Taxi, Taxi, Taxi

This entry is part 4 of 13 in the series England 2019

England 2019, Tag 1

Ich stehe um 4:50 Uhr auf und fahre um 5:30 Uhr mit dem ersten Taxi des Tages nach Bergisch Gladbach. Dort angekommen, informiert mich der Fahrer, dass heute morgen bisher noch keine S-Bahn angekommen oder abgefahren sei. Die Laufbandanzeige am Bahnsteig beruhigt mich aber mit den Worten dass sich der Bahnverkehr nach Sturmtief Karl wieder normalisiert. Und tatsächlich, heute werden alle meine und unsere Züge pünktlich sein.

Das Wetter ist heute deutlich besser (jedenfalls noch) und im Sonnenschein wirkt Belgien fast hübsch. Ich fahre im Talys, dem ersten Zug des Tages nach Brüssel. Bequem und schnell, teilweise jenseits von 270 km/h. Allerdings innen recht plüschig. Und sehr rot.

Ich habe das Gepäck bei Peter in Brüssel im Hotel gelassen und reise nur mit dem Fahrschein in der Hand. Bei meiner Pan-Europa Reise komme ich mir damit schon fast wie Jason Bourne vor.

Um kurz nach halb neun in Brüssel Midi, um neun beim Hotel um Peter und das Gepäck abzuholen. Mit dem zweiten Taxi des Tages geht es zum Bahnhof. Wir haben noch Zeit für ein Frühstück am Bahnhof. Der Checkin verläuft heute reibungslos. Heute werde ich von den Beamten auf mein Schweizer Offiziersmesser angesprochen. Den vorwurfsvollen Blick der Dame sitze ich aus und irgendwann wird ihr wohl klar, das ich und die stumpfen Klingen kein Sicherheitsrisiko darstellen. Ich darf durch und wir warten noch eine halbe Stunde im Wartebereich des Eurostar. Sie versuchen so gut es geht den Eindruck eines Flughafens zu wecken.

Es gibt einen kurzen Halt in Lille, dann geht es durch den Tunnel. Nach etwa einer halben Stunde kommen wird in England wieder ans Tageslicht in eine Landschaft, die nicht fundamental anders wirkt als Nordfrankreich. Nach einer Reihe weiterer Tunnel, insbesondere im Stadtgebiet von London, kommen wir um kurz vor zwölf in St. Pankras an. Dieser Bahnhof wurde vor dem Verfall gerettet nur für den Eurostar nach/von Brüssel und Paris.

Mit dem dritten Taxi geht es zu unserem Hotel. Es wird mir sofort klar, dass die Londoner Taxis die am besten designten Taxis der Welt sind. Der Fahrgastraum ist geräumig. Das Einladen der Koffer geht einfach und schnell. Es gibt kostenloses Wifi und einen fest installierten Kreditkartenleser. Dem Taxifahrer reicht der Name des Hotels. Keine Selbstverständlichkeit in europäischen Großstädten. Mir wird sehr schnell danach aber auch klar, dass Londoner Taxis vielleicht auch die überflüssigsten Taxis der Welt sind, denn wir stehen fast nur im Stau. In der Zeit, die wir zum Hotel brauchen, hätten wir auch zweimal mit der U-Bahn fahren könne.

Das Hotel ist ein typisches Großstadthotel. Kleine Zimmer und die beste Zeit des Hotels liegt deutlich in der Vergangenheit. Aber wir sind ja auch nur wenige Tage hier. Dafür sollte es reichen.

Nach einer kurzen Pause, die ich für einen Rundgang durch die nähere Nachbarschaft nutze, machen wir uns auf den Weg in Richtung Parlament. Die Karten, die überall hängen sind hilfreich sind aber, da nicht genordet, ein wenig gewöhnungsbedürftig. Genauso wie die Texte auf dem Boden von vielen Kreuzungen. „Look left“ erinnert uns ausländische Touristen daran, dass in der UK die Autos aus der falschen Richtung kommen. Außer es sind Einbahnstraßen, was recht häufig der Fall ist. Also muss man doch immer in beide Richtungen schauen um sicher zu gehen.

Das Wetter ist herbstlich kalt und windig. Ich bedaure, dass ich meine warme Jacke im Hotel gelassen habe. Auf dem Weg zum Parlament gibt es viel zu sehen. Wir gehen durch Soho, das nur aus kleinen Restaurants und Theatern zu bestehen scheint. Auf dem Picadilli Circus kann ich die grösste und technisch wohl beste Leuchtreklame sehen, die ich je erlebt habe. Und nach Peking will das schon was heißen.

Vorbei an imposanten aber uns unbekannten Monumenten mit russisch aussehenden Soldaten (Napoleon?) und einem auf einer hohen Säule stehenden Königssohn erreichen wir St. James’s Park, der Buckingham Palace und den Admiralty Arch verbindet. Überhaupt gibt es viele Standbilder brühmter und nicht so berühmter Briten in London. Ein paar davon stehen auf dem Paradeplatz der Horse Guards auf dem erst kürzlich das Trooping the Colours statt gefunden hat. Durch das Tor der Horse Guards erreichen wir Whitehall. Links und rechts stehen jetweils ein Pferd samt Reiter halb in einem Wachhäuschen und versuchen so still zu stehen wie sie können. Etwa zwei hundert Meter rechts befindet sich der Eingang zu 10 Downing Street. Diese ist aber durch ein Tor, vielleicht 10 bewaffnete Polizisten und etwa 50 Touristen von uns abgeschirmt.

Weiter geht es entlang der Parliament Street. Vorbei am Cenotaph, einem von vielen Kriegsdenkmälern in dieser Stadt. Dieses steht allerdings mitten auf der Straße. Wir biegen links ein und sehen rechts Westminster, Big Ben und die Houses of Parliament. Ich sollte besser sagen, „sähen“, denn Big Ben und Teile des Parlaments sind von Gerüsten eingerahmt und fast gar nicht zu erkennen. Nur eines der Zifferblätter von Big Ben ist noch zu sehen.

Vielleicht deswegen, werden hier auf der Westminsterbridge die meisten Selfies mit dem imposanten Riesenrad des London Eyes gemacht. Und es werden eine Menge Selfies gemacht.

Hier wird es aber doch langsam zu kalt und wir beginnen langsam den Heimweg. Der letzte Punkt auf unsere heutigen Entdeckungstour ist Trafalgar Square, diesmal mit Nelson auf einer hohen Säule. Deren Höhe ist laut Reiseführer identisch mit der Masthöhe des Hauptmastes von Nelsons Victory. Muss ich mal vergleichen wenn wir die Victory in ein paar Tagen besichtigen.

Mit dem Bus geht es durch den Stau zum Hotel wo wir nach kurzer Pause zum ersten mal seit dem Frühstück wieder etwas essen.

Bilder gibt es morgen.

There and Back Again

This entry is part 3 of 13 in the series England 2019

England 2019, Tag 0

Unsere Reise verläuft in der ersten Hälfte reibungslos. Das Taxi zum Bergisch Gladbacher S-Bahnhof ist pünktlich, die S-Bahn ist pünktlich, der ICE nach Brüssel ist pünktlich. Und da auch wir jeweils pünktlich sind, erreichen wir um kurz nach halb Zwölf Brüssel Midi.

Das Wetter ist grau. Mehr kann ich dazu eigentlich nicht sagen. Diese Farbe ist der belgischen Gegend und den Häusern leider nicht zuträglich. Einen Schönheitspreis wird dieses Land wohl so schnell nicht gewinnen.

In Brüssel ist das Gleis für den Anschlusszug nach London ist auch schnell gefunden. Das Verwendung des Worts „Checkin“ werte ich erstmal nur als Wichtigtuerei. Bald stellt sich aber heraus, dass es hier durchaus zutrifft. Nicht nur werden an unseren Fahrschein zwei Bordingpässe angeheftet (die danach niemand mehr sehen möchte) sondern es wird auch das Gepäck durchleuchtet und wir müssen durch eine Sicherheitsschleuse. Der Sicherheitsstandard wirkt aber nicht so hoch wie bei einem Flughafen. Das Kleingeld, das ich in der Hosentasche vergessen habe, interessiert niemanden. Auch mein Taschenmesser wird heute noch nicht gefunden.

Dann aber passiert ein Ungeschick, dass unsere Reisepläne um einen vollen Tag nach hinten wirft. Da England nicht beim Schengenabkommen mitspielt, gibt es eine Passkontrolle. Und Peter hat dummerweise seinen Personalausweis zu Hause vergessen. Das eine Dokument, bei dem Kopien oder elektronische Varianten nicht ausreichen, und das man auch nicht durch Geld ersetzen kann. Ärgerlich, aber kann ja passieren. Und besser jetzt als etwa in London. Von hier aus kommt man ja verhältnismäßig einfach wieder nach Gladbach. Ich spiele kurz mit dem Gedanken, nach Paffrath und wieder zurück zu fahren bevor der letzte Zug nach London abfährt. Dann könnten wir das Ticket für etwa 50 Euro umtragen lassen. Das würde aber in argen Stress ausarten und würde nur funktionieren wenn alles reibungslos funktioniert. Um auf Nummer sicher zu gehen, fahre ich heute nach Gladbach, übernachte dort und fahre morgen früh wieder zurück.

Ich miete also schnell ein Hotelzimmer für Peter und das Gepäck und mach mich auf den Weg zurück nach Paffrath. Gisela hat in der Zwischenzeit den Ausweis gefunden und ich muss ihn nur noch abholen. Ein Ticket für den ICE kaufe ich im Zug, das für den Weg zurück nach Brüssel und zwei Neue Tickets von Brüssel nach London kaufe ich in Köln im Hauptbahnhof. Ist hier sogar deutlich preiswerter als sie in Brüssel gewesen wären.