dann beschleunigt und dem Auto davor den Platz nimmt um auch die Spur zu wechseln. Es muß dann stehen bleiben. Unglaublich.

Italien 2017, Tag 23, Montag, Ruhetag

This entry is part 24 of 25 in the series Italien 2017

Beim Frühstück macht sich mit leisem Klopfen auf dem Glasdach ein Wetterphänomen bemerkbar, daß ich schon fast vergessen hatte. Regen. Es ist auch deutlich kühler und damit angenehmer. 

Ich hatte überlegt, noch einen Ausflug zum Etna zu machen, aber daß würde bedeuten, die unangenehme Autobahn nochmal fahren zu müssen, auf der ich gestern schon nach Syrakus gefahren bin. Und die ich morgen nochmal zum Flughafen nehmen muß. Außderdem ist Regen auch nicht das ideale Wetter um auf 2000 bis 3000 Meter hinauf zu fahren. Also mache ich heute einen ruhigen Tag. Nur einen ausgedehnten Spaziergang durchs Dorf.

Aus dem Spaziergang wird dann aber doch wieder eine kurze Wanderung. Ich gehe westlich zum Ende der Bucht um Fotos der Altstadt mit Dom im Schatten des Felsens zu machen. Sieht auch wirklich toll aus. Leider scheint die Speicherkarte ein Problem zu haben und die Aufnahmen von heute und gestern scheinen weg zu sein. Muß ich mir zu Hause nochmal ansehen. Viel Hoffnung habe ich aber nicht.

Ich gehe auch halb um den Felsen herum. Dort kann ich Teile der alten Mauer sehen, die auf etwa 100 Metern Höhe über den steilen Wänden gebaut wurden. Wer hätte da rauf klettern können? Leider gibt es hier hinten auch wieder keine Wegweiser und das Wetter ist nicht so, daß ich Experimente machen möchte. Also zurück ins Hotel. Da kann ich schon anfangen zu packen. Für das Flugzeug gibt es ja Begrenzungen was Gewicht und Anzahl der Gepäckstücke angeht. Bahnfahren ist doch viel einfacher.

Als der Regen vorbei ist, raffe ich mich nochmal auf an den Strand zu gehen und wenigstens ein paar Fotos nochmal zu machen. Ich denke, daß es sich gelohnt hat.

Italien 2017, Tag 24, Willkommen zu Hause

This entry is part 25 of 25 in the series Italien 2017

Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen, so daß ich sie im Fugzeug transportieren kann ohne extra Gebühren bezahlen zu müssen. Aus drei Gepäckstücken müssen zwei werden. Also kommt die Umhängetasche in den großen Rucksack. Beim Gewicht muß ich raten. Der kleine Rucksack fühlt sich ein bischen groß und schwer für Handgepäck an, aber da ich mir in den vergangen Jahren angeschaut habe, was andere Leute so mitnehmen sollte ich kein Problem haben. Stellt sich später auch als richtig heraus.

Die Fahrt zum Flughafen nach Catania ist ergeinislos. Ich hatte kurz gedacht noch einen kurzen Stop in Enna zu machen, das etwa auf halbem Weg direkt neben der Autobahn liegt. Aber ich weiß ja nicht, ob ich diese Zeite später noch brauchen werde. Und ich will ja auch nicht völlig verschwitzt im Flugzeug sitzen.

Nach dem gestrigen Regen ist die Luft heute sehr klar und zwischen Enna und Catania habe ich einen wunderbaren Ausblick auf den Etna. Vor zwei Tagen hatte ich ihn gerade so im Dunst gesehen. Außerdem ist er heute im oberen Bereich schneebedeckt. Den habe ich vorgestern auch noch nicht gesehen. Ich würde gerne ein Foto machen, aber es gibt keine Haltemöglichkeit für viele Kilometer. Auch Ausfahrten gibt es hier keine. Als dann doch eine kleine Haltebucht kommt, ist die auf der anderen Seite der Autobahn so gestaltet, daß sie mir den Blick auf den Etna komplett verdeckt. Wer macht denn so etwas? Warum gibt es hier nicht einen Aussichtspunkt an dem Touristen ein Foto machen können? Sehr viel später, zwei Haltebuchten danach, kann ich doch noch ein Foto machen. Der Blickwinkel ist nicht so toll wie vor einer halben Stunde aber immerhin etwas.

Den Flughafen muß ich etwas suchen. Der Navigationscomputer und die lokalen Schilder sind sich nicht einig. Da sich beide in der Vergangenheit als durchaus unzuverlässig heraus gestellt haben, muß ich raten. Nach ein oder zwei falschen Abbiegungen finde ich ihn dann doch. Und das Suchen geht weiter. Jetzt ist es die Rückgabestelle für den Mietwagen. Auf allen anderen Flughäfen wo ich bisher war, war das überhaupt kein Problem. Hier gibt es kaum Schilder und die die es gibt sind klein und haben Pfeile die mal hier und mal dorthin zeigen. Nach eine Ehrenrunde um den Flughafenparkplatz sehe ich doch ein Schild von AVIS und weiß jetzt ungefähr wo ich hin muß. Nur noch ein oder zweimal falsch abbiegen und ich habe es gefunden. Und ich bin nicht der einzige der Probleme hat. Es gibt eine Menge Autos die an den unmöglichsten Stellen stehen und deren Fahre verzweifelt aussehen. Der Angestellte von AVIS sagt nur daß ihm das Problem bekannt sei und sie versucht hätten ein paar Schilder auf zu stellen. Eine Einsicht, daß der jetzige Zustand ein echtes Propblem ist, kann ich nicht erkennen. 

Diese Erfahrungen und vieles andere während der letzten drei Wochen haben mir gezeigt, daß Italien seine Touristen nicht sehr schätzt. Deren Geld wird gerne und reichlich genommen. Aber der Gegenwert in Form von Schildern, Informationsstellen und touristischer Infrastruktur ist viel schlechter als in anderen Ländern. Ich verspüre kein Bedürfnis in der absehbaren Zukunft nochmal hier her zu kommen.

Der Flug ist etwa eine Stunde zu spät. Angeblich wegen des Wetters. Ob wegen des Wetters hier oder in Hamburg bleibt offen. Hier ist das Wetter eigentlich nicht schlecht. Trocken, hübsche weiße Wolken am Himmel, warm aber nicht mehr so heiß und ein bischen Wind, aber nicht soviel, daß ich mir vorstellen könnte, daß er ein Problem für ein Flugzeug darstellen könnte. Aber was weiß ich schon.

In Hamburg ist es schon dunkel, deutlich kühler ohne kalt zu sein und regnerisch. Eigentlich sehr angenehm nach drei Wochen Dauersonne. Es gibt zwar kein Begrüssungskommand für mich aber auf dem Laufband, auf dem mein Rücksack wenig später erscheinen wird, steht ein „Koffer“ der Werbung von einem lokalen Radiosender ist. Darauf steht „Willkommen in Hamburg“. Irgendwie sehr nett. Ich muß etwas auf meinen Rucksack warten und habe Zeit mir anzuschauen wie das  Informationsmaterial für Touristen von außerhalb aussieht. Es gibt eine Karte der Innenstadt mit guten Beschreibungen der Hauptsehenswürdigkeiten. Und es gibt nicht mahl Werbung. Ich bin beeindruckt.

Um 20:00 Uhr bin ich wieder zu Hause und bin mal wieder erstaunt wie gut der ganze Urlaub geklappt hat. Insbesondere in Anbetracht meiner doch wieder sehr kurzen Organisationsphase. Alle Hotels an den richtigen Tagen gebucht, alle waren mindestens in Ordnung, gerade das letzte war richtig gut. Die Transporte haben all gut geklappt. Verspätungen gab es zwar, waren aber nie ein Problem. Und mit dem Wetter habe ich auch Glück gehabt. Ein Tag mit Regen, sonst nur Sonne.