Alpen 2018, Tag 5
Beim Frühstück gibt es jeden Tag einen Zettel mit der Wettervorhersage und Vorschlägen für Exkursionen. Heute wird dort der Alpatrieb und Viehsheid 2018 erwähnt. Angeblich 500 Tiere werden von ihren Sommerwiesen durchs Kleinwalsertal zum Scheidplatz an der Breitachbrücke in Riezlern getrieben. Dort werden sie auseinander sortiert und ihren Besitzern übergeben (ich vermute, dass das der Viehscheid ist). Durch Zufall komme ich daran vorbei, als ich mit dem Bus nach Riezlern zum Ausgangspunkt meiner Wanderung fahre. Ich bin schon spät dran (10 Uhr) und es ist mir auch zu voll. Ich kann das Spektakel, dass von Musik und Bierzelt begleitet wird, aber den ganzen Tag auf die Berge herauf schallen hören.
Ich bin noch keine 10 Minuten unterwegs, da landet ein Gleitfallschirmspringer (-flieger ?) direkt hinter der Kirche in Riezlern. Dreißig Sekunden vorher hatte ich ihn noch vor dem Hohen Ifen gesehen, aber nicht eine baldige Landung erwartet. Meine Tour führt über die Gehrenspitze (1857 m) und den Grundkopf (1857 m) zur Kanzelwandbergstation. Der Weg zur Gehrenspitze führt aber auf dem der Kanzelwandseilbahn abgelegenen Seite des Berges hinauf. Ich bekomme daher von der Seilbahn nicht mit. Ganz im Gegenteil fühlt sich der Weg recht einsam an. Wenn er nicht so ausgetreten wäre, würde ich vermuten, dass hier kaum je ein Mensch vorbei kommt. Der Weg ist aber auch sehr steil und geht fast vollständig über natürliche Treppen, die von unzähligen Wanderern aus Fichtenwurzeln geformt wurden. Dafür führt der Weg aber auch durch ebenjenen Kiefernwald und liegt daher in angenehm kühlem Schatten. Sehr schön aber auch sehr anstrengend.
Oben angekommen, habe ich einen tollen Blick in mehrere Täler. Mittelberg und Hirschegg sind im Haupttal gut zu sehen, Riezlern wird vom Berg verdeckt. Auch in das Schwarzwassertal kann ich hinein sehen. In der Ferne liegt ein größerer Ort, ich vermute Sonthofen, ist aber vielleicht auch Oberstdorf. Über einen angenehm ebenen Grat geht es zum Grundkopf (glaube ich, die Karte scheint hier einen kleinen Gipfel zu vermissen) und dann zur Bergstation der Kanzelwandbahn. Ich bin zwar sehr erschöpft aber es ist erst kurz nach eins und noch etwas früh um schon wieder ins Hotel zu fahren. Ich mache ein paar Schritte in Richtung Kanzelwand (?, wurde oben anders genannt, wie gesagt, hier traue ich meiner Karte nicht) aber der ist für meinen Geschmack zu „gut“ ausgebaut. Es geht in Treppen zum Gipfel und dahin sind eine Menge Nichtwanderer unterwegs. Ich drehe wieder um und gehe statt dessen zur Kuhgehrenspitze. Der Weg führt am Hang entlang und sieht hübsch und nicht zu anstrengen aus. Am Ender führt er durch Heide und Kiefern und erinnert mich ein wenig an die kanarischen Inseln. Insbesondere weil die Sonne hier ungehindert und intensiv scheint.
Wieder zurück bei der Bergstation bin ich aber froh ins Tal fahren zu können. Meine Blasen haben mich heute nicht behindert und ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, ins Tal abzusteigen. Spätestens unten im Tal, auf dem Rückweg von Riezlern nach Hirschegg bin ich aber doch sehr froh mich für die Fahrt entschieden zu haben. Die letzten Kilometer auf der Straße werden mir doch sehr lang. Und ich kann sogar noch die letzten Kühe des Viehscheids sehen, die wohl darauf warten, abgeholt zu werden. Auf dem Weg nach Hirschegg habe ich das Gefühl von einer Herde Kühe verfolgt zu werden. Was wahrscheinlich auch der Fall ist. Noch vom Hotel kann ich lautes Gebimmel hören, als wohl die letzten Kühe in ihre Ställe über die Hauptstraße getrieben werden.
Ich glaube, dass ich morgen einen Ruhetag mache. Die Wanderung war, obwohl mit 4.5 Stunden nicht sehr lang, sehr anstrengend. Und ich möchte meine Füße ein wenig schonen. Mal sehen. Jetzt freue ich mich erstmal auf das Abendessen. Ich habe, wie schon on den vergangenen Tagen tagsüber nur von Obst, Saft und Wasser gelebt. Vielleicht muss ich dann in den nächsten Tagen weniger Gewicht die Berge hoch schleppen.
Leider hatte ich heute Probleme mit der Speicherkarte und es gibt keine Bilder. Viel wäre aber auch nicht zu sehen gewesen. Die üblichen Panoramen von Bergen, nichts interessantes.