England 2019, Tag 8
Ich lasse das Frühstück heute etwas kontinentaler angehen. Statt des „Full English Breakfasts“ „nur“ Rührei und Speck. Müsli gibt es vorportioniert. Einfach aber völlig ausreichend. Die Fahrt zum nächsten Hotel ist mit etwa 30 Minuten nicht sehr weit. Bevor wir die aber beginnen, schauen wir uns erst das kleine St. Barb Museum in Lymington an. Es gibt eine kleine aber feine Ausstellung über den hiesigen Schiffbau zu Nelsons Zeiten und über den New Forrest, der als Holzlieferant für die Schiffe diente. Ich lerne, das für ein Schiff wie Nelsons Victory, etwa 6000 Eichen gefällt werden mussten. Soviel, dass der New Forrest abgeholzt zu werden drohte. Nach einer „Baumzählung“ wurde das schlagen der Bäume stärker reglementiert. Eine Aufforstung, die etwa 1900 begann, hat bis heute nicht alle Lücken schließen können.
Als wir nach Southampton aufbrechen, scheint noch die Sonne. Die Straße verläuft durch eine sehr hübsche Landschaft, eben den New Forrest, und erinnert hier ein bischen an Heide. Also einer der Teile, die nicht wieder aufgeforstet wurden. Büsche und bestenfalls kleine Bäume erlauben mir zur Abwechslung einen weiten Blick. Mittlerweile ist der Himmel auch mit Wolken bedeckt, die aber noch nur für eine interessante Stimmung der Landschaft sorgen. Als wir aber im Süden Southamptons ankommen, fällt leichter Nieselregen. Unsere Zimmer sind noch nicht fertig, also laden wir nur unsere Koffer ab und machen uns auf den Weg ins Zentrum der Stadt. Dort gibt es das SeaCity Museum, in dem es unter anderem eine Ausstellung über die Titanic und deren Untergang gibt.
Da Southampton der Heimathafen der Titanic war, stammten viele der fast 900 Besatzungsmitglieder aus dieser Stadt. In einem Raum ist auf den Boden eine Karte der Stadt gemalt, auf der die Häuser und Wohnungen der einheimischen Besatzungsmitglieder eingezeichnet sind. Nur 212 haben den Untergang überlebt.
Wir essen etwas und können auf den Bildschirmen die (eine?) Weltmeisterschaft in Cricket verfolgen. Auch nach etwa dreissig Minuten habe ich keine Ahnung, was das Ziel des Spiels sein könnte. Leider hat es mitlerweile richtig zu regnen begonnen. Wir warten etwas, aber der Regen lässt noch nicht nach. Also werden wir auf dem Weg zum Auto ein wenig naß. Aber es ist ja Sommer. Das heisst in England, dass der Regen nicht so kalt ist. Kurz vor dem Parkhaus kommen wir noch an einem Imbiss vorbei, an dem es „German Doner Kebab“ gibt. Wird hoffentlich nicht aus deutschen Spendern gemacht.
Wieder beim Hotel, können wir endlich auf die Zimmer. Die sind sehr groß und haben tolle Bäder. Peters Zimmer hat ein Himmelbett, dafür habe ich im Badezimmer eine alte, frei stehende Badewanne.
Nun seid Ihr ja endlich im wunderschönen Süden Englands angekommen. Da werden Erinnerungen an meine eigenen Reisen wieder wach.
Auch ich kann mich an die teilweise sehr engen und verwinkelten Straßen abseits der größeren Städte erinnern. Nach deren fahrerischen „Bezwingung“ hatte ich immer das Gefühl, eine schwierige Rallye-Etappe hinter mich gebracht zu haben, mit dem Unterschied, dass mir meine Beifahrerin die Kurven nicht ansagen konnte. Zu allem Überfluss waren wir auch noch mit einem Linkslenker unterwegs. Ich hörte nicht nur einmal den Satz: „Du fährst auf der falschen Seite!“. Speziell dann, wenn kein anderes Fahrzeug zur Orientierung in der Nähe war.
Antje und ich waren mehrmals in der Gegend um West und East Sussex. Die Landschaft ist selbst bei Regen noch zauberhaft und das viele Grün lässt einen tief durchatmen und den Altagsstress schnell vergessen. Ich kann mich noch gut an unsere Bed & Breakfast Pension etwas außerhalb von Seaford erinnern, deren Besitzerin einmal „Landlady of the Year“ war. Das kleine Cottage lag in einem Wald und war so gemütlich, dass wir es in jedem Urlaub in dieser Gegend wieder gebucht hatten.
Ich wünsche Dir und Deinem Vater noch schöne Tage in Südengland mit angenehmen Temperaturen und möglichst wenig Regen. Hier bei uns soll es in der kommenden Woche bis zu 40 Grad heiß werden.