On the Sunny Side of the Street

This entry is part 9 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 9

Morgens vor dem Frühstück dräuen noch Wolken über allen Bergen. Doch der neben dem Empfang ausgehängte Wetterbericht ist eigentlich ganz gut für heute. So ganz traue ich dem Braten nicht, weil dieser Wetterbericht schon einen Tage alt ist und schon seit gestern morgen hier hängt, zusammen mit dem für Samstag. Das Internet wird die positiven Aussichten später aber bestätigen.

Zuerst aber zum Frühstück. Das ist hier schon toll. Es gibt einen Koch, der nichts anderes macht als Eier zu braten, in jeder Form, die man sich wünschen kann.Ich wähle Rührei mit Speck und Schnittlauch, ich bin ja im Urlaub. Am meisten beeindruckt mich aber die Honigwabe, die neben drei anderen, leider flüssigen, Honigsorten vorhanden ist. Noch habe ich aber nicht herausgefunden, was ich damit machen soll. Ich muss morgen mal fragen.

Nach dem Frühstück mach ich meine erste Wanderung in den Dolomiten. Jedenfalls fast. Da mir mein Sonnenschutz irgendwie abhanden gekommen ist, und hier am Sonntag natürlich alle Läden geschlossen haben, will ich auf den am dichtesten mit Wolken eingehüllten Berg steigen, den es hier gibt. Und wenn das mit den Wolken nicht klappt, was es nicht tun wird, dann soll es von oben einen tollen Ausblick nicht nur auf die Dolomiten sondern auf der anderen Seite auch auf Großglockner und Großvenediger geben. Also auf die Gegend, wo ich nächste Woche hin will.

Ich fange meine Wanderung an, wie im Wanderführer beschrieben. Es geht nur eine Straße weiter, die ich aber wegen ungenauer Karte im Ortsbereich aber erst finden muss. Nach einigen Umwegen in Moos geht es los. Und zwar sehr Steil bergauf. Der Wanderführer will zwar, dass ich über dem Ort eine lange Schleife gehe, aber den Abzweig finde ich nicht. Leider sind die nummerierten Wanderwege hier im Tal nicht auf meiner Karte eingezeichnet. So wird der Abgleich von Karte und ausgeschilderten Wanderwegen sehr schwer. Insbesondere im Ortsbereich, wo zuviel Information auf der Karte vorhanden ist. Ich gehe also weiter steil bergauf, weil es dafür Schilder gibt. Helm bzw Monte Elmo ist mein Ziel. Fast direkt über Moos gelegen.

Der Weg fordert mich aufs äußerste. Er fühlt sich mit seiner Steilheit und Direktheit an wie eine Diretissima. Ist er natürlich nicht, das macht ihn aber kaum leichter. Ist dafür aber auch ein schöner Weg. Mal führt er durch Lärchenwälder, mal über Kuhwiesen mit Kühen, mal durch eine Heidelandschaft mit kleiwüchsigen Kiefern und eben auch Heidekraut. Mit 2433 Metern ist das kein kleiner Berg, aber Moos liegt ja auch schon auf etwa 1350 Metern Höhe. Auf der Gegenseite, liegen die Dolomiten. In der zweiten Reihe ragen die schroffen und weißen Spitzen in den Himmel. Und je später am Morgen, desto mehr kann ich von ihnen auch sehen. 

Oben auf dem Gipfel des Helms steht ein altes und verlassenes Haus. Vermutlich ein ehemaliger Versuch hier eine Unterkunft für Wanderer aufzubauen. Ich bin mir aber nicht sicher, da es unweit auch Gebäude aus dem ersten Weltkrieg gibt, die hier eine Blockade des gesamten Tals fertig stellte, mit der die Österreicher sich gegen die Italiener wehren wollten. Und die Grenze zwischen den beiden Ländern führt immer noch über den Gipfel, wie ein Grenzstein beweist.

Den Großglocker kann ich zwar von hier oben nicht sehen, trotzdem ist die Aussicht enorm. Dies ist wirklich ein toller Aussichtsberg. Es gibt keine Wolke mehr über dem Gipfel des Helms. Die Dolomiten sind zwar mittlerweile gut sichtbar, aber noch nicht wolkenfrei. Es war also eine gute Wahl hier herauf zu steigen und nicht heute schon zu den drei Zinnen zu gehen.

 Ich spiele noch kurz mit dem Gedanken, die im Wanderführer vorgeschlagene Schleife zurück zu gehen. Aber die würde mich erst an der Sillianer Hütte vorbeiführen und dann über einen anderen, noch höheren Gipfel, dem Hochgruben, 2538 Meter. Ich bin aber recht spät losgegangen, etwa 10 Uhr, habe keinen Sonnenschutz bei mir. 

Also gehe ich weiter in Richtung Seilbahn nach Sexten. Nach kurzer Einkehr in der Hahnspielhütte (ich trinke eine Himbeerschorle; kann ich nicht empfehlen) entscheide ich mich aber doch ins Tal abzusteigen. Der Weg ist manchmal auch recht steil, führt manchmal, insbesondere weiter unten, über Forststraßen und später Straßen. Recht weit unten komme ich noch an einer alten Festung vorbei, die Teil der Talblockade war und gerade restauriert wurde. Ich sehe aber keinen Eingang, suche aber auch nicht lange danach. Als ich um 16:20 Uhr wieder im Hotel bin, bin ich froh endlich nicht mehr gehen zu müssen. Ich glaube, dass ich morgen nochmal einen Ruhetag mache. Schließlich habe ich Urlaub. Habe ich das schon erwähnt?

Jetzt gehe ich zum Abendessen. Ich habe alle drei Hotels mit Halbpension gebucht. Ich wollte nicht jeden Abend erst ein Restaurant suchen müssen. Insbesondere nicht in kleinen Gebirgsorten. Und die meisten Restaurants sind gehören hier ja auch zu Hotels.

Das Essen war im letzten Hotel schon gut. Hier ist es aber fast schon ein bischen zu fein. Es gibt drei Vorspeisengänge. Bei den meisten Gängen kann ich mich morgens zwischen zwei oder drei Alternativen entscheiden. Und vorher gibt es noch ein Salatbuffet. Das ist mittlerweile mein liebster Teil des Essens. Nach anstrengenden Wanderungen mit extra viel Essig. Es gibt 7 verschiedene Sorten von Essig und ebensoviele Öle.