Kanarische Inseln 2016, Tag 11, Feuer

This entry is part 11 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

Der Tag beginnt mit einem Schock.  Die Wahl in den USA ist vorüber und meine Reaktion ist wie nach dem Brexit.  Unglauben.  Dies ist der erste Morgen wo in der Hotellobby der Fernseher läuft.  Die anderen Hotelgäste sehen nicht glücklich aus.  Kann aber auch daran liegen, dass es, nach dem gestrigen Stromausfall, noch kein heißes Wasser gibt.

Santa Cruz de la Palma, oder S/C de la Palma, wie es auf manchen Straßenschildern unerklärlicherweise abgekürzt wird, ist etwa 40 km entfernt.  Die Fahrt dauert wegen der vielen Kurven etwa eine Stunde.  Diese Strecke ist, wie ich später feststellen werde, noch der beste und angenehmste Teil der LP-1, die die Insel umrundet.

In Santa Cruz ist es nicht einfach einen Parkplatz zu finden.  Die Stadt liegt wie eine Arena an einem Hang.  Die meisten Sträßchen sind schmal, viele gehen steil den Hang hinauf.  Es gibt zwar gar nicht soviel Autoverkehr aber eben auch nicht sehr viele Parkplätze.  Kurz bevor ich aufgebe, finde ich doch noch einen.

Das Städtchen ist ganz nett und hat sich, im Gegensatz zu den meisten Städten und Dörfern auf Teneriffa, den originalen Character erhalten.  Es gibt alte Häuschen und Plätze mit Kirchen.  In Städten auf dem Festland eher eine Selbstverständlichkeit.  Aber hier auf den Kanarischen Inseln, gibt es wenig Platz zum Bauen und Straßen zu bauen ist auch schwierig.  Also wird im Zweifel etwas altes abgerissen.  Hier war das aber nicht so schlimm.  Nur einen Hafen gibt es nicht.  Statt dessen beherscht ein verhältnismäßig großer und moderner Industriehafen die Küste.

Es gibt ein nettes Maritimes Museum, in dem ich mehr über den Schiffbau auf den kanarischen Inseln erfahre.  Mit den hiesigen Kanarischen Kiefern, die besonders Harz reich waren, konnten ein paar der besten Segelschiffe gebaut werden.  Auch die Lage als letzer Stop vor der Atlantiküberquerung war günstig.   Aber es hat auch an Platz und Rohstoffen gefehlt.  Auch politische Gründe waren verantwortlich dafür, das die kanarischen Inseln keine wichtigere Rolle in der Schifffahrt Spaniens gehabt haben.

Meine Fahrt geht weiter nach Westen, quer über die Insel.  Die Straße nach El Paso und dann nach Los Llanos, der größten Stadt der Insel, windet sich aber zuerst, wie ein Adler in der Thermik hinauf, um den Rand der Caldera Taburiente zu überwinden.  Auf dem höchsten Punkt gibt es noch einen kurzen Tunnel und ich bin im zentralen Bereich der Insel.  Das Wetter und die Vegetation ändert sich schlagartig.  Statt der eher feuchten Nebelwälder gibt es hier einen trockenen Kiefernwald.  Die Ausblicke sind gigantisch.

Kurz vor El Paso gibt es ein großes Besucherzentrum, in dem ich mehr über Geologie, Botanik und Faune der Caldera erfahren kann, als ich wissen wollte.  Es gibt viele Wanderwege, aber wenige Parkplätze.  Außerdem sind die meisten Wege keine Rundwege.  Auch wegen der langen und beschwerlichen Anfahrt, bin ich noch nicht sicher, ob ich hier nochmal hinkomme.

Mein Rückweg führt mich weiter nach Los Llanos, das im Westen der Insel liegt.  In einem Bogen entlang der Nordspitze der Insel führt die LP-1 dann wieder nach Barlevento, wo mein Hotel ist.  Obwohl dies die Haupt-Straße der Insel ist (ich versuche bewusst, das Wort Autobahn zu vermeiden) ist sie fast überall einspurig.  Immerhin gibt es einen Mittelstreifen, fast überall.  Und meistens ist die eine Spur auch breit genug, dass man einen entgegenkommenden Bus bequem passieren kann.  Meistens.  Es ist gut, dass es so wenig Verkehr gibt.  Allerdings, nach etwa 3 Stunden fahrt, bin ich wegen der vielen Kehren und Kurven ein wenig seekrank.

Immerhin, am Abend gibt es wieder heißes Wasser und ich kann endlich mal wieder richtig duschen.  Draußen ist es mittlerweile so kalt, vielleicht etwa 15 Grad, dass in der Lobby, ein Kaminfeuer lodert.  Dafür ist der Fernseher aus.  Ist vielleicht auch besser so.

Kanarische Inseln 2016, Tag 10, Spanische Stunde

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Um dem Regen zu entgehen, wähle ich heute eine Route entlang der Küste.  Die Weglänge ist mit etwa 6.5 km angegeben, hin und zurück also etwa 13 km.  Klingt nicht nach viel.  Allerdings ist dies kein Weg am Hang entlang, der auf konstanter Höhe verläuft.  In jedem der Barrancas, tiefe Täler, die durch Erosion in die Hänge hinein geschnitten wurden, geht es auf steilen Wegen tief hinunter.  Dadurch geht es ständig auf und ab.  Das macht den Weg einerseits interessant und abwechslungsreich, auf der anderen Seite aber auch sehr beschwerlich.  Während ich in den Alpen zuerst drei Stunden nur bergauf und dann drei Stunden nur bergab gehe, muss ich hier ständig umschalten.

Das Wetter ist angenehm.  Sonnig mit Wolken.  Erst zum Ende hin ein paar Schauer.  Die Ausblicke, die Küste nach Westen hinunter sind toll und allein schon die Wanderung wert.  In den steilen Wänden der Barrancos gibt es immer wieder Überhänge.  Manche wurden von Menschen weiter ausgehöhlt.  In einigen sind sogar sowas wie kleine Schuppen eingebaut worden.

Als ich wieder ins Hotel zurückkomme, ist immer noch der Strom weg.  Der ist wohl mitten in der Nacht ausgefallen.  Mittlerweile gibt es auch kein warmes Wasser mehr.  Das war heute Morgen noch vorhanden.  Auf meine Frage, wie lange die Reparaturen noch dauern werden, bekomme ich die Antwort „Eine Stunde, eine spanische Stunde“. Leider ist der Strom nach dem Abendessen, nach mehr als zwei Stunden, immer noch weg.  Um nicht mein Zimmer mit Kerzen beleuchten zu müssen, bekomme ich für die Nacht ein zweites Zimmer, im Haupthaus, das noch Strom hat.