Italien 2017, Tag 11, Im Schwimmbad

This entry is part 11 of 25 in the series Italien 2017

Zum Beginn meines touristischen Tages gehe ich bei Santa Maria Maggiore vorbei, einer der größeren Kirchen in Rom. Ist nur drei Minuten vom Hotel einfernt. Ist also kein Problem, daß um 10 Uhr schon eine Lange Schlange davorsteht.

Gehe ich also weiter zum eigentlichen heutigen Ziel, den  Diokletiansthermen, direkt gegenüber vom Hauptbahnhof. Die waren ursprünglich so groß, daß sie in Hektar gemessen werden (13). Wikipedia spricht von 376m x 361m. Heute sind nur noch ein paar Ziegelmauern übrig und nur eine handvoll Räume sind noch intakt. Aber selbst diese Überbleibsel sind enorm und können sich mit jedem heutigen Hallenbad messen. Die Marmorverkleidungen und -verzierungen sind, bis auf wenige Ausnahmen, nicht mehr vorhanden. Sie wurden zur Kalkherstellung verwendet. Ich bin immer wieder erstaunt, wie groß die Gebäude auch vor mehr als 2000 Jahren schon waren.

In einem neuen oder gut renovierten Gebäude gibt es eine sehr gute Ausstellung zum Entstehen der Schrift mit lokalen Beispielen, die teilweise fast 3000 Jahre alt sind. Die Entwicklung der lateinischen aus der griechischen Schrift ist auch interessant. Hübsch sind auch die Innenhöfe die wie grüne Oasen in dieser Großstadt wirken. Dieses Museum ist unbedingt einen Besuch wert.

Danach gehe ich weiter zur Villa Borghese. Das ist eine große Parkanlage in der auch ein paar Museen liegen. Ich mache mir keine Hoffnung Eintritt zur Gallerie Borghese. Hier muß man die Karten im Voraus reservieren. Die Internetseite ist leider nicht gesichert und zusammen, mit dem unsicheren Hotel-Wifi (kein Passwort!), bin ich nicht bereit irgendwelche Daten zu übertragen. Der früheste Termin den ich hier vor Ort bekommen könnte ist in einer Woche. Auch hier ist wieder dieses typisch italienische System des Kartenkaufs zu bewundern. Der Eintritt zur Ausstellung ist der Haupteingang der Gallerie. Dort, oberhalb einer Treppe, steht ein kleines Schild, das mir erklärt, daß der Kartenverkauf im Untergeschoß ist. Dort hinein geht es durch einen engen, unmarkierten Durchgang. Drinnen, gibt es Reservierung und Kartenkauf. Ich vermute, daß ich die Reservierung brauche um eine Karte kaufen zu dürfen. In jedem anderen Land stünde vor dem Haus ein großes Schild, daß in fünf Sprachen erklärt was man wo machen muß um hinein zu dürfen. Hier dagegen, habe ich das Gefühl, daß dies ein Mechanismus ist, um den Touristenandrang etwas zu begrenzen.

Eigentlich wollte ich noch ein Museum für moderne Kunst irgendwo in diesem Park besuchen. Doch die Schilder sind spärlich gesät und zeigen mir vieles an, nur nicht dieses Museum. Es gibt auch hier und dort eine Karte, doch nicht da, wo ich sie brauche. Ich finde ein anderes, kleineres Museum in der alten Orangerie. Hübsch aber unspektakulär. Und was will ich in einer Stadt wie Rom mit etwas, das unspektakulär ist. Hier wird man doch sehr verwöhnt.

Italien 2017, Tag 12, Thirty-six Views of Mount Fuji

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Ich fahre mit der Metro zum Petersdom. Die Metro ist gut ausgeschildert, die Fahrkarten preiswert, 1,50 Euro für 100 Minuten so weit man will. Aber es ist auch sehr voll. Fast so voll wie in Peking, nur funktioniert das hier nicht so gut wie dort. Die Bahnsteige sind verhältnismäßig eng und die Luft ist nicht gut. Nichts für Leute mit Platzangst.

Die Schlange vor dem Petersdom ist mir zu lang. Reicht fast einmal um den Platz. Wartezeit vermutlich mehr als eine Stunde. Also gehe ich zur nahe gelegenen Engelsburg. Hier gibt es keine Schlange. Es gibt mehr zu sehen als ich gedacht hatte. Ich dachte, daß die ehemalige Festung eben nur dieses ist, eine Festung. Ursprünglich war sie aber ein Mausoleum für Kaiser Hadrian. Davon ist leider nur noch wenig übrig. Die Päpste haben es irgendwann im Mittelalter in eine Festung umgebaut und dann noch Gemächer für den Papst hinzugefügt. Der Ausblick auf die Stadt vom Dach der Engelsburg ist prächtig.

Danach suche ich ein Museum, in dem heute eine Ausstellung über einen japanischen Künstler beginnt. Leider habe ich meine Karte im Hotel vergessen und mein Mobiltelefon hat keinen Strom mehr. Da ich keine Lust habe, irgendjemandem zu erklären, daß ich nicht den Petersdom oder das Kolosseum sondern ein neues Museum mit einer kleinen, obskuren Ausstellung suche, gehe ich ins Hotel zurück. Auf dem Weg komme ich über die Piazza del Popolo. Hübscher Platz mit dem obligatorischen Obelisken in der Mitte. Ob die in Ägypten noch welche übrig gelassen haben?

Nachdem ich weiß wo es liegt, gehe ich aber nicht direkt dorthin, sondern schaue erst beim Pantheon vorbei. Ist zwar sehr voll, aber jetzt, am frühen Nachmittag, gibt es keine Warteschlange mehr. Habe ich imposanter in Erinnerung.  Vom ursprünglichen Pantheon, in dem die Römer allen Göttern huldigten, nicht nur ihren eigenen, ist leider nicht mehr viel übrig. Die Christen haben das Pantheon vor einer langen Zeit in eine Kirche umgewandelt. Schade.

Jetzt geht es aber endlich zu dem Museum, dem Museo del’Ara Pacis. Der Name wird mir erst später klar. Es gibt hier eine Ausstellung von Holzdrucken und gemalten Bildern des Japaners Hosukai. Der hat um 1800 herum, unter anderem, eine Reihe von Drucken mit dem Titel „Thirty-six Views of Mount Fuji“ gemacht. Eines dieser Bilder ist das bekannte „The Great Wave of Kanagawa“ und ist hier ausgestellt. Seine Arbeiten haben Einfluß auf den Jugendstil und auf ein paar der bekannteren europäischen Künstler wie Degas und van Gogh.

Ich will schon fast wieder zurück zum Hotel gehen, da merke ich, daß das gleiche Museum in einem oberen Stockwerk noch eine andere Ausstellung hat. Hier kann ich die Ara Pacis sehen, den Friedenstempel, der vom römischen Senat für Kaiser Augustus gebaut wurde. Dessen Mausoleum ist gegenüber, wird aber gerade renoviert. Das Museum ist hübsch und hell und man sieht, daß die heutigen Römer ihre Vergangenheit doch nicht ganz an die katholische Kirche abgetreten haben.

Ich komme noch beim Trevi Brunnen und bin wieder beeindruckt von dessen Größe. Und geschockt von der Menschenmenge, die sich hier durch die engen Straßen schiebt. Wenn Rom die Touristenhauptstadt der Welt ist, dann muß der Trevi Brunnen ihr Epizentrum sein. Pizza wird hier in Rom immer noch (auch) vom Blech verkauft, man kann wählen wieviel man haben möchte, es wird nach Gewicht abgerechnet. Ich kaufe ein Stück vielleicht in dem gleichen Laden wie vor 35 Jahren, pardon, wie vor 15 Jahren.

Italien 2017, Tag 13, Das beste Museum der Welt

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Die Temperaturen erscheinen mir heute angenehmer (kühler) zu sein als an den vergangenen Tagen. Erfrischen kühl im Schatten, warm aber nicht mehr heiß in der Sonne. Ich fahre mit der Metro zur Station Flaminio, in der Nähe des Piazza del Popolo, dann gehe ich nordwärts entlang der Via Flaminia zum MAXXI, dem Museo nazionale delle arti del XXI secolo. Ich hätte den letzten Teil auch mit der Straßenbahn fahren können, aber das Museum öffnet erst um 11 Uhr und ich habe noch fast eine halbe Stunde Zeit.

Das nationale Museum der Künste des 21. Jahrhunderts wurde von Zaha Hadid entworfen und 2009/2010 eröffnet. Es sieht innen und außen toll aus. Hell, geräumig, freundlich, international. Es gibt mehrere Ausstellungen, die aber alle nicht mit der Architektur des Museums mithalten können. Am meisten erstaunt haben mich die Skulpturen von Piero Gilardi, die, auf dem Boden liegend und etwa 1 mal 1 Meter groß, Szenen aus der Natur nachstellen. Aus Polyurethanschaum gefertigt und gefärbt sehen sie aus wie gestern gemacht. Sind aber aus den späten 60ern. Interessant sind auch die Ausstellungen über die Brücke in Messina, die Sizilien mit dem Festland verbindet und die Metrostationen in Neapel. Beides werde ich mir in den nächsten Tagen vielleicht noch anschauen können.

Danach gehe ich wieder in Richtung Stadtmitte und komme an der Villa Giulia vorbei, die das etruskische Museum verbirgt. Da die Etrusker die eigentlichen Gründer von Rom sind, dachte ich, daß es ganz interessant sein könnte. Es werden auch unheimlich viele Informationen präsentiert. Nur leider werden diese Informationen nicht auch vermittelt. Die präzisen und detaillierten Beschreibungen einzelnen (und vielen) Gräbern mögen für Geschichtsstudenten interessant sein, mir fehlen leider die Zusammenhänge. Es gibt viele Ausstellungsstücke, darunter eine Menge schöner Vasen. Es gibt etwa dreißig Räume davon.

Auf dem Rückweg liegt auch die Galerie Nazionale d’Arte Moderna. Das wollte ich mir ja schon vorgestern anschauen, habe ich da aber nicht gefunden. Heute ist das einfacher, ich bin besser vorbereitet. Es liegt außerdem an der gleichen Straße wie die Villa Giulia. Es stellt sich heraus, das ich vorgestern schon fast davorgestanden habe. Ich hätte an einer Stelle nur 50 Meter geradeaus und dann rechts gehen müssen. Heute ist aber sowieso besser. Ich habe mehr Zeit und mehr Kraft. Beides werde ich brauchen, da ich fast vier Stunden in diesem Museum verbringen werde.

Schon nachdem ich den ersten Raum, oder besser, die erste Halle gesehen habe, bin ich begeistert. Das Museum ist ein klassizistischer Bau, ist innen aber groß und großzügig. Der helle Marmor sieht zeitlos modern aus. Große Durchgänge verbinden die Hallen miteinander und erlauben den Blick auf gut ausgesuchte und strategisch platzierte Bilder und Objekte. Was ich erst beim späteren Verlassen ganz verstehe ist, daß die Kunstwerke in der gegenwärtigen Ausstellung („T IME IS OUT OF JOINT“) nicht nach Entstehungszeiten oder Stilrichtungen geordnet sind. Was leicht durcheinander aussehen könnte, ist mit sehr viel können angeordnet worden. Manche Kombinationen von alten und neuen Werken erzeugen einen WOW-Effekt. Etwa der Raum in dem auf dem Boden etwa 20 flache, blaue Bassins mit Wasser gefüllt, den Raum reflektieren. Links hängt ein Mondrian, das Zentrum des Raumes wird von einer großen und faszinierenden Herkules-Statue dominiert. Dahinter ein abstraktes Werk, daß die ganze hintere Wand einnimmt.

In anderen Hallen gibt es große Schlachtenbilder, vielleicht fünfzehn Meter breit, die trotzdem den Raum nicht beherrschen, weil der so riesig ist. Etwa die Hälfte der Bilder ist von italienischen Künstlern, die andere Hälfte von internalen und bekannteren Malern und Bildhauern. Vergesst die Raffaels und Berninis und Michelangelos und schaut euch dieses Museum und diese Austellung an. Für mich ist das die Entdeckung dieses nicht an tollen Museen armen Urlaubs.

Als ich mich schließlich auf den Weg zurück ins Hotel mache und durch den Park der Villa Borghese gehe, beginnt die Sonne langsam unterzugehen. Die letzten warmen Sonnenstrahlen leuchten auf den Wipfeln der Kiefern. Dies scheint die entspanntest Zeit des Tages zu sein, in dem auch Leute aus den Büros hier noch einen Spaziergang machen.

Kanarische Inseln 2016, Tag 14, Regenwald

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Ich habe keine Lust auf lange Autofahrten, also beschließe ich, die Wanderung von vor ein par Tage, die ich wegen Regen abgebrochen habe, nochmal anzugehen. Diesmal in der entgegengesetzten Richtung, so wie im Wanderführer angegeben. Ich fahre allerdings die ersten zwei Kilometer zu der Kreisrunden „Lagune“ mit dem Auto. Bin ich schon gegangen, und es geht hauptsächlich über Straßen. Also kein großer Verlust.

Nach kurzer Zeit komme ich zu einer Betonstraße, die extrem Steil nach unten geht. Vermutlich 20% Gefälle, vielleicht sogar mehr. Ist nach einer halben Stunde kein großes Vergnügen mehr für die Knie. Dann wird es aber interessanter. Zuerst geht es durch ein kleines Dorf, dann durch eine Bananenplantage. Ich kann die kleinen, grünen Bananen an den Bäumen sehen. Die steile Straße geht in einen Wanderweg über. Wieder der Camino Real, der Königsweg. Als ich im Schlamm fast ausrutsche und danach Angst habe, dass mir die von den Felsvorsprüngen herabhängenden Dornenranken, die dünne Regenjacke zerreißen, fange ich an mich zu fragen, wie wohl der Weg für die Nicht-Könige aussehen muss.

Ich komme schließlich im Tal an und muss feststellen, dass dies der typische Weg durch einen Barranco ist.  Also zuerst steil runter und dann auf der anderen Seite wieder steil nach oben.  Oben bin ich schon fast in Las Sauces. Einer der grösseren Orte hier im Nordosten. Vielleicht 5000 Einwohner? Von hier an geht es hinauf und zurück. Und der Weg wird schöner. Denn es geht in Richtung Barranco del Agua. Das ist das Tal, wo ich vor ein paar Tagen schon zwei schönen Wanderungen gemacht habe, und das wirklich atemberaubend aussieht. Wenn man es denn sehen kann. Das Wetter ist etwas besser als bei meinem letzten Versuch, diese Wanderung zu machen. An der Küste ist es immer wieder sonnig. In den Bergen neblig mit Nieselregen. Ist aber ganz erfrischen so.

Ich komme an einen Aussichtspunkt, wo ich die Zugangsstraße sehen kann, die in den Barranco del Agua hineinführt. Zum Visitor-Center in Los Tilos, wo ich vorgestern ja schon war. Ich kann auch die alte Straße sehen, wo früher wohl der Barranco umfahren wurde, so wie heute noch all die anderen. Nur dieser eine wird aber heutzutage durch eine Brücke abgekürzt. Der Ausblick alleine ist schon diese Wanderung wert.

Es geht weiter Steil bergan. Noch führt er über eine Straße. Ist aber eigentlich ganz angenehm zu gehen. Ich muss nicht auf jeden Schritt aufpassen und kann mein Tempo stufenlos meiner Kondition anpassen. Irgendwann geht die Straße in eine Forststraße über. Erst das letzt Viertel geht über den schmalen Hangweg, den ich ja schon gegangen bin. Wegen des Nebels – der so dicht über die Grate zieht, dass er aussieht wie aus einer Nebelmaschiene – und wegen der dichten Vegetation – manche Farnwedel sind so groß wie ich – habe ich keine weiteren tollen Ausblicke. Der Wald ist aber vielleicht gerade wegen des Wetters sehr eindrucksvoll. Ein Regenwald, der mich heute vor dem Regen schützt. Und ich muss mir mal keine Gedanken wegen eines Sonnenbrands machen.

Italien 2017, Tag 14, Cinecitta

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An meinem letzten Tag in Rom mache ich einen Ausflag aufs Land. Jedenfalls war es das mal, wenn man den Beschreibungen im Museum von Cinecitta glauben darf. Ich steige fast bei der Endstation der Metrolinie A aus und stehe auch schon vor dem Haupteingang. Früher gab es eine kleine Straßenbahn, die von der Innenstadt hierher fuhr.

Ich habe noch 90 Minuten Zeit bis eine Führung durch die Außengelände beginnt. Da bleibt genug Zeit um durch das Museum zu bummeln. Ein kleines Gebäude ist Frederico Fellini gewidment. In einem anderen wird der großen Zeit nach dem zweiten Weltkrieg gewidmet.  Da gab es zuerst den Neorealismus der italienischen Filme und dann die großen Produktion aus Hollywood. Cleopatra ist eines von vielen Beispielen. Die Ausstellung endet in einem Raum, der ein früheres U-Boot Set aus dem Film U-571 enthält. Das Merkwürdige ist, daß draußen gerade der Rasen gemäht wird und es überall nach frisch geschnittenem Gras richt. Das passt überhaupt nicht zu dem dunklen und bedrückenden Stück U-Boot um mich herum.

Die Führung geht auf die Außengelände, wo noch einige Sets von früheren Filmen herumstehen. Nach manchen Filmen werden die nicht abgebaut, wofür die Produktionsfirma Geld bezahlen müsste, sonder gehen in den Besitz der Cinecitta über, die das Set dann an andere Produktionen vermieten können. Das größte noch erhaltene Set ist von der Fernsehserie „Rom“. Die Bauten sehen alle sehr realistisch aus, auch wenn man direkt davor steht. Es sind die Kleinigkeiten, durch die man erkannt, daß es nur ein Filmset ist. Etwa kleine Löcher in massiv aussehenden Steinmauern, durch die man den blauen Himmel sehen kann. Oder Sonne die durch die Fieberglasswände durscheint.

Auf dem Weg zurück steige ich nicht schon bei Termini, dem Hauptbahnhof, aus, sondern fahre weiter zum Vatikan. Die Warteschlange vor dem Petersdom ist zwar kürzer als vor ein paar Tagen. Sie ist mir aber immer noch zu lang. Außerdem stehen die Menschen in der prallen Sonne, die hier auch im Oktober immer noch viel Kraft hat. Vielleicht bei meinem nächsten Besuch.

Italien 2017, Tag 15, Am Meer

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Um 1o:53 Uhr verlasse ich Rom mit dem Hochgeschwindigkeitszug. Naja, wir haben fast zehn Minuten Verspätung, obwohl der Zug schon 10:40 Uhr in Rom Termini angekommen ist. Aber sowas bin ich aus Deutschland schon gewohnt.

Man kommt nur etwa 15 Minuten vor Fahrtbeginn und mit einer gültigen Fahrkarte auf die Bahnsteige. Die Überprüfung ist aber bestenfalls leger. Mein Wagon ist einer der hinteren und ich muß, da Termini ja ein Kopfbahnhof ist, gefühlt fünf Minuten am Zug entlang laufen. Dann geht es aber sehr bequem und sehr schnell, teilweise mit 300 km/h weiter gen Süden. In Neapel endet aber die italienische Hochgeschwindigkeitsstrecke, die in Turin beginnt. Nach Palermo fahren nur noch die regulären Züge und brauchen etwa 10 Stunden. Gut, daß ich diese Srecke über Nacht mit der Fähre fahre werde.

Neapel ist … anders. Anders als alle Städte, die auch auf dieser Reise bisher gesehen habe. Auf Wikitravel habe ich den Abschnitt über Sicherheit gelesen und war schon etwas besorgt. Die kurzen Filme in der Bahn über Taschendiebe, die ich auf der Fahrt zu anderen Städten nicht gesehen habe, helfen auch nicht. Ebensowenig wie Google Streetview von meinem Hotel. Aber jetzt wo ich hier bin, sieht das ganze bei weitem nicht mehr so finster aus. Neapel ist keine schöne Stadt. Es ist schmutzig, runtergekommen und eng.  Aber irgenwie auch aufregend und interessant. Es ist noch nicht so gezähmt wie die anderen Städte. Die immergleichen Ketten von Shops, Fastfood Restaurants und Supermärkten gibt es hier zwar auch, aber bei weitem nicht so viele. Es gibt keine Hochglanzgeschäfte wie in Rom. Auch fehlen großzügige Plätze. Gerade die Touristenstraßen machen einen mittelalterlichen Eindruck. Enge Straßen, vergleichsweise hohe Häuser, Wäsche vor den Balkonen, kleine Läden, die Kitsch verkaufen. Aber Kitsch, den es so woanders nicht gibt. Auch das Essen ist anders. Pizza wird ganz anders als z.B. in Rom angeboten. Es dominiert Pizza Margherita, die aber wenig mit der zu tun hat, die wir kennen. Dicker Teig. viel Tomatensoße und ein Stück Mozarella. Es gibt auch viele kleine Läden, die Süßspeisen anbieten. Habe ich aber noch nicht probiert.

Ich gehe auch schon mal zum Hafen um ohne Gepäck herauszufinden wo ich übermorgen hin muß und wann ich dort sein soll. Dabei sehe ich auch das erste Mal auf dieser Reise ein Stück Mittelmeer. Und im Hintergrund der Vesuv. 

PS: Aus irgendeinem Grund wird von manchen Bildern das Vorschaubild nicht richtig Angezeigt. Ich habe noch nicht herausgefunden warum.

Italien 2017, Tag 16, Hardcore Touristing

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Ich reise heute mit dem Circumvesuviana 1938 Jahre in die Vergangenheit. Dieser Zug fährt von Napoli Centrale nach Pompeji. Der Zug ist ein schlecht gepflegtes Museumsstück, das vielleicht schon im Einsatzt war als damals vor fast 2000 Jahren der Vesuv ausgebrochen ist und mehrere Dörfer in der Nähe des heutigen Neapels verschluckt aber auch konserviert hat. Die Fahrt ist nicht sonderlich ansprechend. Es gibt viel rohen Beton zu sehen, Graffitis und hässliche Häuser. Er hält an etwa 15 Stationen bevor er nach etwa 30 Minuten Pompeji erreicht.

Dort gibt es wieder das schon bekannte Spiel, das System des Ticketverkaufs zu erkennen. Hier ist es eigentlich nicht so kompliziert. Allerdings gibt es direkt am Bahnhof, der sehr offiziell aussieht und (irgendwelche) Tickets verkauft. Nur die vielen „Skip the Line“ Schilder machen mich misstrauisch. Und tatsächlich, nach etwa 100 Metern links rein und da ist der eigentliche Einlass mit Ticketverkauf. Es gibt jetzt, um 10 Uhr, auch keine nennenswerte Schlange, die ich hätte überspringen wollen.

Ich nehme noch einen Audioguide mit und erkunde dann die alte römische Stadt. Das dauert etwa 4 Stunden. Denn Pompeji ist erstaunlich groß. Viel größer als ich es erwartet hätte. Wirkt ein wenig so wie das ehemals tote Dorf in der Nähe von Lars. Ein großes Dorf oder eine kleine Stadt, von der nur noch die Grundmauern stehen und hier und da ein Dach. Mir wird bis zuletzt nicht klar, was davon restauriert wurde und was genauso ausgegraben wurde. Die Straßen haben erstaunlich hohe Bordsteine, manchmal mehr als 50 Zentimeter hoch. Da ist es kein Wunder daß es ab und zu Stellen gibt, wo ein paar hohe Steine in die Straße eingearbeitet werden, die als Trittsteine auf die andere Seite führen. Sieht aus wie ein dreidimensionaler Zebrastreifen.

Hier und da kann man noch ein Fresko oder ein Mosaik sehen. Die Original stehen aber im Archäologischen Museum in Neapel. Später mehr dazu. Mich erstauen die Dimensionen von manchen der Häuser. Diese Villen sind groß und großzügig. War für deren Besitzer damals vermutlich kein unangenehmes Leben. Im Zentrum der Stadt gibt es Überreste eines öffentlichen Bades.

Eines der Highlights ist der große Zirkus am anderen Ende der Stadt. Ein zweites das Theater, nicht weit vom Eingang. Es war wohl schon in Betrieb als die Stadt unterging aber trotzdem noch nicht ganz fertig gestellt.

Ich lasse mir Zeit. Nicht um jede einzelne Wand in jedem Haus anzuschauen, sondern um eine Idee von einer 2000 Jahre alten, römischen Stadt zu bekommen. Vielleicht sollte ich auch nochmal das Buch „Pompeji“ von Robert Harris lesen (einem Weihnachtsgeschenk von Peter).

Der Vesuv ist übrigens weiter weg als ich gedacht hatte. Ich kann jetzt besser verstehen, warum man Pompeji an dieser Stelle gebaut hat. Und viel weiter weg kann man auch nicht, da Pompeji an allen Seiten von hohen Bergen umgeben ist und an einer Seite das Mittelmeer liegt.

Am frühen Nachmittag geht es wieder zurück nach Neapel. Ich will mir jetzt die originalen Fresken, Mosaiken und Statuen anschauen, die sich alle im Nationalen Archäologischen Museum von Neapel befinden. Da es morgen geschlossen hat, muß ich jetzt nochmal die Zähne zusammen beißen und mit schmerzenden Füßen und Rücken nochmal zwei Stunden ins Museum. Im Gegensatz zu Pompeji hat das Museum aber einen glatten Marmorboden über den ich sehr kräfte sparend schlürfen kann. Hier gibt es zum Beispiel das berühmte „Cave Canem“ Mosaik, von dem, wenn ich mich recht erinnere, eine Reproduktion Jahre lang in unserer Wohnung in der Borngasse an der Wand hing. Es gibt eine viel größere Menge von Fresken, Statuen und anderen Gegenständen, als ich gedacht hätte. Das hätte man in Pompeji besser darstellen können. Es sah dort so aus, als ob nur wenig jenseits der Grundmauern den Vulkanausbruch überstanden hätte.

Das Museum ist aber insgesamt nicht so toll eingerichtet. Viele Schilder sind nicht sehr hilfreich und auch nur auf italienisch. Also bleibe nur etwas mehr als eine Stunde. Trotzdem wahr ich heute insgesamt 7 bis 8 Stunden unterwegs. Ganz schön anstrengend, so ein Erholungsurlaub.

Italien 2017, Tag 17, Eine Seefahrt

This entry is part 18 of 25 in the series Italien 2017

Heute Abend werde ich die Fähre in Richtung Palermo besteigen. Aber bis dahin habe ich noch fast einen ganzen Tag um Neapel weiter zu erkunden. Das Wetter ist leider sehr diesig und die Sichtweite ist gering. Dabei wollte ich doch zur Festung fahren, die über der Stadt auf einem Berg thront. Ich werde einfach meinen Rundgang unten beginnen und setze darauf, daß das Wetter später aufklaren wird. Das Gepäck lasse ich im Hotel.

Ich gehe in Richtung Hafen und finde dort eine große Festung. Da dort eine große Baustelle ist, vermutlich die neue U-Bahn, und es natürlich keine Schilder gibt, muß ich Raten auf welcher Seite der Eingang liegt. Sonst muß ich 15 Minuten zur anderen Seite laufen. Ich vermute, daß man bei einer Festung, die direkt am Hafen liegt, den Eingang vermutlich auf die geschützte, Landesinnere Seite bauen würde. Ich behalte Recht und kann mir einen großen Umweg ersparen. In der Festung gibt es einen großen und fast Würfelförmigen Raum, der eine Seitenlänge von etwa 25 Metern hat. Heutzutage wird er vom Stadtrat (?) für Sitzungen verwendet wird. Es gibt ein Museum mit Bildern, die aus Kirchen zusammen getragen wurden, die geschlossen worden sind. Ich bin gestern und heute alleine schone an mindestens dreien vorbeigekommen, die schon recht verwahrlost aussehen. Die Bilder sind aber nicht sehr interessant. Die besten werden wahrscheinlich von den großen Museen in Neapel und Rom abgeschöpft. Im Erdgeschoß gibt es einen Raum, der einen Boden aus Glas hat unter dem man die Fundamente einer kleineren und älteren Festung sehen kann. Es geht zwar nur zwei Meter nach unten, aber es ist trotzdem ein sehr seltsames Gefühl durch diesen Raum zu gehen. Bei jedem Schritt muß ich mich überzeugen, daß ich nicht fallen werde. Davon wird man ja fast seekrank.

Vor der Festung steht ein hübscher Baum, der mit voller Kraft mit roten Blüten blüht. Hier ist es eben immer noch Sommer. Nur an den kürzer werdenden Tagen kann ich merken, daß anderswo der Herbst anfängt. Ich gehe weiter nordwärts über die Via Toledo. Um mir eine der U-Bahn Stationen anzuschauen, die schon fertig sind. Interessant aber nicht weltbwegend. Da gefällt mir die neue Station in Hamburg Havenviertel besser. Davon sehe ich auch ab und zu ein Bild auf dem Windows Login Bildschirm. Der zeigt sonst nur Bilder von den international schönsten Plätzen der Erde.

Aus Zufall finde ich eine große und alte Einkaufspassage, ähnlich zu der in Mailand. Vermutlich aus dem 19. Jahrundert mit schöner Glaskuppel über einem X-förmigen Grundriß. Danach komme ich zu einem großen Platz. So groß hätte ich den in dem sonst sehr engen Neapel gar nicht erwartet. Hier würden schon der eine oder andere Fußballplatz Platz finden. Auf der einen Seite steht ein eher langweiliger Palast. Aber auf der anderen steht eine Kuppel die aussieht wie eine Mischung von Hitlers Germania Kuppel und Gebäuden die in einem der mittelalten Star Wars Filme. Drinnen befindet sich eine Kirche mit kreisrundem Haut“schiff“. Ähnlich zum Pantheon in Rom. Ist aber kein Vergleich zu anderen Kirchen in Neapel oder sonstwo.

Ich nehme die nahegelegende Furniculare um zur Festung auf dem Berg hinauf zu fahren. Das ist eine Mischung aus Schrägaufzug und U-Bahn mit sehr großer Steigung. Die Furniculare ist schnell und preiswert. Interessant ist, daß sie, wenn sie an einer der beiden mittleren Stationen hält, ein wenig entlang der Schienen auf und ab pendelt. Oben muß ich noch ein paar Straßen nach oben laufen um zur Festung zu kommen. Es gibt andere Furniculare, von denen ich einen kürzeren Weg gehabt hätte, aber zu deren Talstationen wäre es länger gewesen. Ich habe es aber ja sowieso nicht eilig. Als ich dann die Festung sehe, verschlägt es mir fast den Atem. Von unten hatte ich bisher nur ein paar Gebäude vor der Festung gesehen, die die eigentlichen Mauer verdeckt hatten. Ich wusste also nicht, was mir hier erwarten würde. Diese Festung ist erstaunlich groß. Ihre hohen Außenmauern sind halb aus dem Berg herausgeschlagen worden und halb gemauert. Der Weg in die Festung hinein ist breit und hoch. Wären da nicht die engen Kehren, könnte hier ein Pferdewagen durchfahren. Von oben habe ich einen herrlichen Blick auf Neapel. Denn der Dunst hat sich mitlerweile verzogen, genau wie ich es gehofft hatte. Die Luft ist zwar nicht vollkommen klar und den Vesuv kann ich nicht gut sehen. Dich die Stadt kann ich klar sehen. Und ich bekomme das Gefühl, daß es hier noch eine Menge zu sehen gibt. Es ragen soviele Kuppeln von Kirchen in die Höhe und es gibt soviele große Häuser oder Paläste. Für Neapel braucht man mehr als nur zwei Tage Zeit. Aber man muß sich auch besser vorbereiten, als auf andere Städte. Die Sehenswürdigkeiten werden nicht so stark angepriesen oder präsentieren sich selbst wie etwa in Florenz oder Rom.

Als ich wieder unten in der Stadt bin, schaue ich mir noch ein nahe gelegenes Museum an, in dem es eine Ausstellung über die New Yorker Avantgarde von etwa 1980 gibt. Wahrhol, Basquiat, Haring. Leider darf ich hier keine Fotos machen, vermutlich weil die meisten der Bilder aus Privatbesitz stammen. Ich hätte gerne wenigstens ein Bild von den Warhol Drucken des Vesuvs gemacht. Die Bilder von Caravagio, die hier normalerweise hängen sind zur Zeit verliehen. Nach Mailand. Ich erinnere mich dort Werbung für eine Caravagio Ausstellung gesehen zu haben. Nur gesehen habe ich sie leider nicht.

Auf dem Weg zum Hotel schaue ich noch kurz in den Dom von Neapel hinein. Eine tolle gothische Kirche. Wie eine etwas kleinere und weiße Variante des Kölner Doms. Allerdings gibt es hier nicht so viele Fenster. Dafür gibt es prächtige Kapellen an den Seiten. Zwar nicht ganz mein Geschmack aber eindrucksvoll sind sie schon.

Dann gehe ich zum Hotel, hole mein Gepäch ab und gehe zur Fähre. Dort kann ich zwar schon meinen Boardingpass bekommen, muß aber noch fast zwei Stunden warten, bevor ich an Bord gehen kann. Dabei liegt die Fähre schon mindestens seit heute morgen im Hafen. Also gebe ich mein Gepäck in der Gepäckaufbewahrung ab. Hier muß ich aber 6 Euro bezahlen. Das hätte ich besser planen können. Ich nutze die Zeit um nochmal durch die Stadt zu gehen. Ich mache ein paar Fotos, die ich ähnlich heute morgen schon gemacht habe. Jetzt gibt es aber ein besseres Licht. Ein warmes Gelb der bald untergehenden Sonne. Solange man in die richtige Richtung geht. Wenn ich in Richtung der Sonne gehe sieht die ganze Welt schwarz und weiß aus.

Um etwa 18 Uhr kann ich endlich an Bord und meine Kabine beziehen. Die ist verhältnismäßig groß, nennenswerten Luxus gibt es aber nicht. Kann man aber für 55 Euro auch nicht verlangen. Dafür gibt es eine Übernachtung und eine Reise. Die Abfahrt ist erst im 20 Uhr. Bis dahin müssen alle Autos und LKWs an Bord gebracht werden. Ich bezweifele, daß die Fähre voll ist. Trotzdem dauert es lange bis der letzte LKW an Bord ist. Denn die müssen rückwärts aufs Schiff fahren. Sowas habe ich vorher noch nirgenwo gesehen. Die Einweiser sehen auch teilweise nicht sehr hilfreich aus. Manche stehen auf der falschen Seite des LKW und wundern sich dann, daß sie ignoriert werden. All das sieht nicht sehr proffessionell aus.

Leider ist es schon dunkel als es los geht. Ich bin mal gespannt, ob ich mit den Fotos was anfangen kann. Das Schiff ist verhältnismäßig laut. Ich bezweifele, daß ich in dieser Nacht viel Schlaf bekommen werde. Die Fähre kommt ja auch schon kurz nach sechs in Palermo an und ich muß entsprechend früh aufstehen.

Italien 2017, Tag 18, The Grand Tour

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Palermo und ich werden wohl keine Freunde werden. Nachdem die Fähre mich im Hafen von Palermo um etwa 7 Uhr an Land gelassen hat (um 6 Uhr soll man die Kabine räumen, um 6:30 Uhr legt die Fähre an, um 6:50 Uhr dürfen die Reisenden ohne Autos aussteigen) bin ich etwa 10 Minuten später im Hotel. Als ich sage, daß ich für heute ein Zimmer reserviert habe, kann ich schon einen Hauch von Empörung spüren. Ich füge schnell hinzu, daß mir klar ist, daß das Zimmer noch nicht frei ist und ich nur das Gepäck abgeben will. Das scheint die Dame vom Empfang zu etwas zu beruhigen. Allerdings hätte sie das auch freundlicher und professioneller lösen können. Aber Freundlichkeit ist nicht das Ding der Italiener. Um so weniger, je weiter ich nach Süden komme. Auf meine Frage, wann denn das Zimmer frei sein wird, ist die Antwort 14:00 Uhr. Steht ja auch so in der Hotelbeschreibung. In anderen Hotels, kann man trotzdem schon früher rein. Hier nicht.

Ich muß also noch ein paar Stunden herum bekommen. Ich gehe ins historische Zentrum um ein Frühstück zu finden. So früh hat noch nicht viel aus, also probiere ich nochmal McDonalds. Deren Frühstück ist eigentlich nicht schlecht. Hier ist aber offensichtlich ein Student oder Schüler am Werk, der ohne Aufsicht, ohne Englischkenntnisse und offensichtlich auch ohne Einführung, meine Bestellung durcheinander bringt. Ich hätte gerne einen McMuffin, und zeige sogar auf das große Bild hinter ihm. Er fragt dagegen ob ich einen mit Nutella wolle und zeigt auf die Muffins auf der Theke. Ich sage nein und zeige nochmal auf das Bild. Er nimmt mir Geld ab, die Rechnung zeigt sogar den richtigen Eintrag, aber der McMuffin kommt nie. Die Pfannkuchen kommen, aber ohne Ahornsirup. Ich trinke meinen Kaffee und gehe genervt. Ich verzichte lieber auf die paar Euro, als ihm ohne gemeinsame Sprache zu erklären, was falsch gelaufen ist. Ich hätte nicht gedacht, daß es heute in Europa noch Schüler gibt, die nicht genug Englisch sprechen um bei McDonald zu arbeiten.

Dann suche ich die Tourist Information. In allen Ländern, die ich bisher besucht habe, heißt die „Tourist Information“. Hier ist das wahlweise „Tourist Information Centre“, die italienische Variante oder „Visitor Center“. Es gibt zwar Schilder, ober keine die was taugen. Ich habe Beweisbilder gemacht. Glaubt einem ja sonst kein Mensch.

Ich finde eines und frage nach ein paar Ideen für einen Stadtrundgang. Unter anderem wird der Königliche Palast genannt. Als ich dahin komme, muß ich erst den Eingang suchen. Ich gehe dahin, wo die Dame von der „Tourist Information“, oder so, einen Kringel auf der Karte gemacht hat. Dort ist aber nichts. Also gehe ich zum Haupteingang auf der anderen Seite. Fünf Minuten später, ebenda, sehe ich ein Schild daß sagt, daß hier nicht der Eingang für Touristen ist. Die müssen auf die andere Seite. Eine andere andere Seite. Diese Schild würde sich auch gut an der Hauptstraße machen und eine Umweg ersparen. Nach weiteren fünf Minuten bin ich endlich am richten Eingang. Dort erfahre ich, in einem eher genervten Ton, daß der Palast heute nicht geöffnet ist. Ob ich die Kapelle sehen wolle. Will ich nicht. Kapellen kommen mir an den Ohren heraus. Der geschlossene Palast ist eine weitere Information, die an der Hauptstraße ganz interessant währe, oder in der „Tourist Information“.

Auf dem Weg zum Palast, bin ich an einem Museum für lokale, moderne Kunst vorbei gekommen. Wollte ich mir ansehen. Aber alle Stockwerke bis auf eines sind gesperrt. Das eine kostet 3 Euro Eintritt. Was ein 10 Euro Schein? Entrüstet werde ich abgewiesen. Ich bin sprachlos.

Zurück bei der „Tourist Information“ teile ich der Dame mit, daß der Palast heute geschlossen ist. Oh ja, na klar ist er das, sagt sie. Hätte ich sie fragen sollen, ob der Palast, den sie mir empfohlen hat auch geöffnet hat? Diese Maß an Chaos, Inkompetenz und Unfreundichkeit auf allen Ebenen finde ich erschütternd. Ich frage noch, ohne viel Hoffnung, ob denn irgendwas heute offen hätte. Ich habe von gestern einen Sonnenbrand und würde gerne ein paar Stunden in geschlossenen Räumen verbringen. Und eine Toilette währe auch nicht verkehrt. Ich frage, ob es ein Museum für Stadtgeschichte gibt. Auf einer Insel in der sich die verschieden Kulturen und Völker die Klinke in die Hand gegeben haben und wo der Dom berühmt für die verschiedenen Baustile, darunter arabisch, ist, halte ich das nicht für eine vermessende Frage. Ich sehe verständnisloses Kopfschütteln. Mir wir ein archäologisches Museum genannt. Fein, dann eben dorthin. Ich muß wieder suchen. Die Schilder sind, natürlich nutzlos, die Karte von der „Tourist Information“ zu ungenau. Google Maps weist mir schließlich den Weg.

Diese Museum erweist sich als einer von wenigen Lichtblicken am heutigen Tage. Er zeigt zwar nicht die Geschichte von Palermo auf, hat aber eine nette Ausstellung über Selinunt. Dort soll es ein paar der besterhaltenen griechischen Tempel überhaupt geben. Die Karten und Modelle und Fundstücke sind lehrreich und interessant ausgesucht und aufbereitet. Im Innenhof gibt es einen Garten und auf einer Bank kann ich mich setzten und meine schmerzenden Füße schonen.

In dieser Ausstellung höre ich heute schon zum zweiten Mal  den Begriff „Grand Tour“. Das erste mal auf einem Plakat für eine gleichnamige Ausstellung, die aber erst in paar Tagen anfängt. Mit „Grand Tour“ wir nicht nur eine durchaus sehenswerte Fernsehshow benannt, oder bezeichnet abgekürzt als GT, manche Automodelle sondern ist auch ein Konzept einer Reise für „Söhne des europäischen Adels … nach Mitteleuropa, Italen und Spanien …“Es waren wohl zwei Engländer auf der Grand Tour, die maßgeblich für die Wiederentdeckung und Ausgrabung von Selinunt verantwortlich waren.

Der andere Lichtblick ist das Wetter. Zwar scheint auch hier die Sonne vom Wolkenlosen Himmel, so sie denn mal aufgegangen ist. Doch entweder ist es heute ein kalter Tag, oder es ist weniger feucht als in Rom und besonders Neapel. Die Wärme ist auf jeden Fall besser aus zu halten als an den vergangenen Tagen.

Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe gehe ich noch zur Autovermietung um sicher zu stellen, daß deren Mittagspause (ja, sowas gibt es hier noch), erst um 13 Uhr und nicht schon um 12 Uhr, wenn ich das Auto abholen möchte, anfängt.

Italien 2017, Tag 19, Normannisch-arabisch-byzantinische Kunst

This entry is part 20 of 25 in the series Italien 2017

Bevor ich um 12 Uhr den Leihwagen abholen kann, habe ich noch etwas Zeit mir die Kathedrale von Palermo anzusehen. Nach einem etwas dürftigen Frühstück geht es los. Wer, wie ich vor einer Woche, denkt, daß Italiener keinen schlechten Kaffee machen können, sollte mal in ein mittelgutes Businesshotel in einer italienischen Großstadt frühstücken. Wie schon in Rom kommt der Kaffee aus einem Automaten und schmeckt auch so.

Ich war gestern schon mal kurz in der Kathedrale, hatte aber keinen Sonnenschutz dabei, und wollte deswegen nicht rauf auf das Dach. Heute habe ich vorgesorgt und bekomme einen tollen Rundblick auf die Stadt geboten. Das besondere sind die hohen und steilen Berge, die die Stadt einschließen. Einer der eindrucksvollsten ist der Pellegrino, der nördlich der Stadt steil aus dem Wasser ragt. Hier in der Kathedrale sind auch ein paar Könige und Kaiser begraben. Hier finden sich Roger II, einst der reichste König der Welt, sein Sohn Heinrich VI und Enkel Friedrich II. Beides Kaiser des heiligen römischen Reiches. Die Kathedrale hat Einflüsse mehrer Stilrichtungen und Kulturen. Diese Mixtur wird auch als normannisch-arabisch-byzantinische Kunst bezeichnet. Sieht von außen toll aus, innen nicht so mein Geschmack.

Ich trödele noch etwas und gehe dann zum Hafen um das Auto zu holen. Ich lasse mir hier gerne eine Vollkaskoversicherung andrehen. Es gibt in Palermo noch eine Menge von Autos mit kleinern und größeren Schrammen. Autofahren ist nicht so schlimm wie ich befürchtet habe, aber ich fahre ja auch so schnell ich kann aus der Stadt heraus. Auf dem Land ist das Autofahren nicht so herausfordernd. Das Auto, ein Peugeot, ist eigentlich nicht schlecht. Aber es hat Eigenheiten, wie Autos aus keinem anderen Land als aus Frankreich haben. Wenn ich das Licht anschalte, geht es im inneren aus und ich kann weder den Tachometer noch den Navigationscomputer sehen. Wahrscheinlich, weil das Auto denkt, daß Licht nur bei Dunkelheit gebraucht wird und dann die innere Beleuchtung nicht blenden soll.  Und das in einem Land, wo ich auf der Autobahn eigentlich immer das Licht anhaben soll.

Jetzt beginnt die dritte Phase meines Urlaubs. Nach zwei Wochen intensiver Erkundung der italienischen Städte, geht es jetzt aufs Land. Die restlichen Tage werde ich in einem Hotel verbringen. Ich habe es eher zufällig ausgesucht. Ein wichtiges Kriterium war, daß es Parkplätze haben soll. Ich erwarte also nichts besonderes. Als ich ankomme, kann ich es aber kaum glauben, wie viel Glück ich hatte. Das Hotel liegt an einem Hang über der kleinen Stadt Cefalu in einem kleinen Park mit vielen blühenden Pflanzen und Bäumen. Ich werde freundlich empfangen und auf mein Zimmer geführt. Dieses ist groß und angenehm. Es gibt einen Blick auf Berge und Meer. Was will man mehr. Das Hotel ist deutlich luxuriöser als die anderen und trotzdem eines der billigsten dieser Reise. Daran kann man sehen, wieviel Geld die Lage eines Hotel kostet.

Die Stadt Cefalu ist auch ein Glücksgriff. Ein Schroffer Felsen ragt aus dem Meer, fast 300 Meter hoch mit fast überhängenden Steilwänden. Oben soll mal die alte Stadt gewesen sein, bevor Roger II (der oben erwähnte) sie an den Fuß des Felsens ans Meer verlagert hat. In der hübschen Altstadt steht ein toller Dom. Dieser wurde ebenfalls von Rogger II geplant und ist ebenfalls in dem normannisch-arabischen Stil gehalten. Innen eher schlicht aber mit einem großartigen Goldmosaik hinter und über dem Altar geschmückt. Mir sind die Kirchenfenster aufgefallen, die sehr modern aussehen. Abstrakte Motive aus farbigem Glas, das viele Blasen enthält und ganz anders ist als die üblichen Kirchenfenster. Wikipedia erklärt mir, daß sie Endes des letzten Jahrhunderts von Michele Canzoneri gefertigt wurden.