Gestrandet

This entry is part 1 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 1

Als der ICE nach München pünktlich um 7:01 Uhr den Hamburger Bahnhof verlässt geht gerade die Sonne auf. Über den drei Wellen des Großmarkts kann ich ihre orange-rote Scheibe sehen. Auf der anderen Seite sehe ich für eine Sekunde die Elbphilharmonie im ersten Licht funkeln. Davor liegt ein Kreuzfahrtschiff am Terminal. Sowas werde ich die nächsten drei Wochen wohl nicht mehr sehen.

Mein Job war in den letzten Wochen (oder waren es Monate?) sehr anstrengend. Ich bin froh, das mal für drei Wochen hinter mir zu lassen und die Natur in den Alpen zu genießen. Eine Woche im Kleinwalstertal, eine in den Dolomiten und eine in der Großglocknerregion. Ich habe mir aber mal wieder nicht genug Zeit fürs Packen genommen und reise mit Zuviel Gepäck. Koffer, Rucksack und Umhängetasche sind alle gut gefüllt.

Heute geht es zuerst über München nach Innsbruck. Von dort mit Mietwagen nach Mittelberg im Kleinwalstertal. Der ICE nach München ist modern und schnell (für deutsche Verhältnisse). Mit Höchstgeschwindigkeit 256km/h geht es durch die deutsche Landschaft. Das Wetter ist gut. In Mannheim sieht es bei blauem Himmel richtig sommerlich aus, ab München ist es dagegen bedeckt. Dafür aber, im Verhältnis zu Hamburg, recht warm.

Als Umsteigebahnhof ist München erstaunlich schlecht geeignet. Ein Kopfbahnof mit nur einer Ebene erfordert, dass man immer den ganzen Bahnsteig bis zur Wandelhalle gehen muss. Meine Sitzplätze sind dann auch noch jeweils am Ende der Züge. An den falschen Enden. Ich brauche etwa 15 Minuten von Wagon zu Wagon.

So modern der ICE war, so altertümlich ist der EC nach Innsbruck. Einschließlich Zigarettenrauch. Der Wagon ist zwar überall als rauchfrei ausgeschildert, aber als ich Einsteige, haut mich der Rauch fast um. Zum Glück springt aber irgendwann die Belüftung an und macht das Wageninnere wieder erträglich. Das ist noch nicht das Ende der schlechten Gerüche. Das Zwiebelgyros auf der anderen Seite des Ganges ist da noch die harmlose Variante. Mir gegenüber öffnet ein Fahrgast eine Plastikdose, in der sich, neben Butterbroten mit stark riechender Wurst auch mehrere Stücke Käse befinden. Und ich verwende das Wort Käse hier im weitest möglichen Sinne.  Sowas übelriechendes habe ich schon lange nicht mehr vor der Nase gehabt.

München bereitet sich gerade auf das Oktoberfest vor. Leider habe ich meine Kamera noch nicht ausgepackt. Dann hätte ich meiner Sammlung von Oktoberfestplakaten (inklusive Hawaii und Bergen, Norwegen) noch das Original hinzufügen können. Naja, vielleicht auf dem Rückweg.

In Innsbruck ist es erstaunlich warm. Wärmer als ich es Mitte September in den Alpen erwartet hätte. Bestimmt mehr als 25 Grad, auch wenn es bewölkt ist. Mit dem Taxi geht es zur Mietwagenstation. Hier verlässt mich leider mein heutiges Glück mit den pünktlichen Zügen und dem guten Wetter. Heute ist nur bis 12 Uhr geöffnet. Steht zwar auch in meinen ausgedruckten Unterlagen, aber darauf hatte ich nicht geachtet. Das ein Mietwagenverleiher Samstag Mittags schließen könnte, hätte ich vorher nicht für möglich gehalten. Ich kann auch bei anderen Firmen kein anderes Auto bekommen. Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann ich heute nicht mehr nach Mittelberg kommen.

Der Taxifahre nimmt mich wieder mit zum Bahnhof wo ich mir in der nähe ein Zimmer für zwei Tage miete. Das Auto kann ich (hoffentlich) erst Montag morgen abholen.

Ist blöd aber sehr traurig bin ich darüber nicht, denn ich wollte seit meinem ersten Besuch in Innsbruck vor ein paar Jahren hier mal eine Wanderung machen. Damals bin ich ja nur mit der Bahn auf einen der nahen Gipfel gefahren.

Fotos gibt es erst morgen. Heute war ich zu faul, den Rucksack zu entpacken, in dem die Kamera ist.

I am to old for this ****

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Alpen 2018, Tag 2

Ich nutze den Tag in Innsbruck für eine Wanderung und den Besuch eines Museums. Meine Wanderung führt mich auf die Nordkette, die, wie der Name sagt, im Norden der Stad liegt. Nur die Inn trennt diese Gebirgskette von der Stadt. Vor ein paar Jahren bin ich hier mit Seilbahnen auf einen der Gipfel gefahren. Diesmal gehe ich zu Fuss, allerdings nicht ganz bis nach oben. Das schwierigste ist, den Einstieg zu den Wanderwegen zu finden. Am Hotelempfang sagte man mir, ich sollte erst zum Alpenzoo und dann weiter den Berg hinauf. In etwa der Bodenseilbahn folgend. Der Alpenzoo ist gut ausgeschildert. Der Rest leider nicht. Hier ist die Stadt doch noch nicht ganz zu Ende und alle Wege nach oben sind verbaut. Da hätten sie gerne auch mal ein Schild aufstellen können. Aber ich vermute, dass nicht viele Wanderer von der Stadt aus losgehen, sonder nach Hungerburg mit der Bahn oder dem Bus fahren. Ich muss einen relativ langen Umweg machen um nach Hungerburg zu gelangen. Dort kann von der Bodenseilbahn in die „reguläre“ Seilbahn umsteigen, die nach ganz oben führt. Hier gehen auch mehrere Wanderwege los.

Ich wähle einen, der mich erst zur Umbrüggler Alm und dann zur Höttinger Alm führt. Ich habe nur die Karte aus der Hotellobby und kann damit nicht abschätzen, wie die Wanderwege verlaufen. Daher möchte ich mir die Option offenhalten, eine kürzere oder längere Strecke zu gehen. Der Weg ist schön aber anstrengend. Sehr anstrengend. So anstrengend hatte ich Wandern nicht in Erinnerung. Ich fürchte, dass ich hier sowohl mein Alter als auch meine schlechte Ausdauer spüre. An letzterem kann ich aber noch was ändern.

Mein Plan ist, heute eine anstrengende Wanderung zu machen, um den ersten Muskelkater zu provozieren, den ich am morgigen „Ruhetag“ (Fahrt nach Mittelberg) pflegen kann. Ich will auch meinen Kreislauf ankurbeln, so dass mein Körper weiss, was in den nächsten Tagen auf ihn zu kommt. Ich muss immer wieder stehen bleiben, um ein wenig auszuruhen. Irgendwann wird es mir zu dumm und ich packe meine Stöcke aus. Wollte ich eigentlich erst für den Abstieg machen um meine linke Schulter zu schonen. Ich bin Freitag abend bei einem Lauf um die Alster gestolpert. Ist nichts schlimmes passiert. Nur ein paar Abschürfungen. Und die Schulter, die, um den Fall abzufedern, all Muskeln angespannt hat. Hat auch gut funktioniert, hat aber auch zu einem guten Muskelkater geführt. Mit den Stöcken geht es besser bergauf. Ist aber immer noch sehr anstrengend.

An der ersten Alm gehe ich vorbei. Ein bisschen mehr Bewegung brauche ich heute schon. Bei der zweiten habe ich aber genug. Vor ´zehn Jahren wäre ich vermutlich bis ganz oben gelaufen. Nach einem grossen Salat geht es wieder zurück nach unten. Ist viel einfacher, fordert aber die Oberschenkel deutlich mehr. Als ich fast schon wieder unten bin treffe ich noch einen Fahrradfahrer mit dem ich ins Gespräch komme. Er kommt aus Innsbruck, ist aber auch ein grosser Fan von Hamburg, wo er einmal im Jahr einen Freund besucht. Er meint, dass er sich seinen Alterswohnsitz durchaus in Hamburg vorstellen könnte, wenn dort nur das Wasser besser wäre.

Wieder in der Stadt, komme ich wieder beim Kunstmuseum vorbei, dass mir aus unerklärlichen Gründen bei meinem letzten Besuch in Innsbruck entgangen ist. Vielleicht war Montag. Es ist erst kurz nach drei und nach einem kurzen Besuch im Hotel zum Duschen, besuche ich noch das Museum. Ich bin zwar so kaputt, dass ich eigentlich nicht noch eine Stunde durch Stadt und Museum laufen möchte, aber es gibt eine Ausstellung über Lucas Cranach. Interessanterweise gibt es Bilder von beiden malenden Cranachs, dem älteren und dem jüngeren. Das Thema ist die Natur, bei den Bildern ist dass meistens der heilige Hieronymus, der als Eremit in die Natur zog. Um zu tun, was auch immer heilige Eremiten in der Natur so machen. Es gibt auch eine ganze Menge von Zeichnungen von Pflanzen und Tieren. Interessant, aber ich habe leider nicht viel Zeit. Nur eine Stunde für das ganze Museum und die Cranachausstellung. Interessant ist auch die moderne Abteilung. Leider habe ich meine Kamera nicht dabei um wenigstens die Namensschilder zu fotografieren.

Gestern habe ich bei einem Stadtrundgang auch etwas von einer Guernica Ausstellung in Innsbruck gelesen (https://www.guernica.at/). Fängt aber leider erst in einer Woche an. Mal sehen, ob ich das irgendwie in meine Reise einbauen kann. Das würde mich schon sehr interessieren.

Die perfekte Idylle

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Alpen 2018, Tag 3

Als ich um 7:20 Uhr beim Autovermieter auftauche, 10 Minuten vor der angegebenen Öffnungszeit, bekomme ich endlich mein Auto. Eine viertel Stunde später, nach erstaunlich viel Papierkram, kann ich losfahren. Zum Glück ist ein Navigationscomputer eingebaut. Der Verleiher war da nicht sicher. Als ich angebe, dass ich das Auto noch etwa 20 Tage behalte, wird noch eine neue Vignette auf die Windschutzscheibe geklebt.

Meine Tour führt mich zurück nach Deutschland und zwar erstaunlich weit. Ich wusste ja, dass das Kleinwalsertal nur von Deutschland erreichbar ist, dass ich von den fast drei Stunden Fahrtzeit aber mehr als ein Drittel in Deutschland verbringen würde, hatte ich nicht erwartet. Anfangs ist das Wetter angenehm bedeckt und kühl. Die Strecke führt über die Inntalautobahn, den sehr hübschen Fernpass (es gibt da tatsächlich einen Haufen von Häusern, der Fernpass heißt) und dann wieder hinab nach Deutschland. Füssen, Sonthofen, Oberstdorf. Dann geht es endlich wieder bergauf ins Kleinwalsertal. Mittlerweile ist es richtig sonnig und warm geworden. Vorbei an der Breitachklamm, durch Rietzlern hindurch finde ich in Hischegg mein Hotel, das Suitehotel an der Oberseitestraße. Das Zimmer ist groß und angenehm, eher schon ein Apartment. Von dem Eckbalkon kann ich zu meiner linken die Bergstation der Kanzelwandbahn und gerade aus den großen und kleinen Widderstein sehen. Ich werde Fotos machen wenn die Sonne nicht blendend genau darüber steht.

Vor meiner Abfahrt hatte ich noch Bedenken, ob nicht zuviel Schnee auf den Bergen liegen könnte. Jetzt mach ich mir eher Sorgen wegen zuviel Sonne. Ich war nicht optimistisch genug um Sonnencreme mitzubringen. Es weht immer ein angenehmer kühler Wind, fast so wie in Hamburg. Nur auf den Straßen, wo es selten einen Schatten gibt, ist es fast schon heiß. Soviel Sonne habe ich in diesem Tal noch nicht erlebt.

Um die Muskeln zu strecken, mache ich einen Spaziergang nach Mittelberg. Auf dem Hinweg gehe ich größtenteils unterhalb der Hauptstraße an der Breitach entlang. Sehr hübsch. Hier bin ich noch nie gewesen. Es ist jetzt Mittag und das Tal wirkt wie die perfekte Idylle. Grillen zirpen, Vögel zwitschern, die Breitach rauscht unterhalb an entlang. Die Wiesen und die putzigen Häuser wirken wie eine Mischung aus Windows XP Startbildschirm und Hobbingen aus dem Herrn der Ringe. Fast zu schön um wahr zu sein.

Ich gehe noch ein Stückchen weiter, bis zu dem alten Schusterhaus an der Straße. Dann mache ich kehrt und besuche den neuen Supermarkt in Mittelberg und decke mich mit Obst und Säften ein. Der Supermarkt ist erstaunlich groß für das doch recht winzige Mittelberg. Vermutlich wegen der vielen Touristen. Auf dem Weg zurück merke ich unter der neu gekauften Last recht deutlich meine Blasen. Eine Apotheke habe ich leider noch nicht gefunden. Vielleicht schaffe ich es heute Nachmittag noch nach Riezlern, wo bestimmt eine ist.

Leg‘ dich in die Hängematte, nicht ins Zeug

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Alpen 2018, Tag 4

Eigentlich wollte ich heute eine einfache bis mittelschwere Wanderung machen. War es wohl auch, hat sich aber nicht so angefühlt. Es ging von Hirschegg über einen Höhenweg im Schwarzwassertal zum Walmedinger Horn. Es gab drei Gründe für diese Route. Im Internet hatte ich eine Seite gefunden, mit der man Wanderungen ähnlich planen kann, wie eine Autofahrt mit Google Maps: https://www.komoot.com/plan/tour/d01AtKFlgCbML8=FRhIBVeuJmEuTLA=/@47.3488260,10.1536846,14z?waypoint=hl:167450. Außerdem ging die Wanderung direkt beim Hotel los. Und schließlich führte sie in der ersten Hälfte über Nordhänge und lag daher im Schatten.

Morgens ist es wieder sommerlich. Die Sonne scheint, die Luft ist aber noch angenehm kühl. Ich gehe vielleicht hundert Meter den Hang hinauf und bin auch schon im Schwarzwassertal. Von dort nach Westen auf einem netten Waldweg. Immer wieder gibt es tolle Blicke auf den Hohen Ifen. Die Bauarbeiten mit Hubschrauber dort an den Lawinenschutzwänden — wenn ich die Dinger, die am Hubschrauber hängen, richtig erkenne — stören trotz der Entfernung den Frieden. Ich muss noch einmal eine Straße kreuzen. Kurz vorher komme ich nach kurzem und steilem Aufstieg an einem hübschen Wasserbecken vorbei. Ich denke, dass dies wohl der Wasserfall ist, der auf de Webseite erwähnt wurde. Von einem kleinen Brückchen hat man einen guten Blick auf das Wasserbecken unter dem Fall. Denke ich. Bis ich mich umdrehe und mit Staunen feststelle, dass auf der anderen Seite der Brücke, der Bach viel Tiefer verläuft. Mir wird klar, dass ich hier genau über dem Wasserfall stehe und das nur deswegen nicht früher gemerkt habe, weil nicht genug Wasser zum Fallen da ist.

Auf der anderen Straßenseite geht dann bald ein Weg nach oben, der irgendwann in Richtung unterer und dann oberer Walmedingeralpe führt. Anfangs geteert, dann ein Kiesweg und ab der unteren Alm ein schmaler Wanderweg. Anfangs noch recht einfach wird er Weg ab der unteren Alm doch sehr anstrengend. Ich beginnen mit den noch zu laufenden Höhenmetern zu rechnen. Die untere Walmedingeralpe liegt bei 1424 Metern, die obere bei 1560 und der Gipfel des Walmedinger Horns bei 1999 Metern. Wenn mich schon das Stück zwischen den beiden Almen so außer Atem bringt, wie wird dann erst der fast dreimal so hohe Anstieg bis zum Gipfel gelingen? Bei der oberen Alm mache erst mal eine Pause und trinke eine Große Johannisbeerschorle. Kannte ich noch nicht, ist aber sehr zu empfehlen. Hier beginnt dann auch der sonnige Teil meiner Wanderung. Von hier an gibt es kaum noch Schatten. Meine Befürchtungen wegen des Anstiegs schiebe ich erstmal zur Seite, denn runter möchte ich heute nicht laufen. Die Seilbahn vom Walmedinger Horn ist die nächste Möglichkeit ins Tal zu fahren. Also geht es weiter. Ich habe Muskelkater in den Oberschenkeln, schlimmer aber noch sind ein paar Blasen an den Füßen. Rauf geht, runter ist eine Qual.

Irgendwie ist der Weg zum Gipfel aber nicht dreimal so schlimm wie zwischen den beiden Almen. Vielleicht weil er nicht so steil ist, vielleicht weil ich endlich meine Stöcke einsetze. Hätte ich wohl eher machen sollen. Die Bergstation liegt etwa 50 Meter unterhalb des Gipfels. Hier laufen viele Leute herum, die mit der Bahn heraufgekommen sind. Es fällt mir schwer, so auszusehen als ob ich nicht fast völlig am Ende meiner Kräfte wäre. Es gibt hier ein Schild, dass den Bahnfahrern erklärt, dass sie vom Ausstieg schon 3 Stockwerke an Höhenmetern abgestiegen sind, dass aber noch 300 Stockwerke folgen. Ich vermute, dass die Bergwacht eine Menge Leute von diesem Berg geholt hat.

Hier schlägt auch das Wetter um. Es wird bewölkt und die Temperator wird angenehm kühl. Im Wetterbericht, der heute morgen auf meinem Frühstückstisch lag, wurdd ja auch führ den Nachmittag Regen angekündigt. Als ich im Tal aus der Gondel steige, bin ich erstaunt, wieviel wärmer es hier unten als oben auf dem Gipfel noch ist. Ich mache einen kurzen Abstecher zur Kirche von Mittelberg und fünf Minuten später fängt es an zu regnen. Erst ein wenig, dann immer mehr. Und ich bin wohl der einzige, der einen entsprechenden Wetterbericht bekommen hat. Nur wenige Leute haben eine Regenjacke dabei und scheinen überhaupt nicht auf Regen vorbereitet zu sein. Und dann wird der Regen stärker und es gibt sogar ein paar Blitze. Ich nehme den Bus zurück nach Hirschegg um meine Füße zu schonen.

Der einzige Verlust durch den Regen scheint mein Handy zu sein, dass sich seitdem alle fünf Minuten neu startet und manchmal auch nach Druck auf den Ausschalter ausgeht. Mal schauen, ob das besser wird, wenn es trocknet. Zum Glück habe ich mein altes Firmenhandy mitgenommen, dass wir löschen und dann entsorgen sollen. Das möchte ich zu meinem neuen Handy machen.

PS: Ich bitte den falschen Apostroph im Titel zu entschuldigen. Ich such noch nach einem Weg, den richtigen einzugeben.

Alpabtrieb & Viehscheid

This entry is part 5 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 5

Beim Frühstück gibt es jeden Tag einen Zettel mit der Wettervorhersage und Vorschlägen für Exkursionen. Heute wird dort der Alpatrieb und Viehsheid 2018 erwähnt. Angeblich 500 Tiere werden von ihren Sommerwiesen durchs Kleinwalsertal zum Scheidplatz an der Breitachbrücke in Riezlern getrieben. Dort werden sie auseinander sortiert und ihren Besitzern übergeben (ich vermute, dass das der Viehscheid ist). Durch Zufall komme ich daran vorbei, als ich mit dem Bus nach Riezlern zum Ausgangspunkt meiner Wanderung fahre. Ich bin schon spät dran (10 Uhr) und es ist mir auch zu voll. Ich kann das Spektakel, dass von Musik und Bierzelt begleitet wird, aber den ganzen Tag auf die Berge herauf schallen hören.

Ich bin noch keine 10 Minuten unterwegs, da landet ein Gleitfallschirmspringer (-flieger ?) direkt hinter der Kirche in Riezlern. Dreißig Sekunden vorher hatte ich ihn noch vor dem Hohen Ifen gesehen, aber nicht eine baldige Landung erwartet. Meine Tour führt über die Gehrenspitze (1857 m) und den Grundkopf (1857 m) zur Kanzelwandbergstation. Der Weg zur Gehrenspitze führt aber auf dem der Kanzelwandseilbahn abgelegenen Seite des Berges hinauf. Ich bekomme daher von der Seilbahn nicht mit. Ganz im Gegenteil fühlt sich der Weg recht einsam an. Wenn er nicht so ausgetreten wäre, würde ich vermuten, dass hier kaum je ein Mensch vorbei kommt. Der Weg ist aber auch sehr steil und geht fast vollständig über natürliche Treppen, die von unzähligen Wanderern aus Fichtenwurzeln geformt wurden. Dafür führt der Weg aber auch durch ebenjenen Kiefernwald und liegt daher in angenehm kühlem Schatten. Sehr schön aber auch sehr anstrengend.

Oben angekommen, habe ich einen tollen Blick in mehrere Täler. Mittelberg und Hirschegg sind im Haupttal gut zu sehen, Riezlern wird vom Berg verdeckt. Auch in das Schwarzwassertal kann ich hinein sehen. In der Ferne liegt ein größerer Ort, ich vermute Sonthofen, ist aber vielleicht auch Oberstdorf. Über einen angenehm ebenen Grat geht es zum Grundkopf (glaube ich, die Karte scheint hier einen kleinen Gipfel zu vermissen) und dann zur Bergstation der Kanzelwandbahn. Ich bin zwar sehr erschöpft aber es ist erst kurz nach eins und noch etwas früh um schon wieder ins Hotel zu fahren. Ich mache ein paar Schritte in Richtung Kanzelwand (?, wurde oben anders genannt, wie gesagt, hier traue ich meiner Karte nicht) aber der ist für meinen Geschmack zu „gut“ ausgebaut. Es geht in Treppen zum Gipfel und dahin sind eine Menge Nichtwanderer unterwegs. Ich drehe wieder um und gehe statt dessen zur Kuhgehrenspitze. Der Weg führt am Hang entlang und sieht hübsch und nicht zu anstrengen aus. Am Ender führt er durch Heide und Kiefern und erinnert mich ein wenig an die kanarischen Inseln. Insbesondere weil die Sonne hier ungehindert und intensiv scheint.

Wieder zurück bei der Bergstation bin ich aber froh ins Tal fahren zu können. Meine Blasen haben mich heute nicht behindert und ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, ins Tal abzusteigen. Spätestens unten im Tal, auf dem Rückweg von Riezlern nach Hirschegg bin ich aber doch sehr froh mich für die Fahrt entschieden zu haben. Die letzten Kilometer auf der Straße werden mir doch sehr lang. Und ich kann sogar noch die letzten Kühe des Viehscheids sehen, die wohl darauf warten, abgeholt zu werden. Auf dem Weg nach Hirschegg habe ich das Gefühl von einer Herde Kühe verfolgt zu werden. Was wahrscheinlich auch der Fall ist. Noch vom Hotel kann ich lautes Gebimmel hören, als wohl die letzten Kühe in ihre Ställe über die Hauptstraße getrieben werden.

Ich glaube, dass ich morgen einen Ruhetag mache. Die Wanderung war, obwohl mit 4.5 Stunden nicht sehr lang, sehr anstrengend. Und ich möchte meine Füße ein wenig schonen. Mal sehen. Jetzt freue ich mich erstmal auf das Abendessen. Ich habe, wie schon on den vergangenen Tagen tagsüber nur von Obst, Saft und Wasser gelebt. Vielleicht muss ich dann in den nächsten Tagen weniger Gewicht die Berge hoch schleppen.

Leider hatte ich heute Probleme mit der Speicherkarte und es gibt keine Bilder. Viel wäre aber auch nicht zu sehen gewesen. Die üblichen Panoramen von Bergen, nichts interessantes.

Donnerstag, kein Ruhetag

This entry is part 6 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 6

Ich weiß was sie jetzt denken (um eine 80er TV Serie nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen), gestern hatte ich noch gesagt, dass ich heute einen Ruhetag mache. Dann habe ich mir aber den Wetterbericht für die nächsten Tage angeschaut. Gut für heute, nicht so gut für morgen und die folgenden Tage. Also habe ich heute noch eine grössere Tour gemacht, damit ich morgen nicht auf 2000 m Höhe im Regen stehe.

Es geht auf den Gottesacker, östlich vom Hohen Ifen. Es gibt zwei Zugänge vom Schwarzwassertal. Der westliche verläuft direkt beim Ifen und unter den Sesselliften. Ich nehme den östlichen durch das Gottesackerloch.  Ein angenehmer Aufstieg, insbesondere im Vergleich zu gestern. Nicht so steil und irgenwie besser zu gehen. Vielleicht habe ich auch, Dank des Trainings an den letzten Tagen, mehr Kraft und mehr Ausdauer. Ich genieße den Weg. Der Zeitpunkt, an dem ich mich frage, warum ich mir das alles antue, kommt erst viel später.

Die Gegend sieht ein bisschen wie in den Karl-May Filmen aus.  Kiefern, weiße Steine, bergig. Nur die Wiesen fehlen hier.  Wie gesagt, es ist sonnig. Kein Wölkchen am Himmel, bis auf die ganz kleinen, am Horizont, die wohl den Wetterbericht nicht gelesen habe.

Bis zur Kreuzung, wo der Weg rechts zur Gottesackerscharte und links zum Ifen führt, bin ich noch etwas schneller, als das Hinweisschild im Tal angegeben hat. Ich werte das als gutes Zeichen für meine körperliche Verfassung, bin mir aber im Klaren, dass diese Schilder immer sehr konservativ schätzen, vielleicht um unerfahrene Wanderer abzuschrecken.

Ich gehe weiter in Richtung Hoher Ifen. Hier auf dem Gottesacker wird der Weg aber sehr anstrengend und schwierig.  Der Stein hier oben sieht aus wie ein Gletscher mit unzähligen Gletscherspalten. Die Löcher reichen tief nach unten. Die meisten sind relative schmal, vielleicht 10 oder 20 Zentimeter breit aber oft mehrere Meter lang.  Da kann man vielleicht nicht hineinfallen, aber für einen Fuß oder ein Bein reicht es schon. Ich muss also bei jedem Schritt den Fuß sehr konzentriert setzten um ihn nicht zu verdrehen oder zu brechen. Es ist allerdings hier oben viel los. Falls man sich was bricht, ist man wenigstens nicht allein.  Und es gibt hier oben fast keinen Schatten. Am Abend werde ich trotz Lichtschutzfaktor 50 Sonnenbrand auf den Armen haben.  Mein Gesicht ist OK, denn mein Regenhut ist jetzt mein Sonnenhut.

Bei der neuen Bergstation der Seilbahn unterhalb des Gipfels des Ifen mache ich eine Pause und esse meine Birne, die Verpflegung für den Tag. ich bin jetzt etwa vier Stunden unterwegs. Nicht sehr viel aber ich muss ja auch wieder hinunter. Und die Seilbahn fährt von hier oben nur im Winter.

Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, noch auf den Hohen Ifen zu steigen. Das war das Ziel meiner ersten (bewusst erinnerten) Wanderung mit Peter. Hatte ich aber nicht so schwierig in Erinnerung. Wir sind zwar einen anderen Weg gegangen (den, den ich gleich hinunter gehe) aber der schwierige Teil beginnt hier oben, wenn man die fast senkrechte Wand des Tafelbergs überwinden muss. Mittlerweile fehlt mir doch die Kraft um da noch hoch zu klettern. Außerdem ist es schon 14 Uhr (ich bin mal wieder spät los) und ich bräuchte bestimmt noch jeweils eine Stunde für rauf und wieder runter und wäre immer noch dort, wo ich jetzt bin.

Ich gehe also den westlichen Weg zurück ins Tal. Auf der Mittelstation, von wo aus die Seilbahn auch im Sommer fährt, mach ich kurz halt um einen halben Liter Blutorangenschorle in mich hineinzukippen. Danach geht es mir deutlich besser. Dann hinab zur Talstation, die ich ganz anders in Erinnerung hatte. Hier bin ich immer vorbeigekommen, wenn ich von der Schwarzwasseralpe zurück nach Mittelberg gegangen bin. Sieht alles sehr neu aus. Würde mich reizen, das mal im Winter zu sehen.

Ich könnte von hier auch mit dem Bus fahren. Aber da ich schon die Seilbahn ausgeschlagen habe, laufe ich die letzten Kilometer nach Hirschegg. Jetzt tun mir die Füsse weh, ich habe Sonnenbrand und bin völlig ausgelaugt.  Und trotzdem bin ich zufrieden mit der heutigen Wanderung. Das war nicht mehr die konstante Qual der letzten Tage sondern hat Spaß gemacht.

Brückentag

This entry is part 7 of 22 in the series Alpen 2018
Alpen 2018, Tag 7 An meinem letzten Tag im Kleinwalsertal besuche ich die Breitachklamm. Die liegt am Ausgang des Tals und ist eine der spektakulärsten Schluchten (was ist der Plural von Klamm?) die ich kenne. Ich wollte von Riezlern aus gehen, habe aber den Einstieg in das schon hier tief eingeschnittene Flusstal gefunden. Drei Brücken über die Breitach habe ich da schon überschritten. Die führ Autos, die Rietzlern mit Hirschegg und Mittelberg verbinden, eine „Naturbrücke“ (so ausgeschildert) aus Beton und eine Hängebrücke aus Stahl, die aussieht als ob sie die übrig gebliebenen Seile der zuletzt gebauten Seilbahn wieder verwendet hätten. Alle führen auf die andere Seite, von keiner geht ein Weg noch Osten. Also fahre ich mit dem Bus bis zur letzten Station, die ich mit der Gästekarte noch erreiche: Walserschanze. Hier befindet sich der obere Eingang. Nach steilem Weg von der Straße nach unten bis fast zum Fluss, führt hier ein Weg entlang der Breitach zum Eingang der Klamm. Schon hier ist das Flusstal eng und dunkel, vielleicht noch dreißig Meter breit. Der Weg ist mal in die Bergwände gehauen, mal mit Brettern auf Stahlträgern dran geschraubt. Oft hängt die Felsendecke so tief herab, dass ich mich bücken muss. Etwa zehn Meter unter mir fließt die Breitach, immer enger und schneller. Immer wieder liegen große Felsblöcke im Wasser und zeugen von heftigen Sturzfluten in den vergangenen Jahren. An einer Stelle sehe ich ein Stück des grünen Geländers, dass mich vor dem Fall nach unten bewahrt. Hier möchte ich nicht sein, wenn Hochwasser ist. Dann kommt ein kleines Kassenhäuschen, ein Drehkreuz und die eigentliche Klamm. Hier berühren sich die beiden gegenüberliegenden Wände fast. Hier ist die Klamm vielleicht nur noch zehn Meter breit, an den weiten Stellen. Es ist dunkel und feucht und kühl. Unter mir rauscht der Fluss jetzt schnell dahin. Wenn jemand auf dem schmalen Pfad entgegen kommt, muss einer von uns beiden stehen bleiben. Das hier ist nichts für Leute mit Klaustrophobie oder Höhenangst. Es ist schwierig hier Photos zu machen. Die Helligkeitskontraste von der dunklen Klamm und dem hellen Himmel sind enorm. Und es gibt wenig Stellen, wo ich stehen bleiben könnte ohne jemandem im Weg zu stehen.  Den Weg zurück nach Riezlern gehe ich. Anfänglich ist auch dieser Weg ein Metallgerüst, dass an den Berg geschraubt wurde. Der Boden ist ein Metallgitter, durch das ich nach unten sehen kann. Der Stahl sieht neuer aus als die Eisengeländer in der Klamm. Ich frage mich, wie häufig, die Stege und Geländer erneuert werden müssen. An einer Stelle kommen mir sogar zwei Radfahrer entgegen, die hier ihre Räder aber schieben oder tragen müssen. Gar nicht einfach daran vorbei zu kommen. Insgesamt ist der Weg aber recht einfach und angenehm. Nur die Sonne scheint jetzt immer von vorn und ich kann die Gegend wegen der hohen Hell/Dunkelkontraste nicht gut sehen. Noch mehrmals führt der Weg über brückenartige Wege an der Felswand über der Breitach entlang. Bei Riezlern geht er dann nochmal über den Fluss, dort wo der Schwarzwasserbach einmündet. Jetzt noch ein kurzes aber sehr steiles Stück und ich bin zurück in Riezlern und kann den Bus nach Hirschegg nehmen. PS: Ich weiss, das es Probleme mit den Previews gibt. Es gibt auch Probleme beim Upload der Bilder. Hängt vielleicht zusammen.

Dreiländerfahrt

This entry is part 8 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 8

Nachdem es vermutlich die ganze Nacht hindurch geregnet hat, ist es heute morgen angenehm kühl. Der erste Tag wo das Kleinwalsertal so aussieht, wie ich es in Erinnerung habe: in Nebel verhangen. Es gibt so viele Wanderungen, die ich gerne nochmal machen wollte.  Auf den Hohen Ifen hinauf, auf das Nebelhorn, von Baad aus hinauf und im Schwarzwassertal wieder hinunter. Ich merke, dass mir die zwei Innsbrucker Tage fehlen. Aber ich habe dafür eine Menge neuer (für mich jedenfalls) Strecken kennengelernt.

Heute ist Quartierwechsel. Der erste Teil meiner Fahrt führt mich wieder zurück durch Deutschland nach Innsbruck. Von dort über den Brenner in die Dolomiten nach Sexten. Oder, um genauer zu sein, nach Moos, eine Fahrtminute jenseits von Sexten. Morgen kann ich das bestimmt nach Studium von Wanderführern und Karten genauer beschreiben. Das Hotel, Alpenblick, ist angenehm und mir fast schon zu luxuriös. Das komplette Untergeschoss ist ein einziger Wellnesbereich. Ich werde mir vielleicht noch eine Badehose kaufen müssen. Und es gibt nachmittags sogar ein Kuchenbuffet. Nicht dass ich das in den kommenden Tagen zu besuchen plane, aber heute gönne ich mir nach der anstrengenden Fahrt (ahem) ein Stück Strudel mit Vanillesoße. 

Irgendwie ist die Fahrt in Südtirol komisch. Ich bin zwar in Italien aber alle Straßenschilder sind zweisprachig auf Deutsch und Italienisch. Damit kann ich vielleicht doch noch Italienisch lernen. Die Gegen und Häuser sehen ähnlich wie in Österreich aus, und doch irgendwie anders. Nicht verkommen, aber vielleicht nicht so über-perfekt gepflegt wie im Nachbarland.

In Sexten gibt es heute den Almabtrieb. Vermutlich auch den Viehscheid, aber davon steht nirgendwo etwas. Ich verpasse zwar den Umzug, aber das Volksfest ist noch im Gange. Und es gibt eine große Wiese voller Kühe.

Das Wetter ist ähnlich wie heute morgen in Hirschegg. Nebel verhüllt die Bergspitzen, aber trocken. Mal schauen, wie sich das entwickelt.

On the Sunny Side of the Street

This entry is part 9 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 9

Morgens vor dem Frühstück dräuen noch Wolken über allen Bergen. Doch der neben dem Empfang ausgehängte Wetterbericht ist eigentlich ganz gut für heute. So ganz traue ich dem Braten nicht, weil dieser Wetterbericht schon einen Tage alt ist und schon seit gestern morgen hier hängt, zusammen mit dem für Samstag. Das Internet wird die positiven Aussichten später aber bestätigen.

Zuerst aber zum Frühstück. Das ist hier schon toll. Es gibt einen Koch, der nichts anderes macht als Eier zu braten, in jeder Form, die man sich wünschen kann.Ich wähle Rührei mit Speck und Schnittlauch, ich bin ja im Urlaub. Am meisten beeindruckt mich aber die Honigwabe, die neben drei anderen, leider flüssigen, Honigsorten vorhanden ist. Noch habe ich aber nicht herausgefunden, was ich damit machen soll. Ich muss morgen mal fragen.

Nach dem Frühstück mach ich meine erste Wanderung in den Dolomiten. Jedenfalls fast. Da mir mein Sonnenschutz irgendwie abhanden gekommen ist, und hier am Sonntag natürlich alle Läden geschlossen haben, will ich auf den am dichtesten mit Wolken eingehüllten Berg steigen, den es hier gibt. Und wenn das mit den Wolken nicht klappt, was es nicht tun wird, dann soll es von oben einen tollen Ausblick nicht nur auf die Dolomiten sondern auf der anderen Seite auch auf Großglockner und Großvenediger geben. Also auf die Gegend, wo ich nächste Woche hin will.

Ich fange meine Wanderung an, wie im Wanderführer beschrieben. Es geht nur eine Straße weiter, die ich aber wegen ungenauer Karte im Ortsbereich aber erst finden muss. Nach einigen Umwegen in Moos geht es los. Und zwar sehr Steil bergauf. Der Wanderführer will zwar, dass ich über dem Ort eine lange Schleife gehe, aber den Abzweig finde ich nicht. Leider sind die nummerierten Wanderwege hier im Tal nicht auf meiner Karte eingezeichnet. So wird der Abgleich von Karte und ausgeschilderten Wanderwegen sehr schwer. Insbesondere im Ortsbereich, wo zuviel Information auf der Karte vorhanden ist. Ich gehe also weiter steil bergauf, weil es dafür Schilder gibt. Helm bzw Monte Elmo ist mein Ziel. Fast direkt über Moos gelegen.

Der Weg fordert mich aufs äußerste. Er fühlt sich mit seiner Steilheit und Direktheit an wie eine Diretissima. Ist er natürlich nicht, das macht ihn aber kaum leichter. Ist dafür aber auch ein schöner Weg. Mal führt er durch Lärchenwälder, mal über Kuhwiesen mit Kühen, mal durch eine Heidelandschaft mit kleiwüchsigen Kiefern und eben auch Heidekraut. Mit 2433 Metern ist das kein kleiner Berg, aber Moos liegt ja auch schon auf etwa 1350 Metern Höhe. Auf der Gegenseite, liegen die Dolomiten. In der zweiten Reihe ragen die schroffen und weißen Spitzen in den Himmel. Und je später am Morgen, desto mehr kann ich von ihnen auch sehen. 

Oben auf dem Gipfel des Helms steht ein altes und verlassenes Haus. Vermutlich ein ehemaliger Versuch hier eine Unterkunft für Wanderer aufzubauen. Ich bin mir aber nicht sicher, da es unweit auch Gebäude aus dem ersten Weltkrieg gibt, die hier eine Blockade des gesamten Tals fertig stellte, mit der die Österreicher sich gegen die Italiener wehren wollten. Und die Grenze zwischen den beiden Ländern führt immer noch über den Gipfel, wie ein Grenzstein beweist.

Den Großglocker kann ich zwar von hier oben nicht sehen, trotzdem ist die Aussicht enorm. Dies ist wirklich ein toller Aussichtsberg. Es gibt keine Wolke mehr über dem Gipfel des Helms. Die Dolomiten sind zwar mittlerweile gut sichtbar, aber noch nicht wolkenfrei. Es war also eine gute Wahl hier herauf zu steigen und nicht heute schon zu den drei Zinnen zu gehen.

 Ich spiele noch kurz mit dem Gedanken, die im Wanderführer vorgeschlagene Schleife zurück zu gehen. Aber die würde mich erst an der Sillianer Hütte vorbeiführen und dann über einen anderen, noch höheren Gipfel, dem Hochgruben, 2538 Meter. Ich bin aber recht spät losgegangen, etwa 10 Uhr, habe keinen Sonnenschutz bei mir. 

Also gehe ich weiter in Richtung Seilbahn nach Sexten. Nach kurzer Einkehr in der Hahnspielhütte (ich trinke eine Himbeerschorle; kann ich nicht empfehlen) entscheide ich mich aber doch ins Tal abzusteigen. Der Weg ist manchmal auch recht steil, führt manchmal, insbesondere weiter unten, über Forststraßen und später Straßen. Recht weit unten komme ich noch an einer alten Festung vorbei, die Teil der Talblockade war und gerade restauriert wurde. Ich sehe aber keinen Eingang, suche aber auch nicht lange danach. Als ich um 16:20 Uhr wieder im Hotel bin, bin ich froh endlich nicht mehr gehen zu müssen. Ich glaube, dass ich morgen nochmal einen Ruhetag mache. Schließlich habe ich Urlaub. Habe ich das schon erwähnt?

Jetzt gehe ich zum Abendessen. Ich habe alle drei Hotels mit Halbpension gebucht. Ich wollte nicht jeden Abend erst ein Restaurant suchen müssen. Insbesondere nicht in kleinen Gebirgsorten. Und die meisten Restaurants sind gehören hier ja auch zu Hotels.

Das Essen war im letzten Hotel schon gut. Hier ist es aber fast schon ein bischen zu fein. Es gibt drei Vorspeisengänge. Bei den meisten Gängen kann ich mich morgens zwischen zwei oder drei Alternativen entscheiden. Und vorher gibt es noch ein Salatbuffet. Das ist mittlerweile mein liebster Teil des Essens. Nach anstrengenden Wanderungen mit extra viel Essig. Es gibt 7 verschiedene Sorten von Essig und ebensoviele Öle.

Morgenspaziergang

This entry is part 10 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 10

Heute will ich mich ausruhen. Und beginne den Tag mit einem Spaziergang, der aber doch wieder zu einer Wanderung wird. Ich will mir den Zugang zu den drei Zinnen anschauen und herausfinden, ob ich da mit dem Bus hinkomme, oder ein Auto brauche, usw.

 Moos, der Ort in dem mein Hotel ist, ist sehr günstig gelegen wenn es um Wanderungen zu den drei Zinnen geht. Hier beginnt eines der Hauptzugangstäler, das Fischleintal. Es gibt zwei Hütten bevor es richtig nach oben geht. Die erste ist die Fischleinhütte, die zweite die treffend aber phantasielos benannte Talschlusshütte. Bei der ersten gibt es einen großen Parkplatz und eine Busstation. Hier würde also meine eigentliche Wanderung beginnen. Ein breiter Forstweg läuft zuerst durch einen hübschen Lärchenwald zur oberen Talschlusshütte. Die Gipfel um mich herum sind heute morgen perfekt zu sehen. Die Luft ist klar und kühl. Der Wind macht es schon fast kalt.

Die Talschlusshütte liegt in einem Kiefernwald auf etwa 1500 Metern. Von hier gehen zwei Wege nach oben. Der rechte geht zur bekannten Drei Zinnen Hütte, die auf 2438 Metern liegt und von der aus die eigentlichen Wanderwege und Klettersteige um und zu den drei Zinnen beginnen. Da will ich in den nächsten Tag hin.

Heute kehre ich aber wieder um denn ich will meine Füße schonen. Ich spüre auch andere Teile meines Körpers und wünsche mir, ich könnte mit weniger Gewicht wandern. Aber ich brauche Wasser, Verpflegung, Kleidung gegen Kälte (der Wetterbericht sagt für morgen sonniges Wetter voraus, erwähnt aber Temperaturen mit Minuszeichen davor) und gegen Nässe. Dann noch etwas Verbandszeug, ein Taschenmesser und eine Taschenlampe. Da kommt schon was zusammen.

Auf dem Rückweg staune ich über die vielen Menschen, die mir entgegen kommen. Es ist schon 11:30 Uhr, aber viele sehen so ausgerüstet aus, als ob sie nicht bei der Talschlusshütte halt machen wollen. Und zu den nächsten Hütten, etwa 1000 Meter höher und mehrere Kilometer entfernt, läuft man etwa weitere 3 Stunden. Eine Richtung. Wissen die, was auf sie zukommt? Oder haben die einfach nur eine bessere Kondition als ich?  Oder sind die Wege so einfach? Ich vermute, dass ich in den nächsten Tagen die Antwort finden werde.

Zurück im Haupttal, mache ich noch eine Tour nach Sexten um etwas Proviant für morgen zu besorgen. Obwohl ich schon daran denke, morgen mal einen richtigen Ruhetag, ohne kleine oder große Wanderung zu machen. Mal sehen.