Italien 2017, Tag 22, Impossible! Make a U-Turn!

This entry is part 23 of 25 in the series Italien 2017

Ich fahre heute nach Syrakus. Etwa 240 km und 2,5 Stunden entfernt. Die Straße ist über große Strecken anstrengend und unangenehm. Was sich großspurig Autostrada (etwa Autobahn) nennt, stellt sich eher als zweispurige aber schlecht gepflegte Bundesstraße heraus. In weiten Teilen verläuft sie wie eine niedrige Brücke auf Pfeilern getragen entlang von Tälern zwischen den Bergen. Ich weiß nicht ob eine solche Bauweise ein Vor- oder eine Nachteil in einem Erdbebengebiet ist. Ist auf jeden Fall anfällig Erdrutsche. Nach einem solchen ist ein Streckenabschnitt nicht mehr befahrbar. Seit 2016 gibt es eine Umgehungsstraße, so daß meine Fahrtzeit nur ungefähr 10 Minuten länger als geplant ist. All das weiß ich auf der Hinfahrt noch nicht, das erfahre ich erst abends von Wikipedia (ja die A19 hat eine eigene Wikipage). Die Umleitung bringt meinen Navigationscomputer völlig aus dem Tritt. Für eine Viertelstunde, scheine ich durch ein Niemandsland zu fahren. Die Computerstimme fordert mich immer wieder auf rechts abzubiegen oder sagt „If possible, make a U-Turn“ was bei der weiblichen (aber nicht bei der männlichen) Stimme klingt wie „Impossible! Make a U-Turn“.

In Syrakus mache ich halt bei den Archäologischen Parks (Ausgrabungen) des griechischen Theaters und Amphitheaters. Beide sind zum größten Teil aus einem niedrigen Berg herausgeschlagen. Unmittelbar daneben liegt ein Steinbruch in dem, nach einem fehlgeschlagenen Angriff der Athenischen Flotte, athenische Soldaten Steine brechen mussten. Heute ist das ein schöner Park, der fast wie ein botanischer Garten anmutet. An einem Ende gibt es eine große, künstliche Höhle, die auch Ohr von Dionnysus gennant wird. Ihr Eingang, etwa 25 Meter hoch, sieht entfernt aus wie ein Ohr (von einem Vulkanier) und an ihrem dunklen Ende nach 70 Metern werden die Schallwellen so gebündelt, daß ich sogar das Vogelgezwitscher aus dem Park hören kann.

In Syrakus kann man Überreste eines griechischen Tempels sehen, aber bei weitem nicht so gut erhalten wie in Selinunt. Es gibt auch einen hübschen Platz an dem die Kathedrale Santa Maria delle Colonne steht. Sie integriert einen antiken Tempel und bietet einen großen Mischmasch an Stilen. Neben den griechischen Säulen gibt es Romanik und Barrock. Wikipedia behauptet, daß es mehr gibt, aber das kann ich nicht erkennen. Ich muß auch gestehen, daß ich mittlerweile, nach drei Wochen in Italien, einen gewissen Überdruß verspüre.

Insgesamt scheint aber wenig übrig zu sein von der bewegten Geschichte. Gegründet von den Griechen 734 vor Christus und Wohnort von Platon und Archimedes, gab es einige fehlgeschlagenen Eroberungsversuche. Die erfolgreichen kamen von den Römern, den Arabern, von Byzanz und von den Normannen.

Auf dem Weg in die Altstadt komme ich an einem futuristischen Bau vorbei, der sich als Kirche herausstellt. Mit dem runden Grundriss, der Größe und den fehlenden klassischen Elementen, erinnert es mich mehr an amerikanische Sekten als an eine christliche Kirche. Es handelt sich um die Wallfahrtskirche Santuario Madonna delle Lacrime di Siracusa.

 

Auf der Fahrt zurück geht die Sonne unter. Um fast genau 18:00 Uhr verschwindet sie hinter den Bergen. Endlich, denn vorher stand sie genau in Fahrtrichtung. Jetzt kann ich meine Augen wieder entspannen. Es ist jetzt etwas mehr Verkehr und ich kann beobachten wie rücksichtslos die Italiener hier fahren. Mehrmals macht sich ein Auto auf der linken Spur mit Lichthupe platz. Dabei fahre die anderen schon mindest 30 km/h schneller als erlaubt. An einer Einfahrt weiche ich nach links aus um Platz für zwei Autos zu machen. Im Rückspiegel sehe ich wie das hintere zuerst auf die A19 kommt, dann beschleunigt und dem Auto davor den Platz nimmt um auch die Spur zu wechseln. Es muß dann stehen bleiben. Unglaublich.

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