Kanarische Inseln 2016, Tag 14, Regenwald

This entry is part 14 of 25 in the series Italien 2017

Ich habe keine Lust auf lange Autofahrten, also beschließe ich, die Wanderung von vor ein par Tage, die ich wegen Regen abgebrochen habe, nochmal anzugehen. Diesmal in der entgegengesetzten Richtung, so wie im Wanderführer angegeben. Ich fahre allerdings die ersten zwei Kilometer zu der Kreisrunden „Lagune“ mit dem Auto. Bin ich schon gegangen, und es geht hauptsächlich über Straßen. Also kein großer Verlust.

Nach kurzer Zeit komme ich zu einer Betonstraße, die extrem Steil nach unten geht. Vermutlich 20% Gefälle, vielleicht sogar mehr. Ist nach einer halben Stunde kein großes Vergnügen mehr für die Knie. Dann wird es aber interessanter. Zuerst geht es durch ein kleines Dorf, dann durch eine Bananenplantage. Ich kann die kleinen, grünen Bananen an den Bäumen sehen. Die steile Straße geht in einen Wanderweg über. Wieder der Camino Real, der Königsweg. Als ich im Schlamm fast ausrutsche und danach Angst habe, dass mir die von den Felsvorsprüngen herabhängenden Dornenranken, die dünne Regenjacke zerreißen, fange ich an mich zu fragen, wie wohl der Weg für die Nicht-Könige aussehen muss.

Ich komme schließlich im Tal an und muss feststellen, dass dies der typische Weg durch einen Barranco ist.  Also zuerst steil runter und dann auf der anderen Seite wieder steil nach oben.  Oben bin ich schon fast in Las Sauces. Einer der grösseren Orte hier im Nordosten. Vielleicht 5000 Einwohner? Von hier an geht es hinauf und zurück. Und der Weg wird schöner. Denn es geht in Richtung Barranco del Agua. Das ist das Tal, wo ich vor ein paar Tagen schon zwei schönen Wanderungen gemacht habe, und das wirklich atemberaubend aussieht. Wenn man es denn sehen kann. Das Wetter ist etwas besser als bei meinem letzten Versuch, diese Wanderung zu machen. An der Küste ist es immer wieder sonnig. In den Bergen neblig mit Nieselregen. Ist aber ganz erfrischen so.

Ich komme an einen Aussichtspunkt, wo ich die Zugangsstraße sehen kann, die in den Barranco del Agua hineinführt. Zum Visitor-Center in Los Tilos, wo ich vorgestern ja schon war. Ich kann auch die alte Straße sehen, wo früher wohl der Barranco umfahren wurde, so wie heute noch all die anderen. Nur dieser eine wird aber heutzutage durch eine Brücke abgekürzt. Der Ausblick alleine ist schon diese Wanderung wert.

Es geht weiter Steil bergan. Noch führt er über eine Straße. Ist aber eigentlich ganz angenehm zu gehen. Ich muss nicht auf jeden Schritt aufpassen und kann mein Tempo stufenlos meiner Kondition anpassen. Irgendwann geht die Straße in eine Forststraße über. Erst das letzt Viertel geht über den schmalen Hangweg, den ich ja schon gegangen bin. Wegen des Nebels – der so dicht über die Grate zieht, dass er aussieht wie aus einer Nebelmaschiene – und wegen der dichten Vegetation – manche Farnwedel sind so groß wie ich – habe ich keine weiteren tollen Ausblicke. Der Wald ist aber vielleicht gerade wegen des Wetters sehr eindrucksvoll. Ein Regenwald, der mich heute vor dem Regen schützt. Und ich muss mir mal keine Gedanken wegen eines Sonnenbrands machen.

Kanarische Inseln 2016, Tag 13, Vielwetter Insel

This entry is part 13 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

Es geht mal wieder per Auto auf einen Berg und mal wieder zu einem Astronomischen Observatorium.  Ich habe eine Führung durch die größte Sternwarte der Welt gebucht.  Die steht auf La Palma auf dem Roque de los Muchachos auf etwa 2400 Meter über dem Meer.  Und ein paar hundert Meter über den Wolken.

Der Weg hierher führt mal wieder durch viele Kurven und immer kleiner werdende Straßen.  Ich schaffe die 40 km in etwas mehr als einer Stunde.  Hinter jeder Ecke wechselt das Wetter.  Beim Hotel ist es grau und regnerisch.  Auf dem Weg regnet es mal, dann scheint die Sonne.  Ich sehe einen Regenbogen.  Und dann wieder von vorne.  Aber als ich dann auf den Zubringer zum Observatorium abbiege, wird das Wetter dauerhaft besser.  Bald bin ich über den Wolken und die Sonne scheint wieder wie im Sommer.  Die Luft ist aber angenehm kühl.  Eben wie im Hochgebirge.

Die Führung beginnt (inoffiziell) mit der Fütterung der Raben.  Zwei dieser großen und schwarzen Vögel haben sich auf dem Dach meines Autos niedergelassen und werden dann von unserem Guide gefüttert.  Richtig los geht es aber mit einer Übersicht über die unterschiedlichen Observatorien auf einer der vier Hubschrauber Plattformen.  Angeblich gibt es vier, weil zur Eröffnung die vielen Königsfamilien nicht aufeinander warten wollten.

Dann fahren wir im Konvoi zur größten Kugel, die hier auf dem Berg steht.  Dem Gran Telescopio Canarias.  Das hat den zur Zeit größten Spiegel der im sichtbaren Spektrum arbeitet.  Er besteht aus etwa 36 sechseckigen Teilspiegeln.  Währe es eine kreisrunde Fläche, dann hätte sie einen Durchmesser von 10,4 Meter.  Im Gegensatz zu der Besichtigung auf Teneriffa, können wir hier wirklich in die Kuppel hinein und uns das Teleskop direkt anschauen.  Ich laufe also auf 2400 Meter Höhe mit blauem Schutzhelm durch eines der wichtigsten und teuersten Observatorium das Menschen gebaut haben.  Hier auf La Palma, auf diesem Berg, gibt es angeblich die besten Bedingungen für optische Teleskope auf diesem Planeten.  Besser als auf Teneriffa und Hawaii und Chile.  Bis auf letzteres, habe ich alle schon gesehen.

Nach der Tour fahre ich noch die letzten Meter bis zur Aussichtsplatform beim Gipfel des Berges.  Ich kann in die Caldera Taburiente hinabschauen.  Die Aussicht von hier oben ist gigantisch.

Danach geht es wieder hinab, zurück in den Dauerregen beim Hotel.  Wenn man auf dieser Insel lebt, muss man lernen, Wettervorhersagen zu interpretieren.  Jedes Tal hat hier sein eigenes Mikroklima.  Das Wetter und die Temperaturen können sich komplett ändern, wenn man drei Kilometer mit dem Auto fährt. 

Kanarische Inseln 2016, Tag 12, Ein perfekter Tag

This entry is part 12 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

Ein perfekter Tag, so mein Reiseführer, beginnt damit, im Hotel La Palma Romantica aufzuwachen und den Ausblick zu genießen.  Da ich eine ganze Woche hier bin, habe ich das heute morgen getan.

Der nächste Schritt ist, zum Besucherzentrum von Los Tilos, in der Nähe von Las Sauces, zu fahren und einen Spaziergang zu machen.  Kurz vor dem Ende von Las Sauces, einem der weniger kleinen Orte in der Gegend, geht es zuerst über eine hohe Brücke, die einem eine weitere Kehre erspart, nach rechts in eben diese Kehre.  An der Spitze, wo es wieder zurück nach Las Sauces geht, zweigt eine kleine Straße nach Los Tilos ab.  Das Tal hier ist schon sehr eindrucksvoll.  Dicht bewachsene und sehr steile Felswände reichen weit nach oben und weit nach unten.  Es ist schwer, sich nicht von der Fahrerei ablenken zu lassen.

Fast am Ende der Straße parke ich das Auto, da ich nicht sicher bin, dahinter noch wenden zu können.  Links hinauf führt ein Weg zu einem Mirador, einem Aussichtspunkt.  Es dauert etwa eine Stunde bis ich ihn erreiche.  Er führt meist über einen Forstweg, einmal auch etwa hundert Meter durch einen unbeleuchteten Tunnel.  Die letzten Meter führen über einen sehr schmalen Pfad auf eine sehr kleine Plattform, vielleicht 1 qm groß.  Die Aussicht ist unbeschreiblich.  Ähnlich wie in einem norwegischen Fjord sind um mir herum fast senkrechte Bergwände, die aber dicht bewachsen sind.  Es gelingt mir nur leider nicht, Fotos zu machen, die das illustrieren.  Muß man mit eigenen Augen sehen um zu glauben.

Ich gehe noch ein paar hundert Meter weiter den Forstweg hinauf.  Irgendwann zweigt der eigentliche Wanderpfad rechts ab.  Den kann man sechs oder sieben Stunden lang gehen um viele Tunnels und zwei Quellen sehen zu können.  In meinem Wanderführer ist er als schwarz, also schwer, markiert.  Und wirklich, hier steht ein Schild, dass dies ein gefährlicher Pfad sei und man sich anmelden solle.  Habe ich nicht gemacht und außerdem ist es schon nach Mittag.  Ich gehe also nur ein paar Meter bis zur ersten Brücke, die über den Talboden führt.  Der ist vielleicht dreißig Meter weiter unten.  Der Wanderweg führt wohl noch über eine Reihe solcher Brücken.

Ich gehe wieder zurück zum Visitor Center.  Da ich nicht schon wieder zurück zum Hotel will, gehe ich noch zu einem anderen Mirador.  Ist angeblich nur 1,3 km entfernt.  Das sind aber die härtesten 1,3 km die ich je gegangen bin.  Es geht fast die ganze Zeit steil nach oben.  So steil, daß häufig unregelmäßige Treppenstufen nötig sind um überhaupt nach oben zu kommen.  Oben angekommen, ist der Ausblick nicht so toll.  Aber ich hatte meine Bewegung.

Ich weiss nicht, was im Reiseführer sonst noch für diesen perfekten Tag geplant war.  Wahrscheinlich irgendwas mit essen oder trinken.  Ich jedenfalls, fahre zurück ins Hotel, wo ich auch beides tun kann.

Kanarische Inseln 2016, Tag 11, Feuer

This entry is part 11 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

Der Tag beginnt mit einem Schock.  Die Wahl in den USA ist vorüber und meine Reaktion ist wie nach dem Brexit.  Unglauben.  Dies ist der erste Morgen wo in der Hotellobby der Fernseher läuft.  Die anderen Hotelgäste sehen nicht glücklich aus.  Kann aber auch daran liegen, dass es, nach dem gestrigen Stromausfall, noch kein heißes Wasser gibt.

Santa Cruz de la Palma, oder S/C de la Palma, wie es auf manchen Straßenschildern unerklärlicherweise abgekürzt wird, ist etwa 40 km entfernt.  Die Fahrt dauert wegen der vielen Kurven etwa eine Stunde.  Diese Strecke ist, wie ich später feststellen werde, noch der beste und angenehmste Teil der LP-1, die die Insel umrundet.

In Santa Cruz ist es nicht einfach einen Parkplatz zu finden.  Die Stadt liegt wie eine Arena an einem Hang.  Die meisten Sträßchen sind schmal, viele gehen steil den Hang hinauf.  Es gibt zwar gar nicht soviel Autoverkehr aber eben auch nicht sehr viele Parkplätze.  Kurz bevor ich aufgebe, finde ich doch noch einen.

Das Städtchen ist ganz nett und hat sich, im Gegensatz zu den meisten Städten und Dörfern auf Teneriffa, den originalen Character erhalten.  Es gibt alte Häuschen und Plätze mit Kirchen.  In Städten auf dem Festland eher eine Selbstverständlichkeit.  Aber hier auf den Kanarischen Inseln, gibt es wenig Platz zum Bauen und Straßen zu bauen ist auch schwierig.  Also wird im Zweifel etwas altes abgerissen.  Hier war das aber nicht so schlimm.  Nur einen Hafen gibt es nicht.  Statt dessen beherscht ein verhältnismäßig großer und moderner Industriehafen die Küste.

Es gibt ein nettes Maritimes Museum, in dem ich mehr über den Schiffbau auf den kanarischen Inseln erfahre.  Mit den hiesigen Kanarischen Kiefern, die besonders Harz reich waren, konnten ein paar der besten Segelschiffe gebaut werden.  Auch die Lage als letzer Stop vor der Atlantiküberquerung war günstig.   Aber es hat auch an Platz und Rohstoffen gefehlt.  Auch politische Gründe waren verantwortlich dafür, das die kanarischen Inseln keine wichtigere Rolle in der Schifffahrt Spaniens gehabt haben.

Meine Fahrt geht weiter nach Westen, quer über die Insel.  Die Straße nach El Paso und dann nach Los Llanos, der größten Stadt der Insel, windet sich aber zuerst, wie ein Adler in der Thermik hinauf, um den Rand der Caldera Taburiente zu überwinden.  Auf dem höchsten Punkt gibt es noch einen kurzen Tunnel und ich bin im zentralen Bereich der Insel.  Das Wetter und die Vegetation ändert sich schlagartig.  Statt der eher feuchten Nebelwälder gibt es hier einen trockenen Kiefernwald.  Die Ausblicke sind gigantisch.

Kurz vor El Paso gibt es ein großes Besucherzentrum, in dem ich mehr über Geologie, Botanik und Faune der Caldera erfahren kann, als ich wissen wollte.  Es gibt viele Wanderwege, aber wenige Parkplätze.  Außerdem sind die meisten Wege keine Rundwege.  Auch wegen der langen und beschwerlichen Anfahrt, bin ich noch nicht sicher, ob ich hier nochmal hinkomme.

Mein Rückweg führt mich weiter nach Los Llanos, das im Westen der Insel liegt.  In einem Bogen entlang der Nordspitze der Insel führt die LP-1 dann wieder nach Barlevento, wo mein Hotel ist.  Obwohl dies die Haupt-Straße der Insel ist (ich versuche bewusst, das Wort Autobahn zu vermeiden) ist sie fast überall einspurig.  Immerhin gibt es einen Mittelstreifen, fast überall.  Und meistens ist die eine Spur auch breit genug, dass man einen entgegenkommenden Bus bequem passieren kann.  Meistens.  Es ist gut, dass es so wenig Verkehr gibt.  Allerdings, nach etwa 3 Stunden fahrt, bin ich wegen der vielen Kehren und Kurven ein wenig seekrank.

Immerhin, am Abend gibt es wieder heißes Wasser und ich kann endlich mal wieder richtig duschen.  Draußen ist es mittlerweile so kalt, vielleicht etwa 15 Grad, dass in der Lobby, ein Kaminfeuer lodert.  Dafür ist der Fernseher aus.  Ist vielleicht auch besser so.

Kanarische Inseln 2016, Tag 10, Spanische Stunde

This entry is part 10 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

Um dem Regen zu entgehen, wähle ich heute eine Route entlang der Küste.  Die Weglänge ist mit etwa 6.5 km angegeben, hin und zurück also etwa 13 km.  Klingt nicht nach viel.  Allerdings ist dies kein Weg am Hang entlang, der auf konstanter Höhe verläuft.  In jedem der Barrancas, tiefe Täler, die durch Erosion in die Hänge hinein geschnitten wurden, geht es auf steilen Wegen tief hinunter.  Dadurch geht es ständig auf und ab.  Das macht den Weg einerseits interessant und abwechslungsreich, auf der anderen Seite aber auch sehr beschwerlich.  Während ich in den Alpen zuerst drei Stunden nur bergauf und dann drei Stunden nur bergab gehe, muss ich hier ständig umschalten.

Das Wetter ist angenehm.  Sonnig mit Wolken.  Erst zum Ende hin ein paar Schauer.  Die Ausblicke, die Küste nach Westen hinunter sind toll und allein schon die Wanderung wert.  In den steilen Wänden der Barrancos gibt es immer wieder Überhänge.  Manche wurden von Menschen weiter ausgehöhlt.  In einigen sind sogar sowas wie kleine Schuppen eingebaut worden.

Als ich wieder ins Hotel zurückkomme, ist immer noch der Strom weg.  Der ist wohl mitten in der Nacht ausgefallen.  Mittlerweile gibt es auch kein warmes Wasser mehr.  Das war heute Morgen noch vorhanden.  Auf meine Frage, wie lange die Reparaturen noch dauern werden, bekomme ich die Antwort „Eine Stunde, eine spanische Stunde“. Leider ist der Strom nach dem Abendessen, nach mehr als zwei Stunden, immer noch weg.  Um nicht mein Zimmer mit Kerzen beleuchten zu müssen, bekomme ich für die Nacht ein zweites Zimmer, im Haupthaus, das noch Strom hat.

Kanarische Inseln 2016, Tag 9, Regen

This entry is part 9 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

Ich probiere heute einen Wanderweg, den ich vom Hotel aus starten kann. Nach einem kurzen Abstecher nach Barlovento um Verpflegung für unterwegs zu kaufen (im lokalen Spar) geht es zur, etwas großspurig benannten, Laguna de Barlevento. Das ist eine große Schüssel aus Beton, vielleicht 150 Meter Durchmesser, in der Wasser gesammelt wird. Sieht aus wie ein gescheiterter Versuch, ein Radioteleskop zu bauen. Vielleicht haben sie ja den Abfluss vergessen.

Die Erde hier ist dunkel rot-braun und lehmig. Das führt zu rutschigen Wegen. Mein Wanderweg führt an einem sehr steilen Hang entlang. Da er aber dicht bewachsen ist, ist das nicht sehr gefährlich. Wegen der durch Erosion entstandenen tiefen Einschnitte, führt der Weg in vielen Kurven immer wieder rauf und runter. Die Bäume sind so dicht, dass ich die Küste nicht sehen kann.

Nach etwa fünf Kilometern komme ich zu einem verfallenen Betonhäuschen. Kurz dahinter sehe ich etwas, dass aussieht wie die Räder eines alten Minenwagens. Im Berghang dahinter ist eine niedrige Tür mit Warnhinweisen. Was haben sie in dieser alten Miene wohl gemacht? Und in diesem Moment fängt es an zu regnen. Zuerst freue ich mich in der Hoffnung, dass nach dem Regen die feucht-kühle Luft etwas weniger feucht sein wird. Aber der Regen hört nicht auf sondern wird stärker. Nach fünf Minuten fange ich an, über das Umkehren nachzudenken. Ich bin auf kurze Regenschauer eingerichtet, aber nicht auf längere, sintflutartige Sturzfluten. Und ich weiß nicht, ob die Wege, die schon ohne Regen ein wenig rutschig sind, irgendwann unpassierbar werden. Nach weiteren fünf Minuten mache ich mich dann auf den Heimweg. Sicher ist sicher. Außerdem bin ich hier zur Erholung, und nicht um drei weitere Stunden in Regen und Wind zu bewältigen.

Der Rückweg ist kein Problem. Da auch die Sichtweite teilweise bei vielleicht 50 Metern liegt, hätte ich sowieso nicht viel vom weitergehen gehabt. So bin ich schon um 1 Uhr wieder im Hotel und kann ein wenig faulenzen.

Kanarische Inseln 2016, Tag 8, Die kleine Überfahrt

This entry is part 8 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

Es ist fast 12 Uhr und ich habe das Auto am Flughafen (Teneriffa Süd)
abgegeben, bin per Bus nach Los Cristianos gefahren, und habe dann
meinen Koffer klappernd durch die halbe Stadt geschoben. Jetzt sitze
ich in der Fähre und bin mit etwa 27 Knoten von Teneriffa nach La
Gomera unterwegs. Nach (hoffentlich) kurzen Stop in San Sebastian, der Hauptstadt wie ich später durch googlen herausfinde, geht es dann weiter nach Sant Cruz auf La Palma. Auf der rechten Seite, pardon steuerbord, kann ich jetzt die imposante Steilküste von Teneriffas Nordwestspitze sehen. Gestern bin ich da noch gewandert.

Auf La Gomera parkt die Fähre rückwärts ein. Zuerst ist sie etwa 20 Meter versetzt, erst im letzten Moment wird das korrigiert, so dass die Autos auf allen drei Spuren an Land fahre können. Der Halt ist wirklich nur kurz und es geht auf den Weg nach La Palma. Es gibt zwar keine nennenswerten Wellen, aber die Dühnung bringt das Schiff doch etwas zum Schaukeln. Als wir in La Palma ankommen, bin ich etwas seekrank. Die Fahrt zum Hotel macht es nicht besser. Es sind zwar nur etwa 40 Kilometer, aber durch die vielen Kurven und das auf und ab wirkt und dauert es wie doppelt so viel. Das Auto ist ein VW Caddy.  Fährt sich erstaunlich gut, ist aber ein bischen groß. Mal sehen, ob ich das vielleicht morgen gegen ein kleineres tauschen kann. Heute möchte ich die vielen Serpentinen nicht noch zweimal (von und wieder zuück zum Hotel) fahren.

Das Hotel, Hotel La Palma Romantica, ist besser als erwartet. Mein Zimmer ist viel besser als erwartet. Es ist eines von dreien in einem kleinen, allein stehenden Haus. Es hat Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad, und Jacuzzie (dessen Schreibweise ich auch erstmal  im Internet herausfinden muß).  Und sogar einen funktionierenden Kamin. Draußen ist es sehr grün. Komplett anders als auf Teneriffa. Hier wachsen Palmen und andere exotische Bäume. Auch auf der Fahrt vom Flughafen (wo ich das Auto abgeholt habe) zum Hotel, dass oberhalb von Barlevento im Nordosten liegt, habe ich schon gesehen wie grün es auf dieser Insel ist. Wenn ich die Augen von der verschlungenen Straße nehmen konnte. Erinnert mich ein wenig an Hawaii.

Auf Spiegel Online habe ich eben von Eis und Schnee in Deutschland gelesen.  Ich hatte ganz vergessen, das schon November ist.  Kaum zu glauben, dass ich erst eine Woche unterwegs bin und zwei weiter vor mir habe.

Kanarische Inseln 2016, Tag 7, Kollision der Wolken

This entry is part 7 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

An meinem letzten Tag auf Teneriffa fahre ich nach Santiago del Teide um dort eine Wanderung nach Masca zu beginnen.  Per Auto bin ich ja schon dort gewesen.  Ich habe aber immer noch keine Lust mich nochmal mit dem Auto auf diese kriminellen Serpentienen zu begeben.  Ausserdem gibt es in Masca auch keinen Parkplatz.  Wie ich später während der Wanderung sehe, fahren eine Menge Autos dorthin.

Ich mache heute eine Wanderung, die in meinem Wanderführer beschrieben ist.  Der Anfang führt nicht entlang eines markierten Wanderweges und ich muss den Einstieg erst suchen.  Er liegt irgendwo gleich außerhalb von Santiago.  Ist aber kein Problem.  Er beginnt genau wie im Buch beschrieben.  Der Weg beginnt auf der Sonnenseite des Berges und führt entlang eines Kiefernwaldes.  Hier gibt es keinen Schatten.  Nach etwa 45 Minuten habe ich den ersten Pass erreicht und kann auf Santiago herabschauen.  Auf der anderen Seite des Passes ist nichts zu sehen.  Hier ist dichter Nebel.  Ich überlege kurz, ob ich überhaupt weiter gehen soll.  Dann beginnt sich der Nebel aber auch schon zu lichten.  War wohl nur eine Wolke, die kurz hier rüber gezogen ist.

Ich kann sehen wie Nebelschwaden von beiden Seiten des Passes heraufziehen und hier kollidieren.  Mittlerweile kann ich auch ins Tal auf der anderen Seite schauen und sehe Masca.  Die überwältigenden Berge werden dahinter werden auch langsam sichtbar.  Ich gehe den Weg weiter, der mittlerweile ein markierter und ausgeschilderter Wanderweg ist.  Es gibt viele Stellen mit Ausblick ins Tal, die umlegenden Berge und aufs Meer.  In der Ferne sehe ich La Gomera.  Der Ausblick hier ist sagenhaft.

Der Weg führt meist auf der einen oder anderen Seite eines Berggrats entlang.  Auf der einen Seite trocken, auf der anderen Seite liegt ein Nebelwald, so der Wanderführer.  Hier ist der Weg von Bäumen von der Sonne geschützt und es ist dunkel und kühl.  Sehr angenehm.

Nach etwa zwei Dritteln seiner Streck macht der Weg einen scharfen Knick und führt nun recht zielstrebig hinunter nach Masca.  Es riecht etwas streng und da ich keine Elefantenherde sehe, nehme ich an, dass der Geruch von den Früchten von Kakteen stammt, die hier auf dem Boden vor sich hin gammeln.  Sonst war der Geruch sehr angenehm nach dem Harz von Nadelbäumen und von wilden Kräutern.

Ich gehe nicht ganz bis nach Masca hinunter sonder drehe am Aussichtspunkt über dem Dorf wieder um.  Der Reiseführer schreibt, dass der Rest des Weges teilweise über die Autostraße führt.  Dort ist ja schon für Autos wenig Platz.  Das ist mir zu gefährlich.

Also wieder zurück.  Insgesamt etwa 15 Kilometer.  Als ich wieder am ersten Pass oberhalb von Santiago del Teide bin, mache ich noch den kurzen Abstecher, der im Wanderführer beschrieben wird.  Meine erste Gipfelbesteigung in diesem Urlaub.  Es gibt einen tollen Blick auf die Gegend.  Aber es wird langsam diesig und die Sonne steht etwas ungünstig.  Ich weiß also nicht, ob die Bilder der Wirklichkeit gerecht werden.

Das war der schönste Wanderweg bisher auf dieser Reise.  Sehr abwechslungsreich, anspruchsvoll aber nicht zu anspruchsvoll.  Und sehr anstrengend.  Ich bin froh, dass ich morgen mit der Fähre nach La Palma fahren werde und mich nicht so viel bewegen müssen werde.

Diese Straße muss ich heute nicht fahren
Diese Straße muss ich heute nicht fahren
La Gomera
La Gomera
Masca
Masca

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Auf dem Pass
Auf dem Pass

Kanarische Inseln 2016, Tag 6, Kiefernrauschen

This entry is part 6 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

Ich fahre heute zum dritten Mal nach Vilaflor.  Diesmal ist dieses höchste Städchen Teneriffas aber mein auch mein Ziel.  Hier startet meine Wanderung zu der sogenannten weissen Mondlanschaft (Paisaje Lunar).  Am Anfang geht es über einen Weg, der nach einer alten Straße aussieht, von der die Pfalstersteine geklaut worden wären.  An der Seite gibt es alte Terassen wo einst wohl Tomaten oder Wein gezüchtet wurde.  Rohre an der Seite des Weges dienten wohl der Bewässerung,  heute sind die Terassen aber nur noch direkt bei Vilaflor in Betrieb.

Der Weg geht über Stock und Stein, die Steigung ist aber ganz angenehm.  Es geht durch einen lichten Kiefernwald.  Im Wind rauschen die Bäume wie ein sehr gleichmäßiges Meer.  Mit dem Postkartenwetter im Hintergrund mache ich viele Fotos, die vermutlich alle gleich aussehen werden.  Grüne Kiefer auf dunklem Boden vor blauem Himmel mit weißen Wolken.  Den Teide kann man von hier nicht sehen, weil der Kraterrand im Weg ist.

Nach etwa 6 km komme ich zur weißen „Mondlandschaft“.  Weiße Bimssteinkegel, die mehrere Meter in die Höhe ragen.  Für mich sieht das eher wie eine Kulisse aus Raumschiff Enterprise aus, als eine Mondlandschaft.   Ist alleine vielleicht gar nicht so eindrucksvoll, aber zusammen mit den, teils sehr alten, Kiefern, sieht das ganze sehr hübsch aus.  Der Aussichtspunkt ist von den Bimssteinsäulen noch durch eine Schlucht und vielleicht 150 m getrennt.  Also mache ich von dem sehr gut markierten Weg, bei dem auch manche Abzweigungen als „nicht der Weg“ markiert sind, einen Abstecher auf einem kleinen Pfad.  Ich komme direkt unter den Säulen wieder heraus.  Es gibt von hier einen zwar markierten Weg zurück nach unten.  Wo der aber genau hinführt weiß ich nicht, und gehe zurück auf den ursprünglichen Rundweg.

Nach weiteren sechs oder sieben Kilometern bin ich wieder zurück in Vilaflor.  Das war eine wirklich schöne Wanderung durch eine tolle Gegend.

Hier geht's lang
Hier geht’s lang
Hier geht's nicht lang
Hier geht’s nicht lang
Wilder Wein?
Wilder Wein?
Pipes provided by Brazil (the movie)
Pipes provided by Brazil (the movie)
Es wahr ein mal
Es wahr ein mal
Einer entwischt
Einer entwischt
Geologie zum Anfassen
Geologie zum Anfassen
Star Trek Filmset
Star Trek Filmset

Kanarische Inseln 2016, Tag 5, Der Titan

This entry is part 5 of 20 in the series Kanarische Inseln 2016

Ich schaue mir heute die Hauptstadt der Inseln an.  Santa Cruz de Tenerife ist auch, neben Las Palamas de Gran Canaria, eine der beiden Hauptstädte der Kanaren.  Die Fahrt führt über die, meist zweispurige, TF-1 und lässt sich angenehm fahren.  Nach der Kurverei gestern eine wahre Erholung.  Nach etwa 50 Minuten bin ich in der Stadt.  Ich finde sofort einen Parkplatz.  Hatte ich mir nicht so einfach vorgestellt.  Ich muss nicht mal was bezahlen.

Direkt neben dem Parkplatz liegt das Palmetum, ein botanischer Garten, der auf Palmen spezialisiert ist.  Hatte ich nicht auf meinem Plan, schaue ich mir aber trotzdem an und wird das Highlight des Tages.  Erbaut auf einer ehemaligen Müllkippe und erst vor zwei Jahre eingeweiht. Hat man von hier einen tollen Blick auf den Atlantik, an dem das Palmetum liegt, und auf die Stadt.  Letzteres ist allerdings kein Vorteil, denn die Stadt ist wahrlich keine Schönheit.  Nur durch die Autobahn getrennt, liegt auch eine Raffinerie direkt gegenüber.  Ab und zu weht ein unangenehmer, chemischer Geruch herüber.  Ansonsten ist es hier oben aber sehr idyllisch.  Ich habe nicht geahnt, dass es so viele unterschiedliche Arten von Palmen geben könnte.  In der Mitte gibt es einen geschützteren Bereich wo die empfindlicheren Palmen leben.

Weiter geht es zu der architektonisch sehr eindrucksvollen und eigenwilligen Oper, dem Auditorio de Tenerife.  Ich finde keine Worte, die deren Aussehen beschreiben würden.  Ein Foto muß reichen.  Zwischen Palmetum und Auditorium liegt ein tolles Schwimmbad. In den Becken sind kleine Inseln, auf denen Palmen wachsen.  Da würde ich doch gerne mal ins Wasser gehen.

Es regnet ein bischen und die Luft wird etwas angenehmer.  Ein Hygrometer im Kunstmuseum, meinem übernächsten Stop, zeigt 70 Prozent.  In einem klimatisierten Raum.  Insgesamt ist es heute aber ganz angenehm.  Etwas kühler als an den vergangenen Tagen.  Nicht ganz 25 Grad.  Die Bilder sind interessant aber nicht spektakulär.  Dafür ist der Eintritt frei.

Zuerst finde ich aber noch die alten Reste einer ehemaligen Festungsanlage.  Die wurde im frühen 20ten Jahrhundert abgerissen um Platz für die expandierende Stadt zu machen.  Es gibt ein kleines Museum unter dem Plaza de Espana.  Liebevoll gestaltet und freier Eintritt.  Von der Festung gibt es aber auch nur ein Stückchen der Außenmauer und eine Kanone zu sehen.  Die Kanone, El Tigre, soll im Jahr 1797 mitgeholfen haben, einen Angriff der Briten unter Leitung von Nelson abzuwehren.  Angeblich durch diese Kanone hat Nelson einen Arm verloren.

Zum Abschluss meiner Stadtbesichtigung schaue ich im Naturkundemuseum vorbei.  Ist groß und gut ausgestattet, aber alle Beschriftungen sind nur in spanisch.  Ich kann zwar einen großen Teil entschlüsseln, aber das ist doch recht umständlich und ich verbringe nicht allzu viel Zeit hier.

Auf dem Rückweg zum Auto fällt mir wieder ein merkwürdiges Schiff im Hafen auf, das ich auf Hinweg schon gesehen hatte.  Ich kann nicht wirklich glauben was ich sehe und muss später im Internet recherchieren, dass ich keiner optischen Täuschung erlegen bin.  Die Ramform Titan hat eine Breite von 70 Metern.  Bei einer Länge von nur 104 Metern.  Ich kann leider wegen Zäunen kein gutes Bild machen.

Ich werde mit Santa Cruz nicht recht warm.  Es ist keine schöne Stadt.  Ich glaube nicht, dass ich nochmal hierher kommen werde.