Schiebeweg

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Alpen 2018, Tag 21

An meinem letzten Wandertag in diesem Urlaub mache ich nochmal eine etwas größere Tour. Und eine, die mich dem Berg um den sich hier alles dreht, nochmal näher bringt. Dem Großglockner. Ein Rundgang vom und natürlich zum Hotel.

Los geht es in das mir noch unbekannte Teischnitztal. Hierdurch führt ein weniger frequentierter Weg zur Stüdlhütte, meinem ersten Ziel auf dieser Tour. Die ersten 500 Höhenmeter geht es über eine Forststraße. Ist mir ganz recht, denn damit komme ich etwas leichter nach oben als auf einem engen Bergpfad. Die Stüdlhütte liegt immerhin 2801 m hoch, etwa 1300 m über dem Hotel. Auf etwa 2000 m hören die Kehren der Forststraße auf und sie führt in das Teischnitztal hinein. Dieser Übergang wirkt wie ein Tor weil die Straße hier durch eine Klamm führt. Nicht so eng wie die Breitachklamm oder die nahe Dabaklamm. Aber die steilen Felswände auf beiden Seiten rücken nahe heran und lassen nur für den Bach und die Straße platz. Hier herrscht mittlerweile wohl bis zum Frühling Dauerfrost. Von der rechten Wand herabtropfendes Wasser, der Fluss fließt links, friert teilweise schon zu Eis und tropf von Eiszapfen auf die Straße und überzieht sie an zwei Stellen mit einer Eisdecke um die ich vorsichtig herumgehe. Das ist vielleicht auch der Grund warum hier ein Schild hängt, mit dem Mountenbiker gebeten werden, ihre Räder zu schieben. Da ich keine sehe, kann ich nicht beurteilen, ob das irgendjemand macht.

Hinter der Klamm weitet sich das Tal. Der Bach mäandert druch viele kleine Rinnsale auf dem Talboden. In der Mitte steht eine geschlossene Alm und am Ende sehe ich die Abbruchkante eines Gletschers. Sonst gibt es hier nichts. In diesem Tal wächst nicht ein einzelner Baum, ich sehe keinen Menschen, abgesehen von zwei Wanderinnen, die mir später entgegen kommen, und auch kein Tier. Hier bin ich völlig allein. Mein Weg führt jetzt über einen schmalen Wanderpfad von der Straße weg rechts den Hang hinauf. Stetig steigend zieht er sich um das halbe Tal. Der Pfad ist nicht sehr steil oder schwierig. Er ist aber trotzdem ganz schön anstrengend. Wie gesagt, hier gehe ich 1300 m nach oben.

Kurz unterhalb 2800 m geht es dann nach rechts auf eine Hochebene, oder eher einen breiten Pass. Hier steht die Stüdlhütte. Hier beginnt auch einer der Aufstiege auf den Großglockner (den ich jetzt auch sehen kann), über den Stüdlgrat. In der Hütte esse ich eine Gulaschsuppe. Hier kann man schlafen und dann morgens den Aufstieg zum Gipfel des Glockners beginnen. Hier laufen entsprechend viele junge Leute herum, die etwas ernsthafter ausgestattet sind als ich und die vermutlich entweder vom Glocker kommen oder sich auf den morgigen Aufstieg vorbereiten. Es ist jetzt etwa 12 Uhr und schon viel zu spät um heute noch hinauf zu gehen.

Mit 2800 m bin ich übrigens schon ein wenig höher als der Gipfel des Figerhorns, den ich zwar jetzt nicht sehen kann, den ich aber heute komplett umrunden werde. Der Himmel ist heute fast wolkenlos und ich habe eine herrliche Fernsicht. Ich beginne den Abstieg zum zweiten Wegpunkt meiner Tour, der Lucknerhütte und dann dem Lucknerhaus.  Von der Lucknerhütte aus führt ein Lastenaufzug zur Stüdlhütte und beim Lucknerhaus gibt es einen großen Parkplatz für Glocknerbesteiger, für Wanderer wie mich und für Touristen. Das Lucknerhaus liegt auf etwa 2000 m Höhe. Der Abstieg führt über relativ breite Wege, die viel frequentiert werden. Hier begegnet mir alle drei Minuten ein Wanderer oder Bergsteiger.

Beim Lucknerhaus lege ich keine Pause ein, denn ich will ja auch noch zurück zum Hotel und der Rückweg führt über das Grei Bühel, das ist die große Weide unterhalb des Figerhorns und im speziellen ein Aussichtspunkt in der Mitte. Über diesen Aussichtspunkt führt mein Weg. Es gibt leider keinen Höhenweg. Ich muss also nochmal auf 2247 m hinauf. Und jeder Meter den ich nach oben gehe, muss ich später auch wieder runter.

Hier fällte es mir schon etwas schwer nochmal fast 300 m nach oben zu gehen, aber da ich wusste was auf mich zukommt, ist es trotzdem OK. Die Wiese liegt noch in der Sonne und hier oben ist auch fast niemand. Es ist mittlerweile fast 16 Uhr und ich darf nicht trödeln, sonst geht die Sonne unter bevor ich zurück im Hotel bin. Aber ich kenne diesen Teil meiner Tour schon vom Abstieg vom Figerhorn vor ein paar Tagen. Als ich die Wiese überquert habe, komme ich in einen hübschen Lärchenwald und es geht in vielen Serpentinen bergab. Und da die letzten paar hundert Höhenmeter über Forstwege führen, wäre auch der Sonnenuntergang kein großes Problem. Aber ich bin rechtzeitig um etwa 18 Uhr wieder zurück. Meine Füße schmerzen, meine Knie werden morgen vermutlich auch nicht mehr gut funktionieren, aber sonst geht es mir nach drei Wochen Wandern sehr gut. Aber ich werde froh sein, wenn ich in den nächsten Tagen und Monaten erstmal nicht mehr auf irgendwelche Berge steigen muss und die Straßen eben verlaufen und ich nicht für jeden Schritt erst auf den Boden schauen muss.

Leider hat der GPS Tracker irgendwann gestoppt, bevor ich wieder im Hotel war und ein viertel der Strecke fehlt:

Berlin, Berlin

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Meine Heimreise beginnt reibungslos. Kurz vor sechs wache ich auf und packe meine Sachen. Glücklicherweise passt immer noch alles in meinen Koffer, Rucksack und Umhängetasche. Frühstück gibt es schon etwas früher als sieben, also muss ich nicht darauf warten. Um etwa halb acht bezahle ich, oder vielmehr, lass mir eine Rechnung geben. Überweisung ist Christoph lieber. Der hat eine der Wanderungen geleitet und ist einer von vier Geschwistern, die das Hotel leiten.

Um acht bin ich unten im Tal und auf dem Weg zum Felber-Tauern-Tunnel. Die Fahrt nach Innsbruck ist auch reibungslos. Um halb elf sitze ich im Taxi zum Hauptbahnhof. Dort packe ich meine Sachen in ein Schließfach und gehe ins Zentrum. Ich habe noch zwei Stunden Zeit, bis mein Zug fährt und nutze sie um die Guernica Ausstellung in der Hofburg anzuschauen. Auf die Frage, ob ich neben Sissi auch die Sonderausstellung sehen möchte, sage ich, dass ich nur wegen Guernica da bin. Setze aber dazu, daß ich die Sissiausstellung schon vor ein paar Jahren gesehen habe. Ich will ja niemandes Gefühle verletzen.

Es wird natürlich nicht das Original gezeigt, das befindet sich in Spanien, oder den Wandteppich, der hängt im United Nations Building in New York. Es wird der Entwurf für den Teppich gezeigt. Ist mir eindrucksvoll genug. Und nach Spanien und/oder New York komme ich ja vielleicht auch noch mal. Es gibt auch ein paar Kunstwerke von vorwiegend lokalen Künstlern zu sehen, die mit Krieg zu tun haben. Manche sind ganz interessant.

Um etwa eins kommt der Zug. Mit fast zwanzig Minuten Verspätung. Davon hat er in München etwa die Hälfte wieder aufgeholt und ich erwische Problemlos den Zug nach Hamburg. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen denke ich. Aus irgendeinem Grund hält es die Deutsche Bahn für eine gute Idee, den ICE von München nach Hamburg über Berlin fahre zu lassen. Es gibt auch eine direktere Strecke, doch darauf hatte ich nicht geachtet, als ich die Karte gekauft habe. Sollte aber auch kein Problem sein und kaum länger dauern. Aber kurz vor Erfurt kommt die Lautsprecherdurchsage, dass Reisende nach Berlin oder Hamburg hier aussteigen sollten und mit anderen Zügen weiter fahre sollen. Das sind fast alle in diesem Zug. Großes Chaos in Erfurt.

Die kürzeste Strecke wäre mit Regionalzug nach Göttingen und dort in einen ICE nach Hamburg umsteigen.  Ich entdecke aber, dass auch mit anderen Zügen über Berlin fahren kann. Zwar muss ich auch dort mehr als eine Stunde warten. Aber wenn ich schon so lange warten muss, dann lieber in Berlin als in Göttingen. In Berlin bekomme ich eher was zu essen und dort kann ich auch eher improvisieren falls noch was schief geht.

Die Fahrt nach Berlin wird mir zwar lang, aber ich bin nicht der einzige, der diese Variante wählt. Jetzt sitze ich in Berlin im Vapiano und warte auf meine Pizza.