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Alpen 2018, Tag 12
Heute mache ich meine erste große Tour in den Sextener Dolomiten und die längste in diesem Urlaub bisher. Einmal rund um die Drei Zinnen. Mit Aufstieg von der Fischleinbodenhütte. Ich verwende zum ersten Mal eine App um per GPS meine Wanderung aufzuzeichnen. Allerdings denke ich erst nach zwanzig Minuten daran, die Aufzeichnung zu starten. Trotzdem kommen etwa 24 km zusammen, mit fas 1500m Höhenunterschied. Hier ist ein Link: https://www.komoot.de/tour/47548146?ref=wnf
Ich stehe relativ früh auf und frühstücke um kurz nach sieben. Es ist schon hell, aber noch nicht lange. Ausserdem ist es kalt. Nicht nur kühl sonder richtig kalt. Im Dorf, bei der Busstation sehe ich ein Termometer, dass -1 Grad anzeigt. Das erklärt den Rauhreif auf den Pflanzen. Irgendwie trödele ich doch etwas herum, obwohl ich mir gestern Abend meine Ausrüstung schon bereit gelegt habe. Aber ein gutes Frühstück will Weile haben. Und wenn mir dann noch jemand ein Rührei macht, darf man nicht hetzen. Ich erwische also den Bus zur Fischleinhütte um etwa halb neun.
Dort angekommen, sieht die Welt aus wie im Dornröschenschlaf. Dicker Reif auf dem Gras und allen anderen Pflanzen. Oben an der Talschlusshütte zeigt das Thermometer -5 Grad. Liegt auch schon fast 200 Meter höher als das Dorf. Der weg von der ersten zur zweiten Hütte ist schon sehr interessant. Aus dem Bus sind mit mir etwa 15 Leute ausgestiegen. Darunter eine kleine Wandergruppe. Alle fangen an nochmal weitere warme Kleidung anzulegen. Ich fische meine Handschuhe aus dem Rucksack. Dann setzen sich die Leute zwar nicht zur selben Zeit, aber mit demselben Ziel in Bewegung. Alle wollen zur Talschlusshütte. Von dort gehen die großen Wanderwege los. Alle scheinen noch etwas müde und in dem noch im Schatten liegenden Tal wirkt das so, als ob ein Bus die erste Gruppe von Fabrikarbeitern abgesetzt hat, die einen kurzen Spaziergang in der kalten Luft nutzen wollen um wach zu werden.
Mein Weg zu den Drei Zinnen hat die Nummer 102 und geht rechts den Berg hinauf. Nach und nach hole ich Leute ein, die vor mir losgegangen sind. Nach und nach wird mir auch warm genug um nach zwanzig Minuten meine Jacke auszuziehen. Ich nutze die Gelegenheit um die GPS Aufzeichnung zu starten. Es ist immer noch kalt und ein paar Pfützen haben eine Eisdecke. Die Wege sind zu Beginn noch sehr breit und nicht sehr steil. Der Boden ist mit hellen Steinen bedeckt was zusammen mit dem Rauhreif zu einer winterlichen Stimmung führt.
Um etwa 10 Uhr erreichen mich zum ersten Mal Sonnenstrahlen. Eine Stunde später habe ich das obere Ende des Tales erreicht und die Welt wird farbig. Grüne Wiesen, blauer Himmel mit nur wenigen weißen Wölkchen, graue Felsen im Hintergrund. Um 11:20 Uhr erreiche ich die Drei Zinnen Hütte und kann zum ersten mal die Drei Zinnen sehen. Bei dem mittlerweile wunderbaren Licht sieht das großartig aus. Und ich bin schneller als die unten angegebenen drei und irgendwas Stunden. Ich fühle mich gut, keine Schmerzen. Meine Ausdauer und Kraft sind auch gut. Das Training in der vergangenen Woche und die Ruhe an den vergangenen Tagen haben sich ausgezahlt. Heute wird der erste Tag meiner Reise sein, an dem ich mich nicht quälen muss, sonder die ganze Wanderung genießen kann. Vielleicht mit Ausnahme der letzen Kilometer, doch dazu später mehr.
In der Drei Zinnen Hütte mache ich Rast. Es ist noch früh aber ich habe noch den größten Teil meiner Wanderung vor mir. Bis eben war ich mir nicht sicher, ob ich wirklich die ganze Runde gehen sollte. In einem Reiseführer wird das als Zweitages Tour beschrieben mit Übernachtung in dieser Hütte. Aber aufgrund meiner guten Verfassung, Geschwindigkeit, des guten Wetters und der einfachen Wege, entschließe ich mich es zu versuchen. Der Aufstieg wurde zwar immer steiler und anspruchsvoller, war aber trotzdem einer der leichtesten der vergangenen Tage. Ich setze mich drinnen an einen Tisch und esse eine Portion Makaroni. Fast alle anderen setzen sich nach draußen, aber dort werde ich den ganzen Tag rumlaufen. Also genieße ich noch ein wenig den Schutz der mittlerweile recht intensiven Sonne.
Vor dem Fenster sehe ich einen Wanderer in Tarnfarben. Kommt mir komisch vor, falls doch mal was passiert und man Hilfe braucht, sind bunte, auffällige Farben doch ganz Hilfreich. Dann sehe ich einen zweiten und dann einen dritten. Als ich wieder nach draußen gehe, hat dort auf einem Plateau vor der Hütte eine Abteilung (oder wie das auch immer heißen mag) von italienischen Gebirgsjägern Stellung bezogen. Naja, Pause gemacht. Und es sind wohl auch keine Gebirgsjäger. Dafür wirken die mit den Bergen nicht erfahren genug. Die haben in den nächsten Stunden genau die gleiche Marschrichtung wie ich. Da sie immer wieder Pausen machen um zu tun was trainierende Soldaten in den Bergen so machen, überholen wir uns gegenseitig mehrmals.
Der Blick auf die Drei Zinnen ist schon enorm. Es sind nicht die höchsten oder die schwierigsten Berge, aber irgendwie sind sie sehr photogen. Jedenfalls ihre Nordseite, die man von der Drei Zinnen Hütte sehen kann. Als ich auf der Rundtour die andere Seite erreiche sehe ich mehrere Dinge. Zum einen ist das nicht die gute Seite der Drei Zinnen. Von hier „hinten“ sehen sie wie normale „langweilige“ Berge aus. Zum zweiten gibt es hier einen großen Parkplatz. Und zum dritten kann man von hier in ein paar hübsche Täler mit kleineren oder größeren Dörfern schauen.
Kurz bevor ich den Parkplatz erreiche, ich bin etwa auf der Westseite der Zinnen, kommt mir ein chinesischer Tourist entgegen, der einen Rolllkoffer hinter sich herzieht. Habe ich im Hochgebirge (wir sind hier etwa auf einer Höhe von 2500 Metern) noch nicht gesehen. Aber wenn man hier in der Gegend vielleicht nur ein paar Stunden Zeit, den Koffer nicht im Bus lassen möchte, und die Wege recht einfach sind, ist das doch recht naheliegend.
Die Rundtour ist nicht schwer, jedenfalls nicht auf den jetzt existierenden Wegen. Vermutlich sind die teilweise noch nicht sehr alt. Sie ist aber recht lang und es geht eben doch ab und zu mal rauf mal wieder runter. Ich weiß, dass ich hier nicht trödeln darf, wenn ich nicht im Dunkeln ins Hotel zurück kommen möchte. Es fällt mir zum Glück auf diesen Wegen nicht schwer eine gute Geschwindigkeit zu machen.
Wieder zurück bei der Drei Zinnen Hütte kehre ich nicht nochmal ein, sondern mache mich an den Abstieg. Geht eigentlich recht fix, ist dafür aber auch sehr anstrengend und vermutlich in dieser Geschwindigkeit nicht gut für meine Knie. Werde ich morgen sehen. Zurück im Tal bin ich erstaunt, dass noch Busse fahren. Ich gehe trotzdem zu Fuß ins Hotel. Ich bin heute so viel gelaufen, da habe ich noch keine Lust jetzt stehen zu bleiben um auf den Bus zu warten. Aber gerade diese letzten vier Kilometer haben es in sich. Jetzt auf dem harten Boden fangen meine Füße an zu schmerzen. Außerdem macht sich meine Schulter bemerkbar, die keine Lust mehr hat, den Rucksack zu tragen.
Laut GPS Aufzeichnung kommen etwa 24 km zusammen, die ich in entweder 8 oder 6 Stunden zurück gelegt habe. Vielleicht mit und ohne Pausen? Aber ich glaube nicht, dass ich insgesamt zwei Stunden Rast gemacht habe. Dem muss ich morgen mal auf den Grund gehen. Da werde ich mich nochmal ausruhen. So gut es heute auch ging, jeden Tag kann ich eine solche Tour nicht gehen.