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Alpen 2018, Tag 6
Ich weiß was sie jetzt denken (um eine 80er TV Serie nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen), gestern hatte ich noch gesagt, dass ich heute einen Ruhetag mache. Dann habe ich mir aber den Wetterbericht für die nächsten Tage angeschaut. Gut für heute, nicht so gut für morgen und die folgenden Tage. Also habe ich heute noch eine grössere Tour gemacht, damit ich morgen nicht auf 2000 m Höhe im Regen stehe.
Es geht auf den Gottesacker, östlich vom Hohen Ifen. Es gibt zwei Zugänge vom Schwarzwassertal. Der westliche verläuft direkt beim Ifen und unter den Sesselliften. Ich nehme den östlichen durch das Gottesackerloch. Ein angenehmer Aufstieg, insbesondere im Vergleich zu gestern. Nicht so steil und irgenwie besser zu gehen. Vielleicht habe ich auch, Dank des Trainings an den letzten Tagen, mehr Kraft und mehr Ausdauer. Ich genieße den Weg. Der Zeitpunkt, an dem ich mich frage, warum ich mir das alles antue, kommt erst viel später.
Die Gegend sieht ein bisschen wie in den Karl-May Filmen aus. Kiefern, weiße Steine, bergig. Nur die Wiesen fehlen hier. Wie gesagt, es ist sonnig. Kein Wölkchen am Himmel, bis auf die ganz kleinen, am Horizont, die wohl den Wetterbericht nicht gelesen habe.
Bis zur Kreuzung, wo der Weg rechts zur Gottesackerscharte und links zum Ifen führt, bin ich noch etwas schneller, als das Hinweisschild im Tal angegeben hat. Ich werte das als gutes Zeichen für meine körperliche Verfassung, bin mir aber im Klaren, dass diese Schilder immer sehr konservativ schätzen, vielleicht um unerfahrene Wanderer abzuschrecken.
Ich gehe weiter in Richtung Hoher Ifen. Hier auf dem Gottesacker wird der Weg aber sehr anstrengend und schwierig. Der Stein hier oben sieht aus wie ein Gletscher mit unzähligen Gletscherspalten. Die Löcher reichen tief nach unten. Die meisten sind relative schmal, vielleicht 10 oder 20 Zentimeter breit aber oft mehrere Meter lang. Da kann man vielleicht nicht hineinfallen, aber für einen Fuß oder ein Bein reicht es schon. Ich muss also bei jedem Schritt den Fuß sehr konzentriert setzten um ihn nicht zu verdrehen oder zu brechen. Es ist allerdings hier oben viel los. Falls man sich was bricht, ist man wenigstens nicht allein. Und es gibt hier oben fast keinen Schatten. Am Abend werde ich trotz Lichtschutzfaktor 50 Sonnenbrand auf den Armen haben. Mein Gesicht ist OK, denn mein Regenhut ist jetzt mein Sonnenhut.
Bei der neuen Bergstation der Seilbahn unterhalb des Gipfels des Ifen mache ich eine Pause und esse meine Birne, die Verpflegung für den Tag. ich bin jetzt etwa vier Stunden unterwegs. Nicht sehr viel aber ich muss ja auch wieder hinunter. Und die Seilbahn fährt von hier oben nur im Winter.
Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, noch auf den Hohen Ifen zu steigen. Das war das Ziel meiner ersten (bewusst erinnerten) Wanderung mit Peter. Hatte ich aber nicht so schwierig in Erinnerung. Wir sind zwar einen anderen Weg gegangen (den, den ich gleich hinunter gehe) aber der schwierige Teil beginnt hier oben, wenn man die fast senkrechte Wand des Tafelbergs überwinden muss. Mittlerweile fehlt mir doch die Kraft um da noch hoch zu klettern. Außerdem ist es schon 14 Uhr (ich bin mal wieder spät los) und ich bräuchte bestimmt noch jeweils eine Stunde für rauf und wieder runter und wäre immer noch dort, wo ich jetzt bin.
Ich gehe also den westlichen Weg zurück ins Tal. Auf der Mittelstation, von wo aus die Seilbahn auch im Sommer fährt, mach ich kurz halt um einen halben Liter Blutorangenschorle in mich hineinzukippen. Danach geht es mir deutlich besser. Dann hinab zur Talstation, die ich ganz anders in Erinnerung hatte. Hier bin ich immer vorbeigekommen, wenn ich von der Schwarzwasseralpe zurück nach Mittelberg gegangen bin. Sieht alles sehr neu aus. Würde mich reizen, das mal im Winter zu sehen.
Ich könnte von hier auch mit dem Bus fahren. Aber da ich schon die Seilbahn ausgeschlagen habe, laufe ich die letzten Kilometer nach Hirschegg. Jetzt tun mir die Füsse weh, ich habe Sonnenbrand und bin völlig ausgelaugt. Und trotzdem bin ich zufrieden mit der heutigen Wanderung. Das war nicht mehr die konstante Qual der letzten Tage sondern hat Spaß gemacht.