Kanarische Inseln 2016, Tag 11, Feuer

This entry is part 11 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

Der Tag beginnt mit einem Schock.  Die Wahl in den USA ist vorüber und meine Reaktion ist wie nach dem Brexit.  Unglauben.  Dies ist der erste Morgen wo in der Hotellobby der Fernseher läuft.  Die anderen Hotelgäste sehen nicht glücklich aus.  Kann aber auch daran liegen, dass es, nach dem gestrigen Stromausfall, noch kein heißes Wasser gibt.

Santa Cruz de la Palma, oder S/C de la Palma, wie es auf manchen Straßenschildern unerklärlicherweise abgekürzt wird, ist etwa 40 km entfernt.  Die Fahrt dauert wegen der vielen Kurven etwa eine Stunde.  Diese Strecke ist, wie ich später feststellen werde, noch der beste und angenehmste Teil der LP-1, die die Insel umrundet.

In Santa Cruz ist es nicht einfach einen Parkplatz zu finden.  Die Stadt liegt wie eine Arena an einem Hang.  Die meisten Sträßchen sind schmal, viele gehen steil den Hang hinauf.  Es gibt zwar gar nicht soviel Autoverkehr aber eben auch nicht sehr viele Parkplätze.  Kurz bevor ich aufgebe, finde ich doch noch einen.

Das Städtchen ist ganz nett und hat sich, im Gegensatz zu den meisten Städten und Dörfern auf Teneriffa, den originalen Character erhalten.  Es gibt alte Häuschen und Plätze mit Kirchen.  In Städten auf dem Festland eher eine Selbstverständlichkeit.  Aber hier auf den Kanarischen Inseln, gibt es wenig Platz zum Bauen und Straßen zu bauen ist auch schwierig.  Also wird im Zweifel etwas altes abgerissen.  Hier war das aber nicht so schlimm.  Nur einen Hafen gibt es nicht.  Statt dessen beherscht ein verhältnismäßig großer und moderner Industriehafen die Küste.

Es gibt ein nettes Maritimes Museum, in dem ich mehr über den Schiffbau auf den kanarischen Inseln erfahre.  Mit den hiesigen Kanarischen Kiefern, die besonders Harz reich waren, konnten ein paar der besten Segelschiffe gebaut werden.  Auch die Lage als letzer Stop vor der Atlantiküberquerung war günstig.   Aber es hat auch an Platz und Rohstoffen gefehlt.  Auch politische Gründe waren verantwortlich dafür, das die kanarischen Inseln keine wichtigere Rolle in der Schifffahrt Spaniens gehabt haben.

Meine Fahrt geht weiter nach Westen, quer über die Insel.  Die Straße nach El Paso und dann nach Los Llanos, der größten Stadt der Insel, windet sich aber zuerst, wie ein Adler in der Thermik hinauf, um den Rand der Caldera Taburiente zu überwinden.  Auf dem höchsten Punkt gibt es noch einen kurzen Tunnel und ich bin im zentralen Bereich der Insel.  Das Wetter und die Vegetation ändert sich schlagartig.  Statt der eher feuchten Nebelwälder gibt es hier einen trockenen Kiefernwald.  Die Ausblicke sind gigantisch.

Kurz vor El Paso gibt es ein großes Besucherzentrum, in dem ich mehr über Geologie, Botanik und Faune der Caldera erfahren kann, als ich wissen wollte.  Es gibt viele Wanderwege, aber wenige Parkplätze.  Außerdem sind die meisten Wege keine Rundwege.  Auch wegen der langen und beschwerlichen Anfahrt, bin ich noch nicht sicher, ob ich hier nochmal hinkomme.

Mein Rückweg führt mich weiter nach Los Llanos, das im Westen der Insel liegt.  In einem Bogen entlang der Nordspitze der Insel führt die LP-1 dann wieder nach Barlevento, wo mein Hotel ist.  Obwohl dies die Haupt-Straße der Insel ist (ich versuche bewusst, das Wort Autobahn zu vermeiden) ist sie fast überall einspurig.  Immerhin gibt es einen Mittelstreifen, fast überall.  Und meistens ist die eine Spur auch breit genug, dass man einen entgegenkommenden Bus bequem passieren kann.  Meistens.  Es ist gut, dass es so wenig Verkehr gibt.  Allerdings, nach etwa 3 Stunden fahrt, bin ich wegen der vielen Kehren und Kurven ein wenig seekrank.

Immerhin, am Abend gibt es wieder heißes Wasser und ich kann endlich mal wieder richtig duschen.  Draußen ist es mittlerweile so kalt, vielleicht etwa 15 Grad, dass in der Lobby, ein Kaminfeuer lodert.  Dafür ist der Fernseher aus.  Ist vielleicht auch besser so.

Kanarische Inseln 2016, Tag 10, Spanische Stunde

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Um dem Regen zu entgehen, wähle ich heute eine Route entlang der Küste.  Die Weglänge ist mit etwa 6.5 km angegeben, hin und zurück also etwa 13 km.  Klingt nicht nach viel.  Allerdings ist dies kein Weg am Hang entlang, der auf konstanter Höhe verläuft.  In jedem der Barrancas, tiefe Täler, die durch Erosion in die Hänge hinein geschnitten wurden, geht es auf steilen Wegen tief hinunter.  Dadurch geht es ständig auf und ab.  Das macht den Weg einerseits interessant und abwechslungsreich, auf der anderen Seite aber auch sehr beschwerlich.  Während ich in den Alpen zuerst drei Stunden nur bergauf und dann drei Stunden nur bergab gehe, muss ich hier ständig umschalten.

Das Wetter ist angenehm.  Sonnig mit Wolken.  Erst zum Ende hin ein paar Schauer.  Die Ausblicke, die Küste nach Westen hinunter sind toll und allein schon die Wanderung wert.  In den steilen Wänden der Barrancos gibt es immer wieder Überhänge.  Manche wurden von Menschen weiter ausgehöhlt.  In einigen sind sogar sowas wie kleine Schuppen eingebaut worden.

Als ich wieder ins Hotel zurückkomme, ist immer noch der Strom weg.  Der ist wohl mitten in der Nacht ausgefallen.  Mittlerweile gibt es auch kein warmes Wasser mehr.  Das war heute Morgen noch vorhanden.  Auf meine Frage, wie lange die Reparaturen noch dauern werden, bekomme ich die Antwort „Eine Stunde, eine spanische Stunde“. Leider ist der Strom nach dem Abendessen, nach mehr als zwei Stunden, immer noch weg.  Um nicht mein Zimmer mit Kerzen beleuchten zu müssen, bekomme ich für die Nacht ein zweites Zimmer, im Haupthaus, das noch Strom hat.

Kanarische Inseln 2016, Tag 9, Regen

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Ich probiere heute einen Wanderweg, den ich vom Hotel aus starten kann. Nach einem kurzen Abstecher nach Barlovento um Verpflegung für unterwegs zu kaufen (im lokalen Spar) geht es zur, etwas großspurig benannten, Laguna de Barlevento. Das ist eine große Schüssel aus Beton, vielleicht 150 Meter Durchmesser, in der Wasser gesammelt wird. Sieht aus wie ein gescheiterter Versuch, ein Radioteleskop zu bauen. Vielleicht haben sie ja den Abfluss vergessen.

Die Erde hier ist dunkel rot-braun und lehmig. Das führt zu rutschigen Wegen. Mein Wanderweg führt an einem sehr steilen Hang entlang. Da er aber dicht bewachsen ist, ist das nicht sehr gefährlich. Wegen der durch Erosion entstandenen tiefen Einschnitte, führt der Weg in vielen Kurven immer wieder rauf und runter. Die Bäume sind so dicht, dass ich die Küste nicht sehen kann.

Nach etwa fünf Kilometern komme ich zu einem verfallenen Betonhäuschen. Kurz dahinter sehe ich etwas, dass aussieht wie die Räder eines alten Minenwagens. Im Berghang dahinter ist eine niedrige Tür mit Warnhinweisen. Was haben sie in dieser alten Miene wohl gemacht? Und in diesem Moment fängt es an zu regnen. Zuerst freue ich mich in der Hoffnung, dass nach dem Regen die feucht-kühle Luft etwas weniger feucht sein wird. Aber der Regen hört nicht auf sondern wird stärker. Nach fünf Minuten fange ich an, über das Umkehren nachzudenken. Ich bin auf kurze Regenschauer eingerichtet, aber nicht auf längere, sintflutartige Sturzfluten. Und ich weiß nicht, ob die Wege, die schon ohne Regen ein wenig rutschig sind, irgendwann unpassierbar werden. Nach weiteren fünf Minuten mache ich mich dann auf den Heimweg. Sicher ist sicher. Außerdem bin ich hier zur Erholung, und nicht um drei weitere Stunden in Regen und Wind zu bewältigen.

Der Rückweg ist kein Problem. Da auch die Sichtweite teilweise bei vielleicht 50 Metern liegt, hätte ich sowieso nicht viel vom weitergehen gehabt. So bin ich schon um 1 Uhr wieder im Hotel und kann ein wenig faulenzen.

Kanarische Inseln 2016, Tag 8, Die kleine Überfahrt

This entry is part 8 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

Es ist fast 12 Uhr und ich habe das Auto am Flughafen (Teneriffa Süd)
abgegeben, bin per Bus nach Los Cristianos gefahren, und habe dann
meinen Koffer klappernd durch die halbe Stadt geschoben. Jetzt sitze
ich in der Fähre und bin mit etwa 27 Knoten von Teneriffa nach La
Gomera unterwegs. Nach (hoffentlich) kurzen Stop in San Sebastian, der Hauptstadt wie ich später durch googlen herausfinde, geht es dann weiter nach Sant Cruz auf La Palma. Auf der rechten Seite, pardon steuerbord, kann ich jetzt die imposante Steilküste von Teneriffas Nordwestspitze sehen. Gestern bin ich da noch gewandert.

Auf La Gomera parkt die Fähre rückwärts ein. Zuerst ist sie etwa 20 Meter versetzt, erst im letzten Moment wird das korrigiert, so dass die Autos auf allen drei Spuren an Land fahre können. Der Halt ist wirklich nur kurz und es geht auf den Weg nach La Palma. Es gibt zwar keine nennenswerten Wellen, aber die Dühnung bringt das Schiff doch etwas zum Schaukeln. Als wir in La Palma ankommen, bin ich etwas seekrank. Die Fahrt zum Hotel macht es nicht besser. Es sind zwar nur etwa 40 Kilometer, aber durch die vielen Kurven und das auf und ab wirkt und dauert es wie doppelt so viel. Das Auto ist ein VW Caddy.  Fährt sich erstaunlich gut, ist aber ein bischen groß. Mal sehen, ob ich das vielleicht morgen gegen ein kleineres tauschen kann. Heute möchte ich die vielen Serpentinen nicht noch zweimal (von und wieder zuück zum Hotel) fahren.

Das Hotel, Hotel La Palma Romantica, ist besser als erwartet. Mein Zimmer ist viel besser als erwartet. Es ist eines von dreien in einem kleinen, allein stehenden Haus. Es hat Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad, und Jacuzzie (dessen Schreibweise ich auch erstmal  im Internet herausfinden muß).  Und sogar einen funktionierenden Kamin. Draußen ist es sehr grün. Komplett anders als auf Teneriffa. Hier wachsen Palmen und andere exotische Bäume. Auch auf der Fahrt vom Flughafen (wo ich das Auto abgeholt habe) zum Hotel, dass oberhalb von Barlevento im Nordosten liegt, habe ich schon gesehen wie grün es auf dieser Insel ist. Wenn ich die Augen von der verschlungenen Straße nehmen konnte. Erinnert mich ein wenig an Hawaii.

Auf Spiegel Online habe ich eben von Eis und Schnee in Deutschland gelesen.  Ich hatte ganz vergessen, das schon November ist.  Kaum zu glauben, dass ich erst eine Woche unterwegs bin und zwei weiter vor mir habe.

Kanarische Inseln 2016, Tag 7, Kollision der Wolken

This entry is part 7 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

An meinem letzten Tag auf Teneriffa fahre ich nach Santiago del Teide um dort eine Wanderung nach Masca zu beginnen.  Per Auto bin ich ja schon dort gewesen.  Ich habe aber immer noch keine Lust mich nochmal mit dem Auto auf diese kriminellen Serpentienen zu begeben.  Ausserdem gibt es in Masca auch keinen Parkplatz.  Wie ich später während der Wanderung sehe, fahren eine Menge Autos dorthin.

Ich mache heute eine Wanderung, die in meinem Wanderführer beschrieben ist.  Der Anfang führt nicht entlang eines markierten Wanderweges und ich muss den Einstieg erst suchen.  Er liegt irgendwo gleich außerhalb von Santiago.  Ist aber kein Problem.  Er beginnt genau wie im Buch beschrieben.  Der Weg beginnt auf der Sonnenseite des Berges und führt entlang eines Kiefernwaldes.  Hier gibt es keinen Schatten.  Nach etwa 45 Minuten habe ich den ersten Pass erreicht und kann auf Santiago herabschauen.  Auf der anderen Seite des Passes ist nichts zu sehen.  Hier ist dichter Nebel.  Ich überlege kurz, ob ich überhaupt weiter gehen soll.  Dann beginnt sich der Nebel aber auch schon zu lichten.  War wohl nur eine Wolke, die kurz hier rüber gezogen ist.

Ich kann sehen wie Nebelschwaden von beiden Seiten des Passes heraufziehen und hier kollidieren.  Mittlerweile kann ich auch ins Tal auf der anderen Seite schauen und sehe Masca.  Die überwältigenden Berge werden dahinter werden auch langsam sichtbar.  Ich gehe den Weg weiter, der mittlerweile ein markierter und ausgeschilderter Wanderweg ist.  Es gibt viele Stellen mit Ausblick ins Tal, die umlegenden Berge und aufs Meer.  In der Ferne sehe ich La Gomera.  Der Ausblick hier ist sagenhaft.

Der Weg führt meist auf der einen oder anderen Seite eines Berggrats entlang.  Auf der einen Seite trocken, auf der anderen Seite liegt ein Nebelwald, so der Wanderführer.  Hier ist der Weg von Bäumen von der Sonne geschützt und es ist dunkel und kühl.  Sehr angenehm.

Nach etwa zwei Dritteln seiner Streck macht der Weg einen scharfen Knick und führt nun recht zielstrebig hinunter nach Masca.  Es riecht etwas streng und da ich keine Elefantenherde sehe, nehme ich an, dass der Geruch von den Früchten von Kakteen stammt, die hier auf dem Boden vor sich hin gammeln.  Sonst war der Geruch sehr angenehm nach dem Harz von Nadelbäumen und von wilden Kräutern.

Ich gehe nicht ganz bis nach Masca hinunter sonder drehe am Aussichtspunkt über dem Dorf wieder um.  Der Reiseführer schreibt, dass der Rest des Weges teilweise über die Autostraße führt.  Dort ist ja schon für Autos wenig Platz.  Das ist mir zu gefährlich.

Also wieder zurück.  Insgesamt etwa 15 Kilometer.  Als ich wieder am ersten Pass oberhalb von Santiago del Teide bin, mache ich noch den kurzen Abstecher, der im Wanderführer beschrieben wird.  Meine erste Gipfelbesteigung in diesem Urlaub.  Es gibt einen tollen Blick auf die Gegend.  Aber es wird langsam diesig und die Sonne steht etwas ungünstig.  Ich weiß also nicht, ob die Bilder der Wirklichkeit gerecht werden.

Das war der schönste Wanderweg bisher auf dieser Reise.  Sehr abwechslungsreich, anspruchsvoll aber nicht zu anspruchsvoll.  Und sehr anstrengend.  Ich bin froh, dass ich morgen mit der Fähre nach La Palma fahren werde und mich nicht so viel bewegen müssen werde.

Diese Straße muss ich heute nicht fahren
Diese Straße muss ich heute nicht fahren
La Gomera
La Gomera
Masca
Masca

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Auf dem Pass
Auf dem Pass

Kanarische Inseln 2016, Tag 6, Kiefernrauschen

This entry is part 6 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

Ich fahre heute zum dritten Mal nach Vilaflor.  Diesmal ist dieses höchste Städchen Teneriffas aber mein auch mein Ziel.  Hier startet meine Wanderung zu der sogenannten weissen Mondlanschaft (Paisaje Lunar).  Am Anfang geht es über einen Weg, der nach einer alten Straße aussieht, von der die Pfalstersteine geklaut worden wären.  An der Seite gibt es alte Terassen wo einst wohl Tomaten oder Wein gezüchtet wurde.  Rohre an der Seite des Weges dienten wohl der Bewässerung,  heute sind die Terassen aber nur noch direkt bei Vilaflor in Betrieb.

Der Weg geht über Stock und Stein, die Steigung ist aber ganz angenehm.  Es geht durch einen lichten Kiefernwald.  Im Wind rauschen die Bäume wie ein sehr gleichmäßiges Meer.  Mit dem Postkartenwetter im Hintergrund mache ich viele Fotos, die vermutlich alle gleich aussehen werden.  Grüne Kiefer auf dunklem Boden vor blauem Himmel mit weißen Wolken.  Den Teide kann man von hier nicht sehen, weil der Kraterrand im Weg ist.

Nach etwa 6 km komme ich zur weißen „Mondlandschaft“.  Weiße Bimssteinkegel, die mehrere Meter in die Höhe ragen.  Für mich sieht das eher wie eine Kulisse aus Raumschiff Enterprise aus, als eine Mondlandschaft.   Ist alleine vielleicht gar nicht so eindrucksvoll, aber zusammen mit den, teils sehr alten, Kiefern, sieht das ganze sehr hübsch aus.  Der Aussichtspunkt ist von den Bimssteinsäulen noch durch eine Schlucht und vielleicht 150 m getrennt.  Also mache ich von dem sehr gut markierten Weg, bei dem auch manche Abzweigungen als „nicht der Weg“ markiert sind, einen Abstecher auf einem kleinen Pfad.  Ich komme direkt unter den Säulen wieder heraus.  Es gibt von hier einen zwar markierten Weg zurück nach unten.  Wo der aber genau hinführt weiß ich nicht, und gehe zurück auf den ursprünglichen Rundweg.

Nach weiteren sechs oder sieben Kilometern bin ich wieder zurück in Vilaflor.  Das war eine wirklich schöne Wanderung durch eine tolle Gegend.

Hier geht's lang
Hier geht’s lang
Hier geht's nicht lang
Hier geht’s nicht lang
Wilder Wein?
Wilder Wein?
Pipes provided by Brazil (the movie)
Pipes provided by Brazil (the movie)
Es wahr ein mal
Es wahr ein mal
Einer entwischt
Einer entwischt
Geologie zum Anfassen
Geologie zum Anfassen
Star Trek Filmset
Star Trek Filmset

Kanarische Inseln 2016, Tag 5, Der Titan

This entry is part 5 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

Ich schaue mir heute die Hauptstadt der Inseln an.  Santa Cruz de Tenerife ist auch, neben Las Palamas de Gran Canaria, eine der beiden Hauptstädte der Kanaren.  Die Fahrt führt über die, meist zweispurige, TF-1 und lässt sich angenehm fahren.  Nach der Kurverei gestern eine wahre Erholung.  Nach etwa 50 Minuten bin ich in der Stadt.  Ich finde sofort einen Parkplatz.  Hatte ich mir nicht so einfach vorgestellt.  Ich muss nicht mal was bezahlen.

Direkt neben dem Parkplatz liegt das Palmetum, ein botanischer Garten, der auf Palmen spezialisiert ist.  Hatte ich nicht auf meinem Plan, schaue ich mir aber trotzdem an und wird das Highlight des Tages.  Erbaut auf einer ehemaligen Müllkippe und erst vor zwei Jahre eingeweiht. Hat man von hier einen tollen Blick auf den Atlantik, an dem das Palmetum liegt, und auf die Stadt.  Letzteres ist allerdings kein Vorteil, denn die Stadt ist wahrlich keine Schönheit.  Nur durch die Autobahn getrennt, liegt auch eine Raffinerie direkt gegenüber.  Ab und zu weht ein unangenehmer, chemischer Geruch herüber.  Ansonsten ist es hier oben aber sehr idyllisch.  Ich habe nicht geahnt, dass es so viele unterschiedliche Arten von Palmen geben könnte.  In der Mitte gibt es einen geschützteren Bereich wo die empfindlicheren Palmen leben.

Weiter geht es zu der architektonisch sehr eindrucksvollen und eigenwilligen Oper, dem Auditorio de Tenerife.  Ich finde keine Worte, die deren Aussehen beschreiben würden.  Ein Foto muß reichen.  Zwischen Palmetum und Auditorium liegt ein tolles Schwimmbad. In den Becken sind kleine Inseln, auf denen Palmen wachsen.  Da würde ich doch gerne mal ins Wasser gehen.

Es regnet ein bischen und die Luft wird etwas angenehmer.  Ein Hygrometer im Kunstmuseum, meinem übernächsten Stop, zeigt 70 Prozent.  In einem klimatisierten Raum.  Insgesamt ist es heute aber ganz angenehm.  Etwas kühler als an den vergangenen Tagen.  Nicht ganz 25 Grad.  Die Bilder sind interessant aber nicht spektakulär.  Dafür ist der Eintritt frei.

Zuerst finde ich aber noch die alten Reste einer ehemaligen Festungsanlage.  Die wurde im frühen 20ten Jahrhundert abgerissen um Platz für die expandierende Stadt zu machen.  Es gibt ein kleines Museum unter dem Plaza de Espana.  Liebevoll gestaltet und freier Eintritt.  Von der Festung gibt es aber auch nur ein Stückchen der Außenmauer und eine Kanone zu sehen.  Die Kanone, El Tigre, soll im Jahr 1797 mitgeholfen haben, einen Angriff der Briten unter Leitung von Nelson abzuwehren.  Angeblich durch diese Kanone hat Nelson einen Arm verloren.

Zum Abschluss meiner Stadtbesichtigung schaue ich im Naturkundemuseum vorbei.  Ist groß und gut ausgestattet, aber alle Beschriftungen sind nur in spanisch.  Ich kann zwar einen großen Teil entschlüsseln, aber das ist doch recht umständlich und ich verbringe nicht allzu viel Zeit hier.

Auf dem Rückweg zum Auto fällt mir wieder ein merkwürdiges Schiff im Hafen auf, das ich auf Hinweg schon gesehen hatte.  Ich kann nicht wirklich glauben was ich sehe und muss später im Internet recherchieren, dass ich keiner optischen Täuschung erlegen bin.  Die Ramform Titan hat eine Breite von 70 Metern.  Bei einer Länge von nur 104 Metern.  Ich kann leider wegen Zäunen kein gutes Bild machen.

Ich werde mit Santa Cruz nicht recht warm.  Es ist keine schöne Stadt.  Ich glaube nicht, dass ich nochmal hierher kommen werde. 

Kanarische Inseln 2016, Tag 4, „I like your hiking boots“

This entry is part 4 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

Mein Tag beginnt so wie gestern.  In Serpentinen den Berg hinauf.  Ab Vilaflor geht es durch den hübschen Kiefernwald.  Beim Eingang in die Caldera des Teide, die Las Canadas, mache ich eine kurze Wanderung auf ein altes Lavafeld.  Der Bimssteinschotter (ist das wirklich ein Wort?) ist gleichzeitig griffig (wegen des Bimssteins) und rutschig (wegen des Schotters).  Ich habe aber nicht viel Zeit, weil ich um 12 Uhr auf der anderen Seite des Tales sein muss.

Das Wetter ist heute sehr klar und sonnig.  Allerdings nur hier oben.  Unten an der Küste ist es diesig bis wolkig.  Das gute Wetter lockt heute mehr Touristen an, als gestern.  Manche parken sehr eigenwillig, um es höflich auszudrücken.  Ich halte kurz bei den Roques de Garcia an um den blauen Himmel für ein paar Fotos auszunutzen.  Ist wohl einer der bekannteren Punkte des Tals.  Hier halten sogar Busse.  Es gibt einen kurzen Weg zu einem Aussichtspunkt, der aber steil über Felsen nach oben führt.  Eine junge Frau ist in violetten Flip-Flops unterwegs und wird von einem anderen Touristen mit den Worten „I like your hiking boots“ gelobt.  Von einem Nordamerikaner in Straßenschuhen.

Kurz vor zwölf komme ich am Eingang zur Sonnensternwarte an.  Ich habe per Internet eine 90 minütige Führung durch die Anlage gebucht.   Die Gruppe ist etwa 30 Personen groß.  Die Führung ist gut aber unspektakulär.  Einzig der Blick durch ein mobiles Fernrohr (sprich, keines der stationären Teleskope) ist toll.  Die rote Kreisfläche, die ich zuerst für eine Fehleinstellung halte., entpuppt sich als Sonne.  Das besondere sind deren Ränder.  Ich kann wirklich mehrere Sonneneruptionen sehen, die kleine Bögen am Rand bilden.

Mein Rückweg führt mich diesmal zu Nordseite der Insel.  Von oben habe ich schon Wolken in dieser Region gesehen und rechne mit dem schlimmsten.  Ist aber eigentlich nur ein bischen diesig.  Die Nordseite wirkt deutlich grüner als die Südseite, die ich bisher erlebt habe.  Ich mache einen kurzen Halt in Porto de la Cruz.  Hier werde ich ein wenig an Hawaii erinnert.  Die Wärme und Feuchtigkeit, auch die Gerüche.  Die vielen Hotels.  Kommt mir alles bekannt vor.  Gefällt mir aber nicht so gut, also mache ich mich auf den Weg zurück.  An der Nordküste nach westen, dann die Westküste runter und dann schließlich ins Landesinnere nach San Miguel.

Ich komme nur langsam voran weil die Straße durch jedes Städchen an der Küste führt.  Keines ist besonders hübsch.  Sowas wie alte Fischerhäfen und alte Städte scheint es nicht zu geben oder sie sind von Hotels verdrängt oder verdeckt worden.  Aber als ich bei Buenavista, das im Nordwesten der Insel liegt, ins Teno Gebirge komme ändert sich das.  Ich komme zwar aufgrund der vielen Kurven und großen Höhenunterschiede noch langsamer voran.  Aber die Berge und Klippen sind hier sehr beeindruckend.  

Als ich nach Masca komme, kann ich kaum glauben, noch auf der gleichen Insel zu sein.  Ich habe selten ein schöneres und eindrucksvolleres Tal gesehen.  Masca liegt im Zentrum eines alten Vulkans.  An der Westseite gibt es einen Durchbruch durch die Kraterwand und ich kann das Meer sehen.  Leider geht mittlerweile die Sonne unter und die Lichtverhältnisse machen das Fotografieren schwer.

Die Straßen, die um Masca die Berghänge hinauf- und hinabführen sind nichts für schwache Nerven.  Die Haarnadelkurven machen hier ihrem Namen alle Ehren.  Die Straße ist schmal und hat keinen Mittelstreifen.  Manche der Kurven sind so eng, dass mich der Wendekreis des Autos auf die Gegenfahrbahn bringt.  Ich kann immer nur hoffen, dass mir hier niemand entgegenkommt.  Gerade bei den Serpentienen um Masca herum, muß ich häufig in den ersten Gang schalten, um um die Kurven zu kommen.  Da ich sie nicht einsehen kann, und sie so eng sind, muß ich besonders langsam fahren.  Eigentlich würde ich gerne noch mal hierherkommen um ein bischen zu wandern.  Aber nachdem ich vier- oder fünf Pässe hinter mir habe und dazwischen vermutlich jedesmal 1000 m hinunter und wieder hinauf musste, und das alles mit diesen sehr engen Kurven und schmalen Straßen, werde ich hier nicht sobald wieder mit dem Auto lang fahren.

Als es schon dunkel ist, komme ich nach Santiago del Teide und das Kurvenfahren hat erstmal ein Ende.  Hier beginnt die „Autobahn“ die zur Südspitze führt und dann nach Norden geht.  Bis nach Los Cristianos geht es fast nur noch bergab.  In sehr sanften, weiten Kurven, eben wie auf einer Autobahn.  Welch ein Vergnügen.  In Los Cristianos geling es mir sogar, die Abzweigung nach San Miguel zu finden.  Und das alles ohne Navigationscomputer.

Die letzten 15 Kilometer muss ich wieder Kurven fahren.  Aber im Gegensatz zu denen im Teno Gebirge ist das hier harmlos.  Trotzdem, als ich das Hotel erreiche, bin ich Ich bin froh, endlich keine Kurven mehr fahren zu müssen.  Ich habe mich zwar heute nicht viel bewegt, aber die Fahrerei war auch ganz schön anstrengend. 

Roques de Garcia
Roques de Garcia
In  der Caldera des Teide
In der Caldera des Teide
"Massen"tourismus auf 2000m Höhe
„Massen“tourismus auf 2000m Höhe
Die Türme links und rechts beobachten die Sonne
Die Türme links und rechts beobachten die Sonne
Wenn Astronomen Kaffee kochen
Wenn Astronomen Kaffee kochen
"Strand" in Puerto de la Cruz
„Strand“ in Puerto de la Cruz
Masca, rechts unten
Masca, rechts unten
Ein kleiner Teil der Straße hinter Masca
Ein kleiner Teil der Straße hinter Masca

Kanarische Inseln 2016, Tag 3, Doppelte Baumgrenze

This entry is part 3 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

Heute geht es auf den Vulkan. Diesmal ist es ein echter. In die Caldera des Teide. Dieses System aus Vulkanen ist seit etwa einhundert Jahren nicht mehr aktiv. Mein Hotel in San Miguel de Abona liegt auf etwa 500m

Heute geht es auf den Vulkan. Diesmal ist es ein echter. In die Caldera des Teide. Dieses System aus Vulkanen ist seit etwa einhundert Jahren nicht mehr aktiv. Mein Hotel in San Miguel de Abona liegt auf etwa 500m Höhe, die Straße durch die Caldera ist auf etwa 2000m. Die Straße führt in unzähligen Kurven den Berg hinauf. Irgendwann gibt es auch eine Mittellinie. Am Anfang sind die Hänge mit wilden Kakteen bewachsen. Bei etwa 1400m werden die an der ersten Baumgrenze durch Kiefern abgelöst. Vermutlich ist es darunter zu warm und zu trocken.

Beim Eingang in das Tal der Caldera gibt es ein kleines Informationszentrum. Dort bekomme ich eine Wanderkarte. Ich habe zwar schon eine, aber diese enthält die Nummern der Wege, die auch auf den Schildern an den Wegen stehen. Die Wege beginnen meist an der (einzigen) Hauptstraße durch das Tal. Dort erklären Schilder, wo es lang geht, welche Distanz, welcher Höhenunterschied und wie lang es ungefähr dauern wird. Sehr gut organisiert und sehr hilfreich.  Leider gibt es an dem Weg, den ich eigentlich nehmen will, keinen Parkplatz mehr. Wildparken ist nur bei Gefahr für Leib und Leben (des Autos) möglich. Ich sehe eines bei dem ein Reifen keinen Bodenkontakt hat. Bei der Seilbahn zum Gipfel gibt es auch keinen Platz. Da wollte ich aber (heute) sowieso nicht rauf. Die Bahn geht nicht bis ganz nach oben und für die letzten par hundert Meter braucht man eine Erlaubnis, die man per Internet bestellen muss. Monate im voraus.

Ich finde doch noch einen schönen Weg. Er beginnt fast beim Talausgang im Nordosten. Soll drei Stunden dauern, ich brauche etwa zwei. Es gibt einen schönen Blick auf das Meer und in der Ferne kann ich La Palma sehen, wo ich kommenden Sonntag hinfahren werde. An einer Stelle kann ich auch mein morgiges Ziel sehen. Die Sonnensternwarte von Teneriffa.

Die Farben jetzt im Herbst sind vielleicht nicht ganz so schön wie im Frühling wenn die Pflanzen blühen. Aber die Mischung aus verschiedenen Braun- und Grüntönen und die vereinzelten Tupfer von Beige von trockenen Pflanzen (die aber im Frühling wieder blühen werden) ist immer noch wunderschön. Das Wetter ist warm (vielleicht 20 Grad auf 2000m), trocken und nicht zu sonnig. Ich habe leider meine Sonnencreme im Hotel vergessen. Aber ich trage ein langärmeliges Hemd, lange Hose und den neuen Hut.

Bergauf fühle ich mich matt und erschöpft wie schon in Hawaii auf dem Hakeakala Krater. Dort hatte ich zwölf Stunden Zeitunterschied und 1000 Höhenmeter mehr als Entschuldigung. Hier muss es wohl das Alter und die fehlende Kondition sein. Höhenwanderungen kann man in Hamburg nun mal schleckt trainieren. Nach dem ersten steilen Anstieg geht es dann aber besser.

Ich habe erst um 8 Uhr gefrühstückt und mir dann Zeit gelassen. Ich habe mich auch auf dem Rundweg der Wanderung nicht sehr beeilt. Ausserdem habe ich in dem zweiten Visitorcenter des Tals einen Film über Vulkanismus gesehen. (Inklusive animiertem Berggeist, der in der Ichform durch die Dokumentation führt und ein bischen aussieht, wie Sauron. Für welches Zielpublikum wurde das wohl produziert?)  Trotzdem ist es erst halb eins als ich wieder beim Auto bin.

Auf dem Weg zurück finde ich noch einen anderen Weg, der zu einem schönen Aussichtspunkt führt. Von hier kann ich La Gomera und La Palma sehen, deren Gipfel aus den Wolken ragen. Auf dem Weg zuück zum Auto, entscheide ich mich für eine Verlängerung entlang eines anderen Rundwegs. Der geht anfangs durch einen nicht sehr dichten Wald aus Tränenkiefern. Der Boden ist dunkler Bimsteinschotter. Wenn die Sonne ab und zu durch die Wolken kommt, leuchten die grünen Kiefern wunderschön auf dem fast schwarzen Boden. Bald komme ich an die zweite Baumgrenze. Ab hier gibt es nur noch sehr selten ein kleines Pflänzchen. Sonst ist hier alles schwarz. Es ist als ob der Berg aus schwarzen Hydrokultur-Steinchen bestehen würde. Von hier kann ich die andere Seite des Teide sehen. Er sieht von hier wie ein perfekter Kegel aus und ist viel eindrucksvoller als aus dem Haupttal, von dem die Seilbahn nach oben geht.

Als ich wieder beim Auto bin, ist es schon fast 5 Uhr. Ich bin erschöpft und freue mich auf die Dusche. Auf den beiden Wanderungen habe ich mich manchmal gefragt, warum ich nicht einfach faul am Strand herumliege. Aber ich habe ja nicht mal eine Badehose dabei…