Ich kämpfte wo Du Urlaub machst

This entry is part 14 of 22 in the series Alpen 2018

Alpen 2018, Tag 14

Heute ist mein letzter Tag in den Dolomiten. Den nutze ich für eine Zeitreise in den ersten Weltkrieg.Nach dem Frühstück fahre ich mit dem Auto ins Nachbartal um eine Wanderung auf die Monti Pioano und Piana zu machen. Das Höhlensteintal beginnt im Norden bei Toblach und führt nach Süden zu meinen beiden Wanderbergen. Das ist eigentlich nur ein Tafelberg mit zwei kleineren Gipfeln. Auf dem Parkplatz erkenne ich, dass die Saison (fast) vorbei ist daran, dass der Parkscheinautomat nicht in Betrieb ist. Neben dem Parkplatz gibt es einen kleinen, modernen Pavillon von dem man einen netten Blick auf die drei Zinnen hat. Dies ist vermtlich der einzige Platz in einem Tal, von dem man die Nordwände der Zinnen sehen kann. Die stehen jetzt im hübschen Morgenlicht, sind aber noch weit weg.

Ich hatte diesen Berg auf meiner vorgestrigen Wanderung gesehen. Nicht sehr eindrucksvoll und mit 2324 m (Monte Piana) im Vergleich zu den Nachbarbergen, nicht sehr hoch. Aber wie sich herausstellen wird und wie ich gehofft hatte, ein toller Aussichtsberg. 

Vom Parkplatz gehe ich etwa 50 Minuten das Tal nach Süden entlang, bis ich zum dem Aufstieg komme, den auch ich schaffen kann. Im Süden gibt es wohl einen Zugang, der auch für Autos befahrbar ist, aber alle anderen Wege sind Klettersteige. Mein Weg, 6a, der Touristensteig, hat auch ein paar Klettersteigeinlagen. Beim Aufstieg sehen die noch recht dramatisch aus, beim Abstieg bin ích aber kaum mehr beeindruckt. Der Weg geht recht steil nach oben führt aber durch hübsche Kiefern- und Fichtenwäldchen. Es gibt auch ein paar Stufen, die teilweise recht hoch sind. Beim Aufstieg kein Problem, dass habe ich ja trainiert. Beim Abstieg macht das aber weit weniger Spass. Insgesamt trotzdem einer der schönsten Wege, die ich in diesem Urlaub gegangen bin.

Der Klettersteig liegt auf vielleicht zwei Dritteln der Höhe. Hier geht es durch einen Bereich, der so Steil und porös ist, dass hier keine Pflanzen wachsen und man die fast weißen Steine des Berges sehen kann. Mit den Leitern und Holzabstüzungen sieht das ein wenig wie die Kulisse bei den Karl-May Festspielen aus. Die Wege sind eng aber auf der Bergseite mit einem Stahlseil gesichert. Nachdem ich alle losen Sachen in den Rucksack gepackt habe, Kamera und Stöcke, bin ich aber schnell vorbei. Danach komme ich auch recht fix endlich auf die Hochebene. Bis hierher hat der Berg wie ein normaler Berg ausgesehen. Von einer Ebene ist von unten nichts sichtbar. Hier oben werde ich aber eher an Dünenlandschaften an der Nordsee erinnert. Nur dass der weiße Boden kein Sand ist, und daß man am Horizont nicht das Meer sondern dreieinhalb Tausender sieht.

Und insbesondere kann ich von hier auch die Drei Zinnen sehen. Hauptsächlich von der Seite, von Westen. Aber wenn ich an das Nordende der Hochebene gehe, kann ich gut auch die Steilen Nordwände sehen. Auch die Drei Zinnenhütte ist gut sichtbar. Überhaupt ist die Fernsicht heute sehr gut.

Hier oben komme ich mit einem anderen Wanderer ins Gespräch, den ich beim Aufstieg überholt hatte und der mir bei dem Klettersteig ein wenig Mut gemacht hat. Ich hatte mich schon gewundert, dass er langsamer war als ich. Es stellt sich heraus, dass er mit 20 Kilo Gepäck unterwegs ist, um heute Nacht hier oben kampieren zu können um Aufnahmen der Milchstraße zu machen. Seine Instagrammseite zeigt, daß er weiss was er da tut: https://www.instagram.com/rainer.horneber/

Aber ich hier herauf nicht nur wegen der tollen Aussicht gekommen, sondern auch um einen Eindruck von einem Schlachtfeld des ersten Weltkriegs zu sehen. Hier oben haben sich einst Österreicher und Italiener gegenüber gestanden und einen hässlichen Krieg gegeneinander geführt. Die Ebene ist regelrecht zerfurcht von Schützengräben und Maschinengewehr und Artilleriestellungen.  Hier oben haben sie wohl auch Stollen zur jeweils anderen Stellung gegraben um diese dann in die Luft zu sprengen. Es gibt leider keine ausführlichen Beschreibungen oder etwas, dass den Kontext erklärt. Vielleicht bin ich auch nur an der falschen Seite herauf gekommen. Die Kämpfe müssen besonders im Winter sehr schlimm gewesen sein, hauptsächlich wegen der schlechten Nachschubsituation. Und ich könnte jetzt nicht mal sagen, welche Seite damals gewonnen hat. Was für eine Verschwendung von Menschenleben.

Und all das in der schönsten Natur, mit den tollsten Ausblicken in diesem Teil der Alpen. Was hätten die Soldaten wohl gedacht, wenn sie gewusst hätten, dass 100 Jahre später Menschen aus ganz Europa und aus der ganzen Welt hier friedlich Urlaub machen würden und im Zweifelsfall nicht mal genau sagen könnten, ob sie sich in Italien oder Österreich befinden (es ist natürlich Italien, aber die Grenze liegt ein Tal Weiter im Osten. Bei der Fahrt hierher habe ich heute morgen ein Straßenschild gesehen, dass einen Pfeil nach links und einen nach rechts hatte. Links ging es nach Toblach, rechts nach Österreich. Beide in der gleichen Größe geschrieben, als ob Toblach ein Land oder Österreich ein Dorf sei).

Hier nochmal der Komoot Link für die Wanderung von heute:

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