Bevor ich meine Exkursion nach Siena starte, besuche ich die Kirche Santa Maria Novella, die auch dem nahen Bahnhof den Namen gibt (Florenz SMN). Eine der hübscheren Kirchen der Stadt. Heute morgen mit tollen Projektionen der Glasfenster. Die anliegenden Kreuzgänge (es gibt zwei oder drei große Innenhöfe) sind alle aufwendig mit Fresken geschmückt. Auch die kleineren Kapellen sind lückenlos mit Fresken ausgekleidet. Es war mir ja klar, daß hier im Epizentrum der Renaissance, besonders viele und wegweisende Kunstwerke zu finden sind. Und trotzdem bin ich immer noch erstaunt, daß man hier im Grunde jeder Wand in jeder Kapelle in jeder Kirche ein kleines Museum widmen könnte.
Weiter geht es mit dem Regionalzug nach Siena. Die Fahrt dauert etwa anderthalb Stunden. Das Wetter ist toll. Blauer Himmel, kühl aber in der Sonne doch warm. What could possibly go wrong?
Es beginnt in Bahnhof von Siena. Der liegt zur Abwechslung mal etwas außerhalb des alten Stadtkerns. Es gibt eine Busverbindung, aber die muß man erstmal finden. Die Wegweiser sind spärlich angebracht, klein und weisen mal den Weg zum Bus zur Altstadt, mal zum Bahnhof und mal zum Einkaufszentrum, das man nach zwei Rolltreppen sowieso automatisch erreicht. Ich finde die Busstation schließlich im Keller beim Eingang zur Parkgarage. Ich habe selten eine so herunter gekommene Haltestelle gesehen wie diese hier. Stellt euch den Busbahnhof in Bergisch Gladbach vor. Den Keller eines der Treppenhäuser. Vor zwanzig Jahren.
Die Instruktionen auf dem Fahrkartenautomaten sind heute die einzigen, die einfach zu verstehen sind. A1 drücken (zwei Tasten) und Geld einwerfen. Ich steige in den nächsten Bus und hoffe aufs beste. Bis hierher habe ich noch keine einzige Karte gefunden, auf der ich sehen könnte, wie weit ich fahren muß oder wo ich aussteigen soll. Also warte ich bis alle anderen aussteigen, und frage den Busfahrer ob hier das Zentrum ist. Er kann kein Englisch, ich kein Italienisch und das eine Wort, dass vermutlich jeder Tourist, der hier durchkommt, fragt, „Center“ ist wohl dem italienischen „Centro“ zu unähnlich um trotzdem erkannt zu werden.
Es ist immer noch keine Karte in Sicht und Wegweiser gibt es zwar, allerdings nur selten und man muß wissen, wo man hinschauen muß. Die Tourist Information finde ich erst später als ich sie nicht mehr brauche. Ich finde meinen Weg zum mittelalterlichen Stadtkern indem ich die Richtung all der Menschen analysiere, die auch nur entfernt wie Touristen aussehen. Ist hier nicht so einfach, da es viel weniger Besucher aus Asien gibt als etwa in Florenz. Ich bin mittlerweile von dieser abweisenden Art des Tourismus sehr genervt.
Auf dem berühmten zentralen Platz gibt es immer noch kein Zeichen der Tourist Information oder einer Stadtkarte. Also gehe ich erstmal weiter zum Dom. Den Weg kann ich wider nur erahnen. Ab und zu kann ich ja mal einen Teil der Kuppel über den Dächern aufragen sehen. Als ich den Dom erreiche finde ich auch endlich die Tourist Information. Eine Karte gibt es aber immer noch nicht. Vermutlich um die billigen Faltblätter mit Werbung, und einer Landkarte, zu verkaufen. Das alles habe ich noch in keiner anderen Stadt erlebt. Als ich dann auch noch sehe, daß ich auch hier erst herausfinden muß, welche Schlange zum Kartenverkauf, welche zur Reservierung und welche zum Einlass führt (zu was auch immer), habe ich die Nase voll und nehme den ersten Zug zurück nach Florenz. Ich bin nicht mal mehr bereit die 1,20 Euro für den Bus zu bezahlen und gehe die zwanzig Minuten lieber zu Fuß. Auf dem Weg finde ich noch ein Schild vor einem kleinen Laden auf dem steht „Made in China in Italy“. Wiederlich.
Zurück in Florenz gehe ich endlich was essen und schlendere danach etwas durch die Stadt. Die Schlange vor der Academia bella Arti ist mir immer noch zu lang. Vielleicht morgen früh.