Um kurz vor zehn mache ich mich auf den Weg nach Selinunte. Ein paar der Fundstücke hatte ich ja schon im archäologischen Museum in Palermo gesehen. Und nach Palermo muß ich auch wieder zurück, denn das liegt auf dem Weg. Es gibt eine direktere Strecke, aber die würde fast vier Stunden dauern, währen der scheinbare Umweg über Palermo etwa nur 2 Stunden sind. Das Autofahren ist eigentlich ganz OK auf Sizilien. Nur die Abzweigung in Palermo zu finden ist nicht ganz einfach. Die Fahrbahnmarkierungen sind kaum noch zu sehen und der Navigationscomputer drückt sich hier auch nicht sehr klar aus. Die Straßen sind hier ja nicht so geordnet wie in Deutschland sondern eher breite Asphaltbänder, wo jeder macht was er will.
Von Palermo geht es Richtung Süden durch das Innere der Insel. Anfangs sehr bergig wird es zur südlichen Küste hin flacher. Eine schöne Gegend, wo man bestimmt auch gut Wandern gehen kann.
Selinunt (das abschließende „e“ wird im Deutschen weg gelassen) ist zum Glück auf den letzten 5 km gut ausgeschildert. Davor aber überhaupt nicht. Da ich dem Navi keine Adresse geben konnte, habe ich nur auf der Karte auf einen Punkt in der Nähe geklickt. Ohne Schilder hätte ich es nicht so schnell gefunden.
Gegründet von den Griechen im 7. Jahrhundert vor Christus, hatte Selinunt eine bewegte Geschichte. Die Ausgrabungen haben eine mittelgroße Stadt zum Vorschein gebracht. Nicht so groß wie Pompeji, aber auch nicht gerade klein. Und eben eine Menge Tempel. Die wurden entweder von den Karthagern oder von einem großen Erdbeben zerstört, so daß heute von dem meisten Tempeln nur ein Haufen von Felsblöcken ist. Das sieht aus wie ein Lego Bausatz, der noch nicht zusammen gesetzt wurde. Nur einer wurde teilweise wieder aufgebaut, Tempel E, der auf einem Hügel östlich von der Stadt, direkt beim heutigen Eingang, steht. Man kann den äußeren Ring von Säulen sehen.
Das ganze Areal ist riesig und besteht neben der eigentlichen Stadt, die fast direkt am Meer liegt, noch aus ein paar Satelliten. Von der Akropolis aus (der alten Stadt) kann ich das Meer sehen, wie es an den Strand brandet. Fühlt sich ein wenig wie das Ende der Welt an. Hinter dem Meer ist Afrika. Mit nur wenigen Besuchern, treffe ich hier selten einen Menschen. Ich bin froh die weite Fahrt gemacht zu haben. Doch nach drei Stunden geht es wieder zurück. Ich habe das Wasser im Auto gelassen und bin jetzt doch ein wenig durstig.