This entry is part 22 of 22 in the series Alpen 2018
Meine Heimreise beginnt reibungslos. Kurz vor sechs wache ich auf und packe meine Sachen. Glücklicherweise passt immer noch alles in meinen Koffer, Rucksack und Umhängetasche. Frühstück gibt es schon etwas früher als sieben, also muss ich nicht darauf warten. Um etwa halb acht bezahle ich, oder vielmehr, lass mir eine Rechnung geben. Überweisung ist Christoph lieber. Der hat eine der Wanderungen geleitet und ist einer von vier Geschwistern, die das Hotel leiten.
Um acht bin ich unten im Tal und auf dem Weg zum Felber-Tauern-Tunnel. Die Fahrt nach Innsbruck ist auch reibungslos. Um halb elf sitze ich im Taxi zum Hauptbahnhof. Dort packe ich meine Sachen in ein Schließfach und gehe ins Zentrum. Ich habe noch zwei Stunden Zeit, bis mein Zug fährt und nutze sie um die Guernica Ausstellung in der Hofburg anzuschauen. Auf die Frage, ob ich neben Sissi auch die Sonderausstellung sehen möchte, sage ich, dass ich nur wegen Guernica da bin. Setze aber dazu, daß ich die Sissiausstellung schon vor ein paar Jahren gesehen habe. Ich will ja niemandes Gefühle verletzen.
Es wird natürlich nicht das Original gezeigt, das befindet sich in Spanien, oder den Wandteppich, der hängt im United Nations Building in New York. Es wird der Entwurf für den Teppich gezeigt. Ist mir eindrucksvoll genug. Und nach Spanien und/oder New York komme ich ja vielleicht auch noch mal. Es gibt auch ein paar Kunstwerke von vorwiegend lokalen Künstlern zu sehen, die mit Krieg zu tun haben. Manche sind ganz interessant.
Um etwa eins kommt der Zug. Mit fast zwanzig Minuten Verspätung. Davon hat er in München etwa die Hälfte wieder aufgeholt und ich erwische Problemlos den Zug nach Hamburg. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen denke ich. Aus irgendeinem Grund hält es die Deutsche Bahn für eine gute Idee, den ICE von München nach Hamburg über Berlin fahre zu lassen. Es gibt auch eine direktere Strecke, doch darauf hatte ich nicht geachtet, als ich die Karte gekauft habe. Sollte aber auch kein Problem sein und kaum länger dauern. Aber kurz vor Erfurt kommt die Lautsprecherdurchsage, dass Reisende nach Berlin oder Hamburg hier aussteigen sollten und mit anderen Zügen weiter fahre sollen. Das sind fast alle in diesem Zug. Großes Chaos in Erfurt.
Die kürzeste Strecke wäre mit Regionalzug nach Göttingen und dort in einen ICE nach Hamburg umsteigen. Ich entdecke aber, dass auch mit anderen Zügen über Berlin fahren kann. Zwar muss ich auch dort mehr als eine Stunde warten. Aber wenn ich schon so lange warten muss, dann lieber in Berlin als in Göttingen. In Berlin bekomme ich eher was zu essen und dort kann ich auch eher improvisieren falls noch was schief geht.
Die Fahrt nach Berlin wird mir zwar lang, aber ich bin nicht der einzige, der diese Variante wählt. Jetzt sitze ich in Berlin im Vapiano und warte auf meine Pizza.
This entry is part 21 of 22 in the series Alpen 2018
Alpen 2018, Tag 21
An meinem letzten Wandertag in diesem Urlaub mache ich nochmal eine etwas größere Tour. Und eine, die mich dem Berg um den sich hier alles dreht, nochmal näher bringt. Dem Großglockner. Ein Rundgang vom und natürlich zum Hotel.
Los geht es in das mir noch unbekannte Teischnitztal. Hierdurch führt ein weniger frequentierter Weg zur Stüdlhütte, meinem ersten Ziel auf dieser Tour. Die ersten 500 Höhenmeter geht es über eine Forststraße. Ist mir ganz recht, denn damit komme ich etwas leichter nach oben als auf einem engen Bergpfad. Die Stüdlhütte liegt immerhin 2801 m hoch, etwa 1300 m über dem Hotel. Auf etwa 2000 m hören die Kehren der Forststraße auf und sie führt in das Teischnitztal hinein. Dieser Übergang wirkt wie ein Tor weil die Straße hier durch eine Klamm führt. Nicht so eng wie die Breitachklamm oder die nahe Dabaklamm. Aber die steilen Felswände auf beiden Seiten rücken nahe heran und lassen nur für den Bach und die Straße platz. Hier herrscht mittlerweile wohl bis zum Frühling Dauerfrost. Von der rechten Wand herabtropfendes Wasser, der Fluss fließt links, friert teilweise schon zu Eis und tropf von Eiszapfen auf die Straße und überzieht sie an zwei Stellen mit einer Eisdecke um die ich vorsichtig herumgehe. Das ist vielleicht auch der Grund warum hier ein Schild hängt, mit dem Mountenbiker gebeten werden, ihre Räder zu schieben. Da ich keine sehe, kann ich nicht beurteilen, ob das irgendjemand macht.
Hinter der Klamm weitet sich das Tal. Der Bach mäandert druch viele kleine Rinnsale auf dem Talboden. In der Mitte steht eine geschlossene Alm und am Ende sehe ich die Abbruchkante eines Gletschers. Sonst gibt es hier nichts. In diesem Tal wächst nicht ein einzelner Baum, ich sehe keinen Menschen, abgesehen von zwei Wanderinnen, die mir später entgegen kommen, und auch kein Tier. Hier bin ich völlig allein. Mein Weg führt jetzt über einen schmalen Wanderpfad von der Straße weg rechts den Hang hinauf. Stetig steigend zieht er sich um das halbe Tal. Der Pfad ist nicht sehr steil oder schwierig. Er ist aber trotzdem ganz schön anstrengend. Wie gesagt, hier gehe ich 1300 m nach oben.
Kurz unterhalb 2800 m geht es dann nach rechts auf eine Hochebene, oder eher einen breiten Pass. Hier steht die Stüdlhütte. Hier beginnt auch einer der Aufstiege auf den Großglockner (den ich jetzt auch sehen kann), über den Stüdlgrat. In der Hütte esse ich eine Gulaschsuppe. Hier kann man schlafen und dann morgens den Aufstieg zum Gipfel des Glockners beginnen. Hier laufen entsprechend viele junge Leute herum, die etwas ernsthafter ausgestattet sind als ich und die vermutlich entweder vom Glocker kommen oder sich auf den morgigen Aufstieg vorbereiten. Es ist jetzt etwa 12 Uhr und schon viel zu spät um heute noch hinauf zu gehen.
Mit 2800 m bin ich übrigens schon ein wenig höher als der Gipfel des Figerhorns, den ich zwar jetzt nicht sehen kann, den ich aber heute komplett umrunden werde. Der Himmel ist heute fast wolkenlos und ich habe eine herrliche Fernsicht. Ich beginne den Abstieg zum zweiten Wegpunkt meiner Tour, der Lucknerhütte und dann dem Lucknerhaus. Von der Lucknerhütte aus führt ein Lastenaufzug zur Stüdlhütte und beim Lucknerhaus gibt es einen großen Parkplatz für Glocknerbesteiger, für Wanderer wie mich und für Touristen. Das Lucknerhaus liegt auf etwa 2000 m Höhe. Der Abstieg führt über relativ breite Wege, die viel frequentiert werden. Hier begegnet mir alle drei Minuten ein Wanderer oder Bergsteiger.
Beim Lucknerhaus lege ich keine Pause ein, denn ich will ja auch noch zurück zum Hotel und der Rückweg führt über das Grei Bühel, das ist die große Weide unterhalb des Figerhorns und im speziellen ein Aussichtspunkt in der Mitte. Über diesen Aussichtspunkt führt mein Weg. Es gibt leider keinen Höhenweg. Ich muss also nochmal auf 2247 m hinauf. Und jeder Meter den ich nach oben gehe, muss ich später auch wieder runter.
Hier fällte es mir schon etwas schwer nochmal fast 300 m nach oben zu gehen, aber da ich wusste was auf mich zukommt, ist es trotzdem OK. Die Wiese liegt noch in der Sonne und hier oben ist auch fast niemand. Es ist mittlerweile fast 16 Uhr und ich darf nicht trödeln, sonst geht die Sonne unter bevor ich zurück im Hotel bin. Aber ich kenne diesen Teil meiner Tour schon vom Abstieg vom Figerhorn vor ein paar Tagen. Als ich die Wiese überquert habe, komme ich in einen hübschen Lärchenwald und es geht in vielen Serpentinen bergab. Und da die letzten paar hundert Höhenmeter über Forstwege führen, wäre auch der Sonnenuntergang kein großes Problem. Aber ich bin rechtzeitig um etwa 18 Uhr wieder zurück. Meine Füße schmerzen, meine Knie werden morgen vermutlich auch nicht mehr gut funktionieren, aber sonst geht es mir nach drei Wochen Wandern sehr gut. Aber ich werde froh sein, wenn ich in den nächsten Tagen und Monaten erstmal nicht mehr auf irgendwelche Berge steigen muss und die Straßen eben verlaufen und ich nicht für jeden Schritt erst auf den Boden schauen muss.
Leider hat der GPS Tracker irgendwann gestoppt, bevor ich wieder im Hotel war und ein viertel der Strecke fehlt:
Die gemeine Waldkuh,
Schiebestrecke
Klamm am Eingang zum Teischnitztall
Eis
Mehr Eis
Das Teischnitztal
Einbahnpfad?
Gletscher am Ende des Tals
Irgendwo hier muss es einen Weg geben. Wenn der doch nur markiert wäre
Stüdelhütte auf 2801 m.
Die neue Stüdelhütte
Ab hier wird's Ernst
Blick ins Nachbartal zur Lucknerhütte.
Park and Ride bei der Lucknerhütte
Ballast
Glocknerpanorama für all die nicht näher ran wollen oder können.
This entry is part 20 of 22 in the series Alpen 2018
Alpen 2018, Tag 20
Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, an meinem vorletzten Tag in den Alpen, heute, einen Ruhetag zu machen um Kraft für eine größere Tour morgen zu sammeln. Da aber eine interessante Tour vom Hotel angeboten wurde, und diese nicht zu schwer aussah, habe ich mich umentschieden und bin mitgegangen. Mal in einer netten Gruppe einen sonnigen Tag mit fast dauerhaft gutem Blick auf den Großglockner zu verbringen, ist ja auch nicht verkehrt.
Gestern Abend gab es noch einen sehr interessanten Vortrag von Bergführer Martin, der sich in verschiedenen Projekten engagiert, die sich um den Großglockner, den höchsten Berg Österreichs drehen. Es gibt Nachstellungen, aber an den Originalschauplätzen gedrehten, der Erstbesteigungen über die verschiedenen Routen (Normalroute, Stüdlgrat, Südgrat) zu sehen. Es gibt auch Musik, mal gespielt auf dem Gipfel, mal in Konzerten in Lienz, Innsbruck, München. Beeindruckend und professionell.
Mit einem Transporter werden etwa 10 Leute zum Startpunkt oberhalb von Lesach gebracht. Von dort geht es nach kurzem Aufstieg auf einen Höhenweg nach Osten. Um etwa 9 Uhr sind wir nach gar nicht so kurzer Fahrt über Forstwege auf einer Höhe von etwa 1800 m am Startpunkt der Wanderung. Schon von hier haben wir eine tollen Ausblick auf den großen und den kleinen (der kleiner Absatz rechts neben dem Gipfel) Glockner. Wir befinden uns auf einem Nordhang und die Sonne erreicht uns noch nicht.
Der Weg führt jetzt etwa auf Höhe der Baumgrenze (etwa 2200 – 2400 m) nach Osten in Richtung des Bösen Weibels. Wir steigen aber nicht auf die etwa 3200 m hinauf sonder bleiben auf unserer Höhe. Die Sonne scheint jetzt fast parallel zum Hang, so dass wir lange Schatten ins Tal werfen.
Als wir das Ende des Tals erreichen, gelangen wir auf eine Hochebene. Mittlerweile hat uns die Sonne erreicht und es wird warm. Wir machen jetzt einen Bogen nach Norden und dann nach Nordwesten und beginnen den Abstieg zum Lucknerhaus. Das ist ein Restaurant/Hotel/Berghütte mit Parkplatz für Wanderer die sich den Großglockner von unten und für Bergsteiger, die ihn von oben ansehen möchten. Ich esse einen Kaiserschmarrn, wohl in dem Wissen, dass ich dafür das halbe Abendessen ablehnen werden muss. Aber mein Urlaub ist fast vorbei und ich habe noch keinen gegessen. Danach geht es mit dem Transporter zurück ins Hotel.
This entry is part 19 of 22 in the series Alpen 2018
Alpen 2018, Tag 19
Als Erholung von gestern nehme ich an der geführten Wanderung teil, die vom Hotel ausgerichtet wird. Das Wetter ist bewölkt, aber immer wieder kommt die Sonne heraus. An manchen Stellen ist es recht windig.
Der Weg läuft am Hang der Granatgruppe entlang. Das ist die Berggruppe westlich des Hotels. Weiter rauf und dann runter ins Nachbartal und ich wäre in Matreil. Wir gehen aber nur etwa 500 m nach oben und dann Richtung Süden. Es gibt eine erste kurze Pause an einer kleinen Hütte, die einem Verwandten unseres Wanderführers gehört.
Ich habe einen guten Blick auf den Hang, den ich gestern „wild“ erklommen habe. Jetzt erkenne ich, dass ich gar nicht viele andere Optionen hatte. Jeder andere Weg hätte mich wahrscheinlich nicht zum Ziel geführt.
Es geht weiter auf einem Höhenweg bis zum Glockner Blick. Einer bewirteten Hütte, die sich auf lokale Kräuter spezialisiert hat. Es gibt z.B. eine Unkrautsuppe. Ich nehme die Wald- und Wiesenknödel. Beides wird mit Kräutern aus der Umgebung gemacht. Es gibt dazu einen Salat und ich bin nicht sicher, dass ich heute Abend genug Hunger fürs Abendessen haben werde.
War der Aufstieg noch relativ steil, ist der Rückweg doch eher gemütlich. Pünktlich zum Nachmittagstee sind wir wieder im Hotel. Trotz der leichten Wanderung schmerzen meine Füsse. Vielleicht mache ich morgen mal einen richtigen Ruhetag.
This entry is part 18 of 22 in the series Alpen 2018
Alpen 2018, Tag 18
Gestern Abend hatte es angefangen zu regnen und dann zu schneien. Hier „unten“ (auf etwa 1500 m) nicht viel. Dafür war es aber regelrecht stürmisch. In meinem Zimmer unter dem Dach im 4. Stock hat der Wind ganz schön gepfiffen. Ab und zu rauschte es, als ob nebenan eine 747 starten würde.
Heute morgen, sind die Berge etwa ab Baumgrenze schon etwas weiß. Ist aber noch keine durchgehende Schneedecke. Und das Hotel steht auch noch.
Ich hatte nach Wetterbericht heute deutlich schlechteres Wetter erwartet und keine Wanderung geplant. Vom Hotel wurde auch keine angeboten, vermutlich aus den gleichen Gründen. Das Wetter war aber nicht schlecht. Morgens noch etwas windig und ab und zu eine kleine Schneeflocke. Danach aber sonnig und schön. Ich habe schnell im Dorf noch etwas Proviant gekauft und habe mich dann auf den Weg aufs Figerhorn gemacht. Wie sich heraus gestellt hat, ist das ein wunderbarer Aussichtsberg von dessen Gipfel man in jede Richtung schauen kann.
Ich finde den richtigen Aufstieg nicht. Ich finde zwar einen Weg, aber nicht den richtigen Weg, wie ich recht bald fest stelle. Ist zwar ausgetreten, aber es fehlen Beschriftungen oder Markierungen. Ist aber ein schöner Weg und führt in die richtige Richtung, also mache ich mir da erstmal nichts draus. Alle Wege führen nach Rom, denke ich mir.
Aber je weiter ich gehe und je höher ich komme, desto schmaler und schwieriger zu finden wird mein Weg. Vermutlich hätte ich schon längst umkehren sollen, aber ich bin doch schon so weit gekommen. Ich gehe lieber noch ein wenig weiter. Vielleicht kommt ja doch noch eine Querverbindung zum richtigen Weg. Für diese Art der Selbsttäuschung gibt es auch einen Namen, das Concord Syndrom, wo man nach anfänglich hohen Investitionen, nicht bereit ist zur richtigen Zeit den Stecker zu ziehen und lieber noch mehr Geld hineinsteckt um doch noch erfolgreich zu sein.
Grundsätzlich ist das aber auch kein Problem. Von meinem letzten Besuch vor sechs Jahren erinnere ich mich, dass das Figerhorn im wesentlichen ein „Grasberg“ ist. Bis zum Gipfel gibt es Wiesen. Und da ich auf einer stehe, und den Gipfel fast sehen kann, sollte es ja auch möglich sein, von hier aus hinauf zu steigen. Stellt sich auch als richtig heraus.
Ich bin jetzt etwa auf halber höhe und erkenne, dass ich noch etwas nach Rechts muss. Da ist aber ein Bach im Weg. Da ich von hier nicht sehen kann, ob ich weiter oben rüber kann, probiere ich es hier. Gelingt mir auch, hätte ich aber vielleicht doch nicht machen sollen. Es geht über Geröll und Steine im Bach, danach über Stock und Stein auf der anderen Seite. Hier verlasse ich für kurze Zeit den bewirtschafteten Teil und muss durch einen wilden Wald, immerhin ist das hier ein Naturschutzgebiet. Da werden manche Teile bewusst nicht aufgeräumt.
Ich erreich schließlich wieder einen Weg und erkenne sogar einen roten Punkt. Später stellt sich das als irreführend heraus. Vermutlich ein Überbleibsel von einem alten Weg. Ich gehe ihn aber erstmal weiter und komme schließlich an eine kleine, verschlossene Alm. Niemand hier und es gibt auch keinen Weg, der nach oben führt. Also ein Stück zurück.
Ich bin schon drauf und dran umzukehren und ins Hotel zurück zu gehen, denke mir aber dann, ich bin hier auf einer Kuhweide und kann sehen, dass die weiter nach oben geht und irgendwann dort oben zu dem eigentlichen Gipfelpfad führen sollte. Also gehe ich ohne Weg oder Pfad weiter nach oben. Wo eine Kuh lang kann, kann ich auch lang, denke ich. Ist aber sehr steile und der Aufstieg ist sehr anstrengend.
Schließlich, nachdem ich das steilste Stück der Wiese erklommen habe, komme ich über einen Grat. Nur dass auf der anderen Seite eine andere Weide ist. Diesmal aber die richtige und der von mir ersehnte Pfad ist direkt vor mir. Ich erkenne, dass ich nochmal etwa 500 m nach oben muss. Das ist hart, aber ich bin doch schon so weit gekommen. Also beiße ich die Zähne zusammen und mache mich auf den Weg zum Gipfel. Langsam, sehr langsam. Immerhin habe ich mittlerweile schon einen tollen 180 Grad Ausblick. Auf die anderen 180, inklusive des Großglockners, hoffe ich beim Gipfel.
Und werde nicht enttäuscht. Hier oben kann ich einmal rundum gucken und habe eine großartige Fernsicht. Der Großglockner ist ja nicht weit und sieht gar nicht so groß aus. Nicht so, als ob sein Gipfel nochmal 1 km über mir wäre. Wie das doch täuschen kann. Figerhorn ist 2743 m hoch, der Großglockner ist 3798 m hoch. Mein Hotel liegt auf etwa 1500 m. Von hier oben kann ich vielleicht sogar zwei der drei Zinnen sehen. Muss ich mal in Ruhe zu Hause überprüfen. Nach ein paar Minuten wird es mir aber zu kalt hier oben. Der Wind pfeift ungehindert und die Luft ist vermutlich unter dem Gefrierpunkt. Auf der Schattenseite liegt noch der Schnee von heute Nacht.
Ich mache Fotos von allen Richtungen. Vielleicht kann ich die später zu einem Panorama zusammen setzen. Ich bin froh, dass hier oben ein sehr stabil aussehendes Gipfelkreuz steht an dem ich mich währen dessen festhalten kann. Denn auch wenn an zwei Seiten des Gipfels Wiesen zusammen stoßen, geht es an der dritten Seite fast senkrecht nach unten.
Zurück nehme ich den regulären Wanderweg. Genug Abenteuer für einen Tag. Geht außerdem auch viel schneller. Kurz bevor ich unten bin, geht meinem Telefon, und damit der GPS Tracker App, der Strom aus. Und auch sonst sieht die Statistik dieser Tour nicht ganz richtig aus. Ich bin zwischen 10:30 Uhr (da bin ich los) und kurz vor fünf nur dreieinhalb Stunden gelaufen? Und die ganze Strecke war nur 10 km lang? Das hat sich angefühlt wie die schwerste und anstrengendste Wanderung, die ich je gemacht habe. Muss ich mal überprüfen.
This entry is part 17 of 22 in the series Alpen 2018
Alpen 2018, Tag 17
Es wird schlechtes Wetter erwartet. Je nach Quelle nur heute oder auch morgen. Daher gibt es zwar eine vom Hotel geführte Wanderung, aber eine leichte, die nicht hoch hinaus geht. Die Gruppe besteht aus etwa einem Dutzend Wanderer. Anfangs ist das Wetter noch gut. Am Himmel gibt es ein paar Wolken, aber noch scheint die Sonne.
Mit einem kleinen Bus und einem PKW geht es ein paar Kilometer das Tal hinab. Dort steigen wir aus und gehen einen schmalen Pfad in den Wald des Lesachtals hinauf. Der wirklich schöne Weg ist Teil eines Rundwegs um das Kalser Tal. Auf etwa halbem Weg geht es über eine Hängebrücke für Fußgänger. Unter der Brücke sehe ich eine große Mauer. Sieht auf den ersten Blick wie eine Staumauer aus. Nur die großen Löcher verraten, daß es sich um eine Schutzmauer vor Sturzfluten handelt.
Es gibt immer wieder hübsche Blicke ins Tal und auf die gegenüberliegenden Berge der Granatkette. Dort ist auch das große, neue Hotel zu sehen, daß hoch am Hang gebaut wurde. Es besteht aus einem Hauptgebäude, vielen kleineren Gästehäusern und einem schwarzen Turm. Bis auf letzteren sieht das ganze eigentlich ganz hübsch aus. Moderene Bungalows gebaut aus viel Holz. Nur der Turm, ein „Hochhaus“ mit vielleicht sieben Stockwerken, passt nicht so ganz dazu. Aber wenn es hilft, Touristen anzuziehen und der Region hilft zu überleben…
Auf einem Parkplatz komme ich an einem Auto vorbei, dass auf der Fahrertür eine Werbetafel hat mit den Worten „Kurven – Berge – Träume“. Es gibt also immer noch Autofahrer, die davon träumen, auf den Bergstraßen zu fahren, ohne dass ein anderer Tourist vor ihnen fährt, der noch nie zuvor eine Kurve gesehen hat. Und ohne Traktoren, LKW, Busse, etc. Träume eben.
Wir haben unser Hotel schon fast wieder erreicht, als es doch noch anfängt zu regnen. Es kommt auch ein starker Wind auf, der ganz schön laut ums Hotel fegt. Wie gut, daß ich mittlerweile wieder im trockenen und warmen sitze. Mal sehen, wann ich wieder raus kann und wie dann die Berge aussehen. Ich habe den Eindruck, dass die Spitzen der Berge schon weiß werden.