Italien 2017, Tag 24, Willkommen zu Hause

This entry is part 25 of 25 in the series Italien 2017

Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen, so daß ich sie im Fugzeug transportieren kann ohne extra Gebühren bezahlen zu müssen. Aus drei Gepäckstücken müssen zwei werden. Also kommt die Umhängetasche in den großen Rucksack. Beim Gewicht muß ich raten. Der kleine Rucksack fühlt sich ein bischen groß und schwer für Handgepäck an, aber da ich mir in den vergangen Jahren angeschaut habe, was andere Leute so mitnehmen sollte ich kein Problem haben. Stellt sich später auch als richtig heraus.

Die Fahrt zum Flughafen nach Catania ist ergeinislos. Ich hatte kurz gedacht noch einen kurzen Stop in Enna zu machen, das etwa auf halbem Weg direkt neben der Autobahn liegt. Aber ich weiß ja nicht, ob ich diese Zeite später noch brauchen werde. Und ich will ja auch nicht völlig verschwitzt im Flugzeug sitzen.

Nach dem gestrigen Regen ist die Luft heute sehr klar und zwischen Enna und Catania habe ich einen wunderbaren Ausblick auf den Etna. Vor zwei Tagen hatte ich ihn gerade so im Dunst gesehen. Außerdem ist er heute im oberen Bereich schneebedeckt. Den habe ich vorgestern auch noch nicht gesehen. Ich würde gerne ein Foto machen, aber es gibt keine Haltemöglichkeit für viele Kilometer. Auch Ausfahrten gibt es hier keine. Als dann doch eine kleine Haltebucht kommt, ist die auf der anderen Seite der Autobahn so gestaltet, daß sie mir den Blick auf den Etna komplett verdeckt. Wer macht denn so etwas? Warum gibt es hier nicht einen Aussichtspunkt an dem Touristen ein Foto machen können? Sehr viel später, zwei Haltebuchten danach, kann ich doch noch ein Foto machen. Der Blickwinkel ist nicht so toll wie vor einer halben Stunde aber immerhin etwas.

Den Flughafen muß ich etwas suchen. Der Navigationscomputer und die lokalen Schilder sind sich nicht einig. Da sich beide in der Vergangenheit als durchaus unzuverlässig heraus gestellt haben, muß ich raten. Nach ein oder zwei falschen Abbiegungen finde ich ihn dann doch. Und das Suchen geht weiter. Jetzt ist es die Rückgabestelle für den Mietwagen. Auf allen anderen Flughäfen wo ich bisher war, war das überhaupt kein Problem. Hier gibt es kaum Schilder und die die es gibt sind klein und haben Pfeile die mal hier und mal dorthin zeigen. Nach eine Ehrenrunde um den Flughafenparkplatz sehe ich doch ein Schild von AVIS und weiß jetzt ungefähr wo ich hin muß. Nur noch ein oder zweimal falsch abbiegen und ich habe es gefunden. Und ich bin nicht der einzige der Probleme hat. Es gibt eine Menge Autos die an den unmöglichsten Stellen stehen und deren Fahre verzweifelt aussehen. Der Angestellte von AVIS sagt nur daß ihm das Problem bekannt sei und sie versucht hätten ein paar Schilder auf zu stellen. Eine Einsicht, daß der jetzige Zustand ein echtes Propblem ist, kann ich nicht erkennen. 

Diese Erfahrungen und vieles andere während der letzten drei Wochen haben mir gezeigt, daß Italien seine Touristen nicht sehr schätzt. Deren Geld wird gerne und reichlich genommen. Aber der Gegenwert in Form von Schildern, Informationsstellen und touristischer Infrastruktur ist viel schlechter als in anderen Ländern. Ich verspüre kein Bedürfnis in der absehbaren Zukunft nochmal hier her zu kommen.

Der Flug ist etwa eine Stunde zu spät. Angeblich wegen des Wetters. Ob wegen des Wetters hier oder in Hamburg bleibt offen. Hier ist das Wetter eigentlich nicht schlecht. Trocken, hübsche weiße Wolken am Himmel, warm aber nicht mehr so heiß und ein bischen Wind, aber nicht soviel, daß ich mir vorstellen könnte, daß er ein Problem für ein Flugzeug darstellen könnte. Aber was weiß ich schon.

In Hamburg ist es schon dunkel, deutlich kühler ohne kalt zu sein und regnerisch. Eigentlich sehr angenehm nach drei Wochen Dauersonne. Es gibt zwar kein Begrüssungskommand für mich aber auf dem Laufband, auf dem mein Rücksack wenig später erscheinen wird, steht ein „Koffer“ der Werbung von einem lokalen Radiosender ist. Darauf steht „Willkommen in Hamburg“. Irgendwie sehr nett. Ich muß etwas auf meinen Rucksack warten und habe Zeit mir anzuschauen wie das  Informationsmaterial für Touristen von außerhalb aussieht. Es gibt eine Karte der Innenstadt mit guten Beschreibungen der Hauptsehenswürdigkeiten. Und es gibt nicht mahl Werbung. Ich bin beeindruckt.

Um 20:00 Uhr bin ich wieder zu Hause und bin mal wieder erstaunt wie gut der ganze Urlaub geklappt hat. Insbesondere in Anbetracht meiner doch wieder sehr kurzen Organisationsphase. Alle Hotels an den richtigen Tagen gebucht, alle waren mindestens in Ordnung, gerade das letzte war richtig gut. Die Transporte haben all gut geklappt. Verspätungen gab es zwar, waren aber nie ein Problem. Und mit dem Wetter habe ich auch Glück gehabt. Ein Tag mit Regen, sonst nur Sonne.

Italien 2017, Tag 23, Montag, Ruhetag

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Beim Frühstück macht sich mit leisem Klopfen auf dem Glasdach ein Wetterphänomen bemerkbar, daß ich schon fast vergessen hatte. Regen. Es ist auch deutlich kühler und damit angenehmer. 

Ich hatte überlegt, noch einen Ausflug zum Etna zu machen, aber daß würde bedeuten, die unangenehme Autobahn nochmal fahren zu müssen, auf der ich gestern schon nach Syrakus gefahren bin. Und die ich morgen nochmal zum Flughafen nehmen muß. Außderdem ist Regen auch nicht das ideale Wetter um auf 2000 bis 3000 Meter hinauf zu fahren. Also mache ich heute einen ruhigen Tag. Nur einen ausgedehnten Spaziergang durchs Dorf.

Aus dem Spaziergang wird dann aber doch wieder eine kurze Wanderung. Ich gehe westlich zum Ende der Bucht um Fotos der Altstadt mit Dom im Schatten des Felsens zu machen. Sieht auch wirklich toll aus. Leider scheint die Speicherkarte ein Problem zu haben und die Aufnahmen von heute und gestern scheinen weg zu sein. Muß ich mir zu Hause nochmal ansehen. Viel Hoffnung habe ich aber nicht.

Ich gehe auch halb um den Felsen herum. Dort kann ich Teile der alten Mauer sehen, die auf etwa 100 Metern Höhe über den steilen Wänden gebaut wurden. Wer hätte da rauf klettern können? Leider gibt es hier hinten auch wieder keine Wegweiser und das Wetter ist nicht so, daß ich Experimente machen möchte. Also zurück ins Hotel. Da kann ich schon anfangen zu packen. Für das Flugzeug gibt es ja Begrenzungen was Gewicht und Anzahl der Gepäckstücke angeht. Bahnfahren ist doch viel einfacher.

Als der Regen vorbei ist, raffe ich mich nochmal auf an den Strand zu gehen und wenigstens ein paar Fotos nochmal zu machen. Ich denke, daß es sich gelohnt hat.

Italien 2017, Tag 22, Impossible! Make a U-Turn!

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Ich fahre heute nach Syrakus. Etwa 240 km und 2,5 Stunden entfernt. Die Straße ist über große Strecken anstrengend und unangenehm. Was sich großspurig Autostrada (etwa Autobahn) nennt, stellt sich eher als zweispurige aber schlecht gepflegte Bundesstraße heraus. In weiten Teilen verläuft sie wie eine niedrige Brücke auf Pfeilern getragen entlang von Tälern zwischen den Bergen. Ich weiß nicht ob eine solche Bauweise ein Vor- oder eine Nachteil in einem Erdbebengebiet ist. Ist auf jeden Fall anfällig Erdrutsche. Nach einem solchen ist ein Streckenabschnitt nicht mehr befahrbar. Seit 2016 gibt es eine Umgehungsstraße, so daß meine Fahrtzeit nur ungefähr 10 Minuten länger als geplant ist. All das weiß ich auf der Hinfahrt noch nicht, das erfahre ich erst abends von Wikipedia (ja die A19 hat eine eigene Wikipage). Die Umleitung bringt meinen Navigationscomputer völlig aus dem Tritt. Für eine Viertelstunde, scheine ich durch ein Niemandsland zu fahren. Die Computerstimme fordert mich immer wieder auf rechts abzubiegen oder sagt „If possible, make a U-Turn“ was bei der weiblichen (aber nicht bei der männlichen) Stimme klingt wie „Impossible! Make a U-Turn“.

In Syrakus mache ich halt bei den Archäologischen Parks (Ausgrabungen) des griechischen Theaters und Amphitheaters. Beide sind zum größten Teil aus einem niedrigen Berg herausgeschlagen. Unmittelbar daneben liegt ein Steinbruch in dem, nach einem fehlgeschlagenen Angriff der Athenischen Flotte, athenische Soldaten Steine brechen mussten. Heute ist das ein schöner Park, der fast wie ein botanischer Garten anmutet. An einem Ende gibt es eine große, künstliche Höhle, die auch Ohr von Dionnysus gennant wird. Ihr Eingang, etwa 25 Meter hoch, sieht entfernt aus wie ein Ohr (von einem Vulkanier) und an ihrem dunklen Ende nach 70 Metern werden die Schallwellen so gebündelt, daß ich sogar das Vogelgezwitscher aus dem Park hören kann.

In Syrakus kann man Überreste eines griechischen Tempels sehen, aber bei weitem nicht so gut erhalten wie in Selinunt. Es gibt auch einen hübschen Platz an dem die Kathedrale Santa Maria delle Colonne steht. Sie integriert einen antiken Tempel und bietet einen großen Mischmasch an Stilen. Neben den griechischen Säulen gibt es Romanik und Barrock. Wikipedia behauptet, daß es mehr gibt, aber das kann ich nicht erkennen. Ich muß auch gestehen, daß ich mittlerweile, nach drei Wochen in Italien, einen gewissen Überdruß verspüre.

Insgesamt scheint aber wenig übrig zu sein von der bewegten Geschichte. Gegründet von den Griechen 734 vor Christus und Wohnort von Platon und Archimedes, gab es einige fehlgeschlagenen Eroberungsversuche. Die erfolgreichen kamen von den Römern, den Arabern, von Byzanz und von den Normannen.

Auf dem Weg in die Altstadt komme ich an einem futuristischen Bau vorbei, der sich als Kirche herausstellt. Mit dem runden Grundriss, der Größe und den fehlenden klassischen Elementen, erinnert es mich mehr an amerikanische Sekten als an eine christliche Kirche. Es handelt sich um die Wallfahrtskirche Santuario Madonna delle Lacrime di Siracusa.

 

Auf der Fahrt zurück geht die Sonne unter. Um fast genau 18:00 Uhr verschwindet sie hinter den Bergen. Endlich, denn vorher stand sie genau in Fahrtrichtung. Jetzt kann ich meine Augen wieder entspannen. Es ist jetzt etwas mehr Verkehr und ich kann beobachten wie rücksichtslos die Italiener hier fahren. Mehrmals macht sich ein Auto auf der linken Spur mit Lichthupe platz. Dabei fahre die anderen schon mindest 30 km/h schneller als erlaubt. An einer Einfahrt weiche ich nach links aus um Platz für zwei Autos zu machen. Im Rückspiegel sehe ich wie das hintere zuerst auf die A19 kommt, dann beschleunigt und dem Auto davor den Platz nimmt um auch die Spur zu wechseln. Es muß dann stehen bleiben. Unglaublich.

Italien 2017, Tag 21, Das Ende der Welt

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Um kurz vor zehn mache ich mich auf den Weg nach Selinunte. Ein paar der Fundstücke hatte ich ja schon im archäologischen Museum in Palermo gesehen. Und nach Palermo muß ich auch wieder zurück, denn das liegt auf dem Weg. Es gibt eine direktere Strecke, aber die würde fast vier Stunden dauern, währen der scheinbare Umweg über Palermo etwa nur 2 Stunden sind. Das Autofahren ist eigentlich ganz OK auf Sizilien. Nur die Abzweigung in Palermo zu finden ist nicht ganz einfach. Die Fahrbahnmarkierungen sind kaum noch zu sehen und der Navigationscomputer drückt sich hier auch nicht sehr klar aus. Die Straßen sind hier ja nicht so geordnet wie in Deutschland sondern eher breite Asphaltbänder, wo jeder macht was er will.

Von Palermo geht es Richtung Süden durch das Innere der Insel. Anfangs sehr bergig wird es zur südlichen Küste hin flacher. Eine schöne Gegend, wo man bestimmt auch gut Wandern gehen kann.

Selinunt (das abschließende „e“ wird im Deutschen weg gelassen) ist zum Glück auf den letzten 5 km gut ausgeschildert. Davor aber überhaupt nicht. Da ich dem Navi keine Adresse geben konnte, habe ich nur auf der Karte auf einen Punkt in der Nähe geklickt. Ohne Schilder hätte ich es nicht so schnell gefunden.

Gegründet von den Griechen im 7. Jahrhundert vor Christus, hatte Selinunt eine bewegte Geschichte. Die Ausgrabungen haben eine mittelgroße Stadt zum Vorschein gebracht. Nicht so groß wie Pompeji, aber auch nicht gerade klein. Und eben eine Menge Tempel. Die wurden entweder von den Karthagern oder von einem großen Erdbeben zerstört, so daß heute von dem meisten Tempeln nur ein Haufen von Felsblöcken ist. Das sieht aus wie ein Lego Bausatz, der noch nicht zusammen gesetzt wurde. Nur einer wurde teilweise wieder aufgebaut, Tempel E, der auf einem Hügel östlich von der Stadt, direkt beim heutigen Eingang, steht. Man kann den äußeren Ring von Säulen sehen. 

Das ganze Areal ist riesig und besteht neben der eigentlichen Stadt, die fast direkt am Meer liegt, noch aus ein paar Satelliten. Von der Akropolis aus (der alten Stadt) kann ich das Meer sehen, wie es an den Strand brandet. Fühlt sich ein wenig wie das Ende der Welt an. Hinter dem Meer ist Afrika. Mit nur wenigen Besuchern, treffe ich hier selten einen Menschen. Ich bin froh die weite Fahrt gemacht zu haben. Doch nach drei Stunden geht es wieder zurück. Ich habe das Wasser im Auto gelassen und bin jetzt doch ein wenig durstig.

Italien 2017, Tag 20, Not to exceed

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Das Frühstück im Hotel ist gut, für italienische Verhältnisse sehr gut. Ich sitze auf einer Terrasse mit Blick auf eine kleine Schlucht und dahinter das Meer. Danach gehe ich ins Dorf und kaufe ein Ticket in einer Kneipe. Ich bekomme es ohne großen Enthusiasmus für 4 Euro. Direkt gegenüber steht ein Wegweiser und ich beginne die kurze Wanderung. Nach zwei hundert Metern komme ich an eine kleine Hütte, wo der eigentliche Weg losgeht. Hier hätte ich auch eine Eintrittskarte kaufen können. Der Kontrolleur nimmt aber nur Münzen, wie er eine andere Gruppe von Wanderern unfreundlich wissen lässt. Sie machen es einem wirklich schwer, dieses Land zu lieben.

Der Weg führt anfangs über eine unregelmäßige Treppe, die den kurzen Aufstieg eher anstrengender als einfacher macht. Wer kommt auf die Idee und gibt wahrscheinlich viel Geld aus eine Treppe auf den ersten 20 Prozent eines Wanderweges zu bauen, die dann einfach aufhört?

Es gibt eine erste Mauer, die um den kompletten Berg auf etwa 90 Metern Höhe herumführt. Von hier gibt es schon einen tollen Ausblick auf die Altstadt, die direkt unter der nördlichen Steilwand liegt. Hier stehen Schilder, die davor warnen, sich über die Mauer nach außen zu lehnen: „Not to exceed“ ist die englische Variante. Ich gehe an der Mauer entlang einmal um den kleinen Berg herum. Der Ausblick ist überall sagenhaft. Auch ist es an vielen Stellen erstaunlich grün. Insbesondere wo der Sommer sehr heiß gewesen sein soll, mit Temperaturen bis zu 45 Grad.

Nach dem Rundgang steige ich noch zur oberen Mauer mit den Resten der alten Festungsanlage auf. Die Bergspitze liegt bei etwa 270 Metern über dem Meer. So richtig klar wird mir nicht, warum man hier solch eine Befestigung braucht. Was sollte hier geschützt werden?

Obwohl ich mir Zeit nehme, bin ich um 12 Uhr schon wieder unten in der Stadt. Ich beschließe mal einen ruhigen Tag zu machen und den Rest des Tages faul im Hotel zu verbringen.

Italien 2017, Tag 19, Normannisch-arabisch-byzantinische Kunst

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Bevor ich um 12 Uhr den Leihwagen abholen kann, habe ich noch etwas Zeit mir die Kathedrale von Palermo anzusehen. Nach einem etwas dürftigen Frühstück geht es los. Wer, wie ich vor einer Woche, denkt, daß Italiener keinen schlechten Kaffee machen können, sollte mal in ein mittelgutes Businesshotel in einer italienischen Großstadt frühstücken. Wie schon in Rom kommt der Kaffee aus einem Automaten und schmeckt auch so.

Ich war gestern schon mal kurz in der Kathedrale, hatte aber keinen Sonnenschutz dabei, und wollte deswegen nicht rauf auf das Dach. Heute habe ich vorgesorgt und bekomme einen tollen Rundblick auf die Stadt geboten. Das besondere sind die hohen und steilen Berge, die die Stadt einschließen. Einer der eindrucksvollsten ist der Pellegrino, der nördlich der Stadt steil aus dem Wasser ragt. Hier in der Kathedrale sind auch ein paar Könige und Kaiser begraben. Hier finden sich Roger II, einst der reichste König der Welt, sein Sohn Heinrich VI und Enkel Friedrich II. Beides Kaiser des heiligen römischen Reiches. Die Kathedrale hat Einflüsse mehrer Stilrichtungen und Kulturen. Diese Mixtur wird auch als normannisch-arabisch-byzantinische Kunst bezeichnet. Sieht von außen toll aus, innen nicht so mein Geschmack.

Ich trödele noch etwas und gehe dann zum Hafen um das Auto zu holen. Ich lasse mir hier gerne eine Vollkaskoversicherung andrehen. Es gibt in Palermo noch eine Menge von Autos mit kleinern und größeren Schrammen. Autofahren ist nicht so schlimm wie ich befürchtet habe, aber ich fahre ja auch so schnell ich kann aus der Stadt heraus. Auf dem Land ist das Autofahren nicht so herausfordernd. Das Auto, ein Peugeot, ist eigentlich nicht schlecht. Aber es hat Eigenheiten, wie Autos aus keinem anderen Land als aus Frankreich haben. Wenn ich das Licht anschalte, geht es im inneren aus und ich kann weder den Tachometer noch den Navigationscomputer sehen. Wahrscheinlich, weil das Auto denkt, daß Licht nur bei Dunkelheit gebraucht wird und dann die innere Beleuchtung nicht blenden soll.  Und das in einem Land, wo ich auf der Autobahn eigentlich immer das Licht anhaben soll.

Jetzt beginnt die dritte Phase meines Urlaubs. Nach zwei Wochen intensiver Erkundung der italienischen Städte, geht es jetzt aufs Land. Die restlichen Tage werde ich in einem Hotel verbringen. Ich habe es eher zufällig ausgesucht. Ein wichtiges Kriterium war, daß es Parkplätze haben soll. Ich erwarte also nichts besonderes. Als ich ankomme, kann ich es aber kaum glauben, wie viel Glück ich hatte. Das Hotel liegt an einem Hang über der kleinen Stadt Cefalu in einem kleinen Park mit vielen blühenden Pflanzen und Bäumen. Ich werde freundlich empfangen und auf mein Zimmer geführt. Dieses ist groß und angenehm. Es gibt einen Blick auf Berge und Meer. Was will man mehr. Das Hotel ist deutlich luxuriöser als die anderen und trotzdem eines der billigsten dieser Reise. Daran kann man sehen, wieviel Geld die Lage eines Hotel kostet.

Die Stadt Cefalu ist auch ein Glücksgriff. Ein Schroffer Felsen ragt aus dem Meer, fast 300 Meter hoch mit fast überhängenden Steilwänden. Oben soll mal die alte Stadt gewesen sein, bevor Roger II (der oben erwähnte) sie an den Fuß des Felsens ans Meer verlagert hat. In der hübschen Altstadt steht ein toller Dom. Dieser wurde ebenfalls von Rogger II geplant und ist ebenfalls in dem normannisch-arabischen Stil gehalten. Innen eher schlicht aber mit einem großartigen Goldmosaik hinter und über dem Altar geschmückt. Mir sind die Kirchenfenster aufgefallen, die sehr modern aussehen. Abstrakte Motive aus farbigem Glas, das viele Blasen enthält und ganz anders ist als die üblichen Kirchenfenster. Wikipedia erklärt mir, daß sie Endes des letzten Jahrhunderts von Michele Canzoneri gefertigt wurden.

Italien 2017, Tag 18, The Grand Tour

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Palermo und ich werden wohl keine Freunde werden. Nachdem die Fähre mich im Hafen von Palermo um etwa 7 Uhr an Land gelassen hat (um 6 Uhr soll man die Kabine räumen, um 6:30 Uhr legt die Fähre an, um 6:50 Uhr dürfen die Reisenden ohne Autos aussteigen) bin ich etwa 10 Minuten später im Hotel. Als ich sage, daß ich für heute ein Zimmer reserviert habe, kann ich schon einen Hauch von Empörung spüren. Ich füge schnell hinzu, daß mir klar ist, daß das Zimmer noch nicht frei ist und ich nur das Gepäck abgeben will. Das scheint die Dame vom Empfang zu etwas zu beruhigen. Allerdings hätte sie das auch freundlicher und professioneller lösen können. Aber Freundlichkeit ist nicht das Ding der Italiener. Um so weniger, je weiter ich nach Süden komme. Auf meine Frage, wann denn das Zimmer frei sein wird, ist die Antwort 14:00 Uhr. Steht ja auch so in der Hotelbeschreibung. In anderen Hotels, kann man trotzdem schon früher rein. Hier nicht.

Ich muß also noch ein paar Stunden herum bekommen. Ich gehe ins historische Zentrum um ein Frühstück zu finden. So früh hat noch nicht viel aus, also probiere ich nochmal McDonalds. Deren Frühstück ist eigentlich nicht schlecht. Hier ist aber offensichtlich ein Student oder Schüler am Werk, der ohne Aufsicht, ohne Englischkenntnisse und offensichtlich auch ohne Einführung, meine Bestellung durcheinander bringt. Ich hätte gerne einen McMuffin, und zeige sogar auf das große Bild hinter ihm. Er fragt dagegen ob ich einen mit Nutella wolle und zeigt auf die Muffins auf der Theke. Ich sage nein und zeige nochmal auf das Bild. Er nimmt mir Geld ab, die Rechnung zeigt sogar den richtigen Eintrag, aber der McMuffin kommt nie. Die Pfannkuchen kommen, aber ohne Ahornsirup. Ich trinke meinen Kaffee und gehe genervt. Ich verzichte lieber auf die paar Euro, als ihm ohne gemeinsame Sprache zu erklären, was falsch gelaufen ist. Ich hätte nicht gedacht, daß es heute in Europa noch Schüler gibt, die nicht genug Englisch sprechen um bei McDonald zu arbeiten.

Dann suche ich die Tourist Information. In allen Ländern, die ich bisher besucht habe, heißt die „Tourist Information“. Hier ist das wahlweise „Tourist Information Centre“, die italienische Variante oder „Visitor Center“. Es gibt zwar Schilder, ober keine die was taugen. Ich habe Beweisbilder gemacht. Glaubt einem ja sonst kein Mensch.

Ich finde eines und frage nach ein paar Ideen für einen Stadtrundgang. Unter anderem wird der Königliche Palast genannt. Als ich dahin komme, muß ich erst den Eingang suchen. Ich gehe dahin, wo die Dame von der „Tourist Information“, oder so, einen Kringel auf der Karte gemacht hat. Dort ist aber nichts. Also gehe ich zum Haupteingang auf der anderen Seite. Fünf Minuten später, ebenda, sehe ich ein Schild daß sagt, daß hier nicht der Eingang für Touristen ist. Die müssen auf die andere Seite. Eine andere andere Seite. Diese Schild würde sich auch gut an der Hauptstraße machen und eine Umweg ersparen. Nach weiteren fünf Minuten bin ich endlich am richten Eingang. Dort erfahre ich, in einem eher genervten Ton, daß der Palast heute nicht geöffnet ist. Ob ich die Kapelle sehen wolle. Will ich nicht. Kapellen kommen mir an den Ohren heraus. Der geschlossene Palast ist eine weitere Information, die an der Hauptstraße ganz interessant währe, oder in der „Tourist Information“.

Auf dem Weg zum Palast, bin ich an einem Museum für lokale, moderne Kunst vorbei gekommen. Wollte ich mir ansehen. Aber alle Stockwerke bis auf eines sind gesperrt. Das eine kostet 3 Euro Eintritt. Was ein 10 Euro Schein? Entrüstet werde ich abgewiesen. Ich bin sprachlos.

Zurück bei der „Tourist Information“ teile ich der Dame mit, daß der Palast heute geschlossen ist. Oh ja, na klar ist er das, sagt sie. Hätte ich sie fragen sollen, ob der Palast, den sie mir empfohlen hat auch geöffnet hat? Diese Maß an Chaos, Inkompetenz und Unfreundichkeit auf allen Ebenen finde ich erschütternd. Ich frage noch, ohne viel Hoffnung, ob denn irgendwas heute offen hätte. Ich habe von gestern einen Sonnenbrand und würde gerne ein paar Stunden in geschlossenen Räumen verbringen. Und eine Toilette währe auch nicht verkehrt. Ich frage, ob es ein Museum für Stadtgeschichte gibt. Auf einer Insel in der sich die verschieden Kulturen und Völker die Klinke in die Hand gegeben haben und wo der Dom berühmt für die verschiedenen Baustile, darunter arabisch, ist, halte ich das nicht für eine vermessende Frage. Ich sehe verständnisloses Kopfschütteln. Mir wir ein archäologisches Museum genannt. Fein, dann eben dorthin. Ich muß wieder suchen. Die Schilder sind, natürlich nutzlos, die Karte von der „Tourist Information“ zu ungenau. Google Maps weist mir schließlich den Weg.

Diese Museum erweist sich als einer von wenigen Lichtblicken am heutigen Tage. Er zeigt zwar nicht die Geschichte von Palermo auf, hat aber eine nette Ausstellung über Selinunt. Dort soll es ein paar der besterhaltenen griechischen Tempel überhaupt geben. Die Karten und Modelle und Fundstücke sind lehrreich und interessant ausgesucht und aufbereitet. Im Innenhof gibt es einen Garten und auf einer Bank kann ich mich setzten und meine schmerzenden Füße schonen.

In dieser Ausstellung höre ich heute schon zum zweiten Mal  den Begriff „Grand Tour“. Das erste mal auf einem Plakat für eine gleichnamige Ausstellung, die aber erst in paar Tagen anfängt. Mit „Grand Tour“ wir nicht nur eine durchaus sehenswerte Fernsehshow benannt, oder bezeichnet abgekürzt als GT, manche Automodelle sondern ist auch ein Konzept einer Reise für „Söhne des europäischen Adels … nach Mitteleuropa, Italen und Spanien …“Es waren wohl zwei Engländer auf der Grand Tour, die maßgeblich für die Wiederentdeckung und Ausgrabung von Selinunt verantwortlich waren.

Der andere Lichtblick ist das Wetter. Zwar scheint auch hier die Sonne vom Wolkenlosen Himmel, so sie denn mal aufgegangen ist. Doch entweder ist es heute ein kalter Tag, oder es ist weniger feucht als in Rom und besonders Neapel. Die Wärme ist auf jeden Fall besser aus zu halten als an den vergangenen Tagen.

Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe gehe ich noch zur Autovermietung um sicher zu stellen, daß deren Mittagspause (ja, sowas gibt es hier noch), erst um 13 Uhr und nicht schon um 12 Uhr, wenn ich das Auto abholen möchte, anfängt.

Italien 2017, Tag 17, Eine Seefahrt

This entry is part 18 of 25 in the series Italien 2017

Heute Abend werde ich die Fähre in Richtung Palermo besteigen. Aber bis dahin habe ich noch fast einen ganzen Tag um Neapel weiter zu erkunden. Das Wetter ist leider sehr diesig und die Sichtweite ist gering. Dabei wollte ich doch zur Festung fahren, die über der Stadt auf einem Berg thront. Ich werde einfach meinen Rundgang unten beginnen und setze darauf, daß das Wetter später aufklaren wird. Das Gepäck lasse ich im Hotel.

Ich gehe in Richtung Hafen und finde dort eine große Festung. Da dort eine große Baustelle ist, vermutlich die neue U-Bahn, und es natürlich keine Schilder gibt, muß ich Raten auf welcher Seite der Eingang liegt. Sonst muß ich 15 Minuten zur anderen Seite laufen. Ich vermute, daß man bei einer Festung, die direkt am Hafen liegt, den Eingang vermutlich auf die geschützte, Landesinnere Seite bauen würde. Ich behalte Recht und kann mir einen großen Umweg ersparen. In der Festung gibt es einen großen und fast Würfelförmigen Raum, der eine Seitenlänge von etwa 25 Metern hat. Heutzutage wird er vom Stadtrat (?) für Sitzungen verwendet wird. Es gibt ein Museum mit Bildern, die aus Kirchen zusammen getragen wurden, die geschlossen worden sind. Ich bin gestern und heute alleine schone an mindestens dreien vorbeigekommen, die schon recht verwahrlost aussehen. Die Bilder sind aber nicht sehr interessant. Die besten werden wahrscheinlich von den großen Museen in Neapel und Rom abgeschöpft. Im Erdgeschoß gibt es einen Raum, der einen Boden aus Glas hat unter dem man die Fundamente einer kleineren und älteren Festung sehen kann. Es geht zwar nur zwei Meter nach unten, aber es ist trotzdem ein sehr seltsames Gefühl durch diesen Raum zu gehen. Bei jedem Schritt muß ich mich überzeugen, daß ich nicht fallen werde. Davon wird man ja fast seekrank.

Vor der Festung steht ein hübscher Baum, der mit voller Kraft mit roten Blüten blüht. Hier ist es eben immer noch Sommer. Nur an den kürzer werdenden Tagen kann ich merken, daß anderswo der Herbst anfängt. Ich gehe weiter nordwärts über die Via Toledo. Um mir eine der U-Bahn Stationen anzuschauen, die schon fertig sind. Interessant aber nicht weltbwegend. Da gefällt mir die neue Station in Hamburg Havenviertel besser. Davon sehe ich auch ab und zu ein Bild auf dem Windows Login Bildschirm. Der zeigt sonst nur Bilder von den international schönsten Plätzen der Erde.

Aus Zufall finde ich eine große und alte Einkaufspassage, ähnlich zu der in Mailand. Vermutlich aus dem 19. Jahrundert mit schöner Glaskuppel über einem X-förmigen Grundriß. Danach komme ich zu einem großen Platz. So groß hätte ich den in dem sonst sehr engen Neapel gar nicht erwartet. Hier würden schon der eine oder andere Fußballplatz Platz finden. Auf der einen Seite steht ein eher langweiliger Palast. Aber auf der anderen steht eine Kuppel die aussieht wie eine Mischung von Hitlers Germania Kuppel und Gebäuden die in einem der mittelalten Star Wars Filme. Drinnen befindet sich eine Kirche mit kreisrundem Haut“schiff“. Ähnlich zum Pantheon in Rom. Ist aber kein Vergleich zu anderen Kirchen in Neapel oder sonstwo.

Ich nehme die nahegelegende Furniculare um zur Festung auf dem Berg hinauf zu fahren. Das ist eine Mischung aus Schrägaufzug und U-Bahn mit sehr großer Steigung. Die Furniculare ist schnell und preiswert. Interessant ist, daß sie, wenn sie an einer der beiden mittleren Stationen hält, ein wenig entlang der Schienen auf und ab pendelt. Oben muß ich noch ein paar Straßen nach oben laufen um zur Festung zu kommen. Es gibt andere Furniculare, von denen ich einen kürzeren Weg gehabt hätte, aber zu deren Talstationen wäre es länger gewesen. Ich habe es aber ja sowieso nicht eilig. Als ich dann die Festung sehe, verschlägt es mir fast den Atem. Von unten hatte ich bisher nur ein paar Gebäude vor der Festung gesehen, die die eigentlichen Mauer verdeckt hatten. Ich wusste also nicht, was mir hier erwarten würde. Diese Festung ist erstaunlich groß. Ihre hohen Außenmauern sind halb aus dem Berg herausgeschlagen worden und halb gemauert. Der Weg in die Festung hinein ist breit und hoch. Wären da nicht die engen Kehren, könnte hier ein Pferdewagen durchfahren. Von oben habe ich einen herrlichen Blick auf Neapel. Denn der Dunst hat sich mitlerweile verzogen, genau wie ich es gehofft hatte. Die Luft ist zwar nicht vollkommen klar und den Vesuv kann ich nicht gut sehen. Dich die Stadt kann ich klar sehen. Und ich bekomme das Gefühl, daß es hier noch eine Menge zu sehen gibt. Es ragen soviele Kuppeln von Kirchen in die Höhe und es gibt soviele große Häuser oder Paläste. Für Neapel braucht man mehr als nur zwei Tage Zeit. Aber man muß sich auch besser vorbereiten, als auf andere Städte. Die Sehenswürdigkeiten werden nicht so stark angepriesen oder präsentieren sich selbst wie etwa in Florenz oder Rom.

Als ich wieder unten in der Stadt bin, schaue ich mir noch ein nahe gelegenes Museum an, in dem es eine Ausstellung über die New Yorker Avantgarde von etwa 1980 gibt. Wahrhol, Basquiat, Haring. Leider darf ich hier keine Fotos machen, vermutlich weil die meisten der Bilder aus Privatbesitz stammen. Ich hätte gerne wenigstens ein Bild von den Warhol Drucken des Vesuvs gemacht. Die Bilder von Caravagio, die hier normalerweise hängen sind zur Zeit verliehen. Nach Mailand. Ich erinnere mich dort Werbung für eine Caravagio Ausstellung gesehen zu haben. Nur gesehen habe ich sie leider nicht.

Auf dem Weg zum Hotel schaue ich noch kurz in den Dom von Neapel hinein. Eine tolle gothische Kirche. Wie eine etwas kleinere und weiße Variante des Kölner Doms. Allerdings gibt es hier nicht so viele Fenster. Dafür gibt es prächtige Kapellen an den Seiten. Zwar nicht ganz mein Geschmack aber eindrucksvoll sind sie schon.

Dann gehe ich zum Hotel, hole mein Gepäch ab und gehe zur Fähre. Dort kann ich zwar schon meinen Boardingpass bekommen, muß aber noch fast zwei Stunden warten, bevor ich an Bord gehen kann. Dabei liegt die Fähre schon mindestens seit heute morgen im Hafen. Also gebe ich mein Gepäck in der Gepäckaufbewahrung ab. Hier muß ich aber 6 Euro bezahlen. Das hätte ich besser planen können. Ich nutze die Zeit um nochmal durch die Stadt zu gehen. Ich mache ein paar Fotos, die ich ähnlich heute morgen schon gemacht habe. Jetzt gibt es aber ein besseres Licht. Ein warmes Gelb der bald untergehenden Sonne. Solange man in die richtige Richtung geht. Wenn ich in Richtung der Sonne gehe sieht die ganze Welt schwarz und weiß aus.

Um etwa 18 Uhr kann ich endlich an Bord und meine Kabine beziehen. Die ist verhältnismäßig groß, nennenswerten Luxus gibt es aber nicht. Kann man aber für 55 Euro auch nicht verlangen. Dafür gibt es eine Übernachtung und eine Reise. Die Abfahrt ist erst im 20 Uhr. Bis dahin müssen alle Autos und LKWs an Bord gebracht werden. Ich bezweifele, daß die Fähre voll ist. Trotzdem dauert es lange bis der letzte LKW an Bord ist. Denn die müssen rückwärts aufs Schiff fahren. Sowas habe ich vorher noch nirgenwo gesehen. Die Einweiser sehen auch teilweise nicht sehr hilfreich aus. Manche stehen auf der falschen Seite des LKW und wundern sich dann, daß sie ignoriert werden. All das sieht nicht sehr proffessionell aus.

Leider ist es schon dunkel als es los geht. Ich bin mal gespannt, ob ich mit den Fotos was anfangen kann. Das Schiff ist verhältnismäßig laut. Ich bezweifele, daß ich in dieser Nacht viel Schlaf bekommen werde. Die Fähre kommt ja auch schon kurz nach sechs in Palermo an und ich muß entsprechend früh aufstehen.

Italien 2017, Tag 16, Hardcore Touristing

This entry is part 17 of 25 in the series Italien 2017

Ich reise heute mit dem Circumvesuviana 1938 Jahre in die Vergangenheit. Dieser Zug fährt von Napoli Centrale nach Pompeji. Der Zug ist ein schlecht gepflegtes Museumsstück, das vielleicht schon im Einsatzt war als damals vor fast 2000 Jahren der Vesuv ausgebrochen ist und mehrere Dörfer in der Nähe des heutigen Neapels verschluckt aber auch konserviert hat. Die Fahrt ist nicht sonderlich ansprechend. Es gibt viel rohen Beton zu sehen, Graffitis und hässliche Häuser. Er hält an etwa 15 Stationen bevor er nach etwa 30 Minuten Pompeji erreicht.

Dort gibt es wieder das schon bekannte Spiel, das System des Ticketverkaufs zu erkennen. Hier ist es eigentlich nicht so kompliziert. Allerdings gibt es direkt am Bahnhof, der sehr offiziell aussieht und (irgendwelche) Tickets verkauft. Nur die vielen „Skip the Line“ Schilder machen mich misstrauisch. Und tatsächlich, nach etwa 100 Metern links rein und da ist der eigentliche Einlass mit Ticketverkauf. Es gibt jetzt, um 10 Uhr, auch keine nennenswerte Schlange, die ich hätte überspringen wollen.

Ich nehme noch einen Audioguide mit und erkunde dann die alte römische Stadt. Das dauert etwa 4 Stunden. Denn Pompeji ist erstaunlich groß. Viel größer als ich es erwartet hätte. Wirkt ein wenig so wie das ehemals tote Dorf in der Nähe von Lars. Ein großes Dorf oder eine kleine Stadt, von der nur noch die Grundmauern stehen und hier und da ein Dach. Mir wird bis zuletzt nicht klar, was davon restauriert wurde und was genauso ausgegraben wurde. Die Straßen haben erstaunlich hohe Bordsteine, manchmal mehr als 50 Zentimeter hoch. Da ist es kein Wunder daß es ab und zu Stellen gibt, wo ein paar hohe Steine in die Straße eingearbeitet werden, die als Trittsteine auf die andere Seite führen. Sieht aus wie ein dreidimensionaler Zebrastreifen.

Hier und da kann man noch ein Fresko oder ein Mosaik sehen. Die Original stehen aber im Archäologischen Museum in Neapel. Später mehr dazu. Mich erstauen die Dimensionen von manchen der Häuser. Diese Villen sind groß und großzügig. War für deren Besitzer damals vermutlich kein unangenehmes Leben. Im Zentrum der Stadt gibt es Überreste eines öffentlichen Bades.

Eines der Highlights ist der große Zirkus am anderen Ende der Stadt. Ein zweites das Theater, nicht weit vom Eingang. Es war wohl schon in Betrieb als die Stadt unterging aber trotzdem noch nicht ganz fertig gestellt.

Ich lasse mir Zeit. Nicht um jede einzelne Wand in jedem Haus anzuschauen, sondern um eine Idee von einer 2000 Jahre alten, römischen Stadt zu bekommen. Vielleicht sollte ich auch nochmal das Buch „Pompeji“ von Robert Harris lesen (einem Weihnachtsgeschenk von Peter).

Der Vesuv ist übrigens weiter weg als ich gedacht hatte. Ich kann jetzt besser verstehen, warum man Pompeji an dieser Stelle gebaut hat. Und viel weiter weg kann man auch nicht, da Pompeji an allen Seiten von hohen Bergen umgeben ist und an einer Seite das Mittelmeer liegt.

Am frühen Nachmittag geht es wieder zurück nach Neapel. Ich will mir jetzt die originalen Fresken, Mosaiken und Statuen anschauen, die sich alle im Nationalen Archäologischen Museum von Neapel befinden. Da es morgen geschlossen hat, muß ich jetzt nochmal die Zähne zusammen beißen und mit schmerzenden Füßen und Rücken nochmal zwei Stunden ins Museum. Im Gegensatz zu Pompeji hat das Museum aber einen glatten Marmorboden über den ich sehr kräfte sparend schlürfen kann. Hier gibt es zum Beispiel das berühmte „Cave Canem“ Mosaik, von dem, wenn ich mich recht erinnere, eine Reproduktion Jahre lang in unserer Wohnung in der Borngasse an der Wand hing. Es gibt eine viel größere Menge von Fresken, Statuen und anderen Gegenständen, als ich gedacht hätte. Das hätte man in Pompeji besser darstellen können. Es sah dort so aus, als ob nur wenig jenseits der Grundmauern den Vulkanausbruch überstanden hätte.

Das Museum ist aber insgesamt nicht so toll eingerichtet. Viele Schilder sind nicht sehr hilfreich und auch nur auf italienisch. Also bleibe nur etwas mehr als eine Stunde. Trotzdem wahr ich heute insgesamt 7 bis 8 Stunden unterwegs. Ganz schön anstrengend, so ein Erholungsurlaub.

Italien 2017, Tag 15, Am Meer

This entry is part 16 of 25 in the series Italien 2017

Um 1o:53 Uhr verlasse ich Rom mit dem Hochgeschwindigkeitszug. Naja, wir haben fast zehn Minuten Verspätung, obwohl der Zug schon 10:40 Uhr in Rom Termini angekommen ist. Aber sowas bin ich aus Deutschland schon gewohnt.

Man kommt nur etwa 15 Minuten vor Fahrtbeginn und mit einer gültigen Fahrkarte auf die Bahnsteige. Die Überprüfung ist aber bestenfalls leger. Mein Wagon ist einer der hinteren und ich muß, da Termini ja ein Kopfbahnhof ist, gefühlt fünf Minuten am Zug entlang laufen. Dann geht es aber sehr bequem und sehr schnell, teilweise mit 300 km/h weiter gen Süden. In Neapel endet aber die italienische Hochgeschwindigkeitsstrecke, die in Turin beginnt. Nach Palermo fahren nur noch die regulären Züge und brauchen etwa 10 Stunden. Gut, daß ich diese Srecke über Nacht mit der Fähre fahre werde.

Neapel ist … anders. Anders als alle Städte, die auch auf dieser Reise bisher gesehen habe. Auf Wikitravel habe ich den Abschnitt über Sicherheit gelesen und war schon etwas besorgt. Die kurzen Filme in der Bahn über Taschendiebe, die ich auf der Fahrt zu anderen Städten nicht gesehen habe, helfen auch nicht. Ebensowenig wie Google Streetview von meinem Hotel. Aber jetzt wo ich hier bin, sieht das ganze bei weitem nicht mehr so finster aus. Neapel ist keine schöne Stadt. Es ist schmutzig, runtergekommen und eng.  Aber irgenwie auch aufregend und interessant. Es ist noch nicht so gezähmt wie die anderen Städte. Die immergleichen Ketten von Shops, Fastfood Restaurants und Supermärkten gibt es hier zwar auch, aber bei weitem nicht so viele. Es gibt keine Hochglanzgeschäfte wie in Rom. Auch fehlen großzügige Plätze. Gerade die Touristenstraßen machen einen mittelalterlichen Eindruck. Enge Straßen, vergleichsweise hohe Häuser, Wäsche vor den Balkonen, kleine Läden, die Kitsch verkaufen. Aber Kitsch, den es so woanders nicht gibt. Auch das Essen ist anders. Pizza wird ganz anders als z.B. in Rom angeboten. Es dominiert Pizza Margherita, die aber wenig mit der zu tun hat, die wir kennen. Dicker Teig. viel Tomatensoße und ein Stück Mozarella. Es gibt auch viele kleine Läden, die Süßspeisen anbieten. Habe ich aber noch nicht probiert.

Ich gehe auch schon mal zum Hafen um ohne Gepäck herauszufinden wo ich übermorgen hin muß und wann ich dort sein soll. Dabei sehe ich auch das erste Mal auf dieser Reise ein Stück Mittelmeer. Und im Hintergrund der Vesuv. 

PS: Aus irgendeinem Grund wird von manchen Bildern das Vorschaubild nicht richtig Angezeigt. Ich habe noch nicht herausgefunden warum.